Kapitel 74

1.8K 94 11
                                    

Nachdem wir seit einigen Stunden durch den Wald gelaufen waren fanden wir eine kleine Siedlung. Etwa fünf Häuser standen in einem Halbkreis beieinander. Ich spürte wie mich der Schmerz sofort durchzog. Diese Siedlung hätte unsere Zukunft sein können, hätte ich nicht alles zerstört. Doch was sagte Mr Jefferson früher sehr gerne: Hätte, hätte, Fahrradkette. Ich schmunzelte bei dem Gedanken als ich die Stufen zu einem der Häuser hinauf lief. Ich zog meine Waffe und öffnete leise die Tür. Das Haus wirkte ordentlich, fast schon sauber. Als wäre nie etwas passiert. Doch ich wusste, das etwas passiert war, eventuell nur eine kleine Zombie-Apokalypse. Ich sah wie Daryl die unteren Zimmer absuchte, weshalb ich mich dazu entschied nach oben zu gehen. So leise wie möglich versuchte ich die alte, hölzerne Treppe hinauf zu schleichen. Was mir nur teilweise gelang. Ich öffnete die erste Tür und schlüpfte in ein Teenagerzimmer. Es passte zu einem Jungen der etwa in meinem Alter sein könnte. Ich ging auf ein großes Regal zu auf dem einige Bücher standen, die noch relativ gut aussahen als ich eines davon an mich nahm. Romeo und Julia. Ein Klassiker. Ich konnte nicht widerstehen, legte meine Waffe auf das Fensterbrett und blätterte mich durch das erste Kapitel. Ich versan langsam in der Welt des Buches, hinaus aus meiner eigenen. Doch plötzlich drückte jemand seine Hand auf meine Schulter. Als ich herum fuhr schaute ich auf blutbeschmierte Zähne und ein verunstaltetes Gesicht. Der Schock ließ mich nichteinmal mehr schreien. Der Beißer riss mich zu Boden und legte sich auf mich. Sein offenstehender Kiefer kam mir langsam näher während ich versuchte mich irgendwie zu wehren. Doch meine Waffe lag etwa einen Meter über mir auf dem Fensterbrett. Wie dumm ich war. Blut tropfte aus dem Mund des Beißers und landete auf meiner Wange. Ich fand mich mit dem Gedanken ab das gleich alles vorbei sei. Doch kurz bevor er seine widerlichen Zähne in meinem Hals versenken konnte hörte ich ein leises Surren. Nur wenige Sekunden später kam eine hell schimmernde Messerspitze aus der Stirn des Beißers. Er gurgelte bevor er auf mir zusammenbrach. Ich hörte schnelle Schritte bevor er mit einem kräftigen Tritt von mir geschleudert wurde. Ich schaute verwirrt auf und blickte in dunkle braune Augen, die ich nicht kannte. Vor mir stand ein Junge der etwa in meinem Alter war, achtzehn oder neunzehn. Seine etwas längeren braunen Locken umrahmten sein markantes Gesicht das von leichten Sommersprossen geziert wurde.

 Seine etwas längeren braunen Locken umrahmten sein markantes Gesicht das von leichten Sommersprossen geziert wurde

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Er trug ein altes, karriertes Hemd, eine helle Jeans und Boots. Er fuhr sich durch die Haare bevor er das Messer aus dem Kopf des Beißers riss und es an seiner Hose abwischte bevor er es in seinen Gürtel steckte. Scheinbar hatte er die selbe Angewohnheit wie ich. Er kam schnell auf mich zu und streckte mir seine Hand entgegen. Ich ergriff sie als er mir aufhalf.

"Geht es dir gut? Hat er dich erwischt?"

Ich schüttelte meinen Kopf.

"Danke."

Er nickte nur.

"Das ist gerade nochmal gut gegangen."

Schmunzelnd ging er auf das Fensterbrett zu, nahm meine Pistole und hielt sie mir entgegen. Mit der anderen Hand griff er nach dem Buch.

"Romeo und Julia ist ein Klassiker der fünfzehnhunderneunundsiebzig erschien. Es ist ein wirklich gutes Buch, aber meine Waffe würde ich in solchen Zeiten, dafür doch nicht weglegen."

Ich schaute ihn sprachlos an.

"Du hast dieses Buch gelesen?"

Er lachte.

"Wer nicht?"
"Da fällt mir eindeutig mehr als eine Person ein."

Erneut lachte er. Es war seltsam ein Lachen zu hören das so aufrichtig und echt klang. Schon lange hatte ich ein solches Lachen nicht mehr gehört.

"Aber ich habe sowieso jedes Buch gelesen das man sich vorstellen kann."
"Stolz und Vorurteile?"

Er nickte.

"Faust."

Er nickte.

"Oliver Twist?"

Er nickte.

"Moby Dick?"
"Ich bitte dich, das ist ein Klassiker."

Ich lachte und stellte mich wieder vor das Regal. Ordentlich stellte ich das Buch zurück an seinen Platz. Doch all die Bücher die ich aufgezählt hatte standen nicht dabei.

"Wie kommt es dazu das du all diese Bücher gelesen hast, ich sehe sie nicht in diesem Regal."
"Ich habe sie gelesen, bevor all das hier geschah."
"In einer Welt voller Handys, Videospiele und Fernsehr. Hast du freiwillig Klassiker gelesen?"

Er lachte und fuhr sich durch die Haare.

"Ein Hochbegabter zu sein ist nicht immer einfach."

Mit großen Augen schaute ich ihn an.

"Das Gefühl kenne ich nur zu gut."

Fragend legte er seinen Kopf zur Seite.

"Ich sollte die Highschool mit dreizehn abschließen. Doch dazu ist es nie gekommen."

Er hob grinsend eine Hand an.

"Willkommen im Club."

Ich stellte mich ans Fenster und sah wie sich meine Gruppe vor dem Haus versammelte.

"Bist du alleine?"

Da er schwieg konnte ich mir meine Antwort denken.

"Du kannst mit uns kommen, natürlich nur wenn du das möchtest."
"Du hast eine Gruppe?"

Ich nickte und deutete hinaus.

"Sie warten auf mich."
"Ihr nehmt einfach so irgenwelche gefundenen Leute auf. Die vielleicht Kannibalen sein könnten."
"Glaube mir, mit Kannibalen kenne ich mich aus."

Erneut lachte er.

"Du siehst nicht wie ein Kannibal aus."

Ich zog eine Augenbraue an.

"Ach ja? Wer garantiert dir das ich dich nicht in der nächsten Sekunde anspringe und deine Hand als Abendessen verspeise."
"Ich glaube nicht das du dazu in der Lage wärst."

Herausfordernd grinste er mich an als ich schmunzelnd meinen Kopf schüttelte bevor ich ihn hinter mir herzog.

Still alive || Daryl Dixon FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt