Marshmelloweinhörner

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Die nächsten zwei Wochen verbringe ich hinter Büchern. Die Lehrer ziehen vor Weihnachten noch mehr mit den ZAGs an und das bemerkt man langsam richtig. Sluggi predigt uns von Gegengiften, McGonagall von den Mäusen, die wir verschwinden lassen sollen und Braims massenweise von den Defensivzaubern, die wir beherrschen müssen. Noch dazu kommt, dass der Ball bald vor der Tür steht und die Champions ihn durch eine Choreografie eröffnen müssen. Jeden Freitagabend treffen wir uns in einem Saal, um diverse Schritte, Drehungen und Einsätze zu üben. Und ich? Ich hasse tanzen immer noch so sehr wie letztes Jahr, auch wenn es mit Toby ganz erträglich ist. Erstens: weil er mir nicht dauernd auf die Zehen steigt und zweitens: weil er sich auch nicht darüber aufregt, wenn ICH ihm auf die Zehen steige.

Ich versuche gerade im Schlafsaal meine Schritte zu üben und fluche, weil ich zum siebten Mal irgendeinen falschen mache, als Mary mit Alice dicht auf den Fersen zur Zimmertür hereinstürmt. Abrupt halte ich in der Bewegung inne und betrachte ihre erschrockenen, ungläubigen Gesichter. „Was ist passiert?", frage ich alarmiert. Mary würgt atemlos hervor: „Sie hat ja gesagt." „Wer hat wozu ja gesagt?", hake ich nach und gehe vorsichtig auf sie zu. Was zur Hölle ist jetzt schon wieder passiert? „Sie", meint Alice. „Wer ist sie?", frage ich nachdrücklicher. „Lily." Ein komisches Gefühl beschleicht mich. „Und zu wem? Nicht etwa-?", fassungslos stocke ich. „Doch", fügt Mary an, „er hat sie grad abgefangen und dann vorm Gemeinschaftsraum gefragt und sie hat ja gesagt!" Ein Strahlen breitet sich auf meinem Gesicht aus und die dummen Tanzschritte sind vergessen. „OH MEIN MERLIN!", quieke ich, „WIE GEIL IST DAS DENN?" Alice sieht mich komisch an: „Woooow, jetzt zuck mal nicht so aus, Emmi." „Wo ist MARL!?", rufe ich aufgeregt. „Keine Ahnung", sagt Mary, „Bei Gwen vielleicht. Wir haben sie vorhin getroffen." „OH MEIN MERLIN! ICH MUSS SIE SUCHEN! DAS IST SO SUPERSUPERSUPER SUPER." Alice lacht los: „Supersupersuper Super?" „JA!", mit diesen Worten bin ich aus dem Zimmer gestürmt.

Ich hetze die Treppen hinunter. Wo ist Gwen normalerweise? Beim großen Fenster nahe der Bibliothek. Ich springe über drei Stufen gleichzeitig und knurre kurz, als bei der Landung dumpfer Schmerz durch meine Schulter schießt. Der Moment ist jedoch gleich darauf wieder vorbei und ich laufe weiter das lange Stiegenhaus hinab. Versehentlich remple ich eine blondhaarige Drittklässlerin an und murmle eine Entschuldigung, bevor ich endlich in den Korridor, der zur Bibliothek führt, biege. Das sind sie ja! Am breiten Fensterbrett quatschen sie und ich renne auf sie zu. Schlitternd und außer Atem komme ich zum Stehen. „Emmi, was ist los?", fragt Mena besorgt. Ich grinse nur breit zur Antwort und sage atemlos: „Hey, Gwen." „Hey, Em", meint sie mit einem belustigten Gesichtsausdruck. „Emmiii!", quengelt meine beste Freundin, „Was ist jetzt?" „Sie hat ja gesagt!" „Wer zu wem?", fragt auch sie verdattert. „Lily zu", ich schnappe nach Luft, „zu James!" „Nein!", ruft sie. „DOCH!", schreie ich begeistert. Gwen lacht: „Oh Merlin, wie hat der das wieder hingekriegt?" „Ich weiß es nicht! Gehen wir ihn fragen!", ist meine aufgeregte Antwort. Doch die Ravenclaw packt meine Schultern und zwingt mich still zu stehen. „Em, beruhig dich mal, okay? Du kannst James später noch fragen, aber jetzt setzt du dich mal zu uns und baust dich bei uns ein." Ich atme tief durch und schmolle leicht: „Okay, na schön." Mena beginnt zu lachen. „Was ist jetzt wieder?", will ich wissen. „Dein Gesicht!", bringt sie zwischen zwei Lachsalven hervor, „Ist so - so genial!" Immer noch lacht sie und ich fange langsam auch damit an. Aber wenn sie so eine komische Lache hat wie jetzt gerade, was soll ich denn machen?

Nachdem wir uns wieder halbwegs beruhig haben und über andere, unkompliziertere Themen gesprochen haben, will Gwen wissen: „Finden dieses Jahr eigentlich noch so Edelsteinorchestertreffen statt? Weil noch nichts war. Und Du-weißt-schon-wer ist ja immer noch da." Ich seufze bekümmert: „Ja. Der Spacko könnte schön von selbst verschwinden. Nein, also, ich hab noch keine gemacht, weil es in letzter Zeit echt stressig bei mir war und deswegen hatte ich kaum Platz für die Prophezeiungen. Aber danke, dass du mich erinnert hast." „Nein, ich wollt's nur sagen." „Ja passt eh. Ich hol, glaub ich, nächste Woche eine Prophezeiung von Jackson und dann machen wir sie im neuen Jahr. Dann hab ich genug Zeit mich vorzubereiten." „Okay", lächelt sie und fügt an, „ Habt ihr schon was Neues über den Saphir?" Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus und ich erwidre: „Ja, ja das haben wir." Gwen macht schon den Mund auf, als wolle sie etwas sagen, als Regulus um die Ecke kommt.

Glücksklee-grün wie die HoffnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt