Ginevra
Freitag, 17. Mai
Ich sitze auf der Couch, die Beine hochgelegt, und streiche sanft über meinen Bauch.
Die 17. Schwangerschaftswoche. Unser kleines Wunder wächst und gedeiht in mir, und ich spüre bereits die ersten zaghaften Bewegungen.Enrico sitzt neben mir, seine Augen voller Fürsorge und Liebe. »Brauchst du was?«, fragt er zum gefühlt hundertsten Mal heute. »Soll ich dir etwas zu trinken holen? Vielleicht einen Tee? Oder einen Snack?«
Ich lächle ihn an und schüttle den Kopf. »Nein, danke, es geht mir gut«, sage ich sanft. Aber er lässt nicht locker, streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht ung fragt, ob ich ein Kissen brauche oder ob er mir die Füße massieren soll. »Enrico, wirklich, ich bin in Ordnung«, versichere ich ihm. Ich nehme seine Hand und lege sie auf meinen Bauch. »Fühl mal, vielleicht kannst du unser Kleines spüren.«
Seine Augen weiten sich vor Freude und Überraschung. Er hält den Atem an und konzentriert sich, während wir beide still das Wunder des neuen Lebens genießen, das in mir wächst.
—
Es ist tief in der Nacht, und ich liege im Bett neben Enrico. Die Dunkelheit ist beruhigend, und die Stille wird nur durch das leise Atem meines schlafenden Mannes unterbrochen. Doch plötzlich überkommt mich ein Übelkeitsgefühl, das immer stärker wird. Mein Magen zieht sich schmerzhaft zusammen, und ich weiß, dass ich es nicht lange aushalten kann. Schnell schiebe ich die Bettdecke zur Seite und stehe auf. Mein Kopf schwirrt, und ich spüre, wie der Schweiß auf meiner Stirn ausbricht. Hastig eile ich ins Bad. Gerade noch rechtzeitig erreiche ich das Klo, bevor ich mich übergebe.
Tränen schießen mir in die Augen, und ich spüre die Erschöpfung, die mich überwältigt. Plötzlich höre ich schnelle Schritte hinter mir. Enrico ist sofort wach geworden und steht jetzt neben mir. Ohne zu zögern, hält er meine Haare zurück und streicht mir beruhigend über den Rücken.
Als der Würgereiz endlich nachlässt, halte ich mich zitternd am Toilettenrand fest. Enrico reicht mir ein Glas Wasser, das ich dankbar annehme. »Danke«, flüstere ich leiser und spüle meinen Mund aus.
Er nimmt mir das Glas ab und hilft mir vorsichtig, aufzustehen. Er legt mich behutsam ins Bett und deckt mich sorgfältig zu. Dann setzt er sich auf die Bettkante und schaut mich besorgt an. »Bleib bei mir«, sage ich und halte seine Hand fest. Ohne was zu sagen, legt er er sich neben mich hin und schlingt seine Arme um mich. Die Wärme seiner Nähe und die sanften Bewegungen seiner Hand auf meinem Rücken beruhigen mich langsam. Trotz der Schwäche und der Übelkeit fühle ich mich sicher und geborgen in seinen Armen.
»Ich kann nicht mehr schlafen«, sage ich nach 10 Minuten Stille. Da ich keine Antwort kriege, drehe ich mich langsam um und schaue ihn an. Seine Augen sind geschlossen und er schläft friedlich. Lächelnd betrachte ich ihn und denke wieder an die alten Zeiten..
Ich sitze alleine am Pool und genieße die Stille. »Was machst du hier alleine?« Ruckartig drehe ich mich um und sehe Enrico. »Du kannst reden?«, frage ich und schaue wieder auf den Pool. Er setzt sich auf die andere Liege, spreizt seine Beine auseinander und stützt seine Ellbogen auf die Knie. »Du bist groß geworden«, wechselt er das Thema. »Selbstverständlich. Es sind Jahre vergangen«, entgegne ich. »Früher, als du ein kleines Kind warst, hast du mich geliebt.« »Was? Wirklich?«, frage ich nach und schaue zu ihm. Sein Seitenprofil ist wirklich- Ok hör auf ihn anzustarren, Ana.
»Wieso bist du schockiert?« »Es ist sehr unrealistisch, so jemanden, wie dich zu lieben.« »Du hast es trotzdem getan.« »Du hast dich aber auch sehr verändert. Trainierst du?« »Ja, schon sehr lange sogar. Als du auf die Welt gekommen bist, war ich 12. Da habe ich mit Boxen angefangen.« Ich nicke erstaunt. »Machst du irgendeine Sportart?«, hakt er. »Ich spiele Tennis.« »Deswegen hat Silvano ein Tennis Platz bauen lassen.« »Ja, immerhin das. Er will das ich mich wie zuhause fühle.« »Dafür bin ich ihm auch dankbar.« Als ich auf meine Oberschenkel schaue, sehe ich plötzlich eine Spinne. »Mio dio!«, zische ich und lasse meine Arme panisch hoch. »Nimm die Spinne weg! Enrico bitte!«
Er schaut mich kurz überrascht an, steht dann aber auf und nähert sich mir langsam. Seine Hand gleitet vorsichtig unter mein Kleid, um die Spinne zu entfernen. Ein leichtes Erröten steigt mir ins Gesicht, als sein Blick kurz auf meine Beine fällt und er meine nackte Haut berührt. Doch seine Berührung ist sanft und beruhigend, und ich atme erleichtert auf, als er die Spinne behutsam wegnimmt. »Grazie«, bedanke ich mich. »Du hast immer noch Angst vor Spinnen«, stellt er fest. »Ich hasse Spinnen.« »Ich weiß.« »Früher wolltest du auch immer, dass ich die Spinnen wegnehmen. Das hat sich also nicht geändert.«
Er erinnert sich an das? Ich bin sprachlos.
Ich räuspere mich und stehe auf. »Es wird langsam kalt. Lass uns reingehen«, sage ich.
Grinsend streichle ich seine Wange und küsse seine Nasenspitze. Schlagartig öffnen sich seine Augen und er mustert mich geschockt. »Was ist los? Gehts dir gut?«, fragt er panisch und setzt sich vorsichtig auf. »Ja, alles gut. Schlaf weiter, ich will dich anschauen«, sage ich. Schmunzelnd legt er sich wieder hin und küsst mein Mundwinkel. »Du willst mich anschauen? Schau mich an. Ich bin bereit.«
Ich verdrehe sarkastisch die Augen und seufze. »Verdreh deine wunderschönen Augen nicht, sonst kann ich mich nicht zurückhalten.«
»Halte dich nicht zurück«, entgegne ich sofort. Er hebt seine Augenbrauen hoch und mustert mich fragend. »Es ist 2 Uhr nachts, Amore Mio..«
Ich lasse ihn nicht reden, stattdessen setze ich mich auf sein Schoß und lege meine Hände auf seine nackte Brust. Bewusst reibe ich meine Mitte an seinem Schwanz. Enrico führt seine Hände auf meine Taille und streichelt ganz sanft. »Ich will dir nicht weh tun«, murmelt er. »Du tust mir nie weh.«
Ich führe meine Lippen auf seine und küsse ihn. Gottseidank, erwidert er den Kuss und hält mich stark fest. Ich weiß, dass er mich nie loslassen wird. Enrico und ich werden immer zusammen bleiben und nichts wird uns jemals trennen können.
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La mia altra metà
Romance𝐆𝐢𝐧𝐞𝐯𝐫𝐚 𝐀𝐧𝐚𝐬𝐭𝐚𝐳𝐣𝐚 𝐕𝐞𝐧𝐭𝐮𝐫𝐢 ist die Tochter eines wohlhabenden Geschäftsmannes. Nach der Trennung ihrer Eltern lebt sie mit ihrer Mutter in Polen und führt dort ihr eigenes Leben. Doch als ihre Mutter unerwartet an einer Krankhe...