Ginevra
Als ich langsam meine Augen öffne, wird mein Blick von der sterilen, weißen Decke über mir angezogen. Ein sanftes Summen und Piepen erfüllt den Raum. Mein Körper fühlt sich schwer an, und ich bemerke die Kabel und Schläuche, die an mir befestigt sind. Ich liege in einem Krankenhausbett, umgeben von medizinischen Geräten.
Verwirrung und Angst durchfluten mich. Was ist passiert? Dann kommen die Erinnerungen zurück - die Wehen, der Schmerz, die Ohnmacht. Mein Herz schlägt schneller, und ich versuche, mich zu bewegen, aber mein Körper ist noch zu schwach.
»Amore mio«, höre ich eine vertraute Stimme neben mir. Ich drehe meinen Kopf langsam und sehen Enrico. Seine Augen sind rot, als hätte er lange nicht geschlafen, aber der Ausdruck in ihnen ist voller Erleichterung und Liebe. »Enrico«, flüstere ich. »Was.. was ist passiert?«
Er nimmt meine Hand, seine Berührung beruhigend und sanft. »Du bist im Krankenhaus und hast unsere Babys auf die Welt gebracht. Sie sind gesund und sicher.« Tränen steigen in meine Augen, sowohl vor Freude als auch vor Erleichterung. »Unsere Babys..«
»Ja, unsere Babys«, sagt er und lächelt. »Sie sind wunderschön, genau wie ihre Mutter.«
Aber in seinen Augen sehe ich auch etwas anderes - eine tiefe, dunkle Sorge. »Was ist mit mir?«, frage ich leise. Enrico zögert, als ob er die richtigen Worte suchen würde. »Es gab Komplikationen«, sagt er schließlich. »Dir geht es aber gut. Wir sprechen später über deine Krankheit«, schildert er entschieden. Schlagartig weiten sich meine Augen. Er weiß es.
»Jetzt geht es nur darum, dass es dir besser geht. Ich werde den Arzt holen.«
Ich nicke schwach, unfähig, mehr zu sagen. Enrico steht auf und geht zur Tür, um den Arzt zu rufen. Kurz darauf betritt eine Ärztin den Raum, gefolgt von Enrico. Sie überprüft meine Vitalwerte und stellt sicher, dass alle Geräte ordnungsgemäß funktionieren. »Ich bin Dr Fontana. Wie fühlen Sie sich?«, fragt sie sanft. »Schwach«, antworte ich ehrlich. »Aber froh, dass ich hier bin.« »Das ist normal«, sagt die Ärztin mit einem aufmunternden Lächeln. »Sie haben eine schwere Zeit hinter sich, aber Sie sind auf dem Weg der Besserung. Ihre Babys sind gesund und wohlauf. Möchten Sie sie sehen?«
Ich nicke, und Enrico holt die Zwillinge. Er legt sie vorsichtig in meine Arme, und ich spüre, wie eine Welle der Liebe und Dankbarkeit mich durchströmt. Ein Junge und ein Mädchen, beide mit winzigen, perfekten Gesichtern. Tränen der Freude laufen über meine Wangen, als ich sie ansehe. »Meine Kleinen«, flüstere ich. Enrico sitzt neben mir und legt eine Hand auf meinen Arm. »Ich liebe euch. Ihr seid meine Welt«, sagt Enrico.
—
Nach einigen Stunden, in denen ich mich ausgeruht habe, betritt Dr Fontana erneut das Zimmer. Enrico sitzt neben mir, seine Hand beruhigend auf meiner. Ich fühle mich ein wenig stärker, aber die Sorge über meine Gesundheit bleibt. »Wie fühlen Sie sich jetzt?«, fragt Dr Fontana mit einem sanften Lächeln. »Besser, danke«, antworte ich.
Sie zieht einen Stuhl heran, um sich zu uns zu setzen. »Es gibt einiges, das wir besprechen müssen. Ihre Diagnose war nicht korrekt.«
Ich sehe sie verwirrt an. »Nicht korrekt? Aber Dr Russo sagte, ich hätte lebensbedrohende Krankheit.« Dr Fontana atmet tief durch. »Dr Russo hat Ihnen eine falsche Diagnose gestellt. Sie leiden nicht an hypertropher Kardiomyopathie. Tatsächlich haben wir nach gründlichen Untersuchungen festgestellt, dass Sie eine viel weniger ernste Herzerkrankung haben - eine leichte Form von Mitralklappenprolaps.«
»Mitralklappenprolaps?«, wiederhole ich. »Was bedeutet das?« »Es bedeutet, dass eine Ihrer Herzklappen nicht ganz dicht ist«, erklärt sie. »Es kann Symptome wie Herzklopfen und gelegentliche Brustschmerzen verursachen, aber es ist nicht lebensbedrohlich. Viele Menschen leben ihr ganzes Leben lang damit, ohne größere Probleme.«
Ich lasse die Information auf mich wirken und fühle, wie sich eine große Last von meinen Schultern hebt. »Also werde ich nicht sterben?« »Nein«, bestätigt Dr Fontana. »Mit der richtigen Behandlung und regelmäßigen Kontrollen können Sie ein normales Leben führen. Es gibt keinen Grund zur Panik.«
Tränen der Erleichterung füllen meine Augen, und ich blicke zu Enrico, der meine Hand fester drückt und mich mit einem warmen Lächeln ansieht. »Du wirst gesund, Ginevra«, sagt er leise. »Aber warum hat Dr Russo mich angelogen?«, frage ich. Enrico seufzt und blickt zu Dr Fontana, die ihm einen kurzen, wissenden Blick zuwirft, bevor sie aufsteht. »Ich lasse euch beide jetzt allein. Wenn ihr weitere Fragen habt, bin ich immer da.«
Nachdem sie den Raum verlassen hat, wendet sich Enrico wieder mir zu. »Es ist eine lange Geschichte, Amore mio«, beginnt er. »Dr Russo hatte persönliche Gründe für das, was sie getan hat. Es ging um Rache und Missverständnisse aus der Vergangenheit. Aber das ist ist jetzt vorbei. Wichtig ist nur, dass du und unsere Babys sicher seid.«
Ich nicke langsam und lasse die Worte auf mich wirken. Die Angst und Unsicherheit der letzten Monate beginnen, sich aufzulösen. »Danke, Enrico«, flüstere ich. »Danke, dass du an meiner Seite bist.«
»Für immer«, sagt er fest und küsst meine Stirn.
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La mia altra metà
Romance𝐆𝐢𝐧𝐞𝐯𝐫𝐚 𝐀𝐧𝐚𝐬𝐭𝐚𝐳𝐣𝐚 𝐕𝐞𝐧𝐭𝐮𝐫𝐢 ist die Tochter eines wohlhabenden Geschäftsmannes. Nach der Trennung ihrer Eltern lebt sie mit ihrer Mutter in Polen und führt dort ihr eigenes Leben. Doch als ihre Mutter unerwartet an einer Krankhe...