Kapitel 1

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Kapitel 1             <<bearbeitet>>

Es hätte ein normaler Morgen wie jeder andere nach einer Party werden können. Doch es geschehen Dinge im Leben, die deinen täglichen Tagesablauf auf den Kopf stellen. Meistens in den unpassendsten Momenten. Eigentlich hätte es wie immer sein können; ich wache alleine auf, der Junge mit dem ich eine Nacht verbracht habe ist weg und ich hätte Kopfschmerzen. Doch wie das Schicksal es wollte, war dieser eine Tag anders. Zu dem Zeitpunkt wusste ich jedoch noch nicht, dass er mein gesamtes Leben prägen würde. Die Kopfschmerzen waren nämlich an dem Morgen stärker als von jenem anderen Tag und mein Hals kratze entsetzlich. Eigentlich würde man denken, dass es nichts ungewöhnliches ist, dass dachte ich anfangs auf und hatte mich sehr getäuscht.

Meine Hand an meinen Kopf haltend stampfte ich an diesem Morgen gereizt aus meinem Bett. Dabei schlug ich zuvor meine Decke über meine Beine und machte mich auf den Weg ins Bad. Jeder Schritt schien eine Qual zu sein und ich fühlte wie schwach ich war. Vielleicht war es einfach zu viel gewesen gestern, dachte ich mir für den ersten Moment und packte mit den Augen klimpernd gerade noch rechtzeitig den Griff des kleinen Wandschrankes mit den Kosmetikern und Tabletten mitten drinnen, als ich bemerkte wie schlecht mir wurde. Tief ein und ausatmend versuchte ich mich zu beruhigen und sah kurzerhand darauf in den Spiegel. Genau in dem Moment als ich mich dann im Spiegel ansah, schreckte ich vor mir selbst zurück. Mit voller Wucht knallte ich in den Schrank hinter mir, was dazu führte, dass ein lauter Knall die Stille des Raumes durchbrach. Alle Übelkeit verflogen, krallte ich vor schrecken meine Finger ins Holz des Schrankes hinter mir. Noch immer unglaubwürdig starrte ich auf die Stelle an der ich gerade noch stand, dabei war ich bedacht meinen Blick nicht hoch zu dem Spiegel zu richten, zu geschockt und ängstlich war ich.

Was war das? Was habe ich da gerade im Spiegel gesehen?, fragte ich mich schwer schluckend. Meine Finger waren so angespannt, dass ich sie erst versuchte zu lockern bevor ich nach langem Zögern zurück in den Spiegel schaute. Zuerst kniff ich dabei meine Augen fest zusammen. Der Drang nicht hin zu schauen überwiegte für einen kurzen Augenblick und machte es noch schwerer für mich um auf zu sehen. Auch wenn ich auf der einen Seite sehen sollte was ich gerade gesehen habe, mein Unterbewusstsein weigerte sich.

Desto länger ich da stand desto mehr schwand mein Mut, aber gleichzeitig wurden auch die Fragen immer mehr in meinem Kopf. Immer mehr Fragen begannen sich einfach in mir zu formen und brachten Chaos mit sich, denn ich hatte einfach keine Antwort darauf was ich gesehen hatte.

War ich das gerade? Das kann nicht sein. Wer hat schon tiefrote Augen und wer hat schon riesige spitze Eckzähne? Das geht doch gar nicht oder doch? Oder war es nur Einbildung? Wirre fragen... keine richtige Antworten, sondern nur Unverständnis.

Um der Sache auf die Spur zu gehen, atmete ich tief ein und vergaß förmlich auszuatmen während ich meine Augen aufschlug und mich im Spiegel ansah.

Nein.

Da war nichts.

Wie eine irre tätschelte ich in meinem Gesicht herum. Ich untersuchte jede Stelle von Stirn bis Kinn, doch fand nichts. Erst als ich mit meiner Hand zu meinem Nacken fuhr, entblößte ich einen Schrei. Mein Hals pochte an der Stelle wo ich gerade erst rüber gefahren war, doch dass unangenehme war einfach der Schmerz der mit dem pochen kam. Es war ein ungewöhnlicher Schmerz, der sich in meinem ganzen Körper ausbreitete und nicht nur an der Stelle.

„Aua.", murmelte ich und versuchte genauer zu erkennen was es war, was sich genau an der Stelle an meinem Hals befand. Das einzige was ich jedoch erkennen konnte, waren 2 rote Punkte die mit einer Kruste überseht waren, welche sich auf meiner Haut breit machte.

Da hatte der Junge wohl viel Spaß mit mir in der letzten Nacht wenn er schon so krumme Sachen drehte. Ich dachte mir nichts dabei. Mein einziger Gedanke war einfach das er mit mir einfach spielen wollte und es ein wenig übertrieben hatte. So ticken Jungs halt wenn sie betrunken sind. Zumindest die meisten. Ich bin schon einmal mit einem Riesen Kratzer aufgewacht und ich kann nur sagen das war viel schmerzhafter als diese 2 harmlosen Punkte.

Kopfschüttelnd riss ich im Nachhinein den kleinen Schrank auf, die zwei Punkte bereits vergessen und holte mir eine Schmerztablette raus, die ich mit einem Schluck runter bekam. Es war Samstag, warum sollte man sich über solche kleinen Dinge den Kopf zerbrechen? Was sollte dennoch großartig passieren? Es gab viel schlimmere Sachen im Leben, doch zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass der Spruch, dass man sich nie zu früh freuen sollte etwas Wahres an sich hatte. Man sollte nie den Tag vor dem Abend loben. Das war eine Erkenntnis, die ich in den nächsten Stunden noch kennenlernen durfte.

Kurze Zeit später verließ ich das Badezimmer um mich umzuziehen. Angewidert von meiner nach Alkohol stinkenden gestrigen Kleidung, die ich mir vorhin schnell übergezogen habe, schmiss ich wenige Minuten später Klamotte nach Klamotte durch den Raum, bis ich das richtige fand. Eine kurze Hose, ein weißes Top und lässige Sneakers. Das war das gute wenn man in einer Stadt wie Los Angeles wohnte. Man konnte fast jeden Tag kurze Hosen anziehen ohne blöd angeguckt zu werden, denn fast jeder tat es. Die Sonne verblasste nur manchmal und brachte mir eigentlich jedes Mal aufs Neue ein Lächeln auf die Lippen wenn sie auf meine Haut strahlte. Auch an diesem Tag, als Lichtstrahlen durch die Fenster schienen.

Leicht lächelnd stürmte ich wenige Minuten später frisch angezogen die alten Treppenstufen des leicht brüchigen Hauses hinunter. Irgendwie... das war seltsam. Sonst breitete sich immer ein Gefühl von Glück in mir aus, wenn ich lächelte, doch diesmal... spürte ich gar nichts. Kein Leben in mir, kein klopfen meines Herzens gegen meinen Brustkorb und ich spürte auch nichts anderes. Nur Einsamkeit. Kälte. Dieser einzige Gedanke versaute mir den Moment. Ich machte die schwere Tür auf, die im nächsten Moment laut krachend ins Schloss fiel. Auch wenn die Wärme des heutigen Tages mich förmlich überfiel, war mir immer noch kalt. Mein Augenlicht begann außerdem zu schwächeln und kurzerhand später spürte ich das brennen in meinen Augen. Schützend legte ich eine Hand vor meine Augen bevor ich daraufhin meine Sonnenbrille aufsetzte und endlich einige Schritte nach vorne machte. Zu dem Zeitpunkt waren die brennenden Augen jedoch das geringste Problem was ich gerade hatte. Auch wenn die Sonnenbrille meine Augen schütze, kam ein weiteres Problem auf mich zu.

Meine Haut.

Ich spürte tausende Messerstiche auf meiner Haut, verstand jedoch einfach nicht warum.

So empfindlich war ich einfach noch nie. Ich probierte den Schmerz so gut es ging zu unterdrücken und zwang mich Schritt für Schritt vorwärts zu gehen. Als ich dann, aber den Geruch von verbrannten Fleisch roch, gab ich auf. Ich kehrte schnell um und war froh als ich wieder im kühlen Flur des Gebäudes stand, in dem sich meine Wohnung befand. Zwar war alles dunkel, dennoch konnte ich alles ohne Probleme erkennen.

„Alles Einbildung", redete ich mir einfach ein und führte den Weg in mein Appartement hoch fort.

Jeder Schritt für mich wurde eine Qual. Jede Sekunde die verging, fühlte sich an wie eine Stunde bis ich erleichtert meinen Schlüssel im Schloss drehe und in meine Wohnung eintrat. So viele Fragen schwirrten mir durch den Kopf, aber ich war wirklich so naiv an diesem Tag und schob die Empfindlichkeit wegen der Sonne der Tablette zu. Nebenwirkungen vielleicht, dachte ich mir.

Lange konnte ich über die Frage jedoch nicht nachdenken. Ein Schauder durchfuhr meinen Körper und ich spürte wie mich die Müdigkeit überkam.

HunterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt