Kapitel 3

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Keine halbe Stunde später holte mich jemand in der Garderobe ab und führte mich durch die verworrenen Gänge der Arena zur Bühne. Ich ging nach draußen und sah, dass ich nicht die einzige von Cast war, die hier war. Jorge war auch schon da. Ich ging zu ihm und begrüßte ihn kurz mit einer kleinen Umarmung. ,,Geht's dir gut soweit?", fragte er, als wir uns wieder aus der Umarmung gelöst hatten. Ich sah ihn kurz an und nickte dann. Dann sah ich schnell wieder weg, weil ich sonst unter seinem intensiven Blick dahin geschmolzen wäre.

Ich war dem Choreographen so unglaublich dankbar, als er in der nächsten Sekunde auf uns zu kam und sofort anfing zu reden und uns neue Tanzschritte zeigte, denn so konnte zwischen Jorge und mir keine peinlich Stille entstehen. Die Bühne hier war ein kleines bisschen anderes, als bei den anderen Konzerten, weshalb wir manche Choreographien abändern mussten. Jorge und ich hatten die neuen Schritte recht schnell drauf und als die anderen Cast Mitglieder fast zwei Stunden später zu uns kamen probten wir noch die restlichen Songs einmal durch, damit alles gut saß.

Nach den Proben musste ich sofort in die Maske, genauso wie alle anderen auch. Es dauerte fast eine Stunde, bis ich fertig angezogen war und wieder hinter der Bühne stand. Dieses Mal allerdings war ich etwas aufgeregt, da ich draußen die ganzen Fans schreien hören konnte und weil ich heute panische Angst vor dem Leonetta Kuss hatte.

Und so rannte ich fast zehn Minuten lang immer wieder auf und ab, bis Mechi zu mir kam und mich am Arm packte. Ich blieb abrupt stehen und sah sie mit vor Panik weit aufgerissenen Augen an. ,,Was ist mit dir? Du bist doch sonst nicht so nervös", stellte sie fest. Ich zog sie ein paar Meter bei Seite, damit die anderen Crew Mitglieder nichts mitbekamen, von dem was ich ihr erzählte und sagte: ,,Ich hab panische Angst vor dem Leonetta Kuss." Sie lächelte mich leicht an und legte mir beruhigend eine Hand auf die Schulter. ,,Ach Süße, das habt ihr aber doch schon hunderte Male gemacht. Aber wenn du echt so viel Panik davor hast dann ass dich einfach von deinen Instinkten leiten, dann wird alles gut", meinte Mechi. Ich lachte kurz auf. Die hatte vielleicht gut reden.

,,Noch eine Minute", hörte ich wie immer die Durchsage des Regisseurs und ich versuchte mich zu beruhigen, damit meine Stimme gleich nicht zitterte wenn ich raus ging. Jemand drückte mir einen Koffer in die Hand und ich ging auf Position. Ich atmete noch einmal tief durch und betrat dann die Bühne.

Als ich Soy mi mejor momento sang konnte ich nur an den Kuss denken, der danach kam und mein Herz raste in meiner Brust, so schnell, dass ich dachte ich breche gleich vor Aufregung und Angst zusammen.

Nachdem ich den letzten Ton gesungen hatte erschien Jorge auf der Bühne und ich musste schlucken. 'Man er sah wieder richtig gut aus!' Ich ging mit wackeligen Knie auf ihn zu. Als er dann direkt vor mir stand legte ich meine Hand an seinen Hals und ich sah selbst schon, wie sie zitterte, dann konnte er es bestimmt auch spüren. Er legte seine Hände wie immer an meine Hüfte und sah mir Tief in die Augen, als er seinen Satz sagte. Ich schluckte schwer und wartete auf mein Stichwort. ,,Te amo, Violetta", sagte Jorge und dann kamen sich unsere Gesichter immer näher. Langsam. Ich war total versteift und presste am Ende einfach nur meine Lippen auf seine. Als das Licht ausging löste ich mich sofort wieder von ihm und er sah mich irgendwie leicht verletzt an. Dann nahm er meine Hand, die ich ihm nur widerwillig gab und wir verschwanden zusammen von der Bühne.

Sobald wir von den Zuschauern nicht mehr gesehen werden konnten zog er mich bei Seite und fragte leicht wütend: ,,Was war das bitte gerade?!" Ich tat so, als ob ich nicht wüsste, wovon er sprach und fragte: ,,Was meinst du? Was war was?" ,,Dieser Kuss...ich...du...also...ach vergiss es einfach", sagte er und zog enttäuscht, verletzt und wütend, auf einmal, ab.

Ich stand einfach nur da und mir liefen schon wieder einzelne Tränen die Wangen herunter. Wieso musste alles immer nur so kompliziert sein?

Ich ging in meine Garderobe um mich umzuziehen für den nächsten Song und meinen Make-up Artistin schlug sich die Hände über dem Kopf zusammen, als sie mein verheultes Gesicht sah, sobald ich die Garderobe betrat. Sie stellte zum Glück aber keine Fragen und machte sich sofort an die Arbeit.

Jortini - Hinter den Kulissen von Violetta liveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt