Kapitel 66

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Ich war wie versteinert. Sah wie das Scheinwerferlicht immer näher kam. Ich hörte das laute Quietschen der Bremsen. Doch ich wusste das es nun vorbei sein würde. Ich wusste das ich nun all diesem Grauen, dem Alptraum dieser Welt, entfliehen würde. Ich schloss meine Augen und sah Daryl vor mir. Er lächelte. Er machte meine Welt perfekt. Ausgerechet der größte Vollidiot auf dieser Welt, brachte mir bei das ich noch lange nicht tot war. Er ließ mein Herz aufatmen, das Blut durch meine Adern rauschen. Daryl machte mich lebendig. Er machte mich glücklich und gleichzeitig so schrecklich traurig. Tränen liefen meine Wangen hinab als ich auf den finalen Schlag wartete. Doch dann trar Stille ein. Langsam öffnete ich meine Augen und sah den Truck der direkt vor mir zum Stehen gekommen war. Ich starrte auf die Motorhaube und spürte wie mir Tränen über das Gesicht liefen. Es fühlte sich an als wäre meine gesamte Welt zerbrochen. Mit einem Mal wurde ich zurück in die Realität gezogen. Der Mann am Steuer sprang hastig aus dem Wagen.

"Scheiße, ist alles in Ordnung?"

Ich nickte und spürte wie mein Körper zitterte.

"Können wir dir helfen?"

Langsam schaute ich zu dem Mann mit roten Haaren und dem passenden Bart auf.

"Nein, es... es ist alles in Ordnung."
"Es sieht nicht danach aus."

Ich fuhr durch meine Haare und atmete tief durch.

"Nein, es... es ist wirklich alles in Ordnung."

Er schaute mich bedrückt an.

"Bist du alleine?"
"Ja... ja, ich bin alleine."

Ich spürte wie mich die Worte innerlich zerissen.

"Brauchst du Hilfe?"
"Nein, ich schaffe das alleine."

Eine Frau und ein weiterer Mann sprangen aus dem Truck. Sie hatte lange dunkle Haare die sie in zwei Zöpfe band. Er trug einen schwarzen Vokuhila. Langsam kam sie auf mich zu.

"Du kannst mit uns kommen, wenn du das möchtest."
"Das ist nicht nötig."
"Kein Mädchen in deinem Alter sollte alleine umherlaufen. Nicht in diesen Zeiten."

Ich schaute den rothaarigen Mann mit großen Augen an.

"Ich habe es all die Jahre geschafft."
"Das glaube ich dir. Du siehst aus als könntest du es mit all den Beißern alleine aufnehmen. Doch willst du das überhaupt?"

Ich senkte meinen Blick.

"Du könntest uns helfen."

Der Mann mit den dunklen Haarenlehnte sich an den Truck während ich ihn fragend anschaut.

"Wir wollen nach Washington. Ich habe die Lösung für das Heilmittel."

Ich lachte und schüttelte meinen Kopf.

"Es gibt kein Heilmittel."
"Vielleicht doch. Ich habe die Lösung für all unsere Probleme."

Ich senkte meinen Blick.

"Nicht für alle."

Der rothaarige Mann kam bedrückt auf mich zu.

"Was meinst du damit?"
"Ich hatte einen Freund."
"Wurde er?"

Ich schüttelte meinen Kopf.

"Er ist ein Arsch, das war er immer. Ich war scheinbar nur zu verliebt um das zu bemerken. Sein Bruder hatte scheinbar recht. Selbst in solchen Zeiten gibt es Männer die nur auf das eine aus sind."

Der Mann legte seine Hand auf meine Schulter.

"Die Welt hat sich nicht viel verändert. Die Menschen sind entweder die selben Arschlöcher wie früher, oder Beißer."
"Ich glaube nicht das ich mitgehen sollte."
"Was hast du sonst vor?"

Ich schaute beschämt hinab auf meine Füße.

"Ich wollte etwas weiter weg eine Hütte finden. Dort leben. Wenn man es leben nennen kann."
"Wenn du weit weg willst, dann komme mit uns. Washington ist weit weg."

Ich schaute langsam auf.

"Ich bin Abraham. Das sind Eugene und Rosita."
"Anna."

Er legte seine Hand auf meine Schulter.

"Komm mit uns. In einer Gruppe zu leben ist besser als alleine."

Ich nickte langsam. Gemeinsam stiegen wir erneut in den großen Wagen. Ich setzte mich auf den Rücksitz und schaute aus dem Fenster. Rosita setzte sich neben mich und hielt mir ein Messer entgegen.

"Damit du dich wehren kannst."

Ich nickte dankbar und schaute wieder auf die Straße. Doch kurz bevor Abraham losfuhr sah ich eine Gestalt die sich durch den Wald schlängelte. Ich dachte an einen Beißer, doch dafür war er zu schnell. Nur wenige Sekunde später sprang ein abgehetzter Daryl zwischen den Bäumen hervor. Er schaute auf und unsere Blicke trafen sich. Ich konnte sehen wie seine Lippen meinen Namen formten. Doch in diesem Moment drückte Abraham auf das Gas. Ich sah wie Daryl jegliche Farbe aus dem Gesicht fiel. Er griff nach seiner Armbrust und schoss Pfeile auf die Reifen, doch er traf nicht. Ich drehte mich auf dem Sitz um und sah wie sich Daryl auf seine Knie fallen ließ. Ich spürte wie mein Herz zeriss. Es brachte mich innerlich um. Es ließ mich verbluten. Doch Daryl war ein Vollidiot. Das war er immer gewesen. Er hatte mich belogen. Wer konnte schon wissen was gelogen und was die Wahrheit war. Tränen liefen meine Wangen hinab als ich auf den Ring an meinem Finger schaute. Ich hatte mir mehr als alles andere gewünscht das Daryl für immer an meiner Seite bleiben würde. Doch scheinbar hatte Merle Recht, ich war der Spaß. Doch in diesem Moment fasste ich einen Entschluss. Diese Welt konnte man nicht überleben, wenn man noch immer Gefühle empfand. In diesem Moment entschloss ich eine Mauer um mein Herz aufzubauen. Eiskalt zu werden. Gefühllos. Stark. Alleine.


Still alive || Daryl Dixon FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt