Man, war das Kapitel anstrengend. So viele Leute auf einmal.
Harry
Ich knöpfe mir das weiße Hemd bis oben hin zu, während ich auf der Terrasse stehe und die Aussicht genieße. Die Sonne steht schon tief und der Himmel ist in einem angenehmen rot orange. Ich weiß jetzt schon, dass mich dieses Hemd umbringen wird, wenn wir nachher bei noch dreißig Grad essen werden. Ich sollte lieber den obersten Knopf öffnen. Fühlt sich schon angenehmer an. Okay, vielleicht doch lieber die obersten drei.
Ein lauter Knall kommt aus dem Badezimmer.
„Baby, alles okay?", rufe ich durch den Raum.
Wieder ertönt ein Knall, diesmal jedoch leiser. „Ähh", höre ich Raven sagen. „Ja! Ja, alles klar!"
„Was treibst du denn da drin?"
Die Tür öffnet sich und eine durchaus gut gekleidete Ravely Green kommt mit gesenktem Blick aus dem Badezimmer. Sie hält einen weißen Fön in die Luft. „Er ist mir runtergefallen. Jetzt ist er kaputt."
„Ist doch nicht schlimm. Du hast doch einen eigenen."
„Ja", sagt sie schuldbewusst und sieht auf den Boden. „Aber die Steckdose ist rausgerissen."
„Wow, reife Leistung", lache ich und ziehe mir meine Sneakers an. Auch diese Dinger werden mich quälen, bei dieser Hitze. Zumindest konnte ich eine kurze Hose anziehen.
Raven tapst wieder frustriert ins Bad und ich richte mir nochmal die Haare im Spiegel. Mittlerweile sind sie tatsächlich ziemlich lang geworden. Inzwischen kann ich schon einen verdammten Seitenscheitel tragen. „Bist du dann fertig?", rufe ich wieder zu Raven.
„Ich glaube schon", höre ich sie leise sagen. Etwas Kümmerliches schwingt in ihrer Stimme.
Ich runzle die Stirn und stelle mich in den Türrahmen des Badezimmers. „Alles okay?"
Sie zuckt mit den Schultern und betrachtet sich mit hängenden Mundwinkeln im Spiegel. „Ich weiß nicht. Irgendwie bin ich aufgeregt."
„Aufgeregt? Warum?"
Sie dreht sich zu mir. „Heute sehe ich so viele Leute aus deiner Familie ..."
„Deswegen brauchst du doch nicht aufgeregt zu sein", lächle ich ihr zu und lege meine Hände liebevoll auf ihre Wangen. „Meine Mum liebt dich, deswegen wird dich der Rest genauso lieben." Ich küsse sie kurz auf den Mund und sie nickt nur bedrüpt. Ich lasse sie wieder los, greife mir den Haustürschlüssel von dem kleinen Tisch. „Außerdem bleibt ihnen nichts anderes übrig, als dich zu mögen, denn du gehörst zu mir, also müssen sie dich wohl oder übel akzeptieren."
Raven stumpt mich leicht an. „Hey, das ist nicht lustig." Wir gehen aus der Hütte raus und ich schließe ab. „Außerdem kann ich mich noch gut daran erinnern, wie du dir fast in die Hosen gemacht hast, als wir zu meinem Dad gefahren sind", fügt sie noch feixend hinzu.
Ich schnaube. „Komm schon."
„Genauso wie du dir immer im Flugzeug in die Hosen gemacht hast."
Mein Blick schellt augenblich zu ihr und ich kneife meine Augen zusammen. „Das hast du jetzt nicht gesagt."
Sie grinst nur und schwebt in ihrem lockeren Sommerkleid neben mir her. „Doch, habe ich."
Wir laufen durch einen halben Dschungel bis wir endlich an der offiziellen Hotelanlage ankommen und uns sofort die Menge an Pools, Bars und Liegestühlen präsentiert wird. Ich muss sagen, dass Mum wirklich ganze Arbeit geleistet hat, als sie das Hotel ausgesucht hat.
Wir laufen zu dem offenen Restaurant, in dem schon viele Gäste des Hotels sitzen und sich an dem riesigen Buffet bedienen. Und schon von Weiten kann ich meine tollen Familienmitglieder entdecken. Fast alle von ihnen haben die gleiche Lache und sie schallt über den ganzen Platz. Doch das hat sie noch nie gestört. Umso lauter, umso besser. Ich frage mich, wie ich so normal werden konnte.Ein Zoobesuch wäre nichts im Gegensatz zu einer unsere Familientreffen.
Raven versteckt sich schon halb hinter mir, als wir auf den großen Tisch zugehen, der extra für die ganze Kavallerie meiner Familie reserviert wurde.
„Sagte deine Mutter nicht, dass nicht viele Leute kommen werden?", flüstert sie mir eingeschüchtert in den Rücken.
Ich lache leise und lege ihr beschwichtigend die Hand um die Taille, muss sie schon fast zu dem Tisch schieben. „Jetzt kennst du die Bezeichnung für nicht viele á la Mum."
Als erstes entdeckt uns mein Cousin Fred. (A.N. Alle Familienmitglieder sind frei erfunden.) Er ist in meinem Alter, leider nicht ganz auf der Wellenlänge eines zwanzig jährigen. Er scheint in dem Alter sechzehn hängen geblieben zu sein, nur seine Nase schien zu wachsen. „Ich glaub's nicht!", ruft er aus, als er uns sieht und hebt die Arme. „Harold Edward Styles, alle miteinander!"
Jetzt blickt auch der Rest von meinen Tanten, Cousinen, Cousins, Onkeln, Omas und Opas zu mir.
Danke Fred.
Ich hebe begrüßend die Hand, doch noch bevor ich was sagen kann, ruft meine Tante Kerstin: „Mit Begleitung!"
„Harry, komm setzt euch zu mir!", ruft jetzt mein Onkel Heath und schiebt einen Stuhl einladend nach hinten.
„Nein, Harry kommt zu mir!", schimpft meine Mutter.
„Anne, misch dich nicht ein!", schimpft jetzt wieder Kerstin. „Wir haben den Jungen jetzt schon drei Jahre nicht gesehen!"
„Is' richtig!" Mein Onkel versucht mich wieder breit grinsend zu sich zu winken.
„Harry will doch nicht bei den Alten sitzen!", gluckst Fred. „Er kommt zu Marie und mir!"
„Fred, du stellst hier bitte keine Ansprüche!", schimpft Tante Josephine und haut leicht auf den Hinterkopf. „Lass den Jungen sitzen wo er will!"
„Also eigentlich – ", will ich sagen, doch sie sind noch lange nicht fertig.
„Lasst ihn doch erst mal seine hübsche Begleitung vorstellen!", ruft jetzt Hubert, Robins Bruder und mein Stiefonkel. „Seht nur, wie ihr sie einschüchtert!"
„Ach, Hubert, jetzt spiel nicht wieder den Helden!"
„Genau, Hubert, nur weil deine Frau nicht mit dir fliegen wollte!"Fred grunzt gehässig.
Hubert runzelt die Stirn. „Was hat das mit meiner Frau zu tun?"
Fred knickt sofort wieder ein. „Keine Ahnung, ... aber ... nur weil deine Frau nicht mit dir fliegen wollte!"
„Fred!", schimpft wieder Tante Josephine und funkelt ihn böse an. „Du sollst doch freundlich zu Robins Familie sein! Wer hat dir denn Benehmen beigebracht?"
„Also ich bestimmt nicht!", lacht Marcus – Freds Vater lauthals.
„Also eigentlich!", rufe ich jetzt laut in die Runde.
Alle schweigen augenblich und starren mich an.
Zufrieden atme ich aus. „Also eigentlich wollte ich euch erst mal Raven vorstellen." Ich gehe einen Schritt zur Seite und präsentiere somit meine Freundin, die noch immer hinter mir stand. „Sie ist eure absonderliche Ausdrucksweise nicht gewohnt, also bitte zügelt euch ein wenig. Ihr wollt sie doch nicht verschrecken oder?"
Ich höre Raven neben mir leise mit der Zunge schnalzen, weil ich über sie rede, als wäre sie ein Tier, aber anders kann man diese Meute nicht beruhigen. Sie sind ein Haufen wilder Affen.
„Aber ihr könnt euch trotzdem zu mir setzen", brummt jetzt mein Onkel Heath wieder und klopft auf den Stuhl neben sich.
Ich nehme Raven bei der Hand und führe sie um den langen Tisch, zu den zwei freien Plätzen neben meinem Onkel.
„Man, Onkel Heath, Harry kommt – ", will Fred wieder sagen, doch er wird von Josephine gestoppt, die ihm in den Arm kneift. „Au! Mum, was soll das?"
„Hast du nicht gehört, was Harry gesagt hat?", zischt sie. „Wir wollen sie nicht verscheuchen!"
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Lives Collide 2
Fanfic"Er bildete ein schöneres Zuhause für sie, als das Haus in dem sie lebte." Dann ging ihre Geschichte weiter. Mehr Geheimnisse, mehr Kummer, mehr Liebe als je zuvor. Werden sie es schaffen glücklich zu sein, wenn sie auseinander gerissen werden? wr...