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Enrico

Es ist 2 Uhr nachts, als ich endlich in der Villa ankomme. Die Wiederbegegnung mit Aria hat alte Wunden aufgerissen und mich emotional durchgerüttelt. Ich gehe hoch ins Schlafzimmer und sehe eine Tasche auf dem Bett. Ginevras Blick ist voller Zorn und Schmerz. »Gehst du oder was soll das?«, frage ich, meine Stimme angespannt. Ginevra wirbelt herum, ihre Augen funkeln vor Wut. »Was denkst du, Enrico? Ich mache das, was richtig ist.« Ich seufze und versuche ruhig zu bleiben. »Wir haben nur geredet. Es sind viele ungeklärte Dinge zwischen uns.« »Ungeklärte Dinge?«, faucht sie. »Du liebst sie noch, das ist doch offensichtlich. Ich habe es gesehen, wie du sie angesehen hast.«

Ich schüttle den Kopf, fühle mich überwältigt von ihren Vorwürfen. »Lass uns einfach vernünftig reden. Es bringt nichts, jetzt wütend zu sein.« »Vernünftig reden?«, wiederholt sie höhnisch. »Wie soll ich vernünftig reden, wenn du mich die ganze Zeit belügst? Ich bin nicht blind. Ihr gehört einfach zusammen.«

Mein Geduldsfaden reißt. »Wenn du wirklich denkst, dass ich dich belüge, und wenn du wirklich gehen willst, dann geh. Ich halte dich nicht auf.«

Ihre Augen weiten sich vor Zorn. »Du bist unglaublich«, murmelt sie und packt die wichtigsten Sachen ein. Ich schließe die Augen und atme tief durch. »Ich will nicht, dass du unglücklich bist. Wenn du denkst, dass es das Beste für dich ist, dann solltest du gehen.«

Sie greift nach ihrer Tasche und verlässt das Schlafzimmer. Mit schnellen Schritten geht sie die Treppen herunter, gefolgt von mir.

Unten, bevor sie Richtung Haustür geht, dreht sie sich nochmal um. »Du willst das ich gehe? Fein. Bleib bei ihr, Enrico. Sie hat dich nie wirklich losgelassen«, sagt sie, zieht den Ehering aus und legt es auf den Tisch. Geschockt schaue ich zu, wie sie durch die Haustür geht und somit die Villa verlässt.

Ich stehe da, unfähig, etwas zu sagen oder zu tun. Die Stille die zurückbleibt ist erdrückend. Ruckartig stürze ich in die Knie und schließe ganz fest meine Augen. Währenddessen halte ich ihre Kette fest in meiner Hand und lasse sie nicht los.


Ginevra

»Komm her«, sagt Silvano leise und lässt mich rein. »Papà schläft«, informiert er mich und führt mich ins Schlafzimmer. »Was ist passiert? Hm? Warum wolltest du zurück?« »Ich will nicht meht bei ihm sein. Ich.. ich will mich trennen.« »Du willst dich trennen?« »Seine Ex-Freundin ist zurück gekommen und er liebt sie«, erzähle ich ihm einfach. »Will er sie denn immer noch?« »Also, ja? Ich meine, sie hatten sich heute sogar heimlich getroffen, um darüber zu sprechen und er meinte, dass er auf diesen Tag gewartet hat.« »Oh.« »Er hat jetzt sie und kann sie heiraten, Silvano. Das geht doch, oder nicht? Es hieß doch, dass er eine Ehefrau braucht.« Er nickt. »Dann passt es. Er hat jetzt eine.«

»Ich weiß nicht, ob das funktionieren wird«, meint er ehrlich. »Wieso nicht? Papà wollte das nur, weil zu Massimo nicht nein sagen kann.« »Ja, das schon. Aber ich weiß nicht. Es ist alles schon so weit gekommen und ihr habt geheiratet-« Ich hebe meine Hand hoch und deute auf den Ringfinger. »Es ist so offiziell, dass ich den Ring dort gelassen habe.«

»Fehlt nur noch ein Anwalt«, ergänze ich. Er legt seine Hand auf meine und schaut mir in die Augen. »Fühlst du was für ihn?«, fragt er, weshalb ich hart schlucke. »Wieso fragst du sowas?« »Antworte mir, Sorella. Liebst du ihn?« »Nein, ich liebe ihn nicht. Ich werde ihn auch nie lieben.«

Er nickt und sieht nachdenklich aus. »Ich bleibe an deiner Seite. Es ist deine Entscheidung.« Ich lächle ihn an und umarme ihn. »Danke, dass du mein Bruder bist«, sage ich und küsse seine Wange.

Immerhin ein Mann, der mich versteht. Mich liebt und an meiner Seite ist. Ich frage mich aber wirklich, wie es wäre, wenn es Aria gar nicht geben würde.. hätten wir dann eine Chance? Würden wir uns wirklich lieben? Vielleicht wäre es sogar schön.

Nun.. Träume sind Träume.

La mia altra metàWo Geschichten leben. Entdecke jetzt