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Die letzten Tage der Ferien laufen nach einem Schema ab, das Lernen leider nicht ausschließt. Dämliche ZAGs. Ich büffle stundenlange Zaubertränke, Verwandlung und VgddK bis mir der Kopf raucht. Ich muss hier raus. Es will einfach nichts mehr in meinen Kopf hinein. Mein Blick schweift aus dem Fenster. Der Schnee glitzert in der Nachmittagssonne, der Himmel ist von klarem Blau und wolkenlos. Ich fasse einen Entschluss. Ich klappe mein Buch schwungvoll zu, pfeffere meinen Federkiel in die Ecke, schnappe meinen Besen und haste die Stufen hinunter in den Gemeinschaftsraum und weiter durch das Stiegenhaus bis hin in die Eingangshalle. Ich eile durch die große Flügeltür, am Kamm des Hügels entlang bis hinunter zum Quidditchfeld. Der Schnee knirscht unter meinen Füßen, als ich es überquere, die kalte Luft weht mir um die Ohren. Ich inhaliere die Kälte förmlich und genieße es, wie sie meine Sinne aufweckt. Ich schwinge meine Beine über den Besen und stoße mich kraftvoll vom Boden ab. Ich sause durch die Luft, fühle mich so schwerelos. Ich habe Fliegen so vermisst. Ich rausche durch die Luft. Eisig sticht sie auf meiner Haut. Aber ich genieße es. Ich schlage Loopings, beschleunige. Ein Schauer purer Freude durchläuft meinen Körper und meine Mundwinkel heben sich automatisch. Ich rase nach oben, soweit hinauf wie nur irgend möglich, soweit, bis Hogwarts nur noch ein Geflecht aus Türmen und Mauern, die Tribünen nur bunte Punkte auf weiß und der See eine Fläche aus stählernem Blau sind. Am Horizont taucht die Sonne die Hügel und Baumwipfel des verbotenen Waldes in glühendes Gold, den Himmel in strahlendes Rot und helles Orange. Ich schließe für einen Moment die Augen und lasse die Schwerelosigkeit, die Wärme und zugleich die Kälte, die unendlich, die grenzenlose Freiheit auf mich wirken. Ich verharre in der, für manche, schwindelerregenden Höhe, lasse das Bild Hogwarts, das Bild eines Zuhauses, einer heilen, sicheren Welt auf mich wirken. Diese Friedlichkeit, die mich umgibt. Mein Blick wandert über den schneebedeckten Wald bis hin nach Hogsmead. Dort zwischen all dem Weiß in der Ferne kämpft sich eine scharlachrote Schlange durch die Kälte. Mir fällt es wieder siedend heiß ein. Heute kommen sie zurück! Freude wallt in mir auf. Ich grinse und neige den Besenstiel nach vorne. Toby kommt zurück! Mena kommt zurück! Die Schwerkraft tut ihre Arbeit und zieht mich unerbittlich in einer atemberaubenden Geschwindigkeit in Richtung des Bodens. Ich spüre das Adrenalin durch meine Adern rauschen. Immer schneller werde ich, kommt das Quidditchfeld auf mich zu. Wenige Meter über der Erde ziehe ich den Besen in die Horizontale, merke die unbändigen Kräfte, die an mir zerren. Außer Atem lande ich. Meine Beine zittern ein wenig, aber mein Gesicht ziert ein breites Lächeln. Ich steige ab, packe den Besen und eile schnellen Schrittes auf das Schloss zu. Sie kommen zurück.

Ich bin gerade bei der vierten der sich bewegenden Treppen angelangt, die ich im Rekordtempo zu erklimmen versuche, als ich durch etwas Eiskaltes laufe. Ich schaudere. Ahhhh! Geist! Ich schüttle mich kurz, drehe mich um, da schnauzt schon jemand: „Kannst du nicht aufpassen, wo du hin latschst?" Ich sehe den rundlichen Geist mit der Glatze verdattert an. „Hä?", mache ich geistreich. Was ist denn sein Problem? Er spürt das ja eh nicht. „Und frech wirst du auch noch?! Das ist ja unerhört!" „Bitte?", mache ich und ich spüre wie mein Temperament langsam mit mir durchgeht. Was zur Hölle ist sein Problem!? „Das ist mir, Papst Hieronymus dem 3., noch nie, wirklich noch nie untergekommen! Einen Mangel an Respekt nenne ich das!" „Was ist Ihr Problem?", blaffe ich zurück. Der Geist schwillt an und zetert los: „Was mein Problem ist? Du unerhörtes Balg! Deine minderwertige Konzentration und dein fehlender Respekt ist das Problem! Und außerdem mit dem Besen und vollkommen verdreckt durch diese ehrenhaften Korridore zu laufen und sie derart zu besudeln ist ein Skandal!" „Ich besudle ganz sicher nicht Hogwarts Ansehen", rufe ich erbost zurück, „Was bilden Sie sich eigentlich ein? Mir vorzuschreiben was ich tun soll!" „Und diesen Besen gibst du sofort an Mr. Filch ab!", quargelt der sich weiter auf, ohne mir zu zuhören. „Haben Sie sie noch alle? Ich geb den sicher nicht ab, weil ich fliegen war! Das geht Sie überhaupt nichts an und außerdem haben Sie hier gar nichts zu vermelden!" „Eine Schande bist du, ein - " „Halten Sie den Rand!", fauche ich, „Ich geb den nicht her, nur weil es ihnen nicht passt!" „Der Direktor wird davon hören..!" „Ja, das kann er gerne, kein Problem damit", gebe ich lautstark zurück. Als ob ich mich vor Dumbledor fürchte. „Wie sowas zaubern darf, unglaublich, unerhört...!" „Wissen Sie was, das ist mir zu blöd!", sage ich zornig und drehe mich auf dem Absatz um, um wegzugehen. „Bleib stehen, du respektloses Balg! Wir sind hier noch nicht fertig!", schreit er mir wütend nach. Ich versuche ihn zu ignorieren, aber schieße gleichzeitig zurück: „Und wie wir das sind! Sie nerven! Lassen Sie mich in Frieden!" Empört und sprachlos zugleich klappt sein Mund auf und zu.

Ich laufe eine weitere Stiege hinauf, als ich zwei Stimmen aus einem Seitengang vernehme. „Weißt du wer das war?", höre ich eine Stimme, Tommys Stimme, sagen. „Was?", sagt jemand anderes und mein Herz beginnt wie verrückt zu pochen. Toby. Was sind wir denn jetzt eigentlich? Sind wir zusammen? Ich mein, er hat nicht gefragt. Aber er hat meine Hand auch nicht losgelassen. Ich bin verwirrt. Ich sollte einfach so tun, als wäre nichts. „Die, die mit dem Geist vom alten Hieronymus gestritten hat." „Oh", sagt Toby belustigt, „weißt du, das hört sich nach etwas an, was meine Freundin sicher machen würde." Wer jetzt? Ich? Oder verwechselt er da wen? Meint er jetzt mich? Ich fasse mir ein Herz und biege in deren Korridor ein. „Hey Jungs", lächle ich fröhlich. „Hey Emmi", sagt Tommy. „Hey Ems", grinst Toby. Ich muss jetzt einfach fragen. „Welche Freundin?", frage ich so beiläufig wie möglich, obwohl mein Herz so heftig in meiner Brust klopft, dass man es sicher hören muss. Auf Tommys Gesicht schleicht sich ein durch und durch amüsierter Ausdruck und er gluckst vor sich hin. Toby betrachtet mich mit einer Mischung aus Skepsis und Belustigung. „Naja", fängt er mit einem ironischen Unterton in der Stimme an, „ Ich weiß nicht, vielleicht kennst du sie. Sie ist blond, ziemlich klug, mutig ist sie auch, verdammt nochmal hübsch, hat einen unglaublichen Humor, ein atemberaubendes Lachen und den größten Sturschädel, den ich kenne, und eine Inkompetenz, dessen Ausmaße manchmal schwer zu glauben sind." Hä? Immer noch verwirrt. Ein verzweifelter Kloß schleicht sich in meinen Hals. Hübsch? Klug? Das Lächeln? Hat er jetzt eine andere gefunden, oder wie? Eine die besser ist als ich? „Und wer ist es jetzt?", frage ich sehr geistreich. Tommy bricht in Lachen aus und ich bedenke ihn mit einem bösen Blick. Nicht lustig. Toby starrt mich fassungslos an. „Was?", frage ich irritiert. „Eure - Kommunikation!", bringt Tommy hervor und ich sehe ihn mit schiefgelegtem Kopf an. Toby sieht mich immer noch mit diesem verblüfften Gesichtsausdruck an und wirft die Hände in die Luft. „Das bist du, du Mondkalb!", ruft er. Ich sehe ihn mit blanker Miene an. Ich? Ich! Oh, Merlin! Die Blubberblasen beginnen wieder zu blubbern und ein Strahlen breitet sich auf meinem Gesicht aus. „Oh", mache ich, „Das ist gut zu wissen."

„Warte", füge ich noch an, „es sind alle schon da, oder?" „Ja", sagt Toby stirnrunzelnd. Sirius. Meine Nackenhaare stellen sich vor Grauen auf, als ich an das denke, was sie ihm angetan haben. „Okay", meine ich hastig, „wir sehen uns später Toby, tut mir leid. Aber ich muss los." Mit diesen Worten setze ich mich in Bewegung. „Ems? Wohin-", den Rest höre ich nicht mehr. Ich bin schon auf dem Weg nach unten. Ich haste die Stufen hinab. Das war gerade so asozial, ich weiß, aber wie war das Motto? Bros before Does? Nun ja, er muss jetzt warten. Sirius braucht mich jetzt. Ich werde langsamer, als die altbekannte Schülermasse die Treppe verstopft und ich mich durch die Grüppchen hindurch schlängeln muss. Wo sind die nur? Ich höre ein altbekanntes: „LASS MICH IN RUHE POTTER!" Wie schön, dass manche Dinge sich nie ändern. Etwas genervt steure ich auf die lautstarke Auseinandersetzung zu, die mit einem zornigen: „Sev, wir gehen!" endet. Oh toll. Sie hat sich mit Snape vertragen. Ich schiebe zwei tratschende Schüler zu Seite. Da sind sie. Meine Familie. Alle heil und unversehrt. Naja, fast alle. Sirius Gesicht ist blass, wie die des alten Sack von Hieronymus, unter seinen rotgeäderten Augen liegen tiefe Schatten. Sie sind erschreckend leer, aber es lebt doch ein Funken von Sirius in ihnen. Er ist dünn geworden. Schockierend, dass man das in einer Zeit von nur zwei Wochen so stark merkt. Obwohl er seinen Kragen hochgezogen hat, kann ich mehr dunkelrote Striemen erahnen. Ich beschleunige meine Schritte. Breite meine Arme ein Stückchen aus. Er sieht mich, kommt auf mich zu. Ich schließe ihn in eine feste Umarmung. Er hält sich an mir fest, ein bisschen so wie ein Ertrinkender an einem Rettungsring. Ich drücke ihn fester. Er vergräbt sein Gesicht in meinem Nacken. Ich spüre, wie er zittert, wie sein gesamter Körper unter Spannung steht. „Es ist okay. Hab keine Angst. Wir sind da", wiederhole ich sanft die Worte, die er einst zu mir gesagt hat. „Danke", wispert er und ich kann fühlen, dass er es auch wirklich so meint. Er löst sich von mir und probiert ein schwaches Lächeln, doch er scheitert kläglich. Ich erwidere den Versuch mit einem aufmunternden Strahlen und falle dann Mena erleichtert um den Hals. Ich halte sie so fest wie ich nur kann. Sie ist wieder da. Meine Marlene ist wieder da. „Merlin sei Dank", flüstere ich und lasse sie wieder los. „Mir geht's gut", meint sie simpel. Ich umarme auch noch James, will ihn ebenfalls nicht wieder loslassen. Merlin, ich danke dir. Du hast sie mir wieder lebend zurückgebracht. „Es tut gut euch wieder hier zu haben." James grinst mich an: „ Uns tut es auch gut, dass Hogwarts uns wieder hat." Es ist für eine Weile still zwischen uns, bis Sirius dieses Schweigen bricht: „Können wir essen? Ich komme um vor Hunger." Yep. Back to normal.

Glücksklee-grün wie die HoffnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt