Bekanntes Gesicht?

979 50 4
                                    

Etwas durchnässt und verfroren, graben Hiyori und Sarana ein Loch auf den Friedhof. Zu ihrem Glück hat es aufgehört zu schneien. Undertaker der ihnen eigentlich helfen wollte, ist derweil den Sarg holen für die Beerdigung. „Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass Undertaker sich wirklich in den Temperaturen draußen hinstellt und Löcher gräbt für eine Beerdigung.", mault Hiyori. „Tja, die Menschen die im Winter sterben müssen schließlich auch beerdigt werden. Leider hat es heute Morgen noch geschneit." Hiyori seufzt. „Ich frag mich echt, was wir davor gemacht haben. Auch Löcher im Schnee gegraben?" Sarana zuckt mir den Schultern. „Ich weiß es nicht. Aber wir sollten dankbar sein, das er uns aufgenommen hat, obwohl wir Fremde sind.", meint Sarana. „Ja, aber willst du jetzt einfach hinnehmen, dass wir nichts mehr wissen und hier bleiben?" „Nein, das jetzt nicht unbedingt. Aber was wollen wir schon tun? Die Leute hier scheinen uns auch nicht zu kennen." „Vielleicht Leben wir ja außerhalb der Stadt? Vielleicht sind wir hier nur zu Besuch gewesen, oder so." „Ich weiß es nicht. Aber ich hab das Gefühl das irgendwas wichtiges fehlt. Irgendwas das ich verloren habe." Hiyori verdreht die Augen. „Vielleicht dein Gedächtnis?" „Sehr witzig Schlaumeier. Das meine ich nicht, aber egal."

Eine Kutsche kommt angefahren, in der Undertaker aussteigt. Einige andere Männer heben den Sarg aus der Kutsche und tragen ihn in die Kirche. Undertaker geht derweil auf die Mädchen zu und schaut sich das Loch an. „Ich denke es ist tief genug." „Ich habe gedacht, du wolltest uns helfen?", fragt Sarana mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Ach, wenn man schon zwei Gehilfen hat, dann kann man sie auch benutzen.", kichert er. „Naja, mit uns kann man es ja machen.", lacht Hiyori und alle drei gehen richtung Kirche. Dort schauen sie sich die beerdigung mit an, bis der Sarg nach draußen getragen und in das Loch hinein gelegt wird. Es dauert etwas bis sich scheinbar auch die letzten sich von der Toten Frau verabschiedet haben. Die zwei Freundinnen wollen schon hingehen und die Schaufeln holen, um das Grab zu schließen doch Undertaker hält die zwei auf. „Wartet noch ein wenig." Fragend schauen die zwei ihn an aber bekommen keine Antwort.

Eine weitere halbe Stunde stehen sie neben der Kirche und schauen auf das Grab. „Auf was wartest du eigentlich?", fragt Hiyori. Undertaker legt einen Finger auf seine Lippen und zeigt in eine richtung, aus der gerade ein Mann kommt. Zuerst verstehen die zwei nicht, bis der Mann auf das Grab der Frau zugeht und Blumen hineinwirft. Er kniet sich in den Schnee und senkt kurz den Kopf. Kurz darauf verlässt er wieder schnell den Friedhof. „Woher wusstest du das?", fragt Sarana. „Wenn man, so wie ich, schon einige Jahre als Bestatter fungiert, findet man das irgendwann heraus. Es gibt immer einen, der nicht zur Beerdigung kommt, weil er entweder nicht gesehen werden will, oder nicht erwünscht ist. Sie war eine Adelige und er sah nicht wirklich so aus, als stamme er von gutem Hause." Jetzt geht Undertaker auf das Grab zu und nimmt sich eine Schaufel. Ehrleichter endlich das Loch zu machen zu dürfen, helfen sie es mit zuzuschaufeln.

Beide sind mehr als nur froh, als sie in die Kutsche steigen dürfen und endlich wieder in Undertakers Bestattungsinstitut fahren können. Lange dauert die Fahrt nicht und sie steigen aus. Hiyori geht sofort in den Laden. Sarana schließt noch die Tür der Kutsche und will ebenfalls hineingehen. Doch an ihr geht ein Mann in einen schwarzen Mantel vorbei. Sofort schweift ihr Blick zu ihm aber sein Gesicht kann sie nicht mehr sehen, da er mit dem Rücken zu ihr gewandt ist. Dennoch kommt in ihr ein komisches Gefühl hoch und sie muss sich zwingen den Blick von ihm abzuwenden. Aber sobald sie ihren Blick von ihm gelöst hat und die Tür zum Laden aufmachen will, spürt sie den Blick auf sich. Dennoch beschließt sie nicht sich umzudrehen, auch wenn sie gerne das Gesicht sehen würde. Vielleicht kennt er sie ja? Nein, da würde er vermutlich was sagen auch wenn er ihr bekannt vorkommt.
Mit einem etwas nachdenklichen Gesicht kommt sie ihrer Freundin entgegen. „Was ist denn los?" Sarana schüttelt einmal den Kopf. „Nein, nichts." „Und über was denkst du dann nach?", lacht sie. „Ach, nicht so wichtig." „Ach, komm schon. Sag es mir. Ich bin doch deine Freundin.", schmollt Hiyori, aber Sarana winkt nur lachend ab.

Dennoch muss sie den ganzen Tag an diesen Mann denken und sie weiß einfach nicht wieso. Sogar am Abend im Bett liegt sie wach und kann wegen ihrer Gedanken nicht einschlafen. Sie fragt sich, wie wohl sein Gesicht aussieht. „Man, Sarana! Jetzt hör doch auf dich in deinem Bett hin und her zu wälzen! Das nervt und ich will schlafen. Ist irgendwas?", mault Hiyori verschlafen. „Nein, es ist nichts. Entschuldigung, ich kann nur nicht schlafen." Hiyori setzt sich verschlafen auf und schaut in die richtung in der sie ihre Freundin im Dunkeln vermutet. „Irgendwas scheint dich doch schon seit Stunden zu beschäftigen und hör auf das zu leugnen. Das ist eindeutig viel zu offensichtlich." „Ja, ok. Mich beschäftigt etwas. Als wir aus der Kutsche ausgestiegen sind und du schon drinnen warst, ist an mir so ein Mann vorbeigelaufen. Er war ganz schwarz an und hatte auch schwarze Haare. Irgendwie hatte ich so ein Gefühl, als würde ich ihn kennen. Aber daher, dass er schon an mir vorbeigelaufen war, hatte ich sein Gesicht nicht sehen können. Ich habe mir letztendlich dabei nichts mehr gedacht aber als ich ebenfalls reingehen wollte, habe ich einen Blick in meinem Rücken gespürt. Als hätte er mich ziemlich lange angeschaut. Leider habe ich nicht getraut mich umzudrehen und bin einfach reingegangen. Seitdem beschäftigt mich das. Vielleicht kennt er uns ja." „Nur, weil du so ein Gefühl hattest, heißt das schließlich nicht, dass es auch wirklich stimmt. Er hat dich ganz sicher auch nur einfach so angeschaut oder du hast dir das nur eingebildet. Wenn er dich gekannt hätte, hätte er dich doch schließlich auch angesprochen, oder nicht? Oder wenigstens nur gegrüßt. Das hat er aber offensichtlich nicht. Also denke ich wirklich, dass das nichts war." „Glaubst du?", fragt Sarana. „Ja, du machst dir grundlos gedanken um einen Typen, bei dem du nur mal so ein vertrautes Gefühl hattest. Wie du erwähnt hast, du hast sein Gesicht nicht gesehen. Also schlaf jetzt und macht dir keine Gedanken mehr drum."

Damit ist das Gespräch für Hiyori beendet und sie dreht sich rum, um endlich zu schlafen. Sie macht sich darüber so gar keine Gedanken. Ihre Freundin scheint nur wieder zu fantasieren. Sie will ja auch wissen, was alles passiert ist bevor sie vor Undertakers Laden zusammengebrochen sind aber dennoch hält sie sich nicht an sowas unnötigem auf. Aber so ist Sarana nun mal. Sie macht sich um alles grundlos Gedanken.

Am nächsten Tag hat Sarana auch schon fast wieder die Sache vergessen und denkt auch nicht mehr daran. Stattdessen helfen beide im Laden aus und machen ihn sauber. Sie haben zwar schon gestern damit angefangen, aber so wie der Laden bisher verstaubt war, brauchen sie eindeutig länger. Undertaker scheint sich nicht viel Gedanken über das Aussehen des Ladens zu machen. Deswegen sieht es auch so aus, wie es aussieht. Gestern haben sie nur ein Regal mit Büchern abgestaubt und schon kam ihnen eine Staubwolke entgegen. Zwar halten die Mädchen ja auch nicht wirklich viel von Sauberkeit und achten auch nicht wirklich penibel darauf aber das ist dann auch schon zu viel für sie. Dadurch sind sie wenigstens ein bisschen Hilfreich. Wenn sie schon nicht bei den Leichen helfen können.
Hiyori will gerade ein paar Kisten in einen der Schränke reinlegen, damit sie nicht im Weg sind. Doch kaum macht sie einen der großen Schränke auf, drückt Undertaker schnell dagegen, damit sich die Schranktür wieder schließt. Etwas verwirrt schaut sie zu ihm auf. „Dieser Schrank bleibt geschlossen. Die Kisten kannst du gerne in den anderen machen." Sie nickt einfach nur und tut auch was er gesagt hat. Auch wenn sie jetzt neugierig ist und sich fragt, warum sie nicht in den Schrank schauen darf.

„Ich habe jetzt was zu erledigen und werde heute Abend wieder zurückkommen. Ich würde euch nicht empfehlen den Laden zu verlassen. Vor allem abends kann es draußen auf den Straßen sehr gefährlich werden.", kichert Undertaker. „Keine Sorge. Das hatten wir auch nicht vor. Wir machen hier weiter.", meint Sarana. Undertaker nickt mit einem Grinsen und verlässt seinen Laden. „So und ich will jetzt wissen was in diesem Schrank ist.", meint Hiyori und schlendert dahin. „Hey! Das kannst du nicht machen! Er will nicht umsonst dass du da nicht reinschauen sollst. Respektiere das bitte einfach." „Ach, komm schon. Nur mal kurz reinschauen." „Nein. Das macht man nicht und jetzt lass den scheiß!", sagt Sarana konsequent. Ihre Freundin seufzt. „Ok, schon gut. Man, warum musst du den Spaß verderben." „Du würdest es auch nicht wollen, wenn jemand in deinen Sachen herumschnüffeln würde. Außerdem ist das Respektlos und eins solltest du dir merken, er gibt uns ein Dach über den Kopf. Ich hab keine Lust, dass er nur, weil du reinschauen musst und er es herausfindet, dass er uns dann womöglich noch rausschmeißt. Denn ich habe keine Ahnung wohin." „Ja, keine Sorge! Ich lass es ja." Enttäuscht entfernt sie sich vom Schrank und stellt weitere Kisten in den danebenstehenden Schrank. „Ich gehe mal nebendran das Zimmer sauber machen. Nur hoffe ich das da niemand mehr liegt.", meint Sarana. „Schrei wenn was ist.", lacht ihre Freundin. Kaum hat ihre Freundin den Raum verlassen, bekommt sie ein unbehagliches Gefühl. Von einem Moment auf den anderen kommt es ihr vor, als würde jemand hinter ihr stehen aber sobald sie sich rumdreht, ist niemand zu sehen. Plötzlich spürt sie einen sanften Druck auf ihrer Schulter und ein Stimme die ihr ins Ohr flüstert, „Ich habe dich gefunden." Voller schreck dreht sie sich wieder um aber kann keinen entdecken. Kurz darauf hört sie ihre Freundin laut schreien und sie zuckt heftig zusammen. Sarana kommt aus dem Raum gerannt. „Nie wieder gehe ich da rein! Undertaker hat wohl seinen Besuch doch vergessen!" Am liebsten würde Hiyori lachen doch momentan ist sie viel zu sehr geschockt. „Was hast du denn? Du siehst aus als wärst du von irgendwas mehr erschrocken als ich.", sagt Sarana. „Äh...ja...du hast plötzlich geschrien! Da bin ich heftig erschrocken!" Was eben passiert ist, verrät sie ihrer Freundin nicht. Sie hält sich ja schon selber für verrückt. „Du bist ernsthaft von meinem Schrei so erschrocken, dass du aussiehst, als hättest du einen Geist gesehen!? Ich gehe nichtsahnend in den Raum und sehe die Leiche die nicht wirklich toll behandelt wurde von dem Mörder." „Ja, Entschuldigung. Ich habe mich nun mal erschrocken." „Und du bist wirklich nicht vor was anderem erschrocken?", fragt ihre Freundin misstrauisch. „Ja, keine Sorge.", winkt Hiyori ab.

Ein paar Stunden später betritt auch Undertaker wieder den Laden. „Hättest du uns nicht vorwarnen können, dass da nebendran noch einer liegt?", fragt Sarana. „Oh, ich habe doch gewusst, dass ich was vergessen habe.", lacht er. „Das war doch sowieso extra.", meint Hiyori „Wer weiß?" Er lacht weiterhin und schaut sich in dem Raum um. „So sauber war es hier noch nie." „Das hat man gemerkt. Da waren ja mehr Spinnen und Staub als sonst was.", sagt Hiyori. „Ihr könnt euch ausruhen. Ihr wart mir eine tolle Hilfe. Ich habe noch einen Kunden, also wenn ihr mich entschuldigen würdet." Kichernd geht er in den benachbarten Raum. Derweil gehen die beiden Mädchen in ihren Raum. Sarana zündet eine Kerze an, die auf einer kleinen Kommode steht und schließt die Tür. „Geht es so, oder soll ich noch eine Kerze anmachen?" „Nein, nein. Geht schon.", meint Hiyori und legt sich auf ihr Bett. „Hey, da wir ja heute eigentlich alles soweit sauber gemacht haben, sollen wir morgen ein wenig die Stadt erkunden? Vielleicht finden wir ja irgendwelche Anhaltspunkte." Sarana zuckt nur mit den Schultern. „Von mir aus. Können wir gerne machen." „Du klingt aber nicht wirklich begeistert.", sagt Hiyori und blickt ihre Freundin an. „Naja, es deprimiert mich eher wenn wir morgen die ganze Zeit rumlaufen und nach irgendwelchen Hinweisen suchen." „Naja, besser als hier tatenlos rumzusitzen und Undertaker auf der Tasche zu liegen. Der wird uns hier nicht ewig behalten." Sarana seufzt. „Ja, du hast ja recht. Kann es nicht einfach so sein, dass wir morgen alles wieder wissen?" Hiyori lacht etwas. „Nein, ich denke so funktioniert das nicht." „Warum muss alles so schwer sein?", beschwert sich Sarana.

Am nächsten Tag beschließen sie in die Stadt zu gehen auch wenn Undertaker davon nicht sonderlich einverstanden damit ist. Doch leider hat das ihnen nichts gebracht und sie sind weiterhin genauso ratlos wie schon die ganze Zeit. Schon nach wenigen Stunden wollen sie wieder zurückgehen, bis Sarana den in schwarzgekleideten Mann wieder sieht. Diesmal erkennt sie auch sein Gesicht das ihr zwar bekannt vorkommt aber gleichzeitig auch nicht. Sofort stupst sie ihre Freundin an. „Was ist?" „Das ist der Typ!" „Bist du dir sicher?", fragt Hiyori. „Ja, klar! So schwarz angezogen wie der ist, erkenne ich ihn doch wohl! Den gleichen Mantel hatte er schon an, als ich ihn gesehen habe. Kommt er dir irgendwie bekannt vor?" Hiyori mustert ihn von oben bis unten, schüttelt aber kurz darauf den Kopf. „Nein, nicht wirklich. Dennoch kommt er mir ziemlich unsympathisch rüber. Also ich denke nicht, dass er uns kennt. Vielleicht hast du ihn auch nur so mal gesehen, wie letztens." „Ein Gesicht das ich nur mal so zufällig gesehen habe, kommt mir doch niemals bekannt vor." Hiyori winkt nur mit der Hand ab. „Du fantasierst nur." „Aha, wenn ich nur fantasiere, warum kommt er dann genau auf uns zu?" Verwirrt schaut Hiyori wieder in die richtung und tatsächlich, der Mann blickt die beiden an und kommt auf sie zu.


Black Butler- Die teuflische LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt