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Enrico

»Mio dio, cosa stai dicendo!?«, höre ich meinen Großvater sagen. »Mi dispiance per questo.« Nachdem er auflegt und sich umdreht, blickt er zu mir. »Was ist passiert?« »Marcellos damalige Ehefrau ist heute Nacht gestorben«, antwortet er. »Adelajda?«, frage ich nach. Er nickt. »Und warum? Ist was passiert?« »Das ist noch nicht sicher. Silvano ist ja schon in Polen und jetzt ist auch Marcello geflogen.«

»Hmm, wann ist die Beerdigung?« »Heute.« Ich nicke und setze mich an den Tisch. Adelajda war schon immer für mich da und hat mich gut behandelt. Ich bin und werde ihr für immer dankbar sein. »Buongiorno«, begrüßt uns Aurora. Sie setzt sich vor mich hin und fängt direkt an zu essen. »Hast du gehört, Adelajda ist gestorben«, sage ich. Abrupt hört sie auf zu essen und schaut geschockt zu mir. »Wie bitte?« »Leider«, sagt mein unser Großvater und setzt sich wieder hin. »Sie war eine wundervolle Frau und- mio dio. Ich kanns nicht glauben.«

Ich betrete die Zentrale und werde sofort von zwei Mitgliedern begrüßt. Luka überreicht mir die Briefe und Jeff informiert mich darüber, dass heute zwei Meetings stattfinden. Ich nicke und gehe weiter in mein Büro. Dort angekommen, schließe ich die Tür hinter mir, ziehe meine Sonnenbrille ab und lege sie auf den Schreibtisch. Dann hänge ich mein Jackett an den Kleiderhaken und setze mich in meinen Stuhl.

Seit zwei Stunden sitze ich an meinem Schreibtisch und arbeite am Laptop. Ich überprüfe die neuesten Berichte über unsere Geschäfte und stelle sicher, dass die Geldflüsse aus den verschiedenen Operationen wie erwartet laufen. Dante, meine rechte Hand, hat mir eine Liste mit den neuesten Informationen über unsere Feinde zukommen lassen. Ich lese aufmerksam die Berichte und notiere mir wichtige Details.

Ich habe heute bereits mehrere Anrufe getätigt und Entscheidungen getroffen, die über das Wohl und Wehe unseres Imperiums bestimmen. Ein leises Klopfen an der Tür reißt mich aus meinen Gedanken. Einer meiner Vertrauten tritt ein und berichtet von einem Problem mit einem Mann, der seine Schulden nicht beglichen hat. Ich höre ihm zu und nicke. »Bringt ihn sofort hierher«, befehle ich. »Ich werde sein Leben höchstpersönlich beenden.«


Ginevra

»Ginevra, bitte steh auf«, sagt Silvano und kniet sich neben mich. Ich starre den Wand an und fühle mich kraftlos. Wir sind immer noch im Krankenhaus und ich sitze im Flur auf dem Boden. »Sie ist gestorben. Mama ist gestorben. Unsere Mutter ist gestorben!«, schreie ich verzweifelt. Meine Tränen strömen unaufhörlich, und ich zittere am ganzen Körper. In einem Moment der Hilflosigkeit schlage ich mit meinen Händen auf den kalten, harten Boden, in der Hoffnung, den Schmerz irgendwie loszuwerden. Mein Atem geht schnell und flach, mein Herz rast. Meine Gedanken überschlagen sich, und ich kann mich kaum konzentrieren. Es fühlt sich an, als würde ich die Kontrolle über meinen eigenen Körper verlieren, während die Panik mich vollständig überwältigt. »Ginevra«, sagt mein Bruder, doch ich nehme ihn nicht wahr. »Kinder«, kommt es von Papa. Langsam entferne ich mich von Silvano und drehe mich um. »Steh auf, mia figlia.« »Sie nimmt niemanden wahr, Papá.« Ich schaue ihn einfach nur gefühllos an. Er kniet sich vor mich hin und nimmt mein Gesicht in seine Hände. »Hör mir zu, Ginevra. Deine Mutter ist jetzt an einem besseren Ort. Sie ist in deinen Herzen und du in ihren.. das weiß ich. Sie liebt euch zwei so sehr.. es ist unbeschreiblich. Du musst aber stark sein, mia figlia. Wenn du so zusammenbrichst, dann wird sie traurig.« »Was ist denn passiert?! Was hatte sie?!«, fauche ich. Er schluckt hart und schaut kurz an mir vorbei. »Was hatte sie, Papá?«, fragt auch Silvano. »Eine Krankheit. Sie wusste es aber nicht. Keiner wusste davon.« »Eine Krankheit? Was für eins?« »Questo non è più importante.« Ich lehne mein Kopf gegen seine Brust und wimmere.

Jeder ist bereits gegangen, und ich stehe nun alleine da, umgeben von der Stille des Friedhofs. Ich lege die letzten Blumen auf ihr Grab und spüre, wie die Trauer mich überwältigt. Tränen laufen über mein Gesicht, während ich den Grabstein betrachte.

Erinnerungen an gemeinsame Zeiten durchfluten meinen Geist - ihr Lachen, ihre warme Umarmung, die vielen Momente, die wir geteilt haben. Ein Gefühl tiefer Einsamkeit breitet sich in mir aus, und es fühlt sich an, als würde die Welt für einen Augenblick stillstehen. Ich knie mich nieder, meine Finger berühren vorsichtig den kühlen Stein des Grabmals. Die Inschrift mit ihrem Namen und den Daten ihres Lebens wirkt so endgültig und unwiderruflich. »Ich liebe dich, Mama. Vergiss das nie. Zawsze pozostaniesz w moich myślach.«

»Ich werde nach Italien ziehen.. zu Papa und Silvano. Es wird schmerzen. Die Zeit ohne dich wird weh tun, doch trotzdem muss ich stark bleiben - du würdest wollen, dass deine Kinder stark bleiben und das werden wir, Mama.«

Plötzlich spüre ich eine Hand auf meinem Schulter. Als ich hoch blicke, sehe ich Silvano. Mit einem letzten Blick, erhebe ich mich langsam und wische die Tränen von meinen Wangen weg. Silvano umarmt mich stark und nachdem wir uns gelöst haben, gehe ich zurück. Auf dem Weg ins Auto, drehe ich mich nochmal um und sehe, wie Silvano weint. Er hält sich an Mamas Grabstein fest und lässt alles raus.

La mia altra metàWo Geschichten leben. Entdecke jetzt