Numquam amitte Spem!

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Ich wache auf und mir ist schlecht. Mein Magen rebelliert. Ich will nicht. Aber was habe ich denn für eine Wahl? Ich schlage die Decke weg und setze mich auf. Auf einem Kleiderhaken an meinem Himmelbett hängt das Turnieroutfit von Zoey. Ein graues Mantelkleid mit schwarzem Stoff unter dem Rock und zwei Reihen von silbernen Knöpfen. Am Fuße meines Bettes steht ein Paar schwarzer, robuster Stiefel. Ich stehe auf und setze mich auf Marls Bett. Irgendwie will ich sie nicht aufwecken, aber der Wecker läutet sowie so in zwei Minuten. Ich rüttle ihre Schulter. „Marl! Marl! Steh auf, komm schon! MARLENE!" Sie öffnet blinzelnd die Augen und murrt: „Ich bin ja schon auf, schrei nicht so." Im selben Moment läutet der Wecker und Alice fährt fluchend aus dem Schlaf hoch. „So ein verfluchter Drachenscheiß!" Das Klingeln verstummt und Mary zieht sich den Polster über den Kopf. Lily setzt sich auf, ihr Haar ist ein reines Chaos. „Morgen, Leute", gähnt sie, „Gut ist er ja nicht wirklich." „Nicht wirklich", stimme ich ihr zu. Mena murmelt: „Ist ja supi, dass das immer wir machen müssen." „Wir sollten jetzt einfach frühstücken gehen und das Beste draus machen", meint Alice, „ihr packt das schon." Ja, klar. Also meine aufmunternden Gedanken braucht wirklich jeder. Stattdessen seufze ich und hüpfe aus Marls Bett: „Naja schön. Gehen wir zum Frühstück."

Runterbringe ich dann nicht wirklich was, weil ich mit jedem Bissen glaube, mich übergeben zu müssen. Dazu pilgern noch um die zehntausend Leute an unserem Platz vorbei um den Rumtreibern Glück zu wünschen. Ja, danke. Ich brauche keine Aufmunterung, ich bin ja die supertolle Speserbin mit Superkräften und so. Wie mich solche Leute angehen. Ich kippe den Rest meines Kaffees hinunter und verbrühe mir fast meinen Rachen, als Desty auf meiner Schulter landet und mir ihren Fuß hinhält. Ich huste und murmle ein leises „Danke", während ich die kleine Rolle abbinde und sie entfalte:

Numquam amitte spem, Madam Spes.

Die noch verbliebenen Lateinkenntnisse in meinem Kopf bilden die Worte: Verliere niemals die Hoffnung. Ich starre auf das Papier in meiner Hand. Ach du heilige Scheiße von wem ist das? Mena sieht mich fragend an. „Wir sollen die Hoffnung nicht verlieren", sage ich und reiche ihr das Papier. Ich fahre mir über das Gesicht. Warum wir? Remus starrt ins Leere, als ich die Jungs anblicke, James rührt in seinem Müsli herum, Sirius kaut auf seinen Nägeln , Peter hat die Augen geschlossen. Wir müssen da durch. Alle. Ich schlucke und löffle mein Müsli aus, auch wenn es mir schwer fällt. Ich brauche Nahrung, wenn ich später nicht zusammenbrechen will. Als sie endlich leer ist, schiebe ich sie weg und schüttle den Kopf, um den Schleier der Angst in meinem Gehirn zu lichten. Ich stehe auf und mache mich alleine auf den Weg in den Gryffindorturm. Zehn Millionen Stufen später stehe vor dem Portrait der fetten Dame und murmle das Passwort. Ich haste in den Schlafsaal und beginne mich umzuziehen. Das Kleid passt perfekt und die schwarze Leggins liegt angenehm an und gibt mir gewisse Beinfreiheit. Warum ich auch immer ein Kleid für einen verdammten KAMPF anziehen muss, ist mir schleierhaft, aber gut. Wenn es die Frau glücklich macht. Ich bin gerade dabei meine Stiefel anzuziehen, als Mena zur Tür hereinschneit und sich stumm und ziemlich schnell umzieht und schließlich stehen wir gemeinsam vor dem Spiegel. In ihrer Hand der Bogen und in meiner der Speer. Ich fasse meine Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und schließe die Augen. Ich richte meinen Zauberstab auf mein Gesicht und murmle: „Viderebona" Als ich sie wieder öffne sehe ich etwas verschwommen, doch als ich die Brille abnehme ist meine Sicht besser als je zuvor. Leider hält der Spruch nur zwei Stunden an. Ich lege die Brille auf mein Bett und halte meinen wundervollen rötlichen Zauberstab fester. Was würde ich nur ohne ihn machen? „Gehen wir", sage ich in die Stille hinein. „Machen wir das.", erwidert Marl. Wir gehen stumm hinunter in die Eingangshalle, wo die Jungs warten. Ich höre im Schloss überall die lauten Rufe und das aufgeregte Geschnatter der Schüler. Ich stehe still da und der Speer löst sich in meiner Hand auf, als die fünf Schulleiter auf uns zu kommen. Hinter ihnen sind die anderen Champions. Ich sehe Paulinas entschlossene Augen und den harten, bestimmten Ausdruck auf dem Gesicht des Asiaten, der Mena, Sophy und mich begrüßt hat. Und dann sehe ich zu Sirius und stutze. Die Bewunderung in seinem Ausdruck gilt dem Buttermädchen mit den hellbraunen Locken. Sie steht da, wie jemand der sich durchaus im Kampf behaupten kann, in einem Outfit aus einem erhabenen silbrig grauen Stoff und ihre Haare sind hochgesteckt. Ich verenge die Augen und stoße Sirius an. Er darf jetzt nicht den Kopf verlieren. Eben diesen schüttelt er und sieht mich beinahe schuldbewusst an. Dumbledor lächelt uns ermutigend an: „Ich wünsche euch allen Erfolg dieser Welt. Es wird Zeit." Ich schlucke meine Entrüstung hinunter und hebe meinen Kopf. Neben Mena gehe ich den Weg hinunter zu der Arena. Ich höre schon den Jubel und die Spannung in der Luft ist greifbar. Ich schlucke. Meine Schulter berührt die von Marl und wir versuchen dem jeweils anderen beizustehen. Ich habe solche Angst. Aber wie wird Remus mal sagen? Es gibt nichts zu fürchten, nur die Furcht selbst. Ich atme tief durch. Wir eilen über eine Treppe aus Holz in ein Zelt, der Lärm um uns herum ist spürbar. Irgendwelche Typen vom Tagespropheten wollen uns fotografieren. Ich wende den Kopf ab und blinzle das grelle Licht des Blitzes der Kamera weg. Mr. Ford scheucht sie davon. Lee Wu versammelt uns in der Mitte des Zeltes und beginnt zu sprechen: „Also. Diese erste Aufgabe stellt euren Mut und euer Kampfgeschick auf die Probe. Ihr werdet als Gruppe auf ein Tier treffen, dieses Tier wird einen Gegenstand bewachen, ein Prisma. Eure Aufgabe ist es dieses Prisma zu holen. Damit wird die Aufgabe beendet sein und ihre werdet Punkte für eure Leistung erhalten, die Gruppe mit den meisten Punkten wird in der letzten und entscheidenden Aufgabe einen Vorteil bekommen. In Form von Zeit. Also leicht erklärt. Jede Gruppe zieht nun aus diesem Säckchen", er schüttelt das dunkelblaue Säckchen in seiner Hand, „ eine Miniaturausgabe seines Gegners. Die Zahl um den Hals des Tieres gibt über die Reihenfolge Auskunft." Ich atme tief durch. Wir brauchen nur ein gutes Tier. Ich klammre mich an Marls Handgelenk. Ich spüre, wie sie zittrig ausatmet. Mit angespannten Mienen sehen wir zu wie Paulina in das Säckchen greift. Mein Mund klappt weit auf. Ein kleiner Bergtroll mit der Zahl 4 um den Hals läuft auf ihrer Hand auf und ab. Ist das nur Glück oder sind das alle nur so mittelmäßig gefährliche Tiere? Ein Funke Hoffnung leuchtet in unseren Augen auf. Pete scheint sich etwas zu entspannen. Doch Remus Stirn ist skeptisch gekräuselt. Ich will Marl was sagen, aber da tritt eine Koreanerin vor und zieht ein kleines Wesen in grün heraus. Um den schlanken Hals hängt die Zahl 1. Es sieht aus wie eine Schlange mit langen spitzen Flügeln. In Echt sollte es höchstens zwei Meter groß sein. „Draserp", murmelt Remus neben mir. Da fällt mir ein, dass ich schon darüber gelesen hab. Das Tier ist viel anspruchsvoller, als der Troll, aber dennoch nicht so gefährlich wie ich die Wesen erwartet habe. Ich werde skeptisch. Was sind das jetzt für Tiere? Oder haben sie einfach irgendwelche genommen. Von den Amerikanern tritt ein braunhaariger hervor und kurz darauf hält er einen kleinen, silbernen, gestreiften Löwen in der Hand. Nummer 5. Lenigis. Wirklich? Das ist so ein harmloses Vieh, wenn man weiß, dass es bei extremer Kälte einschläft. Hat was mit Winterschlaf zu tun.

Glücksklee-grün wie die HoffnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt