Kapitel 99

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In genau dem Moment als ich meinem Ende ins Gesicht gesehen und mich mit dem Gedanken das zumindest meine Familie in Sicherheit war und ich so die Beißer von ihnen ablenken und ihnen einige Zeit verschaffen konnte abgefunden hatte, folgen Pfeile und die Beißer gingen zu Boden. Ich schaute mich hastig um und blickte in dunkle Augen und eine altbekannte Armbrust. Daryl rannte auf mich zu während er mit einem Messer einen Beißer nach dem anderen Köpfe um sich einen Weg zu bahnen. Er drückte flüchtig seine Lippen auf meine, packte mein Handgelenk und zog mich hinter sich her. Scheinbar hatte er ein Ziel. Doch es war nicht das Haus meiner Eltern. Wir rannten in das nächst gelegene Haus und verschlossen die Türen hinter uns. Wir stolperten ins Wohnzimmer als sie plötzlich ein gurgelndes Geräusch hörten. Daryl drückte mich gegen die Wand während er sich einen Finger vor den Mund legte und mir so sagte ich solle leise sein. Ich vergrub mein Gesicht schützend in seiner Brust als er ruckartig ausholte und dem Beißer ein Messer in den Kopf stach. Nur wenig Sekunden später hörten wir das laute Poltern an der Tür. Daryl fluchte bevor mich packte, das Fenster einschlug und mich hinaus hob. Mein Arm blieb an den Glasscherben hängen, doch es war mir egal. Ich wartete auf Daryl als er sofort wieder meine Hand nahm und los rannte. Ich sah ihm die Panik, Verzweiflung und Unsicherheit an. Aber er schien einen Plan zu haben. Wir rannten die Straßen entlang und sahen wie immer und immer mehr Beißer die Siedlung betraten. Sie machten sich über die Bewohner her für die jede Hilfe zuspät kam. Doch ich sah nur noch meine Familie vor mir. Doch Daryl hatte einen anderen Plan. Am Eingang der Mauer stand ein altes Motorrad, das mich an sein altes erinnerte. Doch ruckartig entriss ich mich ihm und blieb stehen.

"Wir müssen meine Eltern finden, Nila, Judith und die anderen."
"Dafür haben wir keine Zeit."

Ich schaute ihn mit entsetztem Blick an.

"Ich kann sie nicht zurücklassen und das werde ich auch nicht. Ich habe es versprochen."

Daryl riss mich wortlos mit sich und schwang sich auf die Maschine.

"Steig auf. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Es werden noch mehr werden."

Ich schüttelte meinen Kopf und drehte mich um. Doch was ich dann sah ließ mein Herz zerspringen. Die gesamte Siedlung war überrannt von Beißer und einige schafften es in diesem Moment die Haustür meiner Eltern einzureißen. Ich begann laut zu schreien und rannte los als ich plötzlich am Handgelenk gepackt wurde. Ruckartig drehte ich mich um und schlug gegen Daryls Brust.

"Ich muss sie retten. Ich kann sie nicht verlieren! Nicht schon wieder...
"Es sind zu viele, Anna. Wir würden sterben."

Daryl hielt mich fest in seinem Griff während ich mich noch immer heftig gegen ihn wehrte.

"Wir müssen verschwinden.
Jetzt!"

Ich schüttelte meinen Kopf als er mich an meiner Hüfte packte und auf das Motorrad setzte. Noch bevor ich reagieren konnte raste er los. Ich schrie immer wieder seinen Namen, doch der Wind trug meine Stimme davon. Ich lehnte meinen Kopf an seinen Rücken und spürte wie Tränen meine Wangen hinab liefen als er sich durch die Massen an Beißer kämpfte die auf die Siedlung zuliefen. Das Motorrad riss sie in Stücke. Ich wollte nicht zurück schauen und ich konnte es auch nicht. Der Schmerz war mehr als real. Innerhalb von Sekunden hatte ich alles verloren. Ich krallte mich an Daryl und ließ den Tränen freien Lauf während er auf einen leeren High Way fuhr. Doch er hielt nicht an. Scheinbar suchte er nach einem sicheren Platz. Meine Welt stand still. Die vergangenen Monate hatten mich schwach gemacht. Das spürte ich sofort. Meinem früheren Ich hätte diese Situation nichts ausgemacht. Doch mein Herz wurde in den vergangenen Monaten von einem eiskalten Klotz zurück in ein warmes, schlagendes Etwas verwandelt. Dieses Etwas brach. Daryl schaute kurz zu mir zurück bevor er sich wieder traurig an die Straße richtete. Ich war ihm nicht böse. Er hatte richtig gehandelt. Doch ich sah wie es auch ihn zerstörte alle zurückzulassen. Er verstand sich gut mit meinen Eltern und auch Nila hatte er tief in sein Herz geschlossen. Er hatte das was er sich immer gewünscht hatte: eine richtige Familie. Doch das hatte sich geändert. Ich lehnte mich gegen seinen Rücken und schling meine Arme um seinen Oberkörper während ich meine Augen schloss. Doch die Tränen waren stärker und kämpften sich durch den Wimpernkranz. Ich wollte nichts weiter als wieder aufwachen. Ich wollte aufwachen und wissen das alles nur ein Traum gewesen war. Doch das würde niemals geschehen. Das hier war real und es brachte mich innerlich um. All die Hoffnungen, all die Wünsche und Pläne für die Zukunft wurden mit einem Mal vollkommen zerstört. Wir hatten uns ein halbwegs normales Leben aufgebaut und geplant an diesem Ort alt zu werden. Doch aus all dem sollte nie etwas werden. Wie dumm und naive ich gewesen war zu denken das es auf einer solch grausamen Welt, einen normalen und guten Ort gab. Einen Ort mit Sicherheit. Doch soetwas gab es nicht und würde es auch nie wieder geben.

Still alive || Daryl Dixon FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt