Kapitel 98

1.6K 81 0
                                    

Ein halbes Jahr nun war es her seid wir die Siedlung betreten hatten. Mein Leben hatte sich in so vielen Punkten gewendet. Ich war verheiratet und hatte einen Job in meiner eigenen Bücherei. Das einzige was sich geändert hatte war die Freundschaft zwischen Mikey und mir. In den vergangenen Monaten hatte er sich zurück gezogen, ich hätte ihn nie gesehen. Doch nun schien er langsam wieder aufzutauen. Auch wenn der Kuss im Wald unausgesprochen blieb, was auch gut war, womöglich würde ihm Daryl sonst sofort den Kopf abreißen. Die gesamte Gruppe hatte sich gut eingelebt. Jeder hatte eine Aufgabe um die er sich kümmern musste. Daryl gingen mittlerweile mit auf Tour, zusammen mit Mikey, Carl und Rick. Ein wirklich gutes Gefühl hatte ich dabei jedoch immer noch nicht. Während Daryl nun auf Tour war stand ich in meiner Bücherei und kümmerte mich um die neuen Bücher. Judith lag auf einer Decke am Boden und spielte zusammen mit Nila während Carl hinter den Mauern war. Ich stand auf der Leiter und sortierte die Notenbücher in das obere Regal speziell für Bücher als ich hörte wie Judith zu lachen begann. Als ich mich umdrehte wusste ich weshalb. Mum stand mit einem Teddy vor ihr und zog Grimassen.

"Soll ich sie übernehmen?"

Ich nickte wortlos als Mum lächelnd die beiden Kinder an sich nahm.

"Ich hoffe das bald ein drittes dazu kommt auf das ich aufpassen darf."
"Mum."

Ich rollte mit den Augen als sie lachend aus meinem kleinen Reich verschwand. Mum ersehnte den Tag an dem ich ihr endlich ein Enkelkind schenkte. Doch ich wusste das wir uns für diesen speziellen Moment noch einige Zeit ließen. Ich schaute hinab auf den Ring an meinem Finger während ich ein weiteres Buch aus der Kiste zog. Doch plötzlich hörte ich ein lautes Poltern aus dem nebenliegenden Raum der als Abstellkammer diente. Verwirrt stieg ich von der Leiter und tapste leise darauf zu. Womöglich waren es wieder einige der Kinder die sich heimlich ein Buch klauen wollten. Doch als ich die Tür öffnete blieb mein Herz für einige Sekunden stehen. Ein grausames Gurgeln drang in meine Ohren. Weiße, milchige Augen schauten mir entgegen. Vor mir stand ein Beißer. Wie in einer Trance stand ich versteinert vor ihm. Es war als würde die alte Anna, die so hart und mörderisch war, nicht mehr existieren. Er kam mit humpelnden Schritten und einem schleifenden Fuß auf mich zu. Doch plötzlich hörte ich einen lauten Schrei. Einen weiblichen Schrei, gefolgt von einem Babyweinen. Mum. Ruckartig kehrte die alte Anna zurück. Ich schlug die Tür zu und sperrte den Beißer darin ein. Ich rannte durch die Bücherei, ging auf den Kamin zu und griff nach der seltsamen, spitzen Stange die daneben stand. Sofort stürmte ich aus dem Haus. Ich sah wie die panischen Bewohner über die Straßen liefen. Wohin ich auch schaute überall waren Beißer. Doch dann sah ich Mum, Nila und Judith. Sie standen eng gegen die Hauswand gedrängt während sich ein Beißer auf sie fixiert hatte. Ich spürte wie mein Körper mir Hass durchzogen wurde bevor ich so schnell ich konnte losrannte und die Stange in meiner Hand fest umklammerte. Mit Schwung riss ich die Spitze der Stange direkt durch den Kopf des Beißers. Sein Blut spritzte mir entgegen und tränkte meinen sauberen Körper. Gurgelnd ging er zu Boden und blieb an meinen Füßen liegen. Als ich aufschaute blickte ich in Mums panisches Gesicht. Scheinbar war es ein Schock für sie, ihr kleines Mädchen so zu sehen. Doch das war ich. Das hatte die Welt aus mir gemacht. Doch für diese Gedanken hatten wir nun keine Zeit. Ich nahm Nila an meine Hand und umklammerte an der anderen die Stange.

"Bleibt direkt hinter mir."

Mit diesen Worten rannten wir über die Straßen. Doch weit kamen wir nicht. Am Ausgang zum Wald wurden wir von Beißer eingegrenzt. Ich drückte Nila zu Mum und sah wie sie sich sofort an ihre Beine klammerte.

"Sucht Dad. Verbarrikadiert euch danach in unser Haus. Daryl und ich werden nachkommen, doch wir müssen die anderen finden."
"Ich lasse dich nicht alleine. Wir bleiben zusammen. Ich kann dich nicht schon wieder verlieren."

Ich spürte wie mich die Worte durchzogen.

"Das wirst du nicht. Vertraue mir."

Sie küsste meine Wange bevor sie über die Siedlung rannte und im Rathaus verschwand in dem Dad arbeitete. Ich erledigte einige Beißer bevor ich mich auf den Weg zum Haus der Gruppe machte. Doch sonderlich weit kam ich nicht. Ein gewaltiges Rudel an Beißern kam auf mich zu. Ich spaltete Köpfe und spürte wie das Blut meinen Körper tränkte. Doch dann sah ich Mum, Dad, Nila und Judith wie sie aus dem Haus rannten. Ein großer Stein fiel von meinem Herzen. Sie wollten auf mich zukommen als ich langsam von den Beißern eingekreist wurde. Mum rannte auf mich zu als ich meinen Kopf schüttelte und sie von Dad gepackt wurde.

"Verschwindet!"

Sie schüttelte ihren Kopf. Doch ich schaute mit klarem Blick zu Dad.

"Ich schaffe das. Ich finde euch wieder. Versprochen."

Er nickte bevor er Mum, Nila und Judith hinter sich herzog. Ich wurde immer mehr eingekreist. Deswegen schickte ich meine Familie fort. Ich wollte nicht das sie sich in Gefahr brachten. Es waren zu viele und ich wusste das ich es nicht schaffen würde. Doch dann flogen Pfeile.

Still alive || Daryl Dixon FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt