Kapitel 102

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Ich saß auf dem Bett des kleinen Zimmers und belud die Pistole mit der nötigen Munition. Ich musste wieder zu dem Mädchen werden das ich war oder besser gesagt zu der Mörderin die ich war. Ich atmete tief durch bevor ich die Pistole in meinen hinteren Hosenbund steckte und durch meine Haare fuhr bevor ich aufstand. Doch ruckartig durchzog mich eine schreckliche Übelkeit. Ich stützte mich an der Wand ab bevor ich auf meine Knie fiel und mich erneut in den Mülleimer übergab. Nur wenige Sekunden später hörte ich wie Daryl den Raum betrat.

"Scheisse, Anna..."

Er kniete sich neben mich und hielt meine Haare hoch. Ich schüttelte meinen Kopf und ließ mich gegen die Wand fallen.

"Es geht mir gut."
"Das stimmt nicht."

Ich schloss meine Augen, lehnte meinen Kopf gegen die Wand und legte meine Hand auf das schmerzende Unterleib.

"Ich werde mich auf den Weg in die Stadt machen und einen Test besorgen und alles was du sonst noch so brauchst."
"Okay..."

Ich fuhr über mein Gesicht bevor ich mich aufrichtete, kurz das Gleichgewicht verlor und mich gegen die Wand fallen ließ.

"Was hast du vor?"

Daryl richtete sich auf und schaute mich fragend an.

"Ich komme mit dir."

Er schüttelte seinen Kopf.

"Nein, nicht in diesem Zustand."
"Das habe ich schon einmal überlebt, vergessen?"

Daryl legte seinen Kopf schief und kniff eines seiner Augen zusammen.

"Du kommst nicht mit. Du bleibst hier und ruhst dich aus."

Er kam auf mich zu und küsste meine Stirn bevor er sich umdrehte, die Armbrust vom Bett schnappte und auf die Tür zulief.

"Bitte lass mich nicht alleine. Ich schaffe das nicht."

Er erstarrte und drehte sich langsam zu mir um. Doch scheinbar war es die Verzweiflung in meinen Augen die ihn umstimmte. Er fluchte und fuhr sich angestrengt nachdenkend durch die langen Haare.

"Die Stadt könnte gefährlich sein."
"Bitte..."

Er seufzte bevor er mit schnellen Schritten auf mich zukam und liebevoll meine Lippen küsste.

"Du bist die sturste dumme Kuh die ich kenne."
"Es tut mir leid."

Er schmunzelte nur leicht bevor er in meine Wange kniff und sich seine Armbrust um die Schulter schwing.

"Na komm."

Ich nickte langsam bevor ich ihm aus dem Zimmer, die Treppe und aus dem Haus folgte. Vor der Tür stand ein alter, verdreckter BMW. Doch Daryl lief stolz darauf zu und hielt die Tür auf.

"Ich war fleißig in den letzten Stunden."

Ich küsste flüchtig seine Lippen bevor ich mich auf den Beifahrersitz setzte. Daryl schwing sich auf den Fahrersitz und verstaute seine Armbrust auf dem Rücksitz. Wortlos reichte er mir eine Plastiktüte. Mit hochgezogener Augenbraue schaute ich zu ihm auf.

"Ich will nicht das du mir das Auto vollkotzt."
"Sehr aufmunternd."

Ich rollte meine Augen als er das Auto startete und losfuhr. Die Pistole aus meinem Hosenbund legte ich auf das Armaturenbrett als ich plötzlich ein starkes Ziehen in meiner Brust spürte. Vielmehr ein starkes Spannen. Ich zog meine Beine an und lehnte meinen Kopf gegen die Fensterscheibe während ich meine Arme um mich schling und meine Zähne zusammen biss. Ich hoffte so das ekelhafte Gefühl zu unterdrücken. Vergeblich.

"Ist alles in Ordnung?"

Daryl schaute mich besorgt an bevor er seinen Blick wieder auf die Straße richtete. Es waren zwar kein Gegenverkehr zu sehen, aber genug Bäume. Ich nickte wortlos bevor ich meine Augen schloss und versuchte die Schmerzen abzuwenden. Doch plötzlich spürte ich etwas anderes. Es war als würde mich von innen jemand am Bauch anstupsen. Wie ein Schmetterling der in mir umherflattert und mit seinen sanften Flügel gegen meinen Bauch stoßen.

"Daryl..."

Ruckartig packte ich seine Hand und legte sie auf meinen Bauch.

"Was-"
"Spür' mal."

Er wurde langsamer bis er schließlich stehen blieb. Er starrte auf seine Hand während ich ihm ansah das er auf etwas wartete. Doch plötzlich spürte ich das Gefühl und auch Daryl schien es wahrgenommen zu haben. Er riss seine Augen auf bevor er mich mit einem breiten Lächeln anschaute.

"Ist es das wofür ich es halte?"

Ich zuckte mit den Schultern. Doch er zog mich schnell an seine Lippen bevor er noch schneller weiterfuhr. Doch die gesamte Fahrt über ließ er seine Hand auf meinem Bauch liegen. Ich schmunzelte während mein Kopf an der Fensterscheibe lehnte und ich mich tief in den Sitz kuschelte. Ich wusste das ein Test überflüssig war, das spürte ich. Trotzdem wollte ich es schwarz auf weiß vor mir haben. Ein Baby, ein kleines Baby. Ein kleiner Dixon. Allein die Vorstellung ließ mich grinsen. Sollte er oder sie, nur halbwegs so bescheuert sein wie sein oder ihr Vater, dann würde ich viel Spaß haben. Doch ich wusste das Daryl ein guter Vater sein würde. Allein schon wegen seines eigenen Vaters, er würde so vieles anders machen als er. Daryl würde dafür sorgen das seine Kinder das Beste bekamen. Er würde der Vater sein, den er sich selbst immer gewünscht hatte. Ich atmete tief durch und legte meine Hand auf seine als wir die kleine Stadt erreichten. Daryl parkte direkt vor der Apotheke bevor er ausstieg.

"Du wartest hier."

Still alive || Daryl Dixon FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt