Chapter 23

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Eine Weile starrten wir uns drei gegenseitig an, bis meine Mutter sich wieder fing.
„Was machst du denn hier?“ sagte sie ziemlich unfreundlich. Ich sah sie überrascht an.
War das meine Mutter? Sonst war sie doch immer super nett, sogar zu meinem Freund den ich mal gehabt hatte und denn hatte sie wirklich nicht leiden können. Das musste mehr als nur Ablehnung sein, was sie für Zayn empfand.
„Ähm Mam, geht das auch ein bisschen netter?“ fragte ich und sah sie bittend an.
„Nein geht es nicht. Ich möchte ihn weder in meinem Haus, noch sonst mit dir sehen“ sagte sie und ich sah wie sie innerlich brodelte.
„Das geht dich aber nichts an“ sagte ich, wobei meine Stimme etwas an Lautstärke gewann.
„Oh doch junge Dame, das geht mich sehr wohl etwas an. Und jetzt raus aus meinem Haus“ sagte sie zu Zayn gewandt und zeigte zur Tür.
Er warf mir einen nichts sagenden Blick zu und wollte sich dann in Bewegung setzten, doch ich hielt ihn zurück und sah meine Mutter wütend an.
„Er geht nirgends hin. Du kennst ihn noch nicht einmal und verlässt dich nur darauf was andere Leute über ihn sagen. Ich dachte dass du es immer warst, die mir gesagt hat dass man einen Menschen besser kennenlernen muss, bevor man sich sein Urteil bildet. Oder täusche ich mich da?“ sagte ich wobei ich sie vorwurfsvoll ansah.
„Nein tust du nicht. Aber ich weiss genug über ihn und ich denke nicht das deine Freundinnen mich anlügen.“
„Das gibt dir aber nicht das Recht, mir zu befehlen mit wem ich mich abgegeben darf oder nicht!“
„Oh doch das kann und werde ich. Zayn geh jetzt bitte“ Ihre Stimme war kontrolliert doch ich hörte die unterschwellige Wut heraus.
„Nei-“ wollte ich gerade protestieren, doch Zayn schnitt mir das Wort ab.
Sanft nahm er meine Hand und drückte sie leicht. „Schon okay.“ Dabei sah er mir in die Augen.
Dann, ohne ein weiteres Wort, ging er aus der Tür und über die Strasse. Er verschwand in seinem Haus und als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, zuckte ich zusammen.
„Ich will nicht das du dich jemals wieder mit ihm trifft“ riss mich meine Mutter aus meiner starre. Ich sah sie einfach nur an, nicht in der Lage das gesagt zu verstehen.
Ohne ein weiteres Wort drehte ich mich um und rannte die Treppe nach oben.
„Wo willst du hin? Zoey!“ schrie mir meine Mutter nach. Ich tat so als hätte ich nichts gehört und schlug hinter mir die Tür zu. Als ich Schritte auf der Treppe hörte schloss ich schnell hinter mir ab.
„Zoey, mach die Tür auf!“ sagte sie und hämmerte gegen das Holz.
„Geh Weg!“ schrie ich und schaltete meine Stereoanlage ein. Ich verkroch mich auf die Fensterbank und starrte zu seinem Fenster in der Hoffnung er würde darin auftauchen.
Es dunkelte schon ein als mein Handy mir signalisierte, dass ich eine Nachricht bekommen hatte. Steifglidrig stand ich auf und ging zum Bett, wo mein Handy lag. Schnell öffnete ich die Nachricht und sofort breitete sich ein Lächeln auf meinen Lippen aus, als ich sah das sie von Zayn war.
„Sie nach unten“ las ich laut vor und sah verwirrt drein. Ich ging zum Fenster und öffnete es. Ich lehnte mich etwas nach draussen und sah dann nach unten. Im ersten Moment konnte ich nichts erkenne, doch dann nahm ich eine Bewegung unter dem Beim neben meinem Fenster war. Da erkannte ich ihn und ein grinsen breitete sich auf meinen Lippen ab. Wieder vibrierte mein Handy.
„Kommst du runter?“ kurz sah ich zurück zur Tür. Meine Eltern würden bestimmt nichts bemerken. Schnell schnappte ich mir Schuhe und eine Jacke. Dann stieg ich aus dem Fenster und aufs Verandadach. Vorsicht, damit ich nicht herunter viel ging ich nach rechts wo er auf mich wartete. Er trat aus dem Schatten der Eiche und stellte sich unter mir auf. Ein gefährliches Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus, als er zu mir hoch sah. Ich setzte mich an den Rand und er streckte die Arme aus.
Jetzt musste ich ihm nur noch vertrauen. Lange sah ich ihm einfach nur in die Augen um zu prüfen ob ich es konnte.
„Du kannst mir vertrauen“ sagte er schliesslich, was mich zum Schluss brachte das ich das wirklich konnte.
Nachdem ich noch einmal schwer geschluckt hatte liess ich mich vorsichtig nach unten gleiten bis sich seine starken Arme um mich schlossen.
Seine warmen braunen Augen brannte sich in meine, als er meine Hand nahm und mich mit zog.
„Wo hin gehen wir?“ fragte ich aufgeregt. Mein ganzer Körper kribbelte und Adrenalin schoss mir durch die Adern.
„Das siehst du gleich“ sagte er und zwinkerte mir über die Schulter zu. Mein Herz machte einen Satz und Wärme breitete sich in meinem ganzen Körper aus.
Aufgeregt ging ich hinter ihm her, wobei ich fast rennen musste da er so lange Schritte machte. Nachdem wir zuerst über ein Feld gegangen waren, traten wir in den Wald ein.
Das war schon ein bisschen grusselig, dachte ich und trat näher an ihn heran.
Er warf mir ein breites Grinsen zu und drückte meine Hand. Nach einer Weile vernahm ich das Rauschen eines Flusses und wenig später kam eine Brücke in Sicht.
„Komm schon“ sagte er, als ich kurz zögerte. Er liess meine Hand los und zog sich nach oben bis er auf der Brücke stand.
„Und jetzt du?“ sagte er und hielt mir seine Hand hin. Mit grossen Augen sah ich ihn an.
„Und wie bitte sehr soll ich das anstellen?“
„Gib mir deine Hand, ich zieh dich hoch“ meine Augenbrauen schossen in die Höhe.
„Ja sicher und wie willst du das anstellen? Ich bin viel zu schwer?“
Er legte den Kopf schräg und sah mich herausfordernd an. „Für wie schwach hältst du mich? Und du bist nicht zu schwer.“
Ich errötete leicht und dachte noch einen Moment lang nach.
„Okay, wenn du meinst“ gab ich schliesslich nach und streckte ihm die Hand hin. Ich sah wie sich seine Muskeln zusammenzogen und schon im nächsten Moment hoben meine Füsse vom Boden ab. Überrascht sah ich ihn an, dass er es wirklich schaffte. Mit meiner anderen Hand griff ich nach dem Dach und zog mich daran nach oben. Als wir es geschafft hatten sah ich ihn ungläubig an.
„Ich hatte keine Ahnung das du so stark bist“ sagte ich während ich meinen Blick über ihn wandern liess.
Mit einem selbstgefälligen grinsen sah er auf mich herab. „Mit was denkst du, habe ich mir den Respekt an der Schule verdient und von den Jungs?!“
Meine Augen fanden ihren Weg zurück zu seinen. „Keine Ahnung aber damit hab ich nicht gerechnet“ antwortete ich atemlos. Er verdrehte nur die Augen und hielt mir die Hand hin, die ich nahm und er mich daran nach oben zog.
Vorsichtig, damit wir nicht abrutschten, liefen wir über das Dach bis wir in der Mitte waren, dann setzten wir uns hin. Als ich den Blick hob, verschlug es mir die Sprache.
„Wow, das ist unglaublich….“ sagte ich atemlos.
„Hierher komm ich immer wenn ich nachdenken muss oder allein sein will“
„Bist du gestern heute auch hier gewesen?“
„Mhm“ machte er einfach und sah in den Himmel. Auch ich sah auf die Mondsichel und die Sterne die am Himmel hingen und die Landschaft in ein helles weiss tauchten.
Eine Weile sassen wir einfach nur da, bis Zayn den Kopf senkte und auf seine Hände sah, die über seine Knie hingen.
„Was ist los Zayn“ fragte ich ihn schliesslich.
„Ich hab nur darüber nach gedacht wie lange das noch so weiter gehen soll“
„Was meinst du“ fragte ich leicht verwirrt.
Da wandte er den Kopf und liess seine Augen über mein Gesicht wandern.
„Wie lange willst du noch so sein?“
„Ich weiss nicht-“ da unterbrach er mich.
„Ich meine, wie lange willst du noch traurig sein und nicht zur UNI gehen?“
„Zayn, das ist nicht so leicht. Du kannst dir nicht vorstellen was das mit mir angerichtet hat.“
„Ja das stimmt, das kann ich nicht aber ich weiss auch dass du dich nicht selbst aufgeben darfst. Zoey du bist ein Kämpfer, genau wie ich und wir geben nicht auf. Wir geben uns selbst nicht auf. Ich will damit nicht sagen, dass das gleich von Heute auf Morgen sein muss aber irgendwann, da musst du wieder zurück ins Leben. Lieber früher als später. Ich weiss dass die alte Zoey noch da drin ist, ich hab sie heute gesehen. Das einzige worum ich dich bitte, ist nicht auf zu geben.“
Ich sah weg, auf meine Hände und dachte über das gesagte nach. Natürlich hatte er Recht, ich konnte mich nicht ewig verstecken. Aber er konnte sich auch nicht vorstellen wie es war vergewaltigt zu werden. Es hatte mich verändert. Noch wusste ich nicht ob es mich stärker oder schwächer gemacht hat, aber mir war klar dass ich kämpfen musste. Jeden Tag ein bisschen mehr. Ich musste wieder aufstehen und weiter machen.
Ich dachte an meine Freundinnen. Obwohl ich ihnen immer noch nicht verziehen hatte, das sie meinen Eltern von Zayn erzählt hatten, brauchte ich sie. Sie würden mir helfen und ausserdem vermisste ich sie.
Meine Augen wanderten wieder zu ihm, der mich immer noch ansah.
„Ich weiss“ sagte ich mit schwacher Stimme.
„Ich werde mich nicht selbst aufgeben Zayn. Ich brauche nur ein bisschen Zeit um die Wunden zu heilen und dann bin ich hoffentlich wieder ganz die alte“ sagte ich mit einem Lächeln. Doch er blieb ernst und sah mir weiter fest in die Augen.
„Nein Zoey. Du wirst nie wieder die alte sein“ er sagte das ohne irgendeine Emotion und nach einem Moment sah er wieder in den Himmel.
Auch ich sah nach oben. Er hatte wieder Recht. Ich hoffte nur dass die Neue Zoey besser war als die Alte.
Verstohlen warf ich ihm einen Blick aus den Augenwinkeln zu und beobachtet ihn, wie er die Sterne beobachtete. Sollte ich gleich mit meiner Besserung anfangen? Fragte ich mich innerlich und dachte darüber nach wie viel ich wohl aushielt. Schliesslich gab ich mir innerlich einen kleinen Schubs und rückte näher zu ihm heran. Kurz wanderten seine Augen zu mir, bevor er wieder nach oben sah. Ich streckte meine Hände aus und schlang meine Arme um seinen, der auf seinem Knie aufgestützt war. Dann legte ich den Kopf auf seine Schulter und sah ihn durch meine Wimpern hindurch. Er sah mich beruhigend an und schob seine Hand in meine.
Ich hatte keine Angst und nicht das Bedürfnis so schnell wie möglich von ihm weg zu kommen. Ich fühlte mich einfach sicher und das war bestimmt ein gutes Zeichen.
In diesem Moment beschloss ich gleich morgen mit meinen Freundinnen zu reden und am Montag wieder zur UNI zu gehen. Alles würde wieder gut werden, da war ich mir jetzt sicher.

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