45. Harrys Familie

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Hallo alle miteinander!
Ich habe es tatsächlich geschafft, noch ein neues Kapitel zu schreiben. Meine Schreibblockade ist leider immer noch nicht vollständig überwunden, aber es wird besser. Ist diesmal aber wieder nur eine POV und kürzer als ein normales Kapitel.
Ich hoffe, ihr seid nicht böse darüber, ansonsten hättet ihr wahrscheinlich noch länger warten dürfen. Ich bin nämlich ab Morgen für etwas mehr als zehn Tage in Frankreich ohne PC. Eigentlich müsste ich dort Internet haben, dann könnte ich eventuell ein Kapitel vom Handy aus ins Netz stellen. Das wäre aber noch kürzer als das. Wollt ihr nächste Woche ein kurzes Kapitel haben oder in ca. zwei Wochen ein langes?



Danke für alle Reads, Votes und Kommentare!!!!!!!


Und jetzt viel Spaß beim Lesen!



Kapitel 45


POV: Anne


*****Haus von Harrys Familie, Holmes Chapel, Mittwoch, 19. Dezember. 2012, Nachmittag*****


„Wann kommen die denn endlich?" Ungeduldig sah ich gefühlt zum hundertsten Mal innerhalb der letzten Stunde aus dem Fenster. Und immer noch konnte ich kein graues Auto entdecken. Abgesehen von dem unseres Nachbarn. Aber um dieses Auto ging es mir ganz sicher nicht.

„Mensch Mama, jetzt bleib doch mal ganz locker." Genervt sah meine Tochter von ihrem Smartphone auf. „Harry hat dir vor ca. einer Stunde geschrieben, dass sie noch knapp 80 Kilometer zu fahren haben. Da kannst du nicht erwarten, dass sie schon da sind."
„Aber wenn Harry Cate um 12 von der Schule abgeholt hat, müssten sie eigentlich schon da sein", entgegnete ich.
„Du vergisst, dass er mit einem mehr oder weniger kleinem Kind unterwegs ist", seufzte Gemma. „Bestimmt haben sie noch bei McDonalds oder Burger King angehalten und ich wette, sie musste mal aufs Klo. Außerdem ist heute überall der letzte Schultag gewesen, da wird auf den Straßen auch etwas mehr Verkehr sein."
Robin legte mir den Arm um die Schulter. „Es wird schon nichts passiert sein", meinte er. „Wir warten noch eine halbe Stunde und wenn sie dann noch nicht da sind, kannst du ihn ja anrufen."
„Okay", nuschelte ich und lehnte mich an dankbar ihn.
Ich wusste, dass ich mal wieder sehr überreagierte. Aber ich machte mir nun einmal Sorgen, schließlich war ich Harrys Mutter und sowas wie Cates Oma, auch wenn das immer noch sehr ungewohnt klang. Da ist man zu solchen Reaktionen berechtigt. Ich meine, was wäre ich für eine Mutter, wenn ich mir keine Sorgen machen würde?
So lange hatte Harry seinen Führerschein noch nicht und ich kannte meinen Jungen doch, er fuhr öfters mal leichtsinnig. Hoffentlich hatte das kleine Mädchen, für das er ja nun verantwortlich war, etwas zur Vernunft gebracht.
Ach, ich mochte es nicht, wenn meine Kinder unterwegs waren und ich nicht genau wusste, wie es ihnen ging. Zwar hatte ich mich in den letzten Jahren dran gewöhnen müssen, weil ja beide schon so schnell ausgeflogen waren, aber leicht war und ist es nie...

Endlich hörte ich das Geräusch eines herannahenden Autos, das plötzlich verstummte. Ich sprang auf und schaute aus dem Fenster. Harrys teures, schwarz-graues Auto stand vor dem Haus. Endlich!
Schnell lief ich zur Haustür und öffnete diese. Davor stand Cate, die wahrscheinlich gerade klingeln wollte. Harry, schwer bepackt mit zwei Reisetaschen, kam jetzt auch vom Auto her gelaufen.
Vorwurfsvoll sah ich ihn an. „Da seid ihr ja endlich!"
„Tut mir leid, Mum", entschuldigte er sich. „Wir waren noch bei McDonalds Mittagessen und der Verkehr... Du kennst das doch!"
Wie Gemma gesagt hatte... Wahrscheinlich reagierte ich wirklich über. Aber ich hatte ihn vermisst und – wie bereits erwähnt – mir große Sorgen gemacht
„Ist schon gut", meinte ich. „Es ist schön, dass ihr da seid!" Ich begrüßte Cate und umarmte dann meinen Sohn. Es tat so gut, ihn wieder in meinen Armen halten zu können. Ihn so lange nicht persönlich zu sehen und ihn dafür regelmäßig im Fernseher zusehen oder im Radio zu hören, war wirklich hart und immer noch sonderbar.
Inzwischen waren auch Robin und Gemma zum Begrüßen in den Flur gekommen. Gemma schien sich wirklich sehr auf Cate gefreut zu haben, so freudig, wie sie die Kleine begrüßte. Bis jetzt war mir gar nicht aufgefallen, dass sie sie so ins Herz geschlossen hatte.
Sie neckte kurz ihren Bruder, bevor sie mit Cate nach oben lief, um ihr die Zimmer zu zeigen, wo die Kleine schlafen könnte.
Eigentlich mochte ich es nicht, wenn meine Kinder einander ärgerten und seien es nur Sticheleien. Aber so, wie sie es heute taten... Es war anders als früher. Viel liebevoller und spaßiger... Es war so vieles anderes wie früher, aber das war eine der wenigen Sachen, die sich zum Guten geändert hatten. Wenn ich daran dachte, wie sehr sie sich früher immer in den Haaren hatten... Mittlerweile sahen sie sich ja nicht so oft, da hatten sie gar nicht richtig Zeit zum Streiten und ganz ehrlich, das war gut so.

„Komm ich nehm dir die Tasche ab." Robins Stimme riss mich aus meinen Erinnerungen. Er nahm Harry eine der Taschen ab, Harry stellte die andere selber zu Boden und zog seine Jacke und Schuhe aus.
Ich nahm ihm seine Sachen ab, räumte sie weg und reichte ihm seine Hausschuhe, die ich ihm mal gekauft hatte. Um ehrlich zu sein, war es schon eine Weile her, mehr als ein Jahr, glaube ich, aber weil er seit dem so selten hier war, sahen sie noch sehr neu aus.
„Danke Mum." Harry lächelte und zog sich die Schuhe an. Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass sein Lächeln wunderschön ist?
„Komm, wir gehen ins Wohnzimmer", schlug ich vor. „Das ist viel gemütlicher als hier. Du musst mir unbedingt von den letzten Monaten erzählen, du hast so selten geschrieben."
„Tut mir Leid, Mum", meinte er, während wir ins Wohnzimmer gingen. „Wir hatten sehr viel zu tun, viele Termine wegen der Tour im nächsten Jahr, Charité-Veranstaltungen und der übliche Weihnachtsstress. Aber ich versprech dir, ich wird dir in Zukunft wieder mehr schreiben."
Ich seufzte. Das sagte er jedes Mal, wenn er hier war. Meistens konnte er das Versprechen eine Woche nach seiner Abreise noch einhalten, aber dann wurden seine Nachrichten und Anrufe wieder seltener. Aber ich konnte es ihm nicht verübeln, ich wusste schließlich, wie viel er zu tun hatte. Leicht war es aber nicht.
„Willst du etwas trinken?", wollte ich wissen. „Kaffee? Tee? Wir haben auch noch Kekse da, wenn du welche willst."
„Danke Mum, ein Tee reicht mir."
„Früchtetee, wie immer?"
Er nickte. „Ja, bitte."
Ich wollte schon in die Küche gehen, aber Robin hielt mich zurück. „Lass nur, Schatz, ich mach das schon. Bleib du bei Harry, ich denke, ihr habt euch viel zu erzählen."
Dankbar lächelte ich ihn an. Womit hatte ich solch einen großartigen Mann verdient?
Er gab mir einen Kuss auf die Wange und verschwand dann in der Küche.
Jetzt wand ich mich an meinen Sohn. „So, nun erzähl doch mal? Wie geht es dir? Was hast du in den letzten Wochen so gemacht? Wie sieht es mit den Tour-Vorbereitungen aus? Alles gut? Und was ist mit Cate? Du hast doch geschrieben, dass sie am Wochenende bei einer Weihnachtsaufführung mitgemacht hat..."
„Langsam Mum." Beschwichtigend legte Harry mir seine Hand auf dem Arm. „Eine Frage nach der anderen, wir haben doch genug Zeit."
Naja, Harry würde zwar jetzt fast zwei Wochen hier bleiben, aber ich wusste doch, wie schnell die Zeit verging. Genug Zeit hatten wir eigentlich nie. Zwar kam es einem jedes Mal, wenn die Kinder zu Besuch kamen, so vor, aber schwups, ehe man sich versah, musste man schon wieder Abschied nehmen.
Abwartend sah ich Harry an und endlich begann er zu erzählen. Von den spaßigen, aber anstrengenden Proben, dem ganzen nervigen Papierkram, den mehr-oder-weniger abwechslungsreichen Interviews und Charité-Veranstaltungen.
Robin brachte dann irgendwann den Tee vorbei und setzte sich anschließend zu uns und lauschte ebenfalls Harrys Worten.
Gerade wollte Harry mir von Cates Aufführung erzählen, da hörten wir es auf der Treppe poltern. Wenige Augenblicke kam Cate, dicht gefolgt von Gemma, herein.
„Harry, Harry! Du hast ja ein richtig cooles Zimmer! Die Plakate finde ich zwar ein bisschen komisch, aber eigentlich ist das richtig schön", plapperte das kleine Mädchen drauf los, rannte zu Harry und kletterte auf deinem Schoss. „Und Gemmas Zimmer ist auch richtig cool! So eins hätte ich später auch gerne. Aber mit mehr Bücherregalen! Und Gemma hat mir sogar ihre alten Puppen gezeigt. Die sind total hübsch! Ich durfte jetzt sogar damit spielen!"
Das würde jeden Falls erklären, warum sie so lange da oben geblieben waren. Ich glaube, wäre ich nicht so in das Gespräch mit Harry vertieft gewesen, hätte ich mir schon wieder Sorgen gemacht.
„Das ist ja toll." Harry lächelte Cate an. Ich hatte das Gefühl, er tat mit Absicht so übertrieben begeistert, aber in seiner Stimme schwang noch etwas anderes mit.
Stolz. Väterlicher stolz.
„Du, Harry?" Fragend sah Cate ihn an. „Können wir heute Nacht in deinem Zimmer schlafen? Ich fand das so schön dort."
Mir fiel sofort auf, dass Cate „wir" und nicht „ich" sagte. Was das wohl zu bedeuten hatte? Eigentlich hatte sie bei den Jungs ja ihr eigenes Zimmer...
„Aber das Bett ist ganz schön klein", bemerkte Harry.
Cate vergrub ihren Kopf in seinem Hemd. „Mich stört das nicht", nuschelte sie leise.
„Wir können heute ja mal ausprobieren, ob es klappt oder nicht doch zu eng ist", schlug er vor. „Und falls es zu eng wird, schlafen wir nächste Nacht im Gästezimmer, einverstanden?"
Das Mädchen nickte begeistert und kuschelte sich weiter an Harry. Dieser legte seine Arme um sie und zog sie an sich. Es war ein wirklich süßes Bild. Zum ersten Mal sah ich so richtig, wie viel die Kleine ihm bedeutete. Bis jetzt hatte ich es immer nur aus seinen Nachrichten herauslesen bzw. heraushören können, nun konnte ich es auch wirklich sehen.
„Ich hab Mum gerade von deiner Aufführung erzählen wollen", berichtete Harry Cate. „Aber du kannst das eigentlich viel besser erzählen, mmh?"
Schüchtern sah das Mädchen zu mir. Zwar vertraute sie Harry schon sehr, aber ich war nur eine fremde Tante für sie, die sie gerade mal zwei Mal gesehen hatte, darum konnte ich das gut verstehen.
Trotzdem begann sie, zuerst sehr zögernd und mit leiser Stimme, dann aber immer begeisterter von ihrer Aufführung und den Proben dafür zu erzählen. Sie gab den Inhalt des Stückes wieder, schwärmte von ihrer netten Musik- und Klassenlehrerin, zeigte mir begeistert die Videos und Fotos von dem Auftritt auf Harrys Handy und informierte mich anhand dieser Bilder über ihre Schulkameraden und besonders über ihre Freundinnen.
Es war so ein goldiger Anblick und Harry sah so stolz aus. Er würde eines Tages sicher ein guter Vater sein, egal ob für Cate oder seine eigenen Kinder. Wobei er sich mit dem zweiten gerne noch Zeit lassen wollte, außer von Cate wollte ich so schnell von niemandem Oma werden.
Während Cate noch erzählte, verschwand Robin irgendwann in die angrenzende Küche. Ein Blick zu ihm verriet mir, dass er das Abendbrot vorbereitete. Ich sah kurz auf meine Uhr. Es war ja schon fast sieben! Allerhöchste Zeit für das Abendbrot also!

Kurze Zeit später saßen wir beim Abendessen. Jetzt erzählte Gemma ihrem Bruder, was der in den letzten Wochen alles so verpasst hatte.
Irgendwann landeten wir dann bei der Hochzeit, die nächstes Jahr bevorstand. Mein lieber Robin hatte mir nämlich im April einen wunderschönen Antrag gemacht und wir hatten beschlossen, nächsten Juni zu heiraten.
Cate, die bis jetzt die ganze Zeit nur still dagesessen hatte, bekam ganz große Augen. Sie traute sich zwar immer noch nicht, was zu sagen, aber schien ganz fasziniert von unserem Gespräch und den Gedanken an eine Hochzeit zu sein.
So eine Hochzeit musste für ein kleines Mädchen ja ein Traum sein. Ich weiß jedenfalls noch, wie begeistert Gemma war, als sie so alt war wie Cate und ich sie auf die Hochzeit einer Freundin mitgenommen hatte.
Plötzlich kam mir eine Idee. „Sag mal Cate, hättest du Lust, auf meiner Hochzeit Blumen zu streuen?"
Die Augen des Mädchens wurden noch größer und sie starrte mich überrascht an. „Dürfte ich das denn?", fragte sie dann leise.
„Aber natürlich", antwortete Robin, bevor ich etwas sagen konnte. „Wir würden uns sehr darüber freuen!"
Unsicher sah Cate zu Harry, der sie aufmunternd ansah. „Natürlich darfst du das! Du wirst bestimmt ein total süßes Blumenmädchen."
Eine Weile starrte Cate schweigend auf ihrem Teller. Man konnte richtig sehen, wie angestrengt sie nachdachte. Nach einiger Zeit flüsterte sie: „Ich würde gerne ein Blumenmädchen sein."

Später beim Abräumen hörte ich, wie sie Harry leise fragte, was denn ein Blumenmädchen sei. Schmunzelnd räumte ich die Teller in den Geschirrspüler. Eigentlich war es unglaublich traurig, dass Cate es nicht wusste, aber die Art, wie sie es sagte, war einfach so goldig.
„Blumenmädchen oder Blumenkinder, dass können nämlich auch Jungs machen (ich habe das sogar auch mal gemacht, ich befürchte, davon gibt es sogar noch Fotos) laufen vor dem Brautpaar her, wenn sie die Kirche verlassen", erklärte Harry. „Die Blumenkinder haben einen Korb voller Blüten dabei, die sie auf dem Weg verteilen. Ich weiß nicht genau, warum man das macht, aber es sieht auf jeden Fall immer sehr schön aus."
„Und die Blumenkinder sind immer total niedlich", ergänzte Gemma. „Die bekommen nämlich immer ganz schöne Kleider und schöne Frisuren..."
Cates Augen leuchteten. Bestimmt wäre sie ein wundervolles Blumenmädchen.
Harry sah das wohl genauso, denn er nahm sie auf den Arm und drückte sie an sich. Und ich hörte, wie er ihr ins Ohr flüsterte, dass sie bestimmt eines der schönsten Blumenmädchen auf der Welt sein würde.

Harry und Cate gingen an diesem Tag sehr früh ins Bett. Das Mädchen war ziemlich müde und bestand darauf, dass Harry mit ihr ins Bett ging. Wirklich böse schien er darüber aber nicht zu sein, denn besonders munter sah er nicht mehr aus.
Hatte er in letzter Zeit so schlecht geschlafen? Oder war er wieder oft in Clubs gewesen? Oder musste er so viel arbeiten?
Hoffentlich war alles in Ordnung...


Der nächste Tag verlief sehr entspannt. Robin und ich mussten leider arbeiten, aber die drei „Kinder" machten sich einen schönen Tag Zuhause. Wie Gemma mir später erzählte, schliefen alle drei lang, aßen dann Frühstück und bastelten für Cate einen großen Socken, damit der Santa Claus ihr Geschenke reinpacken konnte.
Zwar glaubte Cate nicht mehr an Santa Claus und zuerst auch nicht, dass sie überhaupt Geschenke bekommen würde (entsetzlich! Wie hatte das arme Ding bloß die letzten Jahre verbringen müssen?), aber der Strumpf war nun mal eine britische Tradition und Gemma bestand darauf. Im Übrigen hatte das Basteln allen dreien großen Spaß gemacht und Harry und Gemma hatten gleich noch neue Strümpfe für den Rest der Familie mit gebastelt.
Als ich zum Mittagessen nach Hause kam – weil ich möglichst viel Zeit mit meinen Kindern verbringen wollte, arbeitete ich dieser Woche nur halbtags – hatten die drei auch schon gekocht – Nudeln mit Tomatensoße.
Nach dem Essen zeigten wir Cate unseren Ort. Es gefiel ihr wirklich gut hier und Harry und Gemma waren erstaunt, wie viel sich in den letzten Wochen und Monaten verändert hatte. Außerdem waren fast alle Häuser weihnachtlich dekoriert und dementsprechend sehr schön anzusehen.
Später spielten wir noch gemeinsam Spiele, erst zu viert und als Robin dann nach Hause kam zu fünft. Aber meistens spielte Cate mit Harry oder Gemma in einem Team.
Fast hätte es ein wunderschön entspannter „Vorweihnachtstag" sein können. Doch nach dem Abendessen bekam ich mit, wie Cate Harry fragte, ob Taylor denn schon auf den Brief geantwortet hatte.
Ich wusste nicht genau, wovon die zwei sprachen, aber ich merkte, wie Harry sich bei der Erwähnung von Taylors Namen sofort verspannte. Ich glaube, Cate hatte es nicht bemerkt; Harry war mittlerweile ein guter Schauspieler geworden, aber ich kannte doch meinen Jungen. Außerdem war es verständlich; die Trennung der beiden war sehr unschön gewesen. Wusste Cate das etwa nicht?

Später, als Harry das kleine Mädchen ins Bett gebracht hatte – diesmal schlief sie bei Gemma im Zimmer – saßen wir Erwachsenen gemeinsam im Wohnzimmer.
Ich beschloss, Harry vorsichtig auf das Thema anzusprechen. „Was meinte Cate eigentlich vorhin mit „den Brief an Taylor"?"
Harry seufzte schwer. Man sah ihm an, wie schwer es ihm fiel, über dieses Thema zu reden. „Cate hat Taylor in den Herbstferien versprochen, ihr einen Brief zu schreiben, wenn ihre Aufführung vorbei ist", erzählte er nach einer Weile. „Wir haben den Brief am Montag abgeschickt."
„Oh." Nachdenklich sah ich meinen Sohn an. Er war total in Gedanken versunken und spielte nervös mit seinen Fingern.
„Aber... Weiß sie nicht, dass ihr... naja... Du weißt schon..." Fragend sah Gemma ihren Bruder an.
Harry schüttelte den Kopf. „Sie weiß es nicht. Sie hängt doch so sehr an ihr... Sie würde es nicht verstehen und zu viele Fragen stellen, die ich ihr nicht beantworten könnte... Ich konnte es ihr nicht sagen und die Jungs auch nicht."
„Aber du kannst ihr das doch nicht verheimlichen", meinte ich. „Irgendwann wird sie es herausfinden und zutiefst enttäuscht sein. Und außerdem, Taylor..."
„Taylor weiß Bescheid", unterbrach Harry mich. „Wir haben gemeinsam beschlossen, ihr nichts von der Trennung zu sagen. Sie mag Cate schließlich auch und weiß, was sie für sie bedeutet. Wenn wir sie mal besuchen sollten, tun wir so, als seien wir normale Freunde. Ich glaube, dass bekommen wir gerade noch so hin."
Einen Moment herrschte Schweigen. Dann sagte Gemma: „Aber das ist doch total blöd für dich. Und es tut dir auch nicht gut, Harry! Wir sehen doch, wie du unter der Trennung leidest. Und wenn du jetzt Kontakt hast, reist du doch ständig alte Wunden auf."
Er seufzte und vergrub seinen Kopf in seinen Händen. „Natürlich ist es blöd", murmelte er. „Aber Cate... Sie ist einfach wichtiger. Und eigentlich... Wenn ich dadurch noch Kontakt zu Taylor halten kann... Halbwegs freundschaftlichen..."
Am Ende war er leiser geworden, aber wir hörten ihn trotzdem.
Ich tauschte einen Blick mit Gemma. Eines war klar: Harry litt immer noch so unter der Trennung, weil er sie vermisste. Und zwar sehr dolle, so wie er aussah.
„Du hättest sie gerne wieder", stellte ich fest.
Harry seufzte. „Irgendwie schon... Aber andererseits... Wir haben uns so viele schlimme Sachen an den Kopf geworfen... So viele verletzende Worte... Ich weiß nicht, ob ich das vergessen kann... Vergeben kann..."
„Ach Harry." Gemma stand auf und nahm ihren Bruder in den Arm. „Du hast es schon nicht leicht."
Eine Weile schwiegen wir. Mir tat Harry so leid. Er hatte es verdient, eine Frau zu finden, die ihn wirklich liebte und die er auch liebte. Die ihn nicht nur wegen seiner Berühmtheit wollte. Und eine, die mit seiner Berühmtheit klar kam. Leicht war das jedoch nicht, dass wusste ich selber.
„Harry... Ich weiß nicht was genau zwischen euch beiden vorgefallen ist", begann ich behutsam. „Und ich will es auch nicht wissen, denn das sollte zwischen euch beiden bleiben. Aber du solltest wirklich darüber nachdenken, was Taylor für dich bedeutet. Und wenn sie dir noch so viel bedeutet, wie ich glaube, dann denk darüber nach, was schief gelaufen ist, wie ihr das vermeiden könnt und ob du ihr vergeben kannst. Lass dir Zeit und bitte, Harry, überleg es dir gut, ja?"
Ein schwaches Lächeln schob sich auf seine Lippen. „Danke, Mum, Gemma... Danke, dass ihr mich unterstützt... Ich muss echt anstrengend sein..."
„Ja, das bist du manchmal." Gemma grinste frech. „Aber du bist nun mal mein liebes, kleines Brüderchen und deshalb hören wir uns deine „Klagen" gerne an."
Er streckte ihr die Zunge raus. „Ich hab dich auch lieb, Gemma."
Ach Kinder... Dass hört wohl nie auf, oder?


Der nächste Tag verlief ähnlich wie der heutige. Nur dass die Drei nicht Strümpfe bastelten, sondern Weihnachtssterne und vermutlich Weihnachtsgeschenke, denn was sie sonst noch gebastelt hatten, durfte ich nicht erfahren. Süß!
Und nachmittags gingen wir nicht wirklich spazieren, sonder auf einen Spielplatz und abends spielten wir nicht, sondern guckten einen Film.
Der Film lief gerade eine viertel Stunde, als plötzlich Harrys Telefon klingelte. Ohne richtig auf das Display zu gucken, ging er ans Telefon.
Gleich darauf wurde er leicht blass und spannte sich an.
„Warte mal kurz, ich muss mal kurz das Zimmer wechseln." Mit einem entschuldigendem „Ich muss mal kurz raus" stand er auf und verließ das Zimmer.
Wer ihn da wohl angerufen hatte?


Na, Vermutungen?

Wann das nächste Kapitel kommt, entscheidet ihr!
Habt ne schöne Zeit!!!
GLG, Tari

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