Kapitel 186 - Viel Spaß

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Raven

Da willst du rein?", frage ich Harry unglaubwürdig und starre auf die große VOGUE Schrift über dem Ladeneingang.

„Na ja, klar", sagt er locker und schließt sein Auto ab. „Hattest du gedacht, wir gehen zu Macys oder New Yorker? Baby, ich bitte dich." Grinsend umfasst er meine Taille und kneift mir leicht hinein. „Meine Mum hat mir befohlen dir ein schönes Kleid zu kaufen und das tue ich."

Ich sehe unsicher durch die großen Glastüren,durch die ich schon zwei Verkäuferinnen sehen kann. Sie passen perfekt dort rein, aber ich kein Stück. Das ist wie ein Schloss und ich bin der Hofnarr.

„Ich weiß nicht", murmle ich. „Das ist wirklich teuer und ich fühle mich unwohl, wenn du so viel Geld für mich ausgibst."

Harry seufzt. „Raven, fang jetzt nicht wieder so an. Ich verdiene genug Geld, bitte, glaube mir doch endlich.  Mich macht ein Kleid nicht arm."

Schließlich nicke ich ergeben und wir betreten gemeinsam den Laden. Es riecht hier sogar teuer. Und nach Rosen. Wieso riecht es hier nach Rosen?

„Guten Tag, die Dame und der Herr", grüßt uns sofort eine der zwei Verkäuferinnen. Sie ist älter und trägt eine Brille, sieht aber gleichzeitig sehr stylisch gekleidet aus. „Willkommen in unserem Vogue Shop. Ich bin Ms. Applebaum, kann ich Ihnen schon behilflich sein? Oder möchten Sie etwas trinken? Einen Champagner vielleicht für die Dame?"

Ich bin viel zu erschrocken, von dieser Kundenfreundlichkeit und starre sie nur hilflos an. Bei Macys würde mir das definitiv nicht passieren.

Harry jedoch scheint die Chance gleich auszunutzen. „Ich würde ein Wasser nehmen und meine Freundin nimmt gerne einen Champagner. Ansonsten brauchen wir keine Hilfe, wir sehen uns für den Anfang erst mal um."

Die Verkäuferin nickt freundlich. „Aber natürlich, Sir." Dann schwebt sie auch schon davon.

Ich sehe zu Harry hinauf. „Einen Champagner? Willst du mich abfüllen?"

Er zuckt nur grinsend mit den Schultern und wir gehen weiter in den Laden rein. „Einen Champagner in solch einem Laden muss jeder Mal getrunken haben."

„Wahrscheinlich hast du Recht."

Wir kommen in die Abteilung der Frauenkleider und mir fliegen beinahe die Augen aus den Augenhöhlen.

Das sind keine Kleider, das sind Kunstwerke. Verdammte Kunstwerke aus Stoff.

Und sie sehen alle so verdammt teuer aus.

„So", sagt Harry und setzt sich auf einen rot goldenen Sessel, der vor den Umkleiden steht. „Ich werde hier sitzen bleiben und mich keinen Meter bewegen. Viel Spaß."

Ich betrachte ihn amüsiert und stemme die Hände in die Hüften. „Das nennst du also gemeinsam shoppen?"

Er nimmt sich ein paar Nüsse, die auf einem kleinen – natürlich vergoldeten – Tisch stehen und schiebt sie sich in den Mund. „Beschwer dich nicht, ich bin auch nur ein Mann."

Und so stürze ich mich ins Getümmel voller Meisterwerke und teuren Schuhen.

Zu Beginn gehe ich auf eine Kleiderpuppe zu und sehe auf das Preisschild, um mir ein Bild von den Preisen zu machen, die hier verlangt werden.

1420 Dollar.

Ach du meine Güte. Und das nur für ein Kleid das gerade mal spärlich den Körper bedeckt.

„Und du bist dir hundertprozentig sicher, dass wir hier mein Kleid kaufen sollten?", rufe ich sicherheitshalber nochmal zu Harry.

„Wenn du noch einmal fragst, dann suche ich dir ein Kleid aus, und ob dir das dann gefällt ist die andere Frage."

Ich lache leise. Okay, das ist mal eine deutliche Warnung.

Innerhalb von einer Stunde habe ich mir drei Kleider ausgesucht und gehe damit auf Harry zu, der gelangweilt in dem Sessel sitzt und auf seinem Handy umhertippt. Mittlerweile hat er schon sein zweites Glas Wasser getrunken und ich meinen zweiten Champagner.

„O, Gott, sag bloß, du hast was gefunden", stöhnt Harry erleichtert, als er mich sieht.

Ich verdrehe die Augen. „Du bist echt ein schlechter Shoppingpartner. Du musst doch nichts tun, außer hier debil rumzusitzen."

„Probiere sie einfach an. So langweilig habe ich mir die Sache wirklich nicht vorgestellt."

Ich schnalze mit der Zunge und gehe in eine Kabine. „Sei besser flexibel, was deine Meinung über die Kleider angeht!", rufe ich ihm durch den Vorhang zu. „Umso mehr du dich beschwerst, umso länger hängst du hier fest!"

„Verstanden!"

Ich ziehe das erste Kleid an. Ich habe mir ausschließlich Sommerkleider rausgesucht und keine Schnick Schnack Teile, denn wir sind immerhin auf der Karibik und in keinem Ballsaal. Das erste Kleid ist schulterfrei, ist oben an der Brust enganliegend und geht mit einem braunen Rosenmuster bis runter zu meinen Schienbeinen. Jetzt wo ich es anhabe, sieht es scheußlich aus. Als es dort hin, sah es definitiv besser aus.

Ich schiebe den Vorhang beiseite und präsentiere mich Harry. „Baby, du musst auch gucken", schimpfe ich, als er immer noch nur auf sein Handy starrt.

Er sieht auf und sein verzogener Blick sagt alles. „Was zum ... Nein, vergiss es. Auf gar keinen Fall."

Ich sehe im Hintergrund die Verkäuferin, die ihn geschockt ansieht. Für sie ist dieses Kleid wahrscheinlich ein Werk der Götter.

Einverstanden mit Harrys Meinung gehe ich wieder in die Umkleide und ziehe das nächste Kleid an. Dieses ist in einem ausgeblichenen gelb und viel, viel, viel zu kurz und eng. Es quetscht meine Brüste quasi bis unter mein Kinn und geht mir gerade so über den Po. An der Puppe sah es wieder total gut aus, nur hier sieht es natürlich aus, wie eine gequetschte Zitrone.

Wieder präsentiere ich mich Harry.

Und wieder starrt er nur auf sein Handy.

„Wenn du nicht gleich dieses Ding wegpackst, schmeiße ich es in den nächsten Gullidecken."

Er sieht auf und sein Blick spricht mal wieder Bände. Seine Augen sind aufgerissen und er mustert mich von oben nach unten, leckt sich über die Lippen.

„Es ist viel zu eng und kurz oder?", erläutere ich unsicher meine Meinung ich zippe am Ende herum.

Harry nickt immer noch mit großen Augen. „Ja", krächzt er. „Das kannst du auf gar keinen Fall nehmen."

Und wieder mal gehe ich in die Kabine und ziehe das nächste Kleid über. Dieses Mal ist es ein cremefarbenes Kleid, das zwar einen weiteren Ausschnitt hat, doch mir locker anliegend über die Taille geht und unten wieder locker wird. Und es ist perfekt für die Hitze auf der Insel, denn es hat keine Ärmel. Es gefällt mir auf Anhieb. Es sitzt perfekt, ist nicht zu lang und nicht zu kurz. Das nehme ich auf jeden Fall, egal, was Harry sagt.

Glücklich gehe ich aus der Kabine und muss wieder einen Harry sehen, der auf sein Handy starrt. „Ey, Blödmann."

Er sieht wieder auf und mustert mich von oben bis unten. Dann verzieht er den Mund. „Ein bisschen viel Ausschnitt."

Ich verdrehe die Augen. „Na und? Ich bin eine Frau."

„Aber eigentlich sollte nur ich deine Brüste in diesem Ausmaß sehen."

Entsetzt reiße ich die Augen auf. „Harry!"Ihn scheint es keine Sekunde zu interessieren, dass wir in der Öffentlichkeit sind.

Er lacht leicht und schiebt sein Handy in seine Hosentasche. „Nimm das, das steht dir wirklich gut."

„Das gefällt mir auch am besten", sage ich glücklich und sehe auf das Preisschild auf meiner Schulter. Und bekomme einen Herzinfarkt. 1985 Dollar.

Harry steht auf und nimmt sich meine Jacke, die über dem Sessel liegt. „Wenn du jetzt auch nur ein Wort über den Preis verlierst, kannst du nächste Woche zu Hause bleiben und ich fliege alleine in die Karibik."

Ich will auch so einen Harry als Freund, ahhhhh!

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