Kapitel 78

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Als wir wieder am Camp ankamen, waren auch die anderen bereits eingetroffen. Mikey und ich legten die Rucksäcke in die Mitte und schauten Rick schmunzelnd an. Doch dieser wirkte besorgt.

"Geht es euch gut?"

Wir tauschten verwirrte Blicke aus.

"Ja, natürlich wieso?"
"Ihr seht nicht gut aus."

Ich schüttelte meinen Kopf.

"Es ist alles gut gegangen."
"Sicher?"

Ich nickte.

"Na gut, du kannst dich um die Fische kümmern, wenn du möchtest. Es lenkt dich immer ein wenig ab, das weiß ich."
"Okay."

Ich nahm mein Messer und tätschelte Mikeys Arm bevor ich hinab an den kleinen Fluss verschwand der noch wirklich gesunde Fische beherbergte. Ich setzte mich an das Ufer und stach in Gedanken versunken mit meiner Messerspitze in den Boden. Doch plötzlich traf mich etwas weiches, kleines am Kopf. Als ich mich verwirrt umschaute sah ich einen kleinen rosa Haargummi mit einer weißen Schleife neben mir auf dem Boden liegen. Ich schmunzelte und nahm das sowieso nicht feste Band aus meinen Haaren und befestigte stattdessen den Haargummi mit der süßen Schleife. Ich spiegelte mich belustigt im Wasser, ein Mädchen voller Blut und Dreck und dann eine so süße Schleife. Das passte nicht.

"Sie steht dir."

Ich fuhr herum und sah Daryl der sich am Baum lehnte.

"Findest du?"

Ich ließ die Schleife zwischen zwei meiner Finger umher fahren.

"Nein."

Ich schaute ihn empört an.

"Ich hätte dir auch einen schwarzen Haargummi mitbringen können, aber ich fand der rosane passte besser zu dir."

Ich rollte mit den Augen und wandte mich wieder an den Fluss. Doch egal was ich tat, ich fing keinen Fisch. Daryl kniete sich neben mich an das Ufer und beschoss mit seiner Armbrust die armen Fische. Ich schaute ihn kopfschüttelnd an.

"Mit einer Armbrust hätte ich es auch geschafft."
"Das glaube ich kaum, selbst mit einem Messer ist es nicht so schwer."

Ich schnaubte als er sein Messer zückte und innerhalb von Sekunden einen Fisch auf der Klinge stecken hatte. Ich schlug ihm gegen den Arm als er das Gleichgewicht verlor und in den Fluss fiel. Ich begann laut zu lachen als der klatschnasse Daryl auftauchte. Er strich sich die langen Haare aus dem Gesicht und schaute mich ungläubig an.

"Du findest das also lustig?"
"Sehr sogar."

Ich lachte als er ruckartig auf mich zukam und meine Knöchel packte. Noch bevor ich reagieren konnte riss er mich ins Wasser. Die Kälte umspielte meinen Körper und tränkte meine Klamotten. Ih tauchte hastig auf und warf ihm einen wütenden Blick zu. Doch Daryl grinste nur.

"Du bist ein Idiot."

Er nickte. Ich schüttelte meinen Kopf als ich spürte wie mir die nassen Haarsträhnen ins Gesicht fielen. Als ich mich umdrehte sah ich meinen Haargummi der auf dem Wasser davonschwamm. Schmolend schaute ich ihm hinterher.

"Toll, dank dir ist mein Haargummi nun fort."

Doch als ich mich umdrehte sah ich wie Daryl mit einer weiteren Schleife in der Hand vor mir stand.

"Wirklich?"

Er nickte.

"Ich wusste das du ihn schnell verlierst, deswegen habe ich gleich eine ganze Box mitgenommen."
"Es war nicht meine Schuld."
"Ach nein?"

Ich verschränkte beide Arme vor der Brust.

"Nein, du hast mich ins Wasser gezogen."
"Hättest du mich nicht ins Wasser geschmisssen, dann hätte ich mich nicht an dir rächen müssen."
"Du hast gesagt mir steht die Schleife nicht."

Ich trat einen Schritt näher auf ihn zu und schlug ihm gegen die Brust.

"Obwohl mir die Schleife sehr gut gestanden hat."
"Darüber lässt es sich streiten."

Ich rollte mit den Augen.

"Du bist ein Vollidiot."
"Und du eine nervige, sture Ziege."
"Wenigstens benehme ich mich nicht wie ein kleines Kind."

Daryl machte einen Schritt auf mich zu und schaute auf mich herab.

"Du benimmst dich wie ein Kind."
"Wenigstens habe ich etwas das man Intelligenz nennt."
"Und was bringt dir deine Intelligenz? Richtig, nichts."

Ich schnaubte.

"Du bist ein Arschloch."
"Und du eine dummes, nerviges Kind."

Wir schauten uns direkt in die Augen. Ruckartig packte er mein Gesicht und riss mich an seine Lippen. Ich sprang in die Luft und klammerte meine Beine um seinen Oberkörper. Er legte seine Hände unter meinen Po um mich besser festzuhalten während ich mich in seine Haare krallte. Unsere Lippen spielten miteinander wie ausgehungert. Unsere Zungen rangen miteinander, als würden sie herausfinden wollen wer der Stärkere ist. Die Wut, Verzweiflung und das Verlangen konnte man mehr als deutlich spüren. Daryl biss mir gierig auf die Unterlippe während ich meinen Griff in seinen Haaren verstärkte. Doch auch seine Hände wanderten meinen Rücken hinauf bis sich seine Finger in meinen Haaren verschränkten. Ich spürte wie er mich enger als jemals zuvor an sich drückte. Doch in diesem Moment legte sich ein Schalter in meinem Kopf um und ich realisierte was ich gerade tat. Ich ließ zu das mein Herz erneut von Liebe gefüllt wurde bevor er es erneut zerbrechen konnte. Ich löste meine Lippen von seinen und sprang aus seinem Griff. Ohne zurück zu blicken packte ich mein Messer und rannte zurück ins Camp. Ich spürte die Leere die er in mir hinterließ. Spürte wie das Prickeln auf meinen Lippen langsam verschwomm. Spürte wie meine Welt erneut ihre Farben verlor. Spürte wie mein Herz erneut brach. Ich wich den Blicken meiner Gruppe aus und verschwand wortlos in einem der Zelte. Ich wollte niemanden sehen, niemanden hören und niemanden bei mir haben. Auch wenn Ron und Noah nun vielleicht die richtigen Worte gefunden hätten, so waren sie nun nicht hier und würden es auch nie wieder sein.


Still alive || Daryl Dixon FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt