WitchesRadio und Waffeleisen

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Der Schulalltag kehrt langsam wieder bei uns ein. Ein Horror kann ich euch nur sagen. Als Schüler hat man wirklich Zeit für nichts. Kein Quidditch, kein Zeichnen, kein Schach, kein Lesen, kein Garnichts. Es ist so nervig. Ich sitze an meinem Schreibtisch und brüte über meinem GdZ-Aufsatz und scheitere kläglich daran, meine Konzentration auf die Schrift vor mir zu richten. Es hat ja eh keinen Sinn. Ich schreibs einfach wieder von Lily ab. Bei ihr stimmt's sowie so immer. Ich lege die Feder weg und gehe die Notizen für die Edelsteinorchestertreffen, die ich in den Ferien noch geplant habe durch. Ne. Nicht wirklich. Der Zettel fehlt. Nein! Immer dasselbe. Ich schüttle das braune Notizbuch, doch kein flatterndes, loses Papier segelt heraus. Na toll! Jetzt kann ich das wieder suchen! Ich bin so schlampig, das ist unglaublich. Ich stehe auf und beginne mein Bücherregal zu durchsuchen. Dort lege ich mein Zeug meistens hin. Wo ist der Schmarrn denn? Ich ziehe Bände hervor, schiebe sie zur Seite, ein kleines Buch fällt zu Boden und ich fluche. Unfähig wie immer. Ich arbeite mich durch die Fächer, aber ich finde nichts. Frustriert raufe ich mein Haar. Ich stehe wie versteinert da, bevor ich mir mit der Handfläche gegen die Stirn schlage. Ich bin so dumm! Ich bin eine Hexe verdammt, ich muss einfach nur meinen Zauberstab- apropos Zauberstab. Wo ist der schon wieder? „Verdammter Doxymist", fluche ich vor mich hin und sehe mich verzweifelt um. Wo hab ich hin nur hingelegt? So vor mich her schimpfend suche ich meine Ecke ab und finde meinen Zauberstab schließlich- dreimal dürft ihr raten- unter dem blöden Teppich! Ich habe nicht den blassesten Schimmer, wie der dahin gekommen ist. Ich seufze und murmle ein: „Accio Wegbeschreibung Diadem". Von unter meinem Sessel (??) flattert ein kleines Pergament zu mir und ich seufze resignierend. ich bin so chaotisch, schrecklich ist das. Ich bücke mich, um das Buch, das vorhin hinuntergefallen ist, aufzuheben. An..m..gi...a...lung. Das ist aus Spes Manor. Worüber ist das eigentlich? Ich lasse mich auf den Sessel, der vor dem Schreibtisch steht fallen und schlage neugierig die erste Seite auf. Animagiverwandlung ein Kurs zur Transfiguration. Mein Mund klappt sprachlos auf. Ich bin so doof. Wieso hab ich das nicht gleich überrissen? Das ist doch so logisch! Die Edelsteinprophezeiungen können warten. Ich laufe an Mary vorbei, in den Gemeinschaftsraum hinunter und zu den Jungs hinauf.

Ich stoße die Tür auf. „Jungs!", rufe ich, aber halte schockiert inne, als ich Sirius nackten Rücken sehe. Erschrocken wirbelt er herum. Ich kann mich vor Erschütterung nicht bewegen. Seine Haut ist an dutzenden Stellen dunkel verfärbt, die Male von Schlägen, die auf ihn niedergeprasselt sein mussten, die Tritte, die er durchgestanden hat. Doch mein Grauen gilt eher den zig Striemen, Kratzern, die sich wie Streifen von getrocknetem Blut über seinen Körper ziehen. „Sirius", hauche ich und komme auf ihn zu. Will ihn nochmals in die Arme schließen, doch bevor ich das kann, ist er wimmernd zu Boden gesunken und hat das Gesicht in den Händen vergraben. Bestürzt lässt sich Peter neben ihm auf den Boden sinken. Mein Blut scheint in den Adern zu gefrieren. Was haben sie nur mit ihm gemacht? James kniet sich vor ihn, streicht ihm hilflos über den Kopf. Neben ihm sitzt Remus, dessen Augen voller Sorge auf dem jungen Black ruhen. Niemand weiß, was er sagen soll. Ich sinke unbeholfen neben Sirius. Seine Schultern ziert ein breiter Kratzer, ein dunkler, beinahe schwarzer Fleck. Ich hebe vorsichtig meine Hand und streiche ihm eine Haarsträhne hinters Ohr. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Es scheint alles nur noch schlimmer zu machen. Die Schultern des geschundenen Jungens zittern und so sein gesamter Körper. Remus kramt in seiner Tasche, zieht etwas hervor, räuspert sich und fragt in die Stille hinein: „Schokolade?" James Gesicht wird von einem kleinen Lächeln erhellt und er nickt und bricht ein Stück ab. „Danke." So wird sie herumgereicht und Sirius hebt sein Gesicht, sieht uns der Reihe nach an. Er bricht mit bebenden Fingern ebenfalls ein Stückchen der Tafel ab und knabbert darauf herum. Seine Augen glitzern dankbar. „Danke, dass ihr da seid", sagt er mit heiserer Stimme. „Immer", ist Peters ruhige Antwort.

Glücksklee-grün wie die HoffnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt