Kapitel 62

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"Und was denkst du?"

Ich schaute Glenn fragend an.

"Ich hole Hershel, er kann es dir dann genau sagen."
"Warte, Glenn! Was ist deine Vermutung?"

Er antwortete mir nicht. Er stellte sich an den Eingang des Wohnmobils und rief Hershel zu sich. Dieser kam humpelnd zu mir und beide setzten sich erneut vor mich. Hershel legte seine Hand an meine Stirn.

"Fieber hast du keines, ein Virus ist es nicht."

Ich nickte.

"Können die Schmerzen vielleicht daher kommen das du deine Tage bekommst?"

Ich schüttelte meinen Kopf.

"Die sollte ich eigentlich schon vor vier Wochen bekommen."

Hershel schaute Glenn mit großen Augen an, dieser nickte.

"Das war im Zeitraum der Entführung, der Stress ist der Grund."
"Es könnte auch noch einen anderen Grund geben."

Hershel legte seine Hand auf meine.

"Wie lange ist es her das Daryl und du miteinander geschlafen habt?"
"Etwa zwei Monate, wieso?"

Glenn schaute mich eindringlich an.

"Vielleicht bist du schwanger?"

Jegliche Farbe fiel aus meinem Gesicht.

"Nein... Nein, das ist nicht möglich. Das hätte ich bemerkt."
"In den ersten acht Wochen der Schwangerschaft bemerkt man nichts von dem Kind. Erst nach diesen Wochen macht es sich bemerkbar."

Ich schüttelte meinen Kopf.

"Nein..."

Ich legte meine Hände auf meinen Bauch.

"Das kann nicht sein. Das darf nicht sein."
"Ich würde es dir gerne bestätigen, doch dazu brauchen wir einen Schwangerschaftstest."

Tränen liefen meine Wangen hinab.

"Ich werde in der Stadt nachschauen ob ich irgendwo einen finde."
"Ich komme mit."

Ich wollte gerade aufstehen als mich Glenn zurück auf den Boden drückte.

"Bis wir nicht wissen ob du schwanger bist solltest du dich ausruhen."

Ich hielt mir die Hände vors Gesicht um die Tränen abzuhalten. Jedoch zwecklos. Glenn stand langsam auf. Ich folgte ihm, doch ließ mich auf die Bank fallen. Nur wenige Augenblicke später saß Hershel mir gegenüber. Glenn wollte gerade den Wohnwagen verlassen als ich seinen Namen rief. Langsam drehte er sich um.

"Lass mich mitgehen."
"Nein. Ich gehe alleine. Ich suche in der Schule und in Apotheken, dort müsste es welche geben."

Er drehte sich widerwillig um und verschwand. Tränen liefen mein Gesicht hinab. Ich konnte nicht still sitzen. Die Nachricht ich könnte schwanger sein zerrte an mir. Hershel und ich standen auf und folgten Glenn hinaus. Daryl lief unruhig auf und ab während die anderen mit gesenktem Kopf am Feuer saßen. Sofort kam Daryl auf mich zu und nahm mein Gesicht in seine Hände. Er wischte mir die Tränen von der Wange.

"Was ist los? Warum weinst du?"
"Nichts, es ist alles in Ordnung."

Daryls Blick wanderte zu Glenn der sich für seine Tour bereit machte.

"Wohin geht er?"

Ich zuckte mit den Schultern. Wortlos machte sich Glenn auf den Weg, alleine. Maggie stand wie vor den Kopf gestoßen am Feuer und hatte Tränen in den Augen. Sofort riss ich mich von Daryl los und rannte Glenn hinterher. Doch dieser war bereits im Wald verschwunden. Ich fiel auf meine Knie. Ich schrie seinen Namen als mich Daryl zurück an das Lagerfeuer zerrte und mich eindringlich anschaute.

"Wohin geht er?"
"In die Schule, in Apotheken..."

Maggie hielt sich eine Hand vor den Mund.

"Das ist Selbstmord. Warum macht er soetwas?"

Ihre Stimme zitterte. Ich schaute zu Hershel, dieser nickte.

"Er macht es für mich."

Alle schauten mich fragend an.

"Anna?"

Daryl legte seinen Finger unter mein Kinn und drückte meinen Kopf liebevoll in seine Richtung. Tränen liefen meine Wangen hinab.

"Er besorgt mir einen Schwangerschaftstest, Daryl."

Er riss seine Augen auf und schaute mich sprachlos an. Auch die Anderen hielten erschrocken die Luft an.

"Deswegen ist dir schlecht, deswegen hast du diese Schmerzen."

Ich nickte. Daryl riss mich in seine Arme. Er küsste immer wieder meinen Kopf.

"Das sind tolle Neuigkeiten."

Ich stieß ihn sprachlos von mir. Überrascht schaute er mich an.

"Tolle Neuigkeiten? Daryl sieh dich um, in einer solchen Welt sollte kein Kind aufwachsen."
"Diese Welt ist lebenswert, es kommt nur darauf an was man aus ihr macht."
"Ich kann dieses Kind nicht bekommen."

Tränen liefen meine Wangen hinab.

"Du bist nicht alleine. Ich bin immer an deiner Seite."
"Wir sind alle an deiner Seite."

Dale war mittlerweile aufgesprungen.

"Wie soll ich ein Leben beschützen wenn ich nichteinmal Ron und Noah beschützen konnte."
"Wir schaffen das, Anna."

Ich schüttelte meinen Kopf.

"Das werden wir nicht."
"Ich verspreche dir wir werden es."

Er kam auf mich zu und küsste liebevoll meine Lippen.

"Ich werde euch beschützen."
"Ich habe Angst."

Daryl streichelte über meine Wange.

"Ich wünsche mir das dieser Test negativ sein wird."
"Das wünsche ich mir nicht."
"Wieso?"

Er schmunzelte und fuhr die Konturen meiner Lippe nach.

"Eine Familie zu gründen, mit dir. Ist das größte Geschenk das man mir machen könnte. Wir würden ein kleines Haus finden und dort unser Leben aufbauen. Wir würden eine Siedlung errichten."
"Die uns genommen wird, so wie das Gefängnis."

Daryls Blicke trübten sich.

"Das Baby wird infiziert sein, noch bevor es geboren ist."
"Und trotzdem wird es ein wunderschönes Leben haben."

Ich schaute ihn erschöpft und entkräftet an.

"Du solltest dich ausruhen."
"Nein, ich muss auf Glenn warten."

Doch Daryl hob mich wortlos in seine Arme und trug mich in den Wohnwagen. Er legte mich auf das Bett und deckte mich zu. Die Müdigkeit gewann die Oberhand.

Still alive || Daryl Dixon FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt