Z W E I U N D V I E R Z I G

18 2 0
                                    

Es waren nun schon zwei Wochen seit der Hochzeit und Krönung vergangen, aber Mariah hatte immer noch Schwierigkeiten, sich an ihre Ehe und ihr Leben als Königin anzupassen. Es half nicht, dass sie sich in den letzten fünf Tagen unruhig fühlte und nicht schlafen konnte. Jede Nacht wacht sie mit unerträglichen stechenden Schmerzen am Hals auf und bleibt die ganze Nacht auf, wälzt sich im Bett herum, wartend, dass der Schmerz endlich aufhörte. Sie wusste nicht den Grund, aber ihr Herz sagte ihr immer, dass es wegen Alador sein müsse und so verbrachte sie ihren Tag damit, sich Sorgen um ihn zu machen und was er wohl mit sich selbst anstellen könnte.

Seit der Nacht, in der sie ihn im Wald zurückgelassen hatte, hatte er sich ihr nur dreimal gezeigt und nicht einmal in seiner wahren Form, sondern die eines Panthers. Oft blieb er im Garten unter ihrem Balkon und sie spürt immer seine Anwesenheit, wenn er kam. Er saß dort einfach und beobachtete sie. Wenn sie es nicht ertragen konnte, ihn anzusehen, drehte sie sich um, ging in ihr Zimmer und nach einer Weile spürte sie, wie er wieder ging und tat nichts weiteres als zu seufzen. Aber nachdem er in der Nacht ihrer Hochzeit zu ihr gekommen war, war er nicht wieder zu ihr gekommen und das war es, was sie am meisten beunruhigte.

Das Geräusch der sich öffnenden Tür riss sie aus ihren Gedanken und als sie Lugar sah, seufzte sie und schloss die Augen. "Meine Königin, bilde ich mir das ein oder freust du dich nicht, deinen König zu sehen?" fragte er, als er auf sie zukam und sich neben sie auf das Bett setzte. Seine Hand glitt nach oben und streichelte ihre Wange und es kostete sie alle Kraft, sich nicht von seiner Berührung abzuwenden. Sie fragt sich oft, wann sie anfangen würde, seine Berührung zu akzeptieren. "Bist du heute Abend endlich bereit für mich, meine Liebe?"

"Es tut mir leid, mein König, aber ich habe meine Periode", antwortete sie.

"Was für ein Unsinn", schrie er und ließ sie erzittern. "Seit unserer Hochzeitsnacht kommst du mit Ausreden, du bist meine Frau, wann wirst du deine Pflichten erfüllen?"

"Du hast mir gesagt, du würdest auf mich warten, du hast mir gesagt, du würdest mir Zeit geben. Hältst du nicht mehr zu deinem Wort?" fragte sie mit zitternder Stimme.

"Nein, aber ich habe es versucht. Es ist nun schon zwei Wochen seit unserer königlichen Hochzeit. Wie viel Zeit möchtest du noch? Hast du nicht von den Gerüchten im Palast gehört?"

Mariah seufzte. Sie hatte das gehört. Die Palastdienerinnen dachten, dass sie keine Jungfrau mehr sei, schließlich war kein Blutfleck auf ihren Laken nach ihrer Hochzeitsnacht. So sehr sich eine Dame darüber Sorgen machen sollte und noch schlimmer eine Königin, war sie zumindest nicht beunruhigt und nicht in der Stimmung, zu ihrem Mann zu eilen, um ihnen das Gegenteil zu beweisen.

"Bitte, ich weiß, was vor sich geht und ich werde es beenden, das verspreche ich dir. Nachdem meine Periode vorbei ist, werde ich meine Pflichten erfüllen. Du hast mein Wort als deine Königin."

"Gut, es sei denn, du wirst es besser machen. Ich habe dich nicht geheiratet, um das jede Nacht durchzumachen."

"Ich verstehe", flüsterte sie und hörte ihn seufzen.

"Gut, dann schlafe gut", er lehnte sich vor, um sie zu küssen und sie schloss die Augen fest und ballte die Fäuste zusammen, um sich daran zu hindern, ihn wegzustoßen. "Gute Nacht, meine Königin", lächelte er und stand auf. Dann, noch einmal auf sie schauend, verließ er das Zimmer.

Mariah ließ den Atem los, den sie angehalten hatte und öffnete die Augen. Sie erinnerte sich einmal mehr daran, dass sie sich nicht so fühlen sollte. Er war ihr Ehemann und er besaß sie. Sie fragte sich, warum sie ihm seine Pflichten verweigerte, konnte aber keine Antwort finden. Sie hatte einfach das Gefühl, dass es nicht richtig war und sie fragte sich warum. Als sie sich auf das Bett legte, wünschte sie, sie könnte Sheila sehen. Seit ihrem Hochzeitstag war die schöne weiße Füchsin gegangen und nicht zurückgekehrt. Sie wusste, Alador musste sie weggenommen haben, oder vielleicht hatte sie beschlossen, von selbst zu gehen. Immerhin hatte sie sich von ihrem Meister getrennt.

Seufzend kauerte sie sich auf dem Bett zusammen und begann leise zu schluchzen. Sie verstand es nicht mehr. Warum war das Schicksal so grausam zu ihr? Warum schenkte es ihr ein solches Leben, ein Leben ohne Glück, ohne Happy End? Würde sie so den Rest ihres Lebens leben? War das ihr Schicksal? Wann würde der Schmerz aufhören? Wann würde das Zeichen von ihrem Hals verschwinden? Wann würde es endlich vorbei sein? 

Sie ging alles immer wieder durch und fühlte den Schmerz, den sie durchmachte, bis sie einschlief.

***

Im Reich der Götter versammelten sich alle im Thronsaal zu ihrer üblichen Besprechung, als die Tür von einem starken Wind aufgeblasen wurde. Sie alle drehten sich zur Tür, fragten sich, welcher Gott es wagen würde, das zu tun, aber als sie sahen, wer dort stand, waren sie alle überrascht.

"Alador", Azura stand von ihrem Platz auf und beobachtete ihn, aber als der Mann, der an der Tür stand, sie ansah, ließen sie die pechschwarzen Augen, die ihr entgegenstarrten, erzittern. Das war nicht ihr Sohn, jeder wusste, dass Alador einen Hauch von Feuer in den Augen hatte, warum waren sie jetzt komplett schwarz? "Was ist mit dir passiert?" fragte sie, aber er ignorierte sie und trat in den Saal.

Ein Blick auf die Gesichter aller im Raum, lächelte er gefährlich und richtete seinen Blick auf Ilayas, der auf dem Thron saß. "Ich bin gekommen, um das zu nehmen, was mir gehört", sagte er.

"Unsinn", sagte ein weißhaariger Gott und stand auf. Von der Position seines Platzes war zu verstehen, dass er einer der Ältesten war. "Du hast diesen Thron seit achthundertfünfzig Jahren verlassen, du kannst nicht einfach auftauchen und verlangen, dass er dir zurückgegeben wird."

Alador lachte. "Es ist mir egal, ob es euch gefällt oder nicht. Ich bin der Sohn von Zachery und es steht mir zu, ihn zu beerben. Jetzt tretet beiseite und lasst mich meinen Platz einnehmen."

"Alador", rief Bamushka besorgt, "wovon redest du, was ist mit dir passiert?"

Alador schaute weder sie an, noch antwortete er. Sein Blick blieb nur auf Ilayas gerichtet. "Wirst du es freundlich tun oder muss ich mir meinen Weg erkämpfen?" Er neigte den Kopf zur Seite. "Ich würde es gerne tun", lächelte er gefährlich.

"Was ist los, Eure Hoheit, ihr sprecht nicht wie ihr selbst", sagte einer von ihnen.

"Weil er nicht er selbst ist", sprach endlich Ilayas, "Alador ist zu einem Tier geworden", offenbarte er und alle schnappten nach Luft. Jeder kennt die Regel: Ein Gott durfte sich niemals in einen Menschen verlieben und wenn sie es taten, mussten sie einen schrecklichen Preis zahlen, wenn die Liebe nicht erwidert würde. Das war der Grund, warum keiner von ihnen gerne mit Menschen verkehrte, aus Angst, sich in sie zu verlieben. Götter, die die Regel vor Alador gebrochen hatten, hatten es auf die harte Tour gelernt und wurden als Beispiel für die neuen Götter genutzt, weshalb niemand Aladors Regelbruch unterstützte.

"Oh Gott, nein", schluchzte Azura und eilte sofort zu ihrem Sohn.

"Azura, nein", riefen alle, aber es war zu spät. Alador, schleuderte sie mit einer Handbewegung brutal gegen eine Wand und kümmerte sich nicht darum, ob sie überlebte oder nicht.

Nach einem Blick auf Ilayas wiederholte er: "Ich bin gekommen, um meinen Platz einzunehmen und es ist mir egal, ob ich mir meinen Weg erkämpfen muss oder nicht."

Alle spürten endlich die Gefahr dessen, was passierte und antworteten ihm nicht mehr leichtsinnig. Bamushka eilte zu Azura, um nach ihr zu sehen, aber sie hatte das Bewusstsein verloren. "Alador, deine Mutter..." sagte sie zu ihm, aber er ließ sie nicht ausreden und schwang erneut seine Hand, wiederholte denselben Angriff gegen sie.

"Genug", rief Ilayas und stand auf, "gut, ich akzeptiere deine Herausforderung. Wenn du mich in einem Kampf besiegst, werde ich dir den Thron überlassen, aber wenn nicht..."

"Gut", unterbrach er, bevor er fertig werden konnte, "ich werde dich morgen früh auf dem Schlachtfeld sehen", dann drehte er sich um und ging.



Come Love A Stranger - Deutsche Übersetzung ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt