Black wings

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Wir kämpfen uns tapfer durch das Labyrinth. Abwechselnd stellen wir uns den Erinnerungen. Ford hatte Recht, es sind nicht nur schlechte Erinnerungen. Es begegnen uns auch schöne, jedoch hinterlassen jene nicht so tiefe Spuren. Remus zittert unkontrolliert und es dauert einige Minuten, bis er sich gesammelt hat, nachdem er sich seiner Erinnerung stellen musste. Sirius fällt nach jener James um den Hals, Peter lässt sich von mir beruhigen. Sein Körper bebt. James ist bleich, seine Augen huschen hektisch hin und her. Für einen Moment muss ich ihn mustern, bevor ich verstehe. „Jame, es geht ihr gut", flüstere ich, „okay? Es ist nur eine Erinnerung. Es geht ihr gut." Er nickt mit geschlossenen Augen. Als Mena ihre hinter sich hat, schluchzt sie für einige Minuten in Sirius Shirt, bevor sie sich wieder fassen kann. Dumbledor hatte Recht. Das Turnier bricht unsere Seelen. Mal wieder. Ich sehe auf in den Himmel, von dem nur noch ein Streifen zwischen den Abständen der hohen, dunklen Mauern zu sehen ist.

Auch ich erwische noch eine meiner schlimmsten Erinnerungen. Meine Augen brennen und sind verschwollen, als wir uns weiter durch die Gänge schieben. Abzweigung für Abzweigung. Licht für Licht. Ich schmiege mich an James, während mich die Dunkelheit zu jagen scheint. Werde ich paranoid? Ich weiß es nicht. Mein Körper steht unter Strom und ist gleichzeitig erschöpft. Durchhalten. Zähne zusammenbeißen und weiter. Kämpfen. Ich muss stark sein. Nicht für mich. Sondern für sie. Wir schreiten eng beieinander weiter. Jeder gefangen in seiner eigenen Welt. In der vergangenen Welt. Nach einer unendlichen Weile werden die Gänge breiter. Ein Funken Hoffnung steigt in mir auf. Haben wir es geschafft? Meine Beine bewegen sich schneller. Meine Augen beginnen zu leuchten. „Wir habens geschafft, Leute", flüstere ich heiser. All die Anspannung scheint abzufallen. Ich beginne zu joggen. Wir erreichen durch ein Portal eine große Halle aus Beton, die sie nach oben hin öffnet. Ein einziger schmaler Gang führt nach draußen. Ich werde langsamer. Skeptisch drehe ich mich um meine Achse. Irgendetwas stimmt hier nicht. Meine Nackenhaare stellen sich auf. Sirius tritt neben mich. „Lass uns hier raus", seine Stimme hallt kräftig wieder. Ich nicke. „Mir gefällt das nicht", murmelt er mehr zu sich, als zu uns. Wir setzen uns in Bewegung. Das Ende dieser Tortur kommt uns mit jedem Schritt ein Stück entgegen. Gleich. Gleich sind wir am Ziel. Auf einmal schießt ein leuchtend roter Blitz aus dem nichts an uns vorbei. Mein Herz bleibt für eine Sekunde stehen, als ich wie versteinert stehen bleibe. Ich wirble herum. Die restlichen Champions. „Was?", höre ich James perplex. Ich habe ohne es zu merken meinen Zauberstab gezogen, als jemand vor uns stürzt und uns mit hoch erhobenem Zauberstab zurückdrängt. Nick. Seine Brust hebt und senkt sich hektisch, sein Gesicht schweißnass. „Zurück!", bellt er. Die restlichen Teilnehmer scharren sich um uns. „Was machst du?", frage ich ihn entsetzt. „Glaubst du, ich lasse euch einfach so gewinnen?" „Was?", entgeistert klappt meine Kinnlade hinunter: „das- das glaubst du ja? Hör zu! Hier- hier geht's nicht ums gewinnen! Das Labyrinth hat dein Herz verdreht! Deine Seele gebrochen. Unser aller Seelen gebrochen. Wir sind alle durch die selbe Hölle gegangen. Und ich habe nicht vor hierzubleiben!" Meine sich überschlagende Stimme schallt laut von den Wänden wieder. „Lass uns vorbei!" Er schnaubt verächtlich: „Als ob. Wenn ich euch vorbeilasse, dann werdet ihr gewinnen." Ich schleudere ihm entgegen: „ES GEHT NICHT UMS GEWINNEN! Es geht darum hier wieder NORMAL, IN ORDNUNG herauszukommen. Mit ein bisschen verbleibender Hoffnung hier rauszukommen." Nicks Gesicht ist eine steinerne Maske: „Wenn ihr versucht an mir vorbei zu kommen, werde ich euch bekämpfen. Wir alle." „Dann mach!", rufe ich, meine Stimme erstickt, „Ich halte dich nicht davon ab selbst raus zu gehen!" Ich nehme eine Bewegung in der Menge wahr. Paulina tritt vor und stellt sich zwischen Nick und mich. „Sie hat Recht", sie spricht zu allen Umstehenden, „Das Labyrinth hat unser Denken verändert, unsere Herzen verdreht. Und das ist nicht richtig. Wir dürfen nicht vergessen, wer wir sind. Dass wir eigentlich alle auf derselben Seite stehen. Aber bei einem liegst du falsch", sie wendet sich zu mir, „Es geht ums Gewinnen. Schon von Anfang an." „Das ist kein Grund uns zu bekämpfen!", rufe ich verzweifelt. „ich weiß", unterbricht sie mich, „aber wir sind alle erschöpft und..." Mit einem Mal wird ihre Miene ausdruckslos, werden ihre Augen glasig, ihr Kopf kippt nach hinten, ihre Beine knicken kraftlos zusammen und die Durmstrang sackt leblos zu Boden, als hätte jemand ihren Lebensfaden zerschnitten. Noch bevor sie am Boden aufschlägt ist ihr Herzschlag verklungen. „Paulina!", schreie ich, ein Junge stürzt an ihre Seite. „PAULINA!", brüllt er, schüttelt ihren Körper. Ihr Kopf rollt zur Seite. Ich sehe in ihren leeren Augen, die in ihre Höhlen gerollt sind, sodass man nur noch einen Ansatz der Iris sieht. Ihre Haut ist weiß, die Lippen blau. Aus ihrem Mundwinkel tropft dunkles Blut auf den Beton. Grauen hält uns fest. Ich höre sachtes Flügelschlagen.

Lebensfaden zerschnitten. Morsira.

„MENA!", schreie ich, suche ihren Blick. Er ist voller Entsetzen. „JETZT!" Sie versteht.

Ich höre die Todesflüglerin lachen, irr, voller sadistischem Vergnügen und bevor sie ihr Portal schließen kann, habe ich Mena am Arm gepackt und gemeinsam greifen wir nach dem Saum des Kleides der Moire und werden mit ihr mitgerissen.

Glücksklee-grün wie die HoffnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt