2. Ein armes Mädchen in der Villa der Jungs

13.7K 504 52
                                    

Kapitel 2

POV: Caitlin

*****London, Picadilly Circus, Samstag, 14. Juli. 2012 Abend*****

Plötzlich griff der nicht europäisch aussehende Mann nach meinem Arm. Oh nein! Panisch versuchte ich mich loszureißen. Fast hätte ich es geschafft, als auch der, den ich fast umgerannt hatte (Liam hieß er, glaube ich), meinen anderen Arm packte.

„Was habt ihr mit der Kleinen zu schaffen?", fragte nun der fünfte Mann (ein paar blonde Strähnen hingen ihm ins Gesicht) die beiden anderen, die uns gerade erreicht hatten.

„Sie hat Louis Portemonnaie geklaut!", schimpfte der Lockenkopf. Liam sah mich ernst an. „Ist das wahr?". Wieso fragte er so dämlich, natürlich war es wahr. So etwas würde sich doch kein Mensch ausdenken!

„Ja", antwortete ich deshalb trotzig, obwohl ich eigentlich riesige Angst hatte. Was würden sie jetzt tun?

Kaum hatte ich das gesagt, begann dieser südländische Typ mir eine Standpauke zu halten, wie ich sie noch nie zuvor zu hören bekommen hatte. Bei seinen wütenden Worten wurde ich immer kleiner und er dabei immer lauter. Er faselte irgendwas von so jung und schon eine Diebin, von wegen, ich sei von zu Hause abgehauen. Wenn der wüsste! Schließlich drohte er mir sogar mit der Polizei. Jetzt bekam ich wirklich Panik. Alles, bloß das nicht!

„Keine Polizei", flehte ich. „Bitte nicht! Ich will nicht in ein Heim."

Vielleicht war es unklug das zu sagen, aber ich hatte wirklich Angst in einem Kinderheim zu landen. Da würde ich vielleicht keine Schläge mehr bekommen, aber von den älteren Kindern aus meiner Wohngegend hatte ich einige unschöne Sachen gehört. Würden sie die Polizei informieren, würden die mich einfach dort hinstecken, da war ich mir sicher. Anstelle darauf einzugehen, meinte plötzlich Louis, der erstaunlicherweise noch gar nichts gesagt hatte: „Vielleicht sollten wir das nicht hier ausdiskutieren."

Erst jetzt fiel mir die Menschenmenge auf, die um uns herum stand. Oh nein, hatten die etwa alle zu gesehen?

Auch Liam schien sie zu bemerken. „Wir nehmen die Kleine erst einmal mit nach Hause", legte er fest. Der Lockenkopf protestierte, aber Liam sah ihn nur streng an und daraufhin schwieg er.

Der Blonde hielt ein Taxi an. Ängstlich starrte ich das Auto an. Mir wurde plötzlich klar, was alles passieren könnte, wenn ich mit ihnen mitgehen würde. Geh niemals mit Fremden mit, hatte meine Mutter immer gesagt. Wenn ich erst einmal im Auto saß, konnte mir keiner mehr helfen, falls sie in Wirklichkeit böse Leute waren. Sie könnten alles Mögliche mit mir machen, vielleicht war zu Polizei oder Jugendamt gehen noch das harmloseste! Ob sie mich auch schlagen würden, so wie mein Vater? Schon lange hatte ich nicht mehr solche Angst gehabt!

Noch einmal sah ich mich nach einem Fluchtweg um, doch der südländische Typ hielt mich immer noch fest. Langsam tat mein Arm weh.

„Wir wollen dir nichts tun", sagte der Blonde freundlich, worauf hin der andere nur schnaubte. Der Blonde ignorierte ihn gekonnt und hielt mir auffordernd die Hand hin. Ich musterte ihn. Er hatte mich nicht angefahren, ich hatte sogar das Gefühl, er habe Mitleid mit mir und jetzt war er der einzige, der mich anlächelte. Im Normalfall traute ich fremden Leuten nicht, ich verließ mich nur auf mich selbst. Aber ich hatte keine andere Wahl, ich musste sie begleiten und vielleicht war er ja wirklich freundlich.

Stole our Hearts ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt