2

3.6K 126 3
                                    

Ginevra

Am nächsten Tag
Langsam öffne ich meine Augen und strecke mich behaglich im Bett aus. Ich stehe auf und lasse meine Glieder langsam erwachen, während ich mich dehne. Der erste Weg führt mich ins Bad, wo ich mein Gesicht und meine Hände gründlich wasche.

Als ich die Treppen hinuntergehe, finde ich meine Mutter bereits im Wohnzimmer, vertieft in ein Magazin. »Guten Morgen«, entweicht mir, gefolgt von ihrer liebevollen Erwiderung. Ich setze mich vor sie hin und schaue mich um. »Was machst du heute?«, frage ich. »Heute gehe ich mit deiner Tante einkaufen. Willst du mitkommen?«, fragt sie, doch ich schüttele den Kopf. »Ich gehe raus«, antworte ich. Plötzlich unterbricht uns die Stimme von Anna, unsere Haushälterin: »Das Frühstück ist fertig.«

Wir setzen uns gemeinsam an den Esstisch und lassen uns von den köstlichen Speisen verwöhnen, die Anna für uns zubereitet hat. Wir haben viele Angestellte, aber das nur, weil meine Mutter keine Kraft mehr hat. Natürlich könnte ich ihr auch helfen, was ich anfangs auch getan habe, aber wir haben eine riesige Villa. Da wird es irgendwann sehr schwer. »Heute kommt endlich Silvano«, sage ich. Sie lächelt und sieht erleichtert aus. »Ich vermisse ihn jedes Mal so sehr«, murmelt sie. »Ich auch..«

Da Silvano, mein älterer Bruder, in Italien, bei Papa wohnt, sehen wir ihn nicht regelmäßig. Er leitet die Firma ebenfalls und hat ständig was zutun. »Wieso hast du mich mit nach Polen genommen, aber Silvano nicht?«, frage ich nach. »Silvano war damals 14 Jahre alt und er liebte es dort. Mit der Absprache, dass ich ihn oft sehen darf, habe ich es zugelassen.« »Er wollte also dort bleiben?« Sie nickt. »Du solltest auch bald nach Italien gehen«, meint sie. »Was? Warum?« »Deine Großeltern und die anderen haben dich bestimmt vermisst.« »Willst du auch mal mitkommen?« »Nein.. nein, wieso sollte ich mitkommen? Ich habe dort nichts zu suchen«, entgegnet sie lächelnd. »Du und Papa, seid doch gut auseinander gegangen.« »Ja, aber wir sind nicht mehr zusammen. Er lebt sein Leben und ich mein.«

Ich nicke verständnisvoll.

Nachdem wir gefrühstückt haben, will meine Mutter aufstehen, doch plötzlich stöhnt sie schmerzvoll auf und legt ihre Hand auf ihren Bauch. »Mama!« Ich stehe auf und halte sie fest. »Was ist los?«, frage ich besorgt. »Nichts- alles gut. Nur ein Krampf.« Ich lasse sie vorsichtig los und schaue sie nochmal genauer an. »Sicher?« Sie nickt und lächelt. »Ich will mich ein wenig hinlegen, dann gehe ich auch schon«, informiert sie mich. Ich nicke und schaue ihr hinterher. Irgendwas stimmt mit ihr nicht.. denn sowas passiert ihr ständig.

»Hey, Anna.. hat dir meine Mutter irgendwas gesagt?«, frage ich leise. »Wie meinen Sie?« »Wollte sie speziell von dir etwas?« »Nein. Wieso denn, ist was passiert?« »Wahrscheinlich bilde ich es mir nur ein«, murmele ich und hole mein Handy raus. Sollte ich es Silvano sagen? Oder vielleicht auch zu Papa?

Als ich sehe, dass Silvano online ist, schreibe ich ihm direkt.

Ich: Was machst du?
Silvano: Dir auch einen wundervollen ‚Guten Morgen' Schwesterherz.
Ich: Jaja, spar dir deine Süßheit
Silvano: Seit wann gibt es so ein Wort? Ich würde dir dabei gerne helfen, aber leider habe ich heute noch 5 Meetings.
Ich: Oha, so viele? Hast du überhaupt noch Zeit für dich?
Silvano: Irgendwie ja
Ich: Fährst du weiterhin Motorrad?
Silvano: Natürlich
Ich: Wir müssen wieder zusammen fahren, du hast keine Ahnung, wie gut ich geworden bin.
Silvano: 😂 Träume sind immer schön
Ich: Du musst es akzeptieren.. jeder verliert im Leben

Auch ich, und zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht einmal, dass sich von einem Tag auf den anderen alles zum Schlechten wenden würde.

La mia altra metàWo Geschichten leben. Entdecke jetzt