Kapitel 12

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Milan


Entspannt scrollte ich ein letztes Mal durch die Dokumentation meines letzten Termins. Alles passte. Perfekt.
Zufrieden schloss ich die Akte und blickte aus dem Fenster. Ein paar Sonnenstrahlen brachen sich ihren Weg durch die Wolken. Nicht dass meine Stimmung besonders wetterabhängig war, aber das helle Licht ließ meine Mundwinkel kurz nach oben zucken.
Heute war ein guter Tag.
Das war der Mittwoch meistens, weil er nur halbe Arbeitszeit bedeutete. Doch auch die letzten Tage waren deutlich angenehmer gewesen als das Chaos zuvor. Selbst das drängende Verlangen, das ich vorletzten Freitag auf dem Parkplatz des Busbahnhofs verspürt hatte, hatte sich still und leise verkrochen. Wäre ich gläubig, würde ich den Göttern danken, mich vor diesem riesigen Fehltritt bewahrt zu haben. Vor beiden Fehltritten.
"Na, du bist ja heute gut drauf", quittierte Famke. "Ich hol mal die nächste Patientin rein."
"Danke dir."
Auch heute lief alles wie am Schnürchen. Kurze Sprechzeiten, gut gelaunte Patienten, keine Notfälle. Und nur noch zwei Stunden bis Feierabend.
Gerade wollte ich einen Schluck Wasser trinken, als das System mir den Namen der Patientin anzeigte, die als nächstes vor der Tür stand.
Ayla Sapor.
Das konnte doch wohl nicht sein. Hatte ich ihr am Freitag nicht deutlich genug gezeigt, dass ihre Anwesenheit absolut unerwünscht war.
Mein Griff um die Glasflasche verstärkte sich. Vorsichtshalber stellte ich sie ab, bevor das Glas in meinen Händen in tausend Teile zersprang.
So eine Scheiße.
Das war genau das, was ich befürchtet hatte. Sie gehörte zu der Sorte, die ein Nein nicht akzeptierte und zwischen aller Abfuhr wahrscheinlich immer noch den Funken Hoffnung suchte, dass es doch kein endgültiges Ende war. Der Funke Hoffnung darauf, dass die eigenen Gefühle doch erwidert werden oder sogar die Chance auf eine Beziehung bestand. Auch meinen Weg hatten solche Personen gekreuzt, die einfach nicht wussten, wann Schluss war und es immer wieder probierten.
Die Range der verzweifelten Methoden reichte dabei von Nachrichten, die irgendwann nicht mehr als eine Selbstunterhaltung im Chat waren, über Aufkreuzen vor der Wohnung oder dem Arbeitsplatz bis hin zu monatelangem Stalking – sowohl online als auch offline. Wo Ayla sich auf diesem Kontinuum befand, konnte ich noch nicht sagen. Vielleicht müsste ich ihr gleich noch einmal sehr deutlich zeigen, dass ich nicht auf weiteren Kontakt bedacht war. Mit Schwester Famke im Behandlungszimmer gestaltete sich dieses allerdings als ein durchaus schwieriges Unterfangen.
Es klopfte gegen die halbgeöffnete Tür.
"Ja bitte", sprach ich mit ruhiger Stimme.
Die Tür wurde ein Stück weiter aufgeschoben.
"Guten Tag, Herr Doktor Degard." Ayla stand im Türrahmen. Dieses Mal ohne Makeup und halbtransparente Bluse. Ob mir letzteres gefiel, wusste ich nicht. Was mich jedoch störte, war die förmliche Ansprache. Ich hatte den Klang meines Namens aus ihrem süßen Mund gemocht. Allerdings war es besser so.
"Frau Sapor." Ich hoffte, die Genervtheit in meiner Stimme unterdrücken zu können. "Was führt Sie zu uns? Erneut."
Ayla kniff ihre Lippen zusammen. Ob es der Seitenhieb oder die Nachwehen unseres Dates am Freitag waren, konnte ich nicht sagen. Aber sie fühlte sich unwohl. Sehr schön, vielleicht war sie so in zwei Minuten wieder vor der Tür.
"Kniegelenk", piepste sie.
Das war neu.
"Was ist mit Ihrem Gelenk?"
Sie setzte sich mir gegenüber auf den Stuhl und warf einen kurzen Blick auf Famke, dann auf mich. "Es schmerzt und kribbelt ab und an."
"Nach bestimmten Aktivitäten?" Ich beschloss, das lächerliche Schmierentheater vorerst mitzuspielen. Vor Famke konnte ich sie ohnehin schlecht hochkant rausschmeißen.
"Nein, es ist eher abends. Unabhängig von dem, was ich vorher getan habe." Sie faltete die Hände im Schoss. "Vielleicht ist es eine beginnende Arthrose?"
Am liebsten wollte ich aufstöhnen und ihr sagen, dass sie solch ernsthafte Erkrankungen nicht instrumentalisieren sollte, um ihre Flirterei voranzutreiben. Doch in dem Moment erkannte ich einen Funken Angst in ihren Augen.
Sie hatte tatsächlich Angst. Nicht vor mir, dafür kannte sie mich nicht gut genug. Sie schien jedoch tatsächlich davon überzeugt zu sein, es könnte sich um Arthrose handeln. O Mann, wir brauchten dringend einen Therapeuten in unserer Praxis.
Bemüht einfühlsam lehnte ich mich nach vorne und sprach: "Frau Sapor, ich kann Ihnen gerne eine erneute Überweisung zum Orthopäden ausstellen. Ich denke aktuell zwar nicht, dass es sich um Arthrose handelt, wenn es Sie allerdings beruhigt, kann gerne ein Facharzt konsultiert werden."
"Ich habe bereits einen Termin bei einem", fuhr sie dazwischen. "Wegen der Nackenschmerzen." Der Kollege würde sich freuen.
Ich nickte. "Sehr schön, dann kann er sich ja auch ihren weiteren Symptomen widmen. Allerdings ..." Bedacht darauf die richtigen Worte zu wählen, fuhr ich fort: "... denke ich, wäre es wirklich sinnvoll, sich einmal an einen Therapeuten zu wenden."
Ihre Augen wurden groß. "Ich brauche nicht noch eine Therapie ..."
Ihr war das Prozedere also bereits vertraut. Prima.
"Das maße ich mir auch gar nicht an, zu beurteilen, ob Sie eine benötigen. Sie stehen hier nur sehr regelmäßig vor der Tür und ..."
"Ja, ich glaube nicht, dass Sie das beurteilen können." Ihre Stimme klang wütend. Ein Ton, der mir neu war, ihr aber ausgezeichnet stand. "Ich kenne meine Baustellen und komme damit gut zurecht. Meistens zumindest. Aber vielleicht würde Ihnen ja eine Therapie helfen ..."
Mit einem Scheppern landete die Schere, die Famke gehalten hatte, auf dem Boden. Entsetzt sah sie mich an und machte keine Anstalten sie wieder aufzuheben.
Eine Maske der Gelassenheit lag auf meinem Gesicht. In meinem Inneren jedoch brodelte es. Meine Nägel krallten sich in meine Handinnenflächen, wobei mir Aylas Hals lieber wäre. Wollte sie mich verarschen? Wie konnte sie es wagen in meiner Praxis, vor meinem Personal so mit mir zu sprechen.
Langsam erhob ich mich.
Aylas Kiefer zuckte. Sie schien zu merken, dass Sie eine Grenze überschritten hatte.
Ich lief zu einem der weißen Schränke.
"Und was befähigt Sie zu dieser Einschätzung?", fragte ich gefährlich ruhig. "Ihr Kunstgeschichtsstudium?"
"Menschenkenntnis", fauchte Ayla.
Wäre ich nicht so sauer, hätte ich am liebsten laut aufgelacht. In Anbetracht, an wen sie sich in letzter Zeit rangemacht hatte, war ihre Menschenkenntnis genauso beschissen wie ihre realistische Einschätzung von Krankheitssymptomen. Nachdem ich eine Sprühflasche Desinfektionsmittel und Tücher zum Abtupfen rausgeholt hatte, wandte ich mich ihr wieder zu und lehnte mich gegen die Theke.
"Wenn Sie meinen", erwiderte ich sachte, obwohl in mir immer noch der blanke Zorn tobte. "Meine Menschenkenntnis legt Ihnen wirklich ans Herz, sich dahingehend Hilfe zu suchen. Aber es ist nur ein gutgemeinter Vorschlag, Frau Sapor."
"Vielen Dank, Herr Doktor."
"Immer gerne. Womit ich Ihnen jedoch noch helfen kann, ist Ihre Impfung." Da sollte mal jemand sagen, dass ich kein guter Arzt war.
Aylas hellgrüne Augen schauten fragend drein.
"Ihre Tetanusimpfung muss aufgefrischt werden." Es war keine Lüge. Laut System wurde sie das letzte Mal vor über zehn Jahren geimpft. "Es handelt sich hierbei um einen Kombinationsimpfstoff, der neben Tetanus auch gegen Diphterie und Pertussis, also Keuchhusten, immunisiert."
Überfordert sah sie mich an. "Sagt wer?"
Musste diese Frau denn immer rumdiskutieren. "Ihr Impfpass, der in unser System eingelesen wurde, sagt das. Man sollte die Tetanusimpfung alle zehn Jahre auffrischen, um eine vollständige Immunisierung zu gewährleisten."
Noch während ich meinen Standardtext runterratterte, sah ich wie Ayla mit sich kämpfte. Sie schien mir widersprechen zu wollen, einfach nur um mir zu widersprechen.
"Es muss auch nicht sein, wenn Sie nicht wollen."
Gerade wollte ich die Hilfsmittel wieder in die Schublade räumen, da rief sie dazwischen: "Nein, nein. Bitte, die Impfung möchte ich mitnehmen."
Wusste ich es doch.
Ich wandte mich an Famke, die die Schere wiederaufgehoben und unserer Unterhaltung angespannt gelauscht hatte. "Können Sie bitte den Impfstoff holen?"
Famke nickte und bewegte sich in Richtung Tür. Hoffentlich würde sie dieses Mal von einem Schwatz am Empfang absehen.
"Haben Sie Ihren Impfpass dabei?", fragte ich Ayla, als die Tür hinter Famke zuging.
Kaum war unsere Arzthelferin aus dem Behandlungszimmer, zischte Aylas Stimme sauer: "Was soll das?"
Ich verschränkte die Arme. "Wie bitte?"
"Ja, was soll das Theater hier?" Ayla raufte sich die Haare. "Du behandelst mich wie eine Fremde."
War bei ihr eine Sicherung durchgeknallt?
"Wie soll ich dich sonst behandeln", knurrte ich. "Falls es dir nicht aufgefallen ist, wir sind hier in einer Arztpraxis und du bist meine Patientin. Soll ich dir hier vor dem Personal die Klamotten runterreißen und dir meinen Schwanz reinrammen?"
Ihre Wangen glühten und sie wirkte peinlich berührt, aber schwieg.
"Das dachte ich mir", raunte ich. "Im Übrigen empfehle ich dringend, dass du dir einen neuen Hausarzt suchst ..."
In dem Augenblick fand Ayla ihre Stimme wieder. "Aber was ist mit unserem Treffen gewesen?"
"Es war ein Treffen und ich habe gesagt, dass ich den Kontakt für keine gute Idee halte."
Sie erhob sich. "Ist es wegen dem, was ich am Ende gesagt habe?"
Langsam entflammte wieder die Wut in mir. "Nein, es war nicht nur die Tatsache, dass du mir Drogenmissbrauch unterstellt hast."
Für einen Augenblick schlich sich ein mitleidiger Blick auf ihr Gesicht. Nicht das auch noch.
"Es tut mir leid", wisperte sie. "Das war absolut übergriffig. Ich hatte nur das Medikamentenfläschchen gesehen und dachte ..."
"Ich bin Arzt, Ayla", zischte ich. "Wenn du solche Scheiße in die Welt trägst, könnte mich das meine Zulassung kosten."
Ihre kleinen Fäuste ballten sich. "Ich wollte nicht ..."
"Ja, genau und die Aussage mit der Therapie vor meiner Arzthelferin wolltest du wahrscheinlich ebenso wenig." Ich stieß mich von der Theke ab und baute mich vor ihr auf. Es war Zeit das Schiff zu versenken.
"Nur weil du ein psychisches Wrack bist, ist das kein Grund, das auf andere zu projizieren."
Das klare Jadegrün ihrer Augen schlug für einen Bruchteil in ein smaragdenes Meer aus Verletztheit und Hoffnungslosigkeit um. Ich meinte die schimmernden Tränen bereits sehen zu können, bevor diese von einem lodernden, giftgrünen Feuer getilgt wurden. Ich erwartete einen Schwall an Beschimpfungen, stattdessen schnellte plötzlich ihre Hand hoch. In Richtung meiner Wange.
Reflexartig fing ich diese knapp vor meinem Gesicht ab. Sie wollte mir eine Ohrfeige verpassen. Nicht, dass ich sie nicht verdient hätte und weiß Gott mehr.
"Du bist so ein Arsch." Ihre Stimme bebte, während ich noch immer ihr zierliches Handgelenk wie eine eiserne Fessel umklammert hielt. So zerbrechlich, dass ich Angst hatte, es würde zerspringen, wenn ich zu fest zudrückte.
"Und du solltest dir verdammt nochmal einen neuen Arzt suchen", knurrte ich, während ich mich ein Stück weiter zu ihr runterbeugte, damit meine Worte endlich in ihrem unverschämten Dickschädel ankamen.
Der Duft von Jasmin umhüllte mich. Und noch etwas anderes. Es roch ebenso süßlich und blumig. Es war ihr Duft. Der Duft ihrer Haut, die ich ihr in diesem Moment am liebsten von den Knochen schälen wollte.
"Keine Sorge, Arschloch." Ihre Stimme klang noch immer fest, aber ihre Lippen erzitterten bereits und ihre schmalen Nasenflügel bebten. Sie probierte gar nicht sich von mir loszueisen, mir ihr Handgelenk zu entziehen. Und ich wollte sie nicht loslassen.
Für einen Moment wanderte ihr Blick, der sich mit meinem verkeilt hatte, hinab. Nur ein paar Zentimeter. Zu meinem Mund. Ganz flüchtig flackerte Verlangen in dem Meer aus Jade auf. So eine Scheiße. Hatte sie nicht einfach beleidigt durch die Tür abdampfen können? Warum musste sie mich so ansehen, so riechen ...
Als sie erneut den Blick zu mir hob, knallte auch mir die letzte Sicherung meines Systems durch, von dem ich immer gedacht hatte, es wäre durch all das Erlebte so resilient geworden.
Doch in diesem Augenblick ließ es mich im Stich, zu sehr überwog der Drang, die Vorstellung, die sich in ihrem bittenden Blick widerspiegelte, wahr zu machen. Befeuert wurde das Ganze durch den glühenden Hass, der in meinen Adern brannte. Auf sie, auf mich ...
Ich ließ ihr Handgelenk los.
In einer fließenden Bewegung griff ich um ihren Hals und zog sie zu mir. Hörig folgte sie meinem Ziehen und ihr Körper prallte an mich.
Für den Bruchteil einer Sekunde überlegte ich, ob dies nicht die schlechteste Idee meines Lebens war. Aber ein Blick in ihre flehenden Augen und es war mir egal. Scheißegal.
Wie einem Impuls folgend legte ich meine Lippen auf ihre. Diese rosigen, samtweichen Lippen, die ich schon in der Bar hatte küssen wollen. Ein leises Seufzen entfuhr Ayla, während sie den innigen Kuss erwiderte. Doch es drängte mich nach mehr.
Mit einem Ruck drehte ich sie und presste sie an eine der Schranktüren, sodass sie gefangen war zwischen mir und dem weißen Metall.
Es gab kein Entkommen mehr. Eine Hand ruhte noch immer um ihren Hals und mit dem Daumen navigierte ich ihren Kopf in Stellung. Meine Zunge strich ich über ihre Lippen. Sie ließ mich ein, ihre Finger in meinen Haaren vergrabend. Ich spürte, wie mein Schwanz gierig in meiner Hose pochte. Am liebsten würde ich ihr jedes Kleidungsstück vom Körper reißen, sie über den Tisch beugen und in ihr versinken.
Erneut erschauerte Ayla, als ich meine noch freie Hand unter ihr Top schob. Natürlich trug sie wieder keinen BH. Ich spürte ihr Lächeln an meinen Lippen, als sie merkte, dass mir ihre Unterwäsche-Aversion nicht entgangen war.
Sie hatte gewonnen. Bekam genau, das, was sie gewollt hatte, seit sie das erste Mal mein Behandlungszimmer betreten hatte. Ich knetete ihre Brust. Sie war perfekt, wie für meine Hände gemacht. Als ich an einem ihrer Nippel angelangt war, sank sie seufzend ein Stück in die Knie. Doch ich fixierte sie mit meinem Becken. Mein Ständer war mittlerweile dermaßen hart, dass er schmerzhaft gegen den Stoff meiner Hose drückte. Dass Ayla begann ihr Becken dagegen zu reiben, half nicht wirklich. Ich wollte sie so unbedingt ficken. Direkt hier im Stehen an den Schrank. Es war wie ein Sog, der mich hinabriss und alles um mich herum vergessen ließ. Die Praxis, die Patienten, die draußen warteten.
"Milan ..." Da war es. Die Art, wie sie meinen Namen hauchte. Flehend nach mehr. Und ich konnte nicht widerstehen. Zu sehr war ich in ihrem Bann und schob eine Hand in den dünnen Stoff ihrer Leggins. Ihr Höschen war bereits nass. So willig und bereit für meinen Schwanz.
Mittlerweile suchte auch ihre Hand sich den Weg hinab zu meinem Hosenbund. Sie wurde schnell fündig. Langsam ließ ich einen Finger in sie gleiten. Ayla wimmerte und ich legte meine Hand auf ihren Mund, wohlwissend dass wir uns immer noch in einer Arztpraxis befanden. Immer wieder ließ ich meinen Finger in sie rein und rausgleiten, strich über ihren Kitzler. Ihr Augen starrten mich glühend an, während meine Hand noch immer ihren Mund bedeckt hielt. Da spürte ich ihre Zunge über meine Handinnenfläche lecken.
Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ließ meine Hand ein Stück hinab gleiten und strich mit dem Daumen über ihre volle Unterlippe. Sie legte ihre Arme um meinen Hals und küsste mich, während sie sich meinem Finger entgegenpresste. Ich legte meinen freien Arm um sie, zog sie näher an mich heran. Ihr Duft, ihr Keuchen. Ich musste aufpassen, nicht in meine Hose zu kommen. So herrlich nass war sie. Ich nahm einen zweiten Finger hinzu ...
Klick.
Ruckartig sahen wir zur Tür.
Die Klinke wurde runtergedrückt. Sofort ließ ich von Ayla ab, die mich mit großen Augen voller Entsetzen anstarrte.
Einen Spalt öffnete sich die Tür und man hörte eine lachende Famke.
Fuck. War dies das Ende meiner Karriere? Ich hatte geahnt, dass es früher oder später passiert. Allerdings nicht auf diese Art und Weise.
Auch wenn wir nicht mehr in wilder Ekstase aneinanderhafteten, waren die Spuren eindeutig. Aylas zerzaustes Haar – meines sah wahrscheinlich nicht besser aus – ihr geröteter Mund und allen voran mein Ständer, der noch immer gegen die Hose drückte. Ja, sollte die Tür noch einen Spalt weiter aufgehen, wäre es vorbei.
Doch sie verharrte. Stattdessen ertönte undeutliches Geschnatter und ein erneutes Lachen von Famke.
"Auf die Liege", zischte ich zu Ayla, die sich panisch die Haare glattstrich. Eigentlich hatte ich mir einen anderen Kontext für diesen Befehl gewünscht, aber ich hing an meinem Job. Auch ich strich mir rasch die Haare zurück, während sie auf Zehenspitzen zur Liege eilte. Unnötig, das laute Gegacker von draußen übertönte sämtliche Geräusche.
Ayla machte Anstalten sich hinzulegen.
Ich verdrehte die Augen. "Sitzen reicht und entblöß schonmal den Arm."
Peinlich berührt richtete sie sich auf.
In dem Augenblick schwang die Tür auf.
"Entschuldigung, es hat etwas gedauert", flötete Famke mit dem Impfpräparat in der Hand.
Rasch wandte ich mich der Theke zu. Auch wenn der weiße Kittel meinen Körper im Seitenprofil verhüllte, musste ich dringend etwas gegen meine immer noch pochende Erektion tun.
Sofort wusste ich mit welchem Gedanken, ich sämtliche Lust in mir bis auf den kleinsten Spross abtöten konnte.
Familie. Ich rief mir das Bild von meinem Vater vor Augen, wenn man ihn denn so bezeichnen könnte. Vor allem eine Szene wirkte noch immer wie beißendes Gift.
Als Famke neben mir erschien, hatte das Gift bereits seinen Job getan.
Ich schenkte ihr ein kaltes Lächeln. "Vielen Dank dir." Mit ausreichend Desinfektionsmittel sterilisierte ich meine Hände und wandte mich anschließend meiner Patientin zu. "Dann wollen wir mal, Frau Sapor."
Sie hatte die rechte Schulter bereits freigemacht. Ihr Mund war noch immer rosig und wund von meinen Küssen. Doch Famke schien wie so oft geistig woanders zu sein.
"Ich habe mein Impfheft nicht dabei", klagte Ayla. Sie schien sich schneller wieder gefangen zu haben als gedacht. Allerdings genügte ein Blick in ihre Augen und ich erkannte, dass ihre Gedanken um etwas ganz anderes kreisten als die Impfung.
"Das ist kein Problem", murmelte ich und sprühte Desinfektionsspray auf ihre entblößte Haut, woraufhin so kurz aufzuckte. So empfindsam.
"Sie können den Impfpass die Tage nachreichen und dann werde ich die Eintragung vornehmen."
"Ja genau, einfach am Empfang abgeben und wir legen das dem Herrn Doktor vor." Famke nickte eifrig.
Ayla presste die Lippen aufeinander, während ich mit dem Tupfer die Stelle trocknete. "Können Sie mir vielleicht den Impfstoff und Tag aufschreiben?"
"Da brauchen Sie sich keine Sorgen machen", kam Famke mir zuvor. "Hier ist alles gut abgespeichert."
Ayla schaute zu mir auf. Ich wusste, worauf sie hoffte. Ein weiteres Treffen, eine Handynummer, irgendeine Nachricht meinerseits, die sie Zuversicht schöpfen ließ, dass es nach diesem halben Desaster eben weiterging.
Kurz zögerte ich.
"Bitte", hauchte sie leise.
Ich hasste es. Mein Widerstand bröckelte in sich zusammen wie morsches Gestein.
"Kein Problem, ich kann Ihnen das gleich notieren", antwortete ich.
Famke erschien neben mir und reichte mir die Spritze.
"Das kann jetzt kurz piksen und etwas drücken."
Ayla nickte tapfer.
Mit einer raschen Bewegung steckte ich ihr die feine Kanüle in das nackte Fleisch. Wie enttäuscht, in Anbetracht dessen, was ich ihr nur wenige Minuten zuvor reingesteckt hatte.

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