Liebende, deren Sehnsucht sich erfüllt, sind nach dem Volksmund im siebten Himmel. Doch wissen wir überhaupt, wie viele Himmel es gibt - und was ist bei der Himmelfahrt von Jesus eigentlich geschehen?
„Gott ist im Himmel und du auf Erden": Dies zu glauben mag den Menschen vor dem Raumfahrtzeitalter leichter gefallen sein (1). Den Gläubigen war schon immer klar, dass Himmel mehr ist als das Universum, das heute Teleskope und Messgeräte bis in unvorstellbare Fernen durchdringen.
Himmel ist nicht bloss die majestätische Weite des Weltalls und seiner Galaxien, sondern auch die unsichtbare Welt Gottes, des Schöpfers von allem, und seiner Geister (2). Der christliche Festtag Auffahrt/Himmelfahrt ist von daher zuerst eine Einladung, über dem sichtbaren Himmel den unsichtbaren nicht zu vergessen. Der unsichtbare Himmel ist wichtiger für unsere Zukunft als Wetter und Klima.
Wie viele Himmel?
Obwohl die Bibel eine Zahl von Himmeln nicht nennt und nur Andeutungen macht (der Apostel Paulus erlebte einmal, dass er „in den dritten Himmel entrückt" wurde (3), wagten jüdische Ausleger des Alten Testaments und spätere Autoren zu spekulieren: Ein, drei, fünf oder sieben Himmel wurden in verschiedenen Schriften genannt - dies zeigt, dass man nichts Sicheres wusste (4) .
Jesus von Nazareth war nicht ein Mensch wie alle andern; dies zeigte sich schon bei seiner Geburt und dann immer wieder, als er unterwegs war und das „Reich der Himmel", die beginnende Herrschaft Gottes, verkündigte (5). Mehrmals war Gottes Stimme vom Himmel zu hören (6). Von den Mächtigen in Jerusalem verhaftet, starb er elend, zwischen Verbrechern gekreuzigt. Doch schon am dritten Tag war sein Grab leer: Jesus war von Gott auferweckt worden. Von nun an konnte er durch Türen gehen, sichtbar werden und wieder entschwinden - er hatte einen von Gott verwandelten Leib, an dem die Wundmale der Kreuzigung allerdings noch zu sehen waren (7).
Fisch vom Grill
Während 40 Tagen begegnete er mehrfach seinen Freunden, den Jüngern, die mit ihm umhergezogen waren. Einmal machte er frühmorgens am Seeufer Feuer und grillierte Fische für sie. Als sich die Jünger, die sich während der Nacht erfolglos um einen Fang bemüht hatten, dem Ufer näherten, wies er sie an, das Netz nochmals auszuwerfen, worauf es sich füllte (8). Ein andermal ass er selbst Fisch, um ihnen zu beweisen, dass er derselbe Jesus war und nicht ein Geist (9).
Gott, mein Vater
Jesus, ohne Zutun eines Mannes durch das Wirken des Heiligen Geistes in Maria gezeugt, hatte von Kind auf Gott im Himmel als seinen Vater gekannt und mit ihm gelebt (10). Er gab zahlreichen Wundern und seinen Botschaften zu erkennen, dass er Gottes Sohn war, und bestätigte dies ausdrücklich, als er vom Hohenpriester in Jerusalem verhört wurde (11). Seiner Anhängerin Maria Magdalena erschien er am frühen Ostermorgen als erster. Er sagte ihr: „Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott" (12).
Hinauf in den Himmel...
Und eben dies geschah 40 Tage später: Nachdem Jesus seine Jünger beauftragt hatte, auf den Heiligen Geist zu warten und dann ihn als Retter zu verkünden, wurde er aus ihrem Kreis zusehends emporgehoben. Sie konnten ihn sehen -baff vor Erstaunen -, bis ihn eine Wolke einhüllte. Plötzlich standen zwei Männer in weissen Gewändern bei ihnen und sagten: „Was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg zum Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel fahren sehen" (13).
Kurz: Jesus war Gottes Sohn, der Mensch wurde und unter Menschen lebte. Wenige Wochen nach seiner Auferstehung von den Toten kehrte er zum Vater in den Himmel zurück. Am Ende des Markusevangeliums findet sich der zusammenfassende Satz: „Nachdem der Herr Jesus mit ihnen geredet hatte, wurde er aufgehoben zum Himmel und setzte sich zur Rechten Gottes" (14).
...zur Rechten Gottes...
Das heisst: Jesus ist bei seiner Himmelfahrt nicht irgendwohin, in die unfassliche Weite der Geisterwelt, entschwunden, sondern zu Gott selbst gegangen. Und: Er ist von diesem Tag an der Herrscher im Himmel - dies meint der Ausdruck „zur Rechten (Seite) Gottes". Die Apostel, die ersten christlichen Verkündiger, haben dies unablässig unterstrichen. Der grosse König David sei nicht zum Himmel gefahren, sagte Petrus in seiner ersten Predigt bloss zehn Tage nach der Himmelfahrt, sondern er habe dieses majestätische Sitzen zur Rechten Gottes für Jesus vorausgesagt (15).
...auf den Thron
In der Himmelfahrt von Jesus vollendet sich sein Weg: Der von den Toten Auferweckte ist der Anfang der neuen Schöpfung Gottes, welcher Tod und Verderben nichts mehr anhaben können. Weil Jesus für die Schuld der Menschen am Kreuz mit der Hingabe seines eigenen Lebens bezahlt hat, erhöht ihn Gott. Wie der Apostel Paulus schrieb: „Gott hat ihn erhöht und ihm den Namen gegen, der über alle Namen ist, dass in dem Namen Jesus sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes des Vaters" (16).
Herrschaft über die Geister
Jesus trat mit dem Tag seiner Himmelfahrt die Herrschaft an Gottes Seite an. Für alle Wesen der Geisterwelt wurde klar. „Gott hat Jesus eingesetzt zu seiner Rechten im Himmel über alle Reiche, Gewalt, Macht, Herrschaft und alles, was sonst einen Namen hat, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen. Und alles hat er unter seine Füsse getan", schrieb Paulus (17). So viel Macht Jesus mit seiner Inthronisierung auch erhalten hat, vergisst er doch die Menschen nicht, die ihm vertrauen: Er legt bei Gott Fürsprache für sie ein (18).
...und souveränes Handeln im kommenden Gericht
Die Engel wiesen die Jünger gleich nach der Himmelfahrt darauf hin, dass ein Tag bevorsteht, an dem Jesus aus dem Himmel in die sichtbare Welt zurückkehrt. „Ihr habt euch von den Götzen weg und zu Gott hingekehrt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn vom Himmel zu erwarten, den er auferweckt hat, Jesus, der uns vor dem zukünftigen Zorn(gericht) rettet", schrieb Paulus den Christen in der Stadt Thessalonich. Und unterstrich, dass „sich der Herr Jesus vom Himmel her mit den Engeln seiner Macht offenbaren wird, in Feuerflammen" (19). Jesus ist aufgefahren, um wieder zu kommen und auf der Erde zu herrschen als Fürst des Friedens. Die ersten Christen warteten auf den Tag, da Jesus mit seiner göttlichen Lebenskraft Tod und Verderben überwinden und Erde und Himmel völlig erneuern würde. Es lohnt sich, darauf zu warten, auch im 21. Jahrhundert.
(1) Der Satz findet sich in der Bibel, Prediger, Kapitel 5, Vers 1. Der Prediger leitet daraus die Mahnung ab, die Worte im Gespräch mit Gott sorgfältig zu bedenken und nicht zu plappern. (2) Die englische Sprache gibt dem mit zwei Wörtern Ausdruck: sky – für den sichtbaren Himmel – und heaven. (3) Die Bibel, 2. Korintherbrief 12,2. Im folgenden Satz findet sich der vermutlich erläuternde Ausdruck „Paradies“. (4) Das hebräische Wort für Himmel ‚schamajim’ ist ein Pluralwort – wohl auch ein Ausdruck des Staunens über die unbegreifliche Weite und Überweltlichkeit des Himmels. (5) Matthäus 4,17-5,12 (6) Bei der Taufe von Jesus (Matthäus 3,17), bei seiner Verklärung auf dem Berg, als er mit Mose und Elia sprach (17,5) und kurz nach seinem Einzug in Jerusalem (Johannes 12,28). (7) Alle vier Evangelien berichten die Auferweckung von Jesus, das dritte verbindet die Auferstehung, seine letzten Gespräche mit den Jüngern und seine Himmelfahrt am direktesten (Lukas 24). Die Wundmale zeigt er Thomas, der an der Auferstehung zweifelt (Johannes 20,26-29). Die Unterschiede zwischen dem natürlichen und geistlichen Leib erläutert der Apostel Paulus in 1. Korinther 15,35-49. (8) Johannes 21,1-14 (9) Lukas 24,36-43 (10) Matthäus 1,18; Lukas 2,41-52 (11) Matthäus 26,63.64 (12) Johannes 20,17; vgl. 3,13; 6,62. (13) Lukas berichtet dies am Beginn seiner Apostelgeschichte 1,4-11. Die Wolke bringt die Gegenwart Gottes zum Ausdruck. Jesus ging nicht davon, um nie mehr aufgefunden zu werden, wie z.B. der chinesische Weise Lao-Tse. Er fuhr in den Himmel auf, zu Gott. (14) Markus 16,19 (15) Petrus in Apostelgeschichte 2,34. Der Satz von David, der am Beginn von Psalm 110 steht, ist der im Neuen Testament am meisten zitierte Satz des ganzen Alten Testaments! (16) Brief an die Philipper 2,9-11. Die vorangehenden Verse zeigen, dass Jesus ursprünglich bei Gott war und sich hergab zu einem Leben ohne Macht, das am Kreuz endete. Darum hat ihm Gott die Autorität des höchsten Herrschers verliehen. (17) Brief an die Epheser 1,20-22 (18) 1. Johannesbrief 2,1-2 (19) 1. Thessalonicherbrief 1,10; 2. Thessalonicherbrief 1,7
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Islam aus christlicher Sicht/ Kritik an die katholische Kirche teil 1
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