Von Quidditchligen und Fahrrädern

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2.  Von Quidditchligen und Fahrrädern

Die letzte Augustwoche verbringe ich mit Peter und Marl bei Remus Eltern. Sie haben uns eingeladen. Die Lupins wohnen in einem kleinen, süßen Haus am Rande eines Waldes, mit einem wilden, winzigen Garten, der nur so vor Leben, Farbe und Natur sprüht. Marl und ich helfen Hope im Haushalt und im Garten, während Peter und Remus mit Lyall Lupin Ausflüge unternehmen, manchmal begleiten sie ihn ins Zaubereiministerium. Auch wenn Remus Vater denkt, dass sie sich ansehen wollen wie das alles funktioniert, machen sie eigentlich etwas anderes. Rumtreiberart eben. Wir sammeln alle Informationen, die wir über das Zaubereiministerium finden können, denn Wissen ist Macht. Und Wissen ist alles was ich nun brauche. Ich weiß nicht, was als nächstes kommt, aber ich weiß, dass etwas kommen wird. Voldemort ist immer noch auf dem Vormarsch. Immer mehr Anschläge kommen ans Licht, Menschen verschwinden, sterben. Der Nebel der Dementoren breitet sich langsam, aber sicher an den Schnittstellen der Zauber- und Muggelwelt in den abgelegeneren Gegenden Englands aus. Doch hier, in dem kleinen Cottage fernab von großen Städten strahlt die Sonne heiß vom Himmel und taucht die sonst grünen Rasen in den Vorgärten in trockenes braun.

Ich sitze auf der kleinen Holzbank auf der Terrasse im Schatten des großen Apfelbaumes, mein Notizbuch im Schoß, eine Feder in der einen Hand, die Zeitung in der anderen. Wie werden uns die Informationen in Zukunft helfen? Werden sie das eigentlich? Oder ist das alles umsonst? Ich blicke stirnrunzelnd auf den Tagespropheten in meiner Hand. Keine neuerlichen Anschläge, nur Artikel über Rücktritte, Sicherheitsinformationen und die Quidditchliga in England. Neugierig blicke ich auf die Tabelle. Die Wimbourner Wespen führen knapp vor den Kenmare Kestrels und Pride of Portree. Na hoffentlich schlagen die Kestrels die Catapults nächste Woche, sonst können sie sich den Sieg abschminken. Für alle, die es nicht wissen: ich bin begeisterte Kestrels Anhängerin. Ich blättere weiter. Meine Augen scannen die Fahndungsbilder der bekannten Todesser. Ich blicke in die wahnsinnigen Augen Bellatrix Lestranges, sehe junge Gesichter, zu jung, um Killer zu sein, doch auch ältere, verbittert, mit kalten, berechnenden Zügen. Ich seufze und schließe die Zeitung. Am Endblatt ist eine Anzeige über einen Sale in Simbas Seidenfadenpalast in der Winkelgasse. Ich lächle etwas traurig. Wir waren vor einer Woche in der Winkelgasse. Es hat sich viel verändert. Zwar ist sie immer noch voll Leben, doch Geschäfte haben geschlossen, die Menschen scheinen eher zu hasten, ihre Dinge zu erledigen als zu leben und das Leben zu genießen. Es ist, als hätte sich ein grauer Schleier über die Welt gelegt, der Schleier der Angst.

„Emily?", ruft jemand mich. Ich drehe mich der Stimme zu: „Ja?" Mena meint: „Wir sollen Fleisch vom Metzger holen fahren." „Okay", sage ich und erhebe mich. „Und welches?" „Einen halben Kilo Faschiertes (eingedeutscht: Hackfleisch?)" „Gut", grinse ich, „hast du das Geld?" „Jup. Wir müssen nur noch Moony wegen dem Fahrrad fragen." „Dann los!"

„Reeemus?", rufe ich die Treppe hinauf.

„Ja?"

„Wo ist dein Fahrrad?"

„Wozu braucht ihr mein Rad?"

„Wir müssen Fleisch holen."

„Okay. Es lehnt an der Hausmauer, beim Gemüsebeet."

„Okay, danke!"

Stille.

„Reeemus?"

„Jah?"

„Habt ihr noch ein Rad?"

„Ja, Mums steht gleich daneben."

„Okay, dann fahren wir jetzt!"

„Ist gut."

Stille.

„Und Reeemus?"

„Was denn?"

„Wo ist der Metzger?"

„Die Hauptstraße entlang und bei der Post rechts. Nicht weit, da kann nichts schief gehen"

„Okay, danke!"

****20 Minuten darauf****

„Reeeeemus?"

„Bist du gut drauf?"

„Schon warum?"

„Nur so."

Stille.

„Du, Reeemus?"

„Ja? Was ist denn schon wieder?"

„Ich glaube, wir haben aus Versehen dein Rad zerstört."

Stille. Ich beiße auf meine Unterlippe.

„Bitte?" Er klingt verdattert.

„Wir haben versehentlich dein Fahrrad geschrottet."

Ich wechsle einen Blick mit Mena.

„Oh, wirklich jetzt?"

„Jaah."

„Na, so viel zu es kann nichts schiefgehen", höre ich ihn grummeln.

Doch die letzte Augustwoche verstreicht, genauso, wie alle anderen Wochen verstreichen und schließlich enden die Sommerferien und es wird Zeit, das sechste Schuljahr in Hogwarts zu beginnen.

Glücksklee-grün wie die HoffnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt