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Ginevra

Samstag, 27. April
Wir befinden uns an dem Ort, wo die Straßenrennen stattfinden. Es ist bereits 23 Uhr, und die Atmosphäre ist elektrisierend. Die Motoren heulen auf, während die Fahrer sich auf ihren Start vorbereiten. Diesmal stehe ich am Rand als Zuschauerin. Ein Teil von mir sehnt sich nach dem Adrenalinkick des Rennens, aber heute genieße ich es, einfach nur das Spektakel zu beobachten.

»Heute ist es extrem viel los«, stelle ich fest. »Ja! Heute findet auch ein spezielles Rennen statt«, antwortet Giovanni. »Was heißt das?« »Auf dem Motorrad müssen 2 Personen sitzen. Währenddessen aber auch die Zuschauer von sich überzeugen«, erklärt Jaxon. »Wirklich?«, frage ich. »Das ist aber schwer. Deswegen mache ich heute nicht mit«, meint Giovanni. »Habt ihr eigentlich was von diese Superrider gehört?«, fragt Federico in die Mitte. »Sie hat zweimal bis jetzt mitgemacht und gewonnen - das nenne ich mal Konkurrenz.« »Sie benutzt auch nicht ihren echten Namen.« »Vielleicht will sie es geheim halten?«, frage ich. »Ja, bestimmt. Mich würde aber wirklich interessieren wie sie aussieht.« »Wieso willst du dir 100% sicher gehen, was für eine Frau du vögelst?« »Ich würde sie auch mit einem Helm auf ihrem Kopf vögeln, Giovanni. Mach dir keine Sorgen«, entgegnet Jaxon.

Mio dio.. würden die nur wissen.

Es gab schon paar Rennen, wo man deutlich sehen konnte wie gut die Personen auf dem Motorrad zusammengearbeitet haben.

Nach einer Weile fühle ich mich durstig und gehe zur Bar, um mir ein Wasser zu holen. Der Barkeeper reicht mir das kalte Wasser, und als ich mich umdrehe, um zurückzugehen, steht plötzlich Domenico vor mir. »Hey«, sagt er mit einer tiefen, freundlichen Stimme, »schön dich wieder zu sehen.«

Ich lächle zurück, überrascht und erfreut ihn wieder zu sehen. »Dich auch.« Er hält mir ein Helm hin und sagt: »Wie wäre es, wenn du dich hinter mir auf das Motorrad setzt und wir zusammen das Rennen gewinnen?« Mein Herz setzt einen Moment aus. Die Vorstellung ist verlockend und abenteuerlich. »Bist du dir sicher? Ich meine-« »Ich vertraue dir und du solltest mir vertrauen. Wir werden ein gutes Team sein.« Ich schaue in seine Augen und sehe die Entschlossenheit und das Vertrauen, das er ausstrahlt. Eine Mischung aus Aufregung und Mut erfasst mich.

»Lass uns das Rennen gewinnen«, sage ich und nehme den Helm entgegen. Gemeinsam laufen wir durch die Menge und bleiben dann neben seinem Motorrad stehen. Viele Augenpaare liegen bereits auf uns und es gibt viele die nun tuscheln. Ich schaue über die Menge und sehe in einer Ecke Enrico mit seinen Freunden. Seine Augen sind direkt auf mich gerichtet.. will er mich etwa einschüchtern? Nicht einmal in seinen Träumen.

Ich verdrehe die Augen und schaue wieder zu Domenico. »Gegen wen treten wir an?« »Gegen Philipp und Roxana.« Ich nicke und blicke rüber. »Sind die gut?« »Kann man so sagen.. aber mach dir keine Sorgen. Wir werden hier jeden Sprachlos machen.« »Wieso bist du dir da so sicher? Vielleicht falle ich runter.« Er lacht. »Ich lasse dich niemals fallen.«

»Macht euch startklar!«, ruft der Sprecher. Domenico hat einen schwarzen Kawasaki Ninja 650. Es sieht unnormal geil aus und ich liebe es. »Wenn ich mich bewege solltest du keine Angst haben. Fahr einfach weiter, verstanden?«, frage ich. »Wa-« »Einfach weiterfahren«, unterbreche ich ihn und trage den Helm auf. Domenico zieht ebenfalls sein Helm an und setzt sich hin. Ich setze mich hinter ihm hin und schlinge meine Arme um seine Taille.

Er fährt langsam los und hält wieder an der Startlinie. Seine Hände führt er sanft auf meine Taille, eine Geste, die sowohl beruhigend als auch fragend ist. Ich lege meine Hand auf seine und deute damit an, dass ich bereit bin. Die Menge jubelt und ich höre den Countdown der Ansager.

Der Startschuss fällt und Domenico gibt sofort Gas. Das Motorrad schießt nach vorne, die Vibrationen durchdringen meinen Körper, während wir an Geschwindigkeit gewinnen.

Während das Motorrad schnell fährt, stehe ich auf und lasse meine Arme frei. Der Wind reißt an mir, aber ich halte das Gleichgewicht und fühle das Adrenalin durch meinen Körper strömen. Domenico bleibt konzentriert und sicher, seine Hände fest am Lenker, während ich diese waghalsige Pose einnehme. Die Menge jubelt lauter, als sie unsere Darbietung sieht. Ich strecke meine Arme weit aus und spüre den Rausch des Moments. Domenico steuert das Motorrad geschickt durch die nächste Kurve, und ich setze mich wieder, um mich für den nächsten Trick vorzubereiten.

Domenico gibt ein Zeichen und ich hebe mich leicht an, um das Gleichgewicht zu verlagern. Er zieht das Motorrad in einen schnellen, eleganten Wheelie, und ich lehne mich nach hinten, meine Arme wieder weit ausgestreckt.

Wir sind jetzt in der Mitte des Rennens, und Domenico erhöht die Geschwindigkeit. Ich stehe erneut auf und das was ich jetzt machen werde, ist sehr riskant.

Du hast es mehrmals geübt. Du schaffst das.

Mit einem Schwung setze ich mich vor Domenico hin und strecke mich nach hinten, damit er überhaupt was sieht. Meine Beine sind gespreizt und ich deute ihm an, dass er nach hinten rutschen soll. Er will nichts riskieren.. aber er sollte mir vertrauen.

Seine Hände bleiben fest am Lenker und anschließend rutscht er nach hinten, sodass ich mich auf seinen Platz hinsetzen kann. Plötzlich steht er auf und fährt jetzt im stehen weiter. Meine Hände führe ich auf seine Brust und versuche eine verführerische Bewegung zu verdeutlichen. Wir müssen gewinnen.

Domenico setzt sich hin und nimmt seine Hände vom Lenker. Ich spüre, wie er vorsichtig seine Hände an meiner Hüfte entlanggleiten lässt. Er hebt mich leicht hoch und seine Finger zeichnen eine beruhigende Linie über meinen Körper. Dann kehren seine Hände wieder an den Lenker zurück, fest und sicher. Ich schlucke hart, schaffe es mich umzudrehen und mich wieder hinzusetzen. Wir überqueren die Ziellinie mit einem letzten Triumphgefühl, das durch den Applaus und die Jubelrufe der Menge bestätigt wird. Atemlos und euphorisch umarme ich Domenico, als wir zum Stillstand kommen. Wir haben es geschafft.

Ich ziehe den Helm aus und kann nicht fassen, was wir gerade gemacht haben. Meine Freunde kommen auf mich zu, darunter auch Aurora. »Das war der Hammer!«, kreischen sie und umarmen mich. »Wie konntest du das nur so gut?!«, hakt Jaxon. Schmunzelnd zucke ich mit den Schultern. »Ginevra, du warst super«, sagt Domenico. »Wir waren super«, verbessere ich ihn, woraufhin er mich wieder umarmt. »Ich habe die Richtige gewählt-« Plötzlich werde ich nach hinten gezogen. Als ich Enrico neben mir sehe, will ich was sagen, doch er stellt sich vor mich hin und konzentriert sich auf Domenico.

»Hey, was soll das?«, frage ich, doch werde komplett ignoriert. Ich stelle mich neben Enrico hin und schaue zwischen den zwei Männern. »Mach keine unnötigen Probleme, Pellegrini«, zischt Domenico. »Keine unnötigen Probleme?!« »Ich frage nicht dich, mit wem ich was mache.« »Bei sowas musst du mich fragen«, faucht Enrico. »Hör endlich auf!«, brumme ich und schlage auf seine Brust. »Schrei hier nicht so rum«, füge ich hinzu.

»Ja, Enrico. Lass uns in Frieden. Nein, ich verstehe nicht, was dich schon wieder stört.« Enrico verdreht seine Augen und spannt sich an. Er schaut zu mir- das sehr lange, weshalb Domenico es auch merkt.

»Im ernst? Du willst mir sagen, sie gehört dir?«, fragt Domenico. Bitte nicht.

Ohne Vorwarnung presst Domenico seine Lippen auf meine und küsst mich stürmisch. Ich stehe stocksteif da und kann mich nicht bewegen. Er wird von mir gerissen und auf den Boden geschuckt. Enrico verprügelt ihn und sieht sehr wütend aus.

»Figlio di puttana, sie ist meine Verlobte!«, brüllt Enrico und verpasst ihm eine harte Ohrfeige.

Meine Augen weiten sich schlagartig. Das hat der nicht gemacht.

Uhhh, was geht denn bei Enrico ab🫢🫥

La mia altra metàWo Geschichten leben. Entdecke jetzt