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Enrico

Dienstag, 14. Juni
»Waffle oder Obstsalat?«, frage ich sie, während ich den Tisch decke. »Beides«, antwortet sie und steht auf. »Mio dio, bleib sitzen. Ich mache das schon.« »Mir ist langweilig, Enrico. Lass mich dir helfe-« »Ich bin schon fertig. Setz dich hin.«

»Ich fühle mich schlecht. Du machst immer alles«, sagt sie und setzt sich hin. »Amore mio, ich mache alles für euch zwei«, schildere ich und küsse ihre Schläfe.

Wir frühstücken in Ruhe und ich kann meinen Blick nickt von ihr nehmen. »Ich will endlich das Geschlecht erfahren«, sage ich. »Erst nach der Geburt«, entgegnet sie. »4 Monate sind das, Ginevra. Das halte ich nicht aus.« »Nicht einmal für mich?«, fragt sie lächelnd. Sie weiß, wie sie mich umhauen kann.

»Wohin gehst du?«, fragt sie. »Ich muss in die Zentrale. Es gibt noch jede Menge Sachen, die ich erledigen muss«, antworte ich. Sie nickt. »Hast du heute was vor?« »Ich gehe wahrscheinlich zum Arzt.« »Wieso, ist was-« »Nur Kontrolle.«

Ich nicke und küsse ihre Wange. »Wir sehen uns später, Amore.«

Ich komme in der Zentrale an und gehe sofort in mein Büro. Auf meinem Schreibtisch stapeln sich die Aufträge. Ich setze mich hin, öffne die erste Mappe und beginne, die verschiedenen Aufgaben zu sortieren.

Zuerst teile ich die Gruppen ein. Jeder muss genau wissen, was zu tun ist und wohin er gehen soll. Es darf keine Unklarheiten geben. Die Männer warten draußen auf ihre Anweisungen.
Ich rufe sie nacheinander herein und gebe ihnen ihre Aufgaben. »Giovanni, du kümmerst dich um die Lieferung am Hafen. Marco, du nimmst dir die neuen Geschäfte in der Innenstadt vor«, erkläre ich. Sie nicken und gehen los, ohne viele Worte zu verlieren.

Zwischendurch klingelt das Telefon. Es sind die üblichen Anrufe - Leute, die Informationen brauchen, die Entscheidungen verlangen. Ich kläre die Details, überprüfe, ob alles nach Plan läuft, und entscheide, was als nächstes zu tun ist. Die Geschäfte müssen reibungslos weitergehen, es gibt keinen Platz für Fehler. Jeder Fehler könnte teuer werden.


Ginevra

Ich sitze auf dem harten Stuhl im Krankenhausflur unf streiche nervös über meinen wachsenden Babybauch. Es ist mein 5. Monat, und ich bin nur zur Routinekontrolle hier, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist. Aurora sitzt neben mir, weil sie mich begleiten wollte - und ich bin dankbar dafür.

Die Ärztin, Dr. Russo, kommt auf mich zu und ruft meinen Namen. Ich stehe auf und gehe ihr ins Untersuchungszimmer hinterher.

»Wie geht es Ihnen?«, fragt Dr. Russo, als sie hinter ihrem Schreibtisch Platz nimmt und mich auffordert, mich auf den Stuhl zu setzen. »Mir geht es gut, Danke«, antworte ich und versuche zu lächeln.

Sie nickt und zieht meine Akte hervor. »Wir haben einige Ergebnisse von Ihrem letzten Termin, insbesondere von der Blutabnahme und dem EKG«, beginnt sie und sieht mich mit ernstem Blick an. Mein Herz beginnt schneller zu schlagen. »Gibt es irgendwelche Probleme?«, frage ich besorgt. Sie seufzt leise.

»Leider ja. Wir haben festgestellt, dass Sie an einer Erkrankung namens hypertrophe Kardiomyopathie leiden. Es ist eine genetische Herzkrankheit, bei der der Herzmuskel abnormal verdickt ist. Dies kann zu ernsthaften Problemen führen, einschließlich plötzlichem Herztod.«

Ich starre sie an, unfähig zu sprechen. Das kann nicht wahr sein. »Es tut mir sehr leid, Ihnen das mitteilen zu müssen«, fährt sie fort. »Wir haben die Krankheit immerhin entdeckt, was gut ist. Ihre Mutter hatte dieselbe Krankheit, richtig?«

Ich nicke langsam, während die Erinnerung an meine Mutter aufsteigt. »Ja, aber bei ihr wurde es erst nachdem Tod herausgefunden.«

»Das ist oft der Fall. Personen, die darunter leiden, merken es selber nicht und können dadurch einfach sterben.«

»Sie müssen sich darauf einstellen, dass diese Krankheit Ihr Leben erheblich beeinflussen wird. Leider gibt es keine Heilung, und die Prognose ist in der Regel schlecht. Wir müssen über die Optionen sprechen, um Ihre Lebensqualität zu verbessern und die verbleibende Zeit so gut wie möglich zu nutzen.«

Ich sehe sie mit weit aufgerissenen Augen an. »Wie viel Zeit habe ich noch?«, flüstere ich, kaum in der Lage, die Worte auszusprechen.

Dr. Russo hält kurz inne und sieht mich dann mit einem traurigen Blick an.

»Weniger als ein Jahr.«

La mia altra metàWo Geschichten leben. Entdecke jetzt