Ginevra
Langsam öffne ich meine Augen und setze mich auf. Ich habe die gestrigen Klamotten an und mein MakeUp ist komplett verschmiert. Ich stehe auf und gehe ins Badezimmer. Dort schminke ich mich ab und wasche gründlich meinen Gesicht. Wie sehr ich es manchmal hasse, geschminkt zu sein. Danach werfe ich meine Klamotten in den Wäschekorb und schlüpfe unter die Dusche.
Nachdem ich eine Körperdusche hatte, trockne ich mich ab und wickle den Handtuch um meinen Körper. Zurück im Zimmer nehme ich mein Handy in die Hand und seufze, als ich keine Nachrichten sehe.
Ich wollte noch nie so sehr mein altes Leben.
—
»Signora Pellegrini ist da«, informiert mich einer der Angestellten. Ich nicke und gehe die Treppen runter. Unten im Wohnzimmer sehe ich Aurora, die angespannt auf mich wartet. Als sie mich merkt, steht sie auf und kommt auf mich zu. »Mi dispiance«, murmelt sie. Ich erwidere die Umarmung und anschließend lösen wir uns. »Als ich mitbekommen habe, was gestern passiert ist, musste ich dich sehen.«
Wir setzen uns hin und für einen Moment schweige ich. »Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du etwas mit der Mafia zutun hast?«, frage ich. »Ich wollte es wirklich, aber ich durfte nicht.« »Ich fasse es einfach nicht. Mafia. Eine gefährliche Welt, die ich in meinem Leben nicht brauche.« »So ist es leider, aber du wirst ein Teil davon.« »Erinnere mich nicht dran.« Sie seufzt. »Enrico ist nicht schlecht. Ok, vielleicht ist er manchmal echt ein Arsch, aber du wirst merken, er ist anders.«
»Er hat mir gesagt, dass ich weiterhin machen kann, was ich will.« Sie hebt ihre Augenbrauen hoch und denkt nach. »Und auch, dass aus uns sowieso nie was wird - natürlich besser so, aber das er das nochmal angedeutet hat.« »Er hatte auch keine einfache Vergangenheit«, entgegnet sie.
»Wird aber irgendwie klappen.« »Ich weiß nicht, Aurora.«
»Ginevra, können wir kurz reden«, höre ich Papás Stimme. »Warte im Garten auf mich«, murmele ich zu Aurora und stehe auf. »Was ist?« Er atmet tief aus und schaut mir in die Augen. »Das was ich gestern gemacht habe, war nicht richtig. Ich war so wütend und das-« »Du hast deine Tochter geschlagen. Weiß nicht, ob dir das bewusst ist. Nach Mamas Tod, war das, das schmerzhafteste. Nicht dein Schlag, sondern dein Verhalten. Mamá würde niemals zulassen, dass ich mit jemanden heirate, den ich nicht liebe.«
»Ich weiß, aber es ist jetzt so. Akzeptiere bitte deine Schicksal.« »Ich fasse es nicht«, brumme ich. »Mi dispiance.« »Hör auf dich zu entschuldigen! Es bringt nichts, gar nichts. Du lässt es trotzdem zu.«
»Er ist gut für dich. Bei ihm bist du sicher.« Ich verdrehe die Augen, will etwas sagen, doch lasse es sein. Ich gehe raus in den Garten, wo Aurora auf mich wartet.
Enrico
»Das ist ehrlich krass«, sagt Elijah und lehnt sich zurück. »Immerhin ist sie aber hübsch.. sie könnte auch naja, nicht dein Geschmack sein.« »Ich habe kein Geschmack.« »Häng nicht weiter an Aria. Wer weiß, vielleicht ist sie schon verheiratet. Es sind Jahre vergangen.« »Elijah, bitte.« »Nichts bitte. Ich versuche dich zu motivieren.« »Motivieren, weil ich bald heiraten werde?« »Wir können auch gerne tauschen. Ich hätte gerne Ginevra-«
Er stoppt und schaut an mir vorbei. »Ben detto«, höre ich Ginevras Stumme, weshalb ich mein Kopf nach hinten drehe. Sie umrandet den Sofa und stellt sich so hin, dass wir uns sehen können. »Können wir kurz reden, Enrico?«, fragt sie. Ich nicke und stehe auf. »Redet so lange ihr wollt, ich warte hier auf dich, Enrico«, sagt Elijah grinsend. Ich haue ihm gleich eine rein, dann sieht er-
Im Flur bleibt sie stehen und dreht sich zu mir um. »Um was gehts?«, frage ich und verschränke meine Arme. »Ich akzeptiere es.« Ich lege den Kopf schief und mustere sie. »Du hast auch keine andere Wahl«, erwidere ich monoton. Sie verdreht ihre Augen und ich kann spüren, wie sehr sie mich beleidigen will. »Ich werde aber mein Leben so weiter leben, wie ich will. Du entscheidest nichts. Ich werde einfach nur deine Ehefrau.« »Andere Frauen würden sich an deiner Stelle freuen.« »Ich habe keinen Grund.« »Wie gesagt, Ginevra. Mach weiterhin was du willst. Solange du anständig bleibst und dich nicht wie eine Hure benimmst, ist alles gut.« »Wie bitte?!« »Du hast gehört.« »Keine 10.000 andere Jungs«, ergänze ich. »Ich kann so viele haben, wie ich will. Du bist da der Allerletzte, den ich frage.« »Leider nicht.« »Willst du mich eigentlich verarschen? Wir haben eine Abmachung.« »Natürlich. Du darfst alles machen was du willst, außer mit 10.000 anderen Typen rum zuvögeln.« »Na gut, dann halt mit 9.999 Typen. Aber merk dir, du bist nicht mit dabei.«
Sie will an mir vorbei, doch ich umfasse mit meiner Hand ihren Arm. »Du zählst mich nicht mit? Jetzt bin ich aber traurig.« »Du wirst noch viel traurig sein. Such dir jetzt schon eine Therapeutin.« Ich lache auf. Ja, zum ersten Mal, muss ich lachen. »Spiel mit mir keine Spielchen, Ginevra.« »Wieso? Bist du zu alt dafür? Habe ich mir schon gedacht-« Meine Gesichtszüge verändern sich und schon schaue ich wieder eiskalt zu ihr. »So gut gelaunt, dass du sogar unlustige Witze machst?« »Wieso so schnell mad, Enrico? Habe dich wohl gut getroffen.«
Sie geht an mir vorbei und lässt mich alleine im Flur stehen. Ich gehe wieder zurück ins Wohnzimmer und sehe einen grinsenden Elijah. »Im ernst?« »Sie ist der Hammer!«, kreischt er und klatscht. »Nein, ist sie nicht.« »Also du wirst viel spaß mit ihr haben - das steht fest.« »Hallo, lach doch mal ein bisschen«, fügt er hinzu und klopft auf meine Schulter.
»Wenn du so weitermachst, bin ich TeamGinevra«, sagt er und schmunzelt. Ich schaue ihn genervt an und massiere meine Schläfe.
Ginevra wird mit ihm noch viele Spielchen spielen.. wann wird Enrico wohl die Fassung verlieren?
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La mia altra metà
Romance𝐆𝐢𝐧𝐞𝐯𝐫𝐚 𝐀𝐧𝐚𝐬𝐭𝐚𝐳𝐣𝐚 𝐕𝐞𝐧𝐭𝐮𝐫𝐢 ist die Tochter eines wohlhabenden Geschäftsmannes. Nach der Trennung ihrer Eltern lebt sie mit ihrer Mutter in Polen und führt dort ihr eigenes Leben. Doch als ihre Mutter unerwartet an einer Krankhe...