| sry, dass es erst heute kommt. habs einfach volle Wäsche verschlafen :) ;) -- Emmi |
Wie durch einen Sog werden wir mitgerissen, mein Magen verdreht sich, nicht nur durch das ungute Gefühl, durch einen Schlauch gepresst zu werden, sondern auch, als ich zu realisieren beginne, was gerade passiert ist. Die Moire ist zurückgekehrt, hat Paulina getötet und nun sind wir auf dem Weg nach Silvmoire, um sie zu stellen. Meine Güte, was habe ich mir jetzt wieder dabei gedacht. Dann kommt es an. Paulina ist tot. Sie ist tot. Die Seele einer Kämpferin ist weitergewandert. Meine Finger sind taub, meine Augen brennen, einerseits aufgrund der Tränen, andererseits wegen des eisigen Luftzuges. Kalter Sauerstoff flutet meine Lungen, während meine Kehle wie zu geschnürt ist. Ich bin erschöpft. So erschöpft und dennoch noch lange nicht am Ziel. „Emmi!", ruft jemand durch ein Rauschen. Mena. „Lass los!" „WAS?", schreie ich entgeistert. „Vertrau mir! LASS LOS!" Was hat sie vor? Vertrau ihr. Ich atme tief durch, schließe meine Augen und meine Finger lockern den Griff um den Saum der Todesflüglerin. Ich spüre den Fall. Ich unterdrücke einen Schrei und fühle den Aufprall, der nicht wie gedacht meine Rippen und mein Rückgrat bricht und die Luft aus meinen Lungenflügeln presst. Es ist, als wäre ich in etwas Weichem gelandet. „Mena?", murmle ich dumpf. Kalte Panik flutet meine Gedanken. Wo ist sie? Was ist passiert? „Ja!", höre ich sie ein Stück von mir entfernt. Ich blinzle um mich zu orientieren. Wir sind in einer Art Busch gelandet. „Was zur Hölle ist das?", will ich wissen, als ich mich aufrapple, „Und wieso haben wir uns nicht weh getan?" Marl , die wenige Meter neben mir gelandet sein muss, setzt sich auf: „ Tut mir mal leid, dass das so unkoordiniert war, aber sonst wären wir sofort in sie hineingestolpert. Dann wären wir gleich tot gewesen. Aber, erstens habe ich keine Ahnung und zweitens, weil das eine Art Portschlüssel war. Hast du Flitwick nicht zu gehört?" „Hä? Wann hat der das denn erwähnt?", frage ich mit gerunzelter Stirn. „Das war erst vor drei Wochen!" Es ist kurz still, bevor ich meine: „Irgendwie gerade der falsche Zeitpunkt." Sie nickt und schnieft, bevor sie heiser sagt: „Paulina ist wirklich- tot, oder?" Ich schlucke und blinzle, als heiße Tränen meine Sicht verzerren. „Ja. Sie hat sie umgebracht." „Diese dreckige Schlampe", flüstert Mena voller Wut. Ihre Wangen glitzern feucht. „Wir holen sie uns", knurre ich und wische über mein Gesicht. Entschlossen nickt meine Freundin und wir kämpfen uns aus dem Gebüsch. Ich stolpere. Meine Kleidung ist verdreckt und an einigen Stellen beginne sich Nähte zu lösen. Ich schlucke und presse meine Kiefer zusammen. „Wo müssen wir hin?" Ich führe einen vier-Punkte-Zauber aus. Er zeigt in Richtung Westen. Ich sehe auf. Über den Kieferwipfeln thront ein Felsen, gigantisch und scharf in den grau blauen Himmel auf. Fehlt nur noch so ein Schild: Willkommen in Silvmoire.
Wir setzen uns entschlossen in Bewegung. Wir werden die Moire stellen, soviel ist sicher. Und dann haben wir unseren Frieden. Der Wald ist außergewöhnlich still. Es ist, als scheint es kein Leben um uns zu geben. Dieser Gedanken schickt einen Schauer des Grauens mein Rückgrat entlang. Man hört nichts, außer unserem gleichmäßigen Atem und unseren, im Moos zu verhallen scheinenden Schritten. „Ich packs nicht", platzt es aus mir heraus, „Warum wir? Zuerst ein bescheuerter Typ, der sein Leben nicht auf die Reihe kriegt und die gesamte Welt hasst, weil er nie geliebt wurde und trotzdem unsterblich sein will, dann eine blöde Moire, die zu dumm war, sich von Menschen fern zu halten und dann dieses blöde Turnier, zu dem wir uns nicht mal angemeldet haben! Können wir nicht einfach- einfach normal sein? So wie der Rest in Hogwarts? Das war alles was ich wollte, als ich hier hergekommen bin! Ist das denn so schwer? Offenbar! Und dann bin ich auch noch eine blöde Reinbluterbin. Kann das nicht wer anderes machen?" Marl schnaubt: „Glaub mir, das frag ich mich auch andauernd. Die Vorherbestimmung mag uns einfach nicht." „Aber kein Stück!", stimme ich ihr aufgebracht zu. Wieder laufen wir nebeneinander her und ich merke, wie gut es tut, das alles losgeworden zu sein. Nervös drehe ich meinen Zauberstab in der Hand. „Wie lange noch, glaubst du?", frage ich. „Nicht lange", murmelt sie und starrt in die Ferne, „Nicht mehr lange." Wir gehen weiter. Schritt für Schritt. Immer gleichmäßig. Und dann stehen wir am Fuße des Felsens. Ehrfürchtig blicke ich an ihm hinauf.
„Also", meint Marl, in ihrer Stimme schwingt Ironie mit, „die Vorherbestimmung mag uns wirklich nicht." Auch wenn mir nicht danach ist, muss ich Lachen, jedoch bleibt es auf halbem Wege in meiner Kehle stecken, als mich eine Erkenntnis trifft. „Die anderen wissen nicht, wo wir sind." „Ja und?", sagt Marl, „Wir haben gerade ein etwas anderes Problem oder?" „Ja, schon aber sie werden sich trotzdem Sorgen machen. Merlin- bin ich froh, dass ich nicht meine Mutter bin", sage ich, als ich den Stein inspiziere. Mena schnaubt belustigt. Nach einer Weile meine ich: „Wir haben keine andere Wahl als zu klettern, oder?" Sie seufzt: „Ich schätze nicht." „Dann mal los", sage ich unenthusiastisch, klemme den Zauberstab zwischen die Zähne und setze meinen Fuß in die erste Felsspalte und greife mit meiner Hand nach der Erhebung über meinem Kopf. Ich ziehe mich hoch, setze den zweiten Fuß ein Stück höher an und greife mit der Hand an eine Kante. Ganz langsam, unter mächtiger Anstrengung und Konzentration arbeiten wir uns Seite an Seite den Felsen hinauf. Zweimal wäre Marl fast gefallen, als ein Stück Fels unter ihrem Gewicht nachgibt. Nicht dass sie viel wiegen würde, eher im Gegenteil. Sie ist ein Strich in der Landschaft, aber je weiter wir nach oben kommen, desto bröckliger wird der Stein. Einmal treffe ich beinahe mich selbst mit einem Brocken, der von meiner Hand gelöst stattdessen in die Tiefe stürzt. Je höher wir steigen, desto stärker auch meine Anspannung und meine Erschöpfung. Wird uns Morsira überhaupt anhören? Oder wird alles umsonst gewesen sein? Nächster Griff nach einem Vorsprung. Wie hoch sind wir oben? Ich kann sowas nicht einschätzen. Hundert Meter? Zweihundert? Ich weiß es nicht. Nicht runterschauen. Nicht runtersehen. Dieses Mantra wiederhole ich in dutzende Mal in meinem Kopf, bevor meine Finger endlich nach der rettenden letzten Kante greifen. Mit aller Kraft, die in meinen Muskeln steckt, hieve ich mich hoch und rolle mich zur Seite ab. Geschafft. Wir sind oben. Ich lange nach Menas Arm um ihr nach oben zu helfen und keuchend und schweißüberströmt knien wir auf der Spitze des Kolosses, der über die Wälder Silvmoires weit hinausragt.
„Bereit?", frage ich sie leise, den Zauberstab fest in meiner Hand. Ich habe das ungute Gefühl, das hinter diesen Büschen jemand auf uns warten wird. Sie atmet tief durch, dann öffnet sie ihre Lider und ihre braunen Augen glitzern entschlossen. „Ja", erwidert sie fest, fast schon feierlich „ es war mir eine Ehre an deiner Seite zu kämpfen, Emily." „Es wird mir eine Ehre sein an deiner Seite zu sterben, Marlene." Mit diesen Worten treten wir aus der Deckung hervor und stellen uns Morsira, Todesflüglerin und schwarzer Seele, die sich mit einem triumphierenden Grinsen auf den blauangelaufenen Lippen zu uns wendet: „Ich wusste, ihr würdet hierherkommen, Spes und Sagitta."
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Glücksklee-grün wie die Hoffnung
FanfictionGLÜCKSKLEE-GRÜN WIE DIE HOFFNUNG 2. Teil der Karneolreihe/ Fortsetztung von Klatschmohn und Klatschmohnroter Sommer TEXTAUSZUG__„Dunkle Zeiten ziehen auf. Es kommen Tage, in denen wir Vertrauen und Loyalität brauchen um zu überleben. Und Entsch...