Der letzte Tag

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Und dann kommt der letzte Tag, der letzte Tag in Hogwarts und ich stehe nur vor meinem gepackten Koffer im Schlafsaal und sehe hinaus auf die Ländereien. Mein Herz ist schwer, als meine Augen über die altbekannte Hügelkette schweifen, dann über mein Bett und den Schlafsaal selbst. Mit einem tiefen Seufzen schließe ich den Deckel meines Koffers und beginne die Treppen hinunter zu steigen. Die vielen Treppen hinunter in die große Halle. Irgendwo in der Mitte des Weges treffe ich auf die Rumtreiber, die sich zu mir gesellen. Sirius legt seinen Arm um meine Schulter und schweigend lassen wir Hogwarts auf uns einwirken, bevor wir ein letztes Mal in diesem Schuljahr durch den Bogen des Tores der großen Halle gehen. Statt der Hausbanner sind schwarze Seidentücher angebracht, die sanft im Zuge des lauen Windes, der durch die Fenster weht und eine Spur des Sommers mitbringt, wiegen. Die Stimmung ist schwer und gedrückt. An den Tischen sitzen blasse Schüler mit tiefen Ringen unter den Augen. Paulina. Ich spüre den Kloß im Hals, als wir uns zu Juliet und Isabelle gesellen. Sirius wendet sich zu ersterer und beginnt sich leise mit ihr zu unterhalten. Meine Augen suchen nach Pascal, den ich am Ravenclawtisch finde. Sein Gesicht ist düster und voller Sorge. Nick. Er wird es schaffen. Merlin, bitte lass es ihn schaffen. Und dann fällt mir der Traum wieder ein. All das Feuer. Die Verzweiflung. Und da weiß ich es. Er wird es nicht überleben. Am Ende ist seine Krankheit stärker. Ist der Tod stärker. Seine Zeit verronnen. Doch bevor ich mich erheben kann, um zu Pascal zu gehen, ihn zu trösten, ist Dumbledor aufgestanden und hat mit einer einfachen Geste für Ruhe gesorgt.

„Meine lieben Schüler und Schülerinnen und meine hochverehrten Gäste", seine Stimme klingt leise, dennoch kräftig durch den Raum, „Heute haben wir einen tragischen Verlust zu bedauern. Wie Ihnen allen vermutlich zu Ohren gekommen ist Paulina Murow bei der letzten Aufgabe des Polymagischen Turniers ums Leben gekommen." Bedrücktes Schweigen liegt über der großen Halle, verzweifelte Augen sehen auf zu unserem Schulleiter. „Paulina war eine junge, begabte Hexe von nie enden wollender Energie und dem Sinn, das zu Ende zu bringen, was sie angefangen hatte. Sie war schnell im Kopf, rasch in ihren Handlungen und mit dem Mut und dem Herzen geboren, zu sagen was sie dachte. Ihr Tod war unvorhersehbar und grausam. Ihre Zeit war noch lange nicht abgelaufen." Audaculas Zeit war abgelaufen, hallt die Moire in meinem Kopf. „Heute ehren wir eine ehrenvolle, mutige, kluge, ohne Zweifel liebenswerte Hexe, die ihr Leben gelebt und bis zum Schluss um es gekämpft hat. Paulina Murow." Er hebt seinen Kelch der Decke entgegen. Mit einer einzigen Bewegung tut es ihm die Menschenmasse gleich. „Paulina Murow!", schallt es im Chor. Die Kelche brechen das Sonnenlicht, das durch die Decke fällt und verschwimmen in einem glitzernden Meer aus Gold. Eine einzelne Träne löst sich von meinen Wimpern. Ich vernehme Schluchzer und Schniefen um mich herum. Fuck it. Ein leises, trauriges Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, während Tränen stetig meine Wangen hinunterrollen. Ich sehe auf in den wolkenlosen Himmel. Dort schießt ein silberner Vogel durch die Lüfte und malt mit seinen Flügelschlägen Kreise in die Luft.

Bevor wir in den Hogwartsexpress steigen, verabschieden wir unsere neugefundenen Freunde. Zuerst schließe ich Pascal in die Arme. „Hab keine Angst", murmle ich, „Am Ende wird alles okay sein." Er drückt mich an sich. „Ich wird dich vermissen." „Ich dich auch", erwidre ich, „Aber ich schreib dir, keine Sorge." „Pass auf dich auf, ja?" „Mach ich", verspreche ich und löse mich von ihm. „Wir werden uns irgendwann wiedersehen." „Ja, irgendwann", lächelt er und winkt mir. Ich drehe mich zu Juliet, doch diese wird gerade von Sirius umarmt. Er vergräbt seine Nase in ihrem Haar und murmelt ihr etwas zu. Sie lacht leise und nickt. Sie lösen sich voneinander und ich verabschiede mich von ihr. „Pass auf dich auf", sage ich. Sie antwortet: „Mache ich, keine Sorge. Du aber auch." „Immer. Kennst mich ja", grinse ich schief. „Und pass auf die Idioten", sie nickt in Richtung Rumtreiber, „auf, ja?" Ich lache: „Ja, eh so wie immer. Vielleicht organisiere ich auch einen Babysitter, ich weiß es noch nicht."

Wenige Zeit später sitzen wir im Zug nach Hause. Mein Herz ist schwer, als ich dem Schloss, das hinter den Wipfeln der Kiefern verschwindet, nachsehe. Ich seufze und lehne mich an Tobys Brust. Die erste Zeit werde ich bei ihm, Tommy und Tony verbringen. Das ist seine letzte Zugfahrt. Er lehnt seinen Kopf an die Fensterscheibe und seine Augen sind traurig verdunkelt. „Ich kann's nicht glauben", meint er. „Ich auch nicht", erwidert Tommy, „Es kommt mir so vor wie gestern, dass wir von McGonagall aufgerufen worden sind. Aber es waren verdammt geile sieben Jahre." „ja das waren es", stimmt Tony zu. Ich lächle sanft: „Naja, jetzt seid ihr erwachsen. Glaubt ihr ihr kommt da draußen zurecht oder braucht ihr jemanden, der euch erklärt, wie man Nudeln kocht?" In meinem Ton liegt ein Necken. „Ach, sei still, Ems", gluckst er. Ich grinse.

Nach einer Weile überlasse ich sie sich selbst und begebe mich ins Rumtreiberabteil. Ich halte verwundert inne, als Sirius finster aus dem Fenster starrt, James genervt an die Decke sieht und Mena mit Remus meine Schokofrösche auffuttert. „Was ist denn bei euch los?", frage ich skeptisch. Peter schläft. Ich schließe die Schiebetür und setze mich neben James. „Krone hat eine Absage von Evans bekommen, Moony war unterzuckert und Yin meinte, es wären ihre Schokofrösche, bis sie bemerkt hat, dass es deine sind. Da war aber schon die halbe Packung leer", antwortet Sirius. „Und bei dir?", will ich wissen. „Keine Ahnung", meint er sarkastisch, „Aber ich glaube, ich freue mich richtig auf Zuhause." „Tatze", sage ich sanft und wechsle Platz, sodass ich einen Arm um ihn legen kann. In seinen grauen Augen scheint ein Sturm zu wüten, doch da ist noch etwas Anderes. Schmerz? Sehnsucht? Verwirrung? Ich weiß es nicht. „Wenn's nicht mehr geht, dann komm einfach nach Spes Manor oder so. Wir schaffen das schon." Er grinst schief. „Danke."

Stetig werden die Felder weniger und die Häuser mehr und dann sind wir auch schon in London angekommen. Ich schleppe mein Zeug nach draußen und sehe mich suchend nach Toby um. Wo ist er? „Toby?", rufe ich laut und suche über Köpfe hinweg. Schnatternd und lachend strömen die Schülermassen aus dem Zug, um endlich in die Sommerferien zu starten. Scheiße. Wo ist er? Da sehe ich ihn, lasse alles liegen und stehen und laufe auf ihn zu. „Toby!" „Ems!" er wendet sich von Tony ab und zieht mich stürmisch in einen Kuss, der mich vom Boden abheben lässt. Ich scheine zu schweben, mein Magen fährt Achterbahn und die Blubberblasen blubbern wieder mal. Ich erwidere den Kuss und versuche alles, was ich ihm noch nicht gesagt habe, hinein zu legen. Leider brauche ich Sauerstoff um leben zu können, also lösen wir uns atemlos voneinander. Seine Hände umschließen sanft mein Gesicht und er lehnt seine Stirn an meine. „Im Sommer müssen wir uns treffen. Oft", meint er bestimmerisch. Ich grinse: „Sicher." Und dann, dann sieht er mir in die Augen, sodass ich jede einzelne Nuance von grün in ihnen sehen kann, und so, dass mein Herz aus meiner Brust springen zu scheint und dann sagt er: „Darling, I think, I love you."

Happy ending. Ist nicht auf meinem Mist gewachsen, ehrlich.^^

Glücksklee-grün wie die HoffnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt