Epilog

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Epilog


Es fühlte sich so an, als stromerte ich schon seit Stunden durch die Straßen Londons. Inzwischen war es schon dunkel, naja, soweit es in dieser Metropole möglich war.

Die Situation kam mir sehr vertraut vor. Wie oft hatte ich mich in ihr befunden? Aber diesmal war mir nicht kalt und ich hatte auch keinen Hunger.

Eigentlich hatte ich um eine solche Uhrzeit nichts mehr auf der Straße verloren. Hätte ich eine normale Familie, würde ich jetzt in einem gemütlichen, warmen Bett liegen und schlafen, um für den nächsten Schultag fit zu sein. Aber ich wohnte ja nicht in einer normalen Familie und morgen hatte ich auch keine Schule.

Vielleicht sollte ich mich erst einmal vorstellen. Ich heiße Cate. Manchmal werde ich auch Kätzchen oder Prinzessin genannt. Eigentlich ist mein Name ja Caitlin Miller, aber das wird sich bald ändern.

Ich bin fast acht Jahre alt und habe fast mein ganzes Leben in London verbracht. Bald werde ich aber um die ganze Welt reisen und ganz viele andere Städte sehen. Aber nicht mit meinen Eltern.

Meine Eltern sind beide tot. Meine Mutter starb bei einem Autounfall, als ich vier war und mein Vater starb vor zwei Wochen. Nach Mamas Tod war er sehr traurig gewesen und hatte sehr viel Alkohol getrunken. Er hatte sich nicht mehr um mich gekümmert und mich manchmal auch geschlagen. Das war nicht so schön gewesen und mir war es lange nicht mehr gut gegangen. Aber dann hatte ich die Jungs kennengelernt.

Wenn es mir nicht so schlecht gegangen wäre, hätte ich sie nie kennengelernt. Darum war ich meinem Papa sogar ein ganz, ganz, ganz kleines bisschen dankbar. Denn ich hatte die Jungs echt verdammt lieb.

Einem plötzlich aufkommenden Gefühl folgend lief ich weiter durch die Straßen. Inzwischen war ich an Piccadelly Circus angelangt. Dort hielten sich immer viele Leute auf. Ich ließ meinen Blick über die Menge schweifen.

Er blieb an einer jungen Frau hängen, die mir sehr bekannt vor.

Wahrscheinlich fiel sie mir wegen ihrer seltsamen Kleidung auf. Ich meine, wer läuft in London barfuß in einem langen weißen Kleid herum?

Unauffällig folgte ich ihr, was bei den Menschenmassen, die unterwegs waren, nicht weiter schwer war. Auf einmal stoppte sie vor einem Café und holten sich etwas zu trinken.

Schließlich verließ sie das Café wieder und lief weiter durch die Straße. Natürlich folgte ich ihr weiterhin.

Plötzlich blieb sie vor einem Plakat stehen auf denen fünf Jungs und ein kleines Mädchen abgebildet waren. Sie kamen mir bekannt vor, in letzter Zeit sah ich immer öfter Mädchen, die die Jungs auf ihren T-Shirts, Taschen oder ähnlichem abgebildet hatten.

Ich schmunzelte. Als ich zum ersten Mal hier gestanden hatte, hatte ich nicht gewusst, wer diese Jungs waren. Mittlerweile wusste ich es nur zu gut.

Ich kannte diese Jungs besser als sonst wen. Ich kannte nicht nur ihre Namen und das, was man in den Zeitungen oder dem Internetz lesen konnte. Nein, ich wusste, wie sie aussahen, wenn sie gerade aus dem Bett kamen, was sie auf ihr Frühstücksbrot aßen, welche Farbe ihre Zahnbürsten hatten und was sie in ihrer spärlichen Freizeit machten. Ich wusste über die Streitereien um das Bad oder wer als nächstes mit Kochen oder Aufräumen dran war Bescheid. Ihre Probleme mit den Fans, mit ihren Freundinnen und dem Management waren mir vertraut.

Das waren meine Jungs. Und das kleine Mädchen auf dem Plakat war natürlich ich.

Ich wusste nicht, wie lange die Frau und ich stumm vor diesem Plakat standen. Plötzlich sagte die Frau leise: „Du hast dich wirklich verändert, Cate. Du bist größer geworden und hast viel erlebt."

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