„Und es ist ganz einfach!", rufe ich aufgeregt und wild gestikulierend, als ich es James, Sirius, Marl und Peter erzähle. James Augen leuchten voll Aufregung. „Genial", meint er, „Emmi, du bist genial." „Danke", grinse ich, „Also machen wir's morgen?" „Morgen?", will Peter wissen und ich meine einen Hauch von Panik in seinen Worten zu hören. Ich nicke wild. „Ja, und wenn was nicht geht, dann helfen wir einander ja eh", beschwichtige ich ihn, „Aber je eher wir uns verwandeln können desto eher können wir Remus helfen." Auf diese Aussage hin scheint auf seinem Gesicht ein Ausdruck von Entschlossenheit aufzutauchen und er nickt: „Ok, passt." „Dann morgen im Gemeinschaftsraum?", vergewissert sich Sirius rasch, auf seinen Lippen ein Grinsen, in seinen Augen ein Funkeln von Abenteuerlust. „Das wird so cool", lacht Marl aufgeregt.
Wir zwei machen uns schließlich noch auf den Weg zu Hagrid, um mit Survivor um den See zu spazieren und vielleicht auch Apus zu besuchen. Die Sonne lässt den See golden glitzern, der Himmel über uns ist von strahlendem Blau, mit weichen, weißen Flecken (auch genannt Wolken^^) versehen und die Luft trägt den Geruch von anfänglichem Sommer mit sich. Es ist zwar erst Ende April, aber dennoch kann man es riechen. Als wir über den Hof eilen und die Brücke zu den Ländereien entlang, kann ich das Lachen und die Stimmen der Schüler vernehmen, die vielen verschiedenen Sprachen, die unterschiedlichen Schattierungen von Tonlagen, von hell und klar bis zu tief und dumpf. Sie fluten meine Sinne und ich bade förmlich in ihnen, bis ich aus deren Meer auftauche und mit Marl die Bretter der Brücke betrete. Ich sehe sie kurz an und sie mich und mit blitzenden Augen fordere ich sie heraus. Wenige Augenblicke später trommeln unserer beider Füße über das Holz und verschwimmen mit der Stille des vor uns liegenden Waldes. Ich spüre, wie pure Freude durch meine Adern jagt und meine Seele nach Freiheit lechzt. Meine Füße rasen die letzten Meter weiter, weiter auf das Grün vor mir zu, das so viel Ungebundenheit für mich symbolisiert. Plötzlich berühren sie das weiche Gras, den federnden Boden. Außer Atem, dennoch lachend wende ich mich um. Marl kommt japsend hinter mir zu stehen. Auch sie grinst. „Das war witzig", meint sie und ich stimme ihr keuchend zu.
Nachdem sich unsere Atmung beruhigt hat, gehen wir, immer noch schnellen Schrittes, auf Hagrid's Hütte, am Fuße des verbotenen Waldes, zu. Dieser sitzt, an etwas strickend, das einem blauen Tischtuch ähnelt vor dieser, mit Survivor zu seinen Füßen, und genießt die Nachmittagssonne. Als die Wölfin uns erkennt, springt sie auf und läuft auf uns zu. „Hallo Hagrid!", rufen wir und begrüßen unsere Freundin. „'lo Mädls, wollt ihr was trinken?", erwidert er unseren Gruß. Wir lehnen dankend ab und sagen, dass wir mit Survivor eine Runde um den See gingen, was wir, nur wenige Augenblicke später, auch tun.
Es wird ein sehr lustiger Nachmittag, an dem wir singen, tanzen, Scheiße labern, vor uns hin philosophieren, Pläne schmieden, lachen, scherzen, bis zu den Knien ins Wasser waten, um uns anschließend in den See zu schubsen, prustend, klatschnass und glücklich uns auf den Weg zum Schloss machen und die Tatsache hochhalten, dass, wenn auch nur für einen Moment, für eine begrenzte Zeitspanne, einen Nachmittag, alles gut ist.
oOo
Während des ganzen Animagusprozedere und dem Druck durch die ZAG-prüfungen, vergesse ich ganz, dass mich eine Dämonin verfolgt, dass ich eine Aufgabe habe und dass ich, eigentlich, in Gefahr schwebe. Am Tag darauf stehen die Jungs, Marl und ich im Raum der Wünsche.
„Zeig jetzt her Emmi", bettelt Mena zum fünften Mal. „Ja, gleich", sage ich, etwas genervt, „Stress mich nicht so!" Ich versuche meine Anspannung herunter zu fahren. Was hat das Buch gesagt? „Mit Ruhe und Bedacht einatmen, die Form des Wesens und das Gefühl, jenes zu sein inhalieren und während des Ausatmens dem Tier den Körper schenken und dem Menschen tierisches einhauchen." Ich versuche meine Atmung zu kontrollieren und schließe meine Augen. Ich nehme den Sauerstoff aus der mich umgebenden Luft auf, versuche mich zu erinnern, wie es sich angefühlt hat, die Bärin zu sein. An das grollende, mächtige Gefühl in meiner Brust, die Feste meiner Ballen, die Stärke meiner Muskeln. Ich denke an das weiße, reine Fell, die schiere Größe meiner Seelenverwandten. Langsam strömt die Luft aus meinem Mund und im selben Moment scheint Magie meine Adern zu fluten und ich merke, wie mein Körper beginnt zu wachsen. Die Verwandlung beginnt.
Dieses Mal ist sie weniger schmerzhaft und kürzer, als beim ersten Mal. Innerhalb von weniger als einer viertel Minute, spüre ich, wie meine Sinne sich schärfen und mein Denken sich vereinfacht. Ich fühle wieder dieses mächtige Gefühl in meiner Brust. Ich nehme den Geruch meiner Freunde schärfer wahr, fühle beinahe schon ihr Erstaunen. „Wow", höre ich Mena. Ich weiß, was es bedeutet, aber im selben Moment sind mir die Laute fremd. „Nicht dein Ernst", murmelt James leise, aber ich verstehe es trotzdem. Ich schnaube amüsiert, als Sirius vorsichtig einen Schritt auf mich zu macht und meine Nase berührt. „Es ist so absurd sich klar zu machen, dass du dieser Eisbär bist. Das ist so komisch." Ich schließe für einen Augenblick die Augen und denke an meinen menschlichen Körper zurück. Wieder fühle ich, wie ich mich verwandle. Es ist, als hätte man einen mächtigen Muskelkater. Ich schüttle den Kopf, als ich auf meinen zwei Beinen stehen. Alles dreht sich für einen Moment. Ich halte mich an Sirius fest, der mich besorgt stützt und fragt: „Alles okay bei dir?" ich atme tief durch, blinzle einige Male, um den Schwindel zu vertreiben und nicke. „Ja, danke, es ist nur etwas heftig. Immer noch." Ich sehe auf und in strahlende Gesichter. „Das war so genial!!", ruft Mena aufgeregt. Peters Augen glitzern, als er bewundernd meint: „So unglaublich." James grinst mich an: „Ich will auch." Ich lache leise: „Dann mach. Du hast das Buch ja auch gelesen." Er räuspert sich und wird wieder ernster. Er fährt sich durch das kohlrabenschwarze Haar, bevor er sich vor dem Spiegel niederlässt und die Brille abnimmt. Wir anderen beobachten ihn vorsichtig, als sich seine Atmung verlangsamt und sein Geist sich zu entfernen scheint. Ich tausche einen nervösen Blick mit Peter und Mena.
Da zuckt der Junge vor uns aus seiner Trance, für einen Augenblick sehe ich in seine verschleierten Augen. Mir läuft ein eisiger Schauer über den Rücken. Jame greift zu seinem Zauberstab, richtet ihn auf sich und murmelt die magische Formel. Es ist einschüchternd zu beobachten, wie er sich windet, sein gequältes Stöhnen zu vernehmen und sein Körper sich in die Länge zieht, wächst und zu etwas Anderem wird. Sirius, der vorher schon zu seinem besten Freund eilen wollte, macht nun drei Schritte zurück. Nun steht vor uns, auf wackligen Beinen aber doch, ein prachtvoller Hirsch. Sein Pelz ist dicht und glänzt, seine Muskeln fest und sein Geweih ragt in die Höhe und ziert sein Haupt wie eine Krone. Ein Lächeln prangt auf meinem Gesicht, als ich sprachlos einige Schritte auf ihn zu mache. „Jame?", frage ich mit großen Augen. Ein überwältigendes Gefühl von unwahrscheinlichem Glück steigt in mir auf. Es funktioniert. Unser Plan funktioniert endlich! Ich sehe in die braunen Augen des Tieres und ich finde meinen besten Freund in ihnen wieder. „Alter, so nice!", kommt es von Sirius. Er grinst voller kindlicher Freude, „ich will das auch machen."
Nachdem sich Jame ebenfalls zurück verwandelt hat, ist Sirius an der Reihe. Der junge Black lässt sich vor den Spiegel fallen. James hockt sich neben uns zu Boden. „Alles okay?", frage ich ihn leise, während Mena und Peters Augen auf Sirius ruhen. Er nickt, während er sich durch die Haare fährt und tief durchatmet. „ja, aber du hast Recht, es ist echt heftig das erste Mal." „Es ist nicht ohne", murmle ich, „Stimmt schon." Bei Sirius schient der Prozess noch kürzer zu dauern als bei James. Innerhalb von weniger als fünf Minuten sitzt an Sirius statt ein großer, zotteliger, schwarzer Hund. Seine Augen glitzern grau, voller Triumph.
Schließlich ist Mena dran. Ich spüre, wie wieder die Nervosität wie Galle in meinem Magen schäumt. Hoffentlich schafft sie es. Sirius und James, bei ihnen weiß ich ja, dass es funktioniert, aber bei ihr? Was wenn es nicht funktioniert? Sie bleibt länger in ihrer Trance als die Jungs. Mein Herz klopft besorgt in meiner Brust, meine Augen liegen auf ihr und lösen sich keine Sekunde von ihr. Als sie aus ihrer Meditation erwacht, zucke ich zusammen. Sie richtet ihren Zauberstab auf sich und murmelt: „Animalmutare." In den ersten Bruchteilen einer Sekunde passiert nichts. Mir verschlägt es den Atem. Was ist jetzt? Doch da bäumt sich ihr Körper auf, ihre Kehle verlässt ein kleiner Schrei. Sie wächst, man kann ihre Muskeln sehen, die sich dehnen. „Scheiße, Mädchen", flüstere ich heiser. Nur noch wenige Augenblicke. Als sie aufgehört hat zu beben, bleibt mir der Mund offenstehen. „Holy, fucking shit", murmle ich. „Merlins Bart", ist James Aussage dazu. Vor uns senkt ein mächtiges schwarzes Pferd den Kopf.
DU LIEST GERADE
Glücksklee-grün wie die Hoffnung
FanfictionGLÜCKSKLEE-GRÜN WIE DIE HOFFNUNG 2. Teil der Karneolreihe/ Fortsetztung von Klatschmohn und Klatschmohnroter Sommer TEXTAUSZUG__„Dunkle Zeiten ziehen auf. Es kommen Tage, in denen wir Vertrauen und Loyalität brauchen um zu überleben. Und Entsch...