Ich setze mich auf. Einschlafen kann ich jetzt wahrscheinlich sowie so nicht. Der Schock klingt ab und langsam beruhigt sich mein Herzschlag. Ich schlüpfe in meine dicken Wollsocken, schnappe meinen Zauberstab und verlasse den Gryffindorturm. Ich komme augenblicklich zu Ruhe, als ich durch die fahl beleuchteten Steingänge von Hogwarts streife und schließlich vor dem Tor der großen Halle stehe. Eine Uhr schlägt zwei Uhr morgens. Mit leicht bebendem Herz öffne ich die große Flügeltür und der wahrlich magische Anblick wärmt mich von innen heraus. Von schwachen Mondlicht erhellt liegt die Halle da, die Kerzen schweben erloschen über den Tischen hinweg und der Boden wirkt silbern. Die Tische sehen aus, als wären sie aus einem seltenen Metall gemacht, eine Mischung zwischen schwarz, gold und silber. Verzaubert betrete ich die Halle und verliere mich in deren Betrachtung. Es ist so ruhig. Zarte, bittersüße Melancholie steigt in mir hoch. Was wir schon alles erlebt haben. So viele wundervolle Dinge. Ich erinnere mich daran, wie ich mit den Jungs gelacht und Streiche gespielt habe, an die Essensschlacht, an die vielen Diskussionen mit den Mädels. Und wie James Marlene und mich hierher geführt hat. Ich einen Patronus erschaffen habe. Ob er noch derselbe ist? Mein Blick wandert zur Decke und ich fühle mich so, als ob ich schweben würde. Sterne zieren den dunkelblauen, beinahe schwarzen Himmel wie unzählige kleine weiße Edelsteine, kleine Diamantsplitter, die um die Wette funkeln. Der Mond prangt erhaben am Firmament, wie ein weißer Opal, so anmutig und rein. Wie silbrige Bänder, wie Wege aus zersplittertem Glas ziehen die Sterne ihre Bahnen. Ich fühle, wie diese Ruhe in mir aufsteigt, diese allumfassende Ruhe. Ich murmle abwesend: „Expecto Patronum." Der mächtige, silberne Bison bricht aus meinem Zauberstab hervor und jagt, wie eine Gestalt aus glitzerndem Morgentau, die unsichtbare Decke entlang. Sein Pelz verschmilzt beinahe mit den Sternen im Hintergrund. Ich betrachte ihn liebevoll. Auf einmal kommen Erinnerungen hoch, die ich am liebsten nie wieder gesehen hätte. Der Zeitungsartikel über seinen Tod. James, blutüberströmt am Boden, Sirius krampfend daneben. Die toten Wolfswelpen. Die Vision. Der Kampf. James Schreie. Eine Gestalt mit rotem Haar, leblos in seinen Armen. Voldemort. Der Schmerz. Der Bison erlischt, verschwimmt und lässt die Halle im Schatten ihres Glanzes wieder zurück.
„Hey", höre ich eine tiefe, warme Stimme. Ich wirble herum. Ein Junge mit honigblonden Haaren und Sommersprossen steht mit in die Hosentasche gesteckten Händen da. „Hi", sage ich. Ich kenne ihn, oder? Stille. Ich lächle müde: „Ich sollte deinen Namen kennen. Tut mir leid. Ich weiß ihn nicht mehr." „Ich bin Thomas. Oder kurz Tommy." Jetzt geht mir ein Licht auf. Er ist, glaube ich, mit Toby befreundet. „Oh, ja, ich weiß schon wieder." Ich lasse mich auf eine Bank sinken. Er kommt zu mir und setzt sich dazu. „Warum bist du hier?", frage ich. „Konnte nicht schlafen", meint er, „Du?" „Dito", erwidere ich. „Alpträume?" ich nicke. „Du auch?" „Nope", meint er, „Eher Liebeskummer." „Oh.", mache ich etwas perplex über seine Offenheit. Seine grauen Augen sind der Decke zu gewandt. Unfassbarer Schmerz spiegelt sich in ihnen „Magst du darüber reden?", biete ich an. „Wo soll ich anfangen?", fragt er hilflos. „Was ist passiert?", helfe ich ihm. „Sie- sie hat gesagt sie hat jemand anderen gefunden. Jemand besseren. Wir waren glücklich, verstehst du? Es war-alles perfekt, vielleicht zu perfekt. Es kam aus dem Nichts. Von einer Sekunde auf die andere. Und- zwei Tage später erfahre ich dass dieser Jemand mein bester Freund war. Verstehst du? Mein bester Freund. Naja, jetzt Ex-bester Freund." Seine Stimme bricht. Mitleid wallt in mir auf. Ich kann nicht anders. Mich nimmt das immer so sehr mir. Nein, es ist nur was im Auge... Ich blinzle meine eigenen Tränen weg und lege meinen Arm um ihn. „Ich habe innerhalb von zwei Tagen, alles verloren. Meine Freundin, die Liebe meines Lebens, meinen besten Freund." „Das ist scheiße", sage ich etwas verloren. „Ja", lacht er bitter, „das kann man wohl so sagen." Stille. Eine lange Stille. Nicht nur mein Schicksal ist etwas beschissen. Nicht nur meines. Reg dich nicht auf. Es könnt viel schlechter sein. Du kommst dadurch. Halte durch. Ich gähne: „Vielleicht sollten wir wieder schlafen gehen, bevor wer kommt." „Okay", meint er. „Halte durch Tommy, es kommen wieder bessere Zeiten, glaub mir." Jedenfalls hoffe ich das.
Der Tag kommt schneller, als ich es mir erwünscht habe. Der Tag der Entscheidung. Ich habe extra einen großen Bogen um den Kelch gemacht. Ich will nicht daran erinnert werden. Kennt ihr das? Dass wenn man sich etwas herbei sehnt, die Zeit langsamer vergeht und wenn man etwas hinauszögern will, sie auf einmal wie im Flug verstreicht?
oOo
Ich streiche meine Bluse glatt und hake mich dann bei Marl unter, die mich fröhlich angrinst. „Ich frag mich schon, wer aller Champion wird." „Ja, ich mich auch", stimme ich ihr zu als wir über die, von lauter lärmenden Menschen versperrte, Treppe eilen. Wir sind, mal wieder, spät dran und in wenigen Minuten wird die Auswahl in der großen Halle beginnen. Ich quetsche mich zwischen zwei schnatternden Mädchen hindurch und husche durch die Flügeltüre der großen Halle. „Emmi, warte!", schimpft Marl leise. Die Leute haben sie aufgehalten. „Jaja", grinse ich. Aufgeregt suche ich einen freien Platz am Tisch und in der Nähe der Rumtreiber ist noch etwas frei. So schnell wie möglich setzten wir uns, jedoch sind noch ein paar Leute zwischen mir und dem männlichen Part der Rumtreiber. Peter winkt uns. Ich rolle die Augen und sage laut über den Lärm hinweg: „Peter, ich sitze zwei Leute von dir entfernt." Er lacht. Ich schüttle grinsend den Kopf und lasse meinen Blick über die Menge schweifen. Saphir, wo bist du? Ich sehe Sophy, der ich winke und auch Gwens unverkennbaren Wuschelkopf kann ich in der Schülermasse erkennen. Ich wende mich wieder Marl zu. „ich bin so aufgeregt!", versuche ich das Summen der Schülermasse zu übertönen, das einem Bienenschwarm gleicht. „Ja ich auch irbendwie." „Irbendwie", beginne ich zu lachen, „Geeenau." Ebenfalls kichernd schlägt sie mir gegen die Schulter: „ich hab mich versprochen, lass mich." Ich bringe zwischen zwei Lachern hervor: „Tut mir leid, aber irgendwie war das voll süß!" „Süß?", fragt sie skeptisch schmunzelnd. „Ja", grinse ich und gerade als ich noch etwas sagen will, erheben sich die 5 Schuleiter und Stille kehrt ein. Nervös sehe ich mich nach den Rumtreibern um, doch die sehen gespannt nach vorne. Den Anfang von Dumbledors Rede habe ich verpasst. „- nun denn, lasst die Auswahl beginnen." Er tritt nach vor und legt die Hände auf das golden schimmernde Metall des Kelches und murmelt einige Worte. Anschließend macht er einige Schritte zurück und die Flammen im Kelch färben sich dunkelrot. Ein Pergamentfetzen fliegt durch die Luft, dann noch einer und noch einer. Mr. Ford, Madame Maxime und Dumbledor fangen jeweils einen auf und schließlich räuspert sich Dumbi und verkündet: „Die Durmstrang Champions sind: Vladimir Kuskow-" Lauter Beifall brandet auf, als ein braunhaariger, schlaksiger Junge triumphierend die Faust in die Luft reckt und sich auf den Weg nach vorne macht, „Paulina Murow" Gekreische von Mädchen ertönt und ein, übers ganze Gesicht strahlendes, dunkelhaariges Mädchen stolpert nach vorne, „und Solku Porik!" Ein blonder Junge folgt den anderen und ich stimme in den Beifall mit ein. Die freuen sich ja über sowas, mir wär das zu viel, um ehrlich zu sein. Die Schulleiter beglückwünschen das erste Team und schicken sie durch eine Tür hinaus, die ziemlich sicher ins Pokalzimmer führt. Immer noch ertönt lautes Geflüster, doch das verstummt als der Feuerkelch sich erneut färbt und dieses Mal fünf Zettelchen ausspuckt. „Die Champions für die Hong-Lee Akademie sind: Ki Hong Oh! Raito Wu! Yixing Lu! Ai Zhang und Ran Kim!" Zwei schwarzhaarige, asiatische Mädchen mit blasser Haut und drei asiatische Jungen, von denen der eine der ist, den wir mit Sophy nach den Quidditchauswahlspielen getroffen haben, laufen nach vorne. Laute Pfiffe ertönen und auch sie werden in die Kammer geschickt. Ich werde nervös. Weitere 4 Zettel werden preisgegeben. „Die Champions von MacMory sind: Nick Inglis! George Sinik! Pete Larkman und Ben Brandson!" Die Jungs springen johlend nach vorne und werden von Ford herzlichst beglückwünscht, bevor sie den Hong-Lee Champions folgen. Nur noch Beauxbaton und Hogwarts. Ich grinse Marl an und sie ruft: „Ich bin schon so aufgeregt! Glaubst du, wird es vielleicht Toby?" Leicht überrumpelt schüttle ich den Kopf: „Ne, würd ich nicht sagen. Er hat ja jetzt die Utz-Prüfungen." „Ach ja, stimmt auch wieder." Die Flammen werden erneut dunkelrot und spucken zwei, fein säuberlich zugeschnittene, Pergamente aus. „Die Champions für Beauxbaton sind: Juliet Stone und Isabell Bourbon!" Lauter Applaus brandet auf und Marl schreit mir ins Ohr: „ES IST DER SAPHIR!" Ich sehe nochmal genau hin und das Mädchen, das zuerst aufgerufen wurde ist tatsächlich das Butter-Mädchen. „OH MEIN MERLIN JA!", schreie ich begeistert zurück. Der Kreis der 12 ist komplett. Ihre Mitstreiterin hat rotblondes Haar und ist etwas zierlicher als das Butter-Mädchen, aber ihre Augenbrauen sind sehr signifikant. Auch sie werden in die Kammer geschickt. Nur noch Hogwarts. Mein Magen fährt Achterbahn. Vielleicht wird es ja John oder vielleicht auch David. Oder beide! Ob sich Tommy angemeldet hat? Ein elektrischer Stoß durchfährt mich, als der Kelche nur einen einzigen Zettel ausspuckt. Was? Ich dachte, es sind immer mehrere? Komisch. Dumbledor fängt den Zettel und ich halte die Luft an, als er anfängt: „Die Hogwarts Champions sind:" Ich zittere vor Erwartung. „Die Rumtreiber!"
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Glücksklee-grün wie die Hoffnung
FanfictionGLÜCKSKLEE-GRÜN WIE DIE HOFFNUNG 2. Teil der Karneolreihe/ Fortsetztung von Klatschmohn und Klatschmohnroter Sommer TEXTAUSZUG__„Dunkle Zeiten ziehen auf. Es kommen Tage, in denen wir Vertrauen und Loyalität brauchen um zu überleben. Und Entsch...