Es ist ein trüber, wolkenverhangener Freitag und die letzte Stunde für heute ist Zaubertränke. Ich hab so gar keinen Bock drauf. Ich seufze und lasse meine Tasche mürrisch auf meinen Platz fallen. „Hab nur ich keinen Bock auf Zaubertränke?", frage ich Marl, die Feder und Pergament hervor holt. Sie zuckt mit den Schultern und setzt sich hin, als Slughorn den Raum betritt. Grummelnd tue ich es ihr gleich und schraube mein Tintenfass auf, um meine Feder hinein zu tauchen. Slughorn beginnt zu reden, über Gifte und Gegengifte und meine Feder fliegt über das Pergament. 20 Minuten später ist es über und über mit engen, untereinanderliegenden, dunkelblauen Zeilen beschrieben und meine Hand krampft. „Und denken Sie daran, dass bei den zweischichtigen Blauschichtgiften andere Regeln gelten, als bei den einfachen. Zwei verschiedene Gift rufen zwei verschiedene Reaktionen hervor, das heißt man benötigt..." „Ist doch so egal!", platzt es aus mir heraus, „Dann nimmt man einfach einen Bezoar und die Sache hat sich!" Meine Nerven, die wegen der Menge der Hausaufgaben, die ins unermessliche steigen, sind gerissen und ich ärgere mich über mich selbst. Warum kann ich nicht EINMAL den Mund halten? Geschockt starren mich der Lehrer und meine Klassenkameraden an. Au heiterem Himmel beginnt Slughorn zu lachen. Verdattert sehe ich ihn an. Was ist denn mit dem falsch gelaufen? Der hält sich seinen dicken Vorbau und streicht sich die Tränen aus dem Augenwinkel. „Ah, der unabhängige Geist, den ein Zaubertrankmischer braucht. Natürlich würde ein Bezoar in so einem Fall helfen, aber da dieser, wie Sie wissen sehr selten und nicht immer vorhanden ist, sollte man auch die anderen zwei Gegengifte kennen. Nehmen Sie 15 Punkte für Gryffindor und weiter im Text." Und so schwadroniert das alte, senile Walross weiter über seine Blauschichtgifte.
Nach weiteren zermürbenden dreißig Minuten pfeffere ich meine Feder in den Rucksack, schultere diesen und verlasse so schnell wie möglich den Raum. Sirius kommt uns glucksend hinterher und pflückt etwas aus meinem Haar. Abrupt bleibe ich stehen: „Was war das?", will ich wissen. „Nur eine Springbohne." „Nur", sage ich augenrollend und warte auf Mena, mit der ich den langen ermüdenden Weg von 15 Stockwerken, 703 Stufen und einer viertel Stunde auf mich nehme, um dann vor dem Portrait zu stehen und außer Atem: „Doxynebel" zu japsen. „jap, jap, jap", ist die Antwort der fetten Dame. „Machen Sie dann mal auf?", fragt Mena nach einer Minute Stille. „Oh, ja , natürlich." Das Portrait schwingt zur Seite und schnell klettern wir hinein und laufen quer durch den Gemeinschaftsraum in den Schlafsaal hinauf. Ich ziehe mir bequemeres Zeug an, als meine Eule an der Fensterscheibe klopft. Ich lasse alles liegen und stehen, um ihr das Fenster zu öffnen und ihr den Brief ab zu nehmen. Es stehen zwei Sätze in ihm. Kekse bei den Ravenclaws. Kommt ihr? - Gwen. „Von wem ist er?", fragt Mena. „Von Gwen. Kekse im Gemeinschaftsraum bei ihnen?", erwidre ich. „Ja, ja, ja", sagt sie und zerrt mich an der Hand mit, „Wir gehen jetzt Kekse essen." Sie zerrt mich bis in den Gemeinschaftsraum, wo ich meine Hand aus ihrem Griff winde. „ich komm ja schon", lache ich. „Okay", grinst sie, „ aber glaubst du haben sie Nutellakekse?" „Äh, weiß nicht. Warum?" „Weil nutella das einzig wahre Nahrungsmittel auf diesem Planeten ist." „Süüüüüüüüüchtig", flöte ich augenverdrehend. „Ja und stolz drauf", sagt sie. Wir laufen die Hälfte der 703 Stufen und 15 Stockwerke wieder hinunter und biegen in den Korridor ein, in dem der bronzene Adlertürkopf hängt. Ich docke an. „Was ist im Hause unerwünscht und kehrt immer wieder?" Oh, na toll, das hab ich ganz vergessen. Wir müssen so ein beschissenes Rätsel lösen. „Mach du das", sagt Mena sofort und ch schnaube entrüstet: „Warum immer ich? Benutz auch mal deinen Gripps." Sie zuckt mit den Achseln und setzt zu einer Antwort an, da ruft jemand: „Hey! Emmi, Marlene!" Wir sehen hinüber und sehen Lily, Mary und Alice auf uns zukommen. „hey Leute!", antworten wir, „auch bei Gwen eingeladen?" „Jap", lacht Mary und betrachtet den Adler, „Lässt er euch nicht rein?" Ich schüttle den Kopf. „Na lasst mal hören", grinst Lily und ich nicke dem Adler zu: „Adler, ich bitte." „Wer ist im Hause unerwünscht und kehrt immer wieder?" Eine Weile lang tigert Lily auf und ab, dann schnippt sie triumphierend mit den Fingern und ruft: „Ich weiß es! Der Staub, stimmt's?" Als Antwort öffnet sich knirschend die Tür und ich grinse: „Lily, du bist genial!" sie lacht.
Sobald ich den Ravenclawgemeinschaftsraum betreten habe, werde ich von etwas braunhaarigem beinahe umgeworfen. „Hey Gwen", lache ich und erwidre die Umarmung. Sie lässt mich los und begrüßt die anderen während ich mich im großen Gemeinschaftsraum umsehe. Er ist großzügig geschnitten, voller Tisch und einladender weicher Sessel in dunkelblau. Ich sehe Tommy und winke ihm. Er winkt zurück und wendet sich wieder in bester Ravenclawmanier seinem Buch zu. „Kommt Leute", meint Gwen fröhlich und zieht uns zu einem der Kamine. Ich lasse mich auf den weichen Teppich davor fallen und meine Kinnlade klappt herunter, als das lockige Mädchen mit dutzenden Schachteln und Dosen zu uns kommt und sich auf die Couch fallen lässt. „Wer soll die denn alle essen?", platzt Mary heraus. „Sag das mal meiner Grandma!", protestiert Gwen, „Die tut den ganzen Tag nichts anderes als Kekse zu backen. Mag wer Lebkuchen?" Sie hat die Dose geöffnet und reicht sie mir. Ich grabe meine Zähne in den weichen Teig. Hastig schlucke ich und meine: „Sag deiner Oma, dass das die besten Lebkuchen sind, die ich je gegessen habe." „Mach ich", lacht sie und gibt Alice eine Schachtel Zimtsterne. „Hast du auch Nutellakekse?", fragt Mena neugierig. „Ja, weißt du, komischerweise ist sie süchtig nach dem Muggelzeugs. Hier." Marls Augen werden groß und sie springt auf und fällt ihr um den Hals. „Oh mein Merlin, deine Grandma ist die beste, sag ihr das bitte!" Dann macht sie sich über ihre Kekse her.
Schließlich kommen noch Leon und Mia Toner (Zwillinge), Tommy, Toby und Benji Fenwick dazu. Benji ist eigentlich ein ziemlicher Mädchenschwarm. Hellbraune Haare, die aussehen, als wären sie mit irgendeinem Flauscheshampoo gewaschen worden und fröhlich funkelnde, grünblaue Augen. Außerdem ist er noch in der Quidditchmannschaft von Ravenclaw. Ich sitze zwischen Toby und Lily und spiele Keksdosenvermitteler. „Darf ich die Vanillemuffkekse haben?", fragt Leon und seufzend nehme ich die Dose und reiche sie ihm. „Danke." „Kein Problem", meine ich augenrollend. Benji will sich auch ein Nutellakeks nehmen, aber Mena drückt beschützerisch die Keksbox an sich und starrt ihn finster an. Perplex glotzt er sie an, wie sie ihn böse anstarrt und dreht sich zu uns. „Ist das normal?", fragt er leicht hysterisch. „Ja, ja das ist normal", meint Lily nebenher, „darf ich die Florentiner haben?" Ich reiche ihr die Schachtel mit diesen und setze mein Gespräch mit Mia fort.
Schlussendlich kugle ich am Teppich herum und halte mir meinen schmerzenden Bauch. „Ohhw", jammre ich, „Ich esse nie wieder Kekse." Toby neben mir gluckst: „Musst du weniger davon essen." Ich schnaube leise: „Als ob dir nicht schlecht wäre." „Ich jammre wenigstens nicht herum", erwidert er grinsend. Ich schnaufe leise und lasse meinen Kopf auf den weichen Teppich sinken. „Dabei ist noch ein Drittel da", meint Gwen wehmütig. „Weißt du was? Ich würd den Jungs noch kekse mitnehmen, wenn's dir recht ist?", schlage ich vor. „Inkludiert ‚Jungs' Sirius?", will sie wissen. „Jaa", sage ich. „Okay, dann kann ich dir viele mitgeben, soviel wie der frisst." „ja. Aber das ist ur gemein, der isst und isst und ihm wird nie schlecht, geschweige denn, dass er zunimmt." „Das ist ur unfair", stimmt sie mir zu und lädt mir drei Dosen auf, „Sind das glaubst du genug?" ich starre auf die Boxen: „Mehr als genug." Stille. „Deine Oma hat keine Hobbys, oder?", meint Mena nachdenklich.
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Glücksklee-grün wie die Hoffnung
FanfictionGLÜCKSKLEE-GRÜN WIE DIE HOFFNUNG 2. Teil der Karneolreihe/ Fortsetztung von Klatschmohn und Klatschmohnroter Sommer TEXTAUSZUG__„Dunkle Zeiten ziehen auf. Es kommen Tage, in denen wir Vertrauen und Loyalität brauchen um zu überleben. Und Entsch...