Kapitel 28

2.7K 144 0
                                    

"Ja?"

Langsam ging die Tür auf und Daryl streckte den Kopf hinein. Für den Bruchteil einer Sekunde überschlug sich mein Herzschlag.

"Darf ich?"

Ich zuckte mit den Schulter als er eintrat und die Tür hinter sich schloss. Ich stand von meinem Bett auf, verstaute das Buch und lehnte mich gegen das Regal.

"Was willst du?"
"Ich wollte mit dir reden."
"Das ist schön, ich will aber nicht mit dir reden."

Er setzte sich auf mein Bett und verkrampfte seine Hände ineinander.

"Du hast es geschafft. Wir sind nun in Sicherheit."
"An mich geglaubt wurde nicht."

Daryl sah mich entschuldigend an.

"Ich hätte an dich glauben sollen."
"Dafür ist es jetzt wohl zu spät."

Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und sah wie er sich angestrengt durch die Haare fuhr.

"Was ist dein Problem, Daryl?"
"Was meinst du?"
"Manchmal bist du unerträglich und das mit abstand größte Arschloch. Doch dann bist du so fürsorglich und jemand der mir Sicherheit gibt."

Er schwieg.

"Wo ist dein großes Maul jetzt, hm?"
"Du gehst mir mächtig auf die Nerven, weißt du das?"

Ich nickte.

"Das weiß ich. Oft genug hast du es mir schon gesagt und gezeigt."
"Gut, schade nur das du es nicht verstehst."

Schnaubend lief ich durch mein Zimmer.

"Wenn du keine Lust auf meine Anwesenheit hast, warum bist du dann hier in meinem Zimmer?"

Er schwieg erneut und doch erkannte ich es an seinen Augen das ich ihn ertappt hatte. Die Wut in meinem Inneren trieb mir Tränen in die Augen.

"Verschwinde."

Daryl blickte zu mir auf als hätte er meine Worte nicht verstanden.

"Ich hab gesagt du sollst verschwinden."
"Liebend gerne."

Er stand auf und lief auf die Tür zu.

"Ich hätte nicht mitkommen sollen... ich hätte einfach draußen bleiben sollen."

Ich sprach mehr zu mir selbst und doch schien er es gehört zu haben.

"Da hast du verdammt nochmal Recht. Jeder hier wäre froh wenn du uns nicht mehr auf die Nerven gehen würdest."
"So wie Noah und Ron, ja? Willst du mir das damit sagen?"

Er verschränkte die Arme vor der Brust und gab mir eine eindeutige Antwort.

"Du verstehst es nicht, oder? Mir wurde alles genommen. Wirklich alles. Ich habe keinen Grund mehr hier zu bleiben und genau deswegen werde ich gehen."

Ich zog meine schwarzen Bikerboots an und schnallte mir meine Waffengürtel um. Wortlos lief ich an Daryl vorbei, als er mich grob am Arm packte.

"Was hast du vor?"
"Ich werde gehen."

Ich stieß ihn von mir.

"Und ich werde unendlich froh sein wenn ich dich nicht mehr sehen muss."

Daryl schüttelte seinen Kopf und sah ernst an.

"Du kannst nicht gehen, sie werden dich zerfleischen

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

"Du kannst nicht gehen, sie werden dich zerfleischen."

Ich schnallte meinen Waffengürtel ab und warf ihn ihm direkt vor die Füße.

"Das ist es worauf ich setze."
"Warum bist du so stur?!"
"Weil ich keine Lust mehr habe, Daryl! Ich will nicht mehr, verstehst du?"

Er sah mich sprachlos an als ich meine Pistole aus dem Waffengürtel, der zwischen uns am Boden lag, nahm.

"Du bist einer der Gründe weshalb ich es am liebsten sofort tun würde."

Lachend trat er einen Schritt zurück.

"Dann tue es doch, keiner hält dich auf."

Ich grinste bevor ich hinaus auf den Gang verschwand. Daryl folgte mir, doch ich hatte einen endgültigen Entschluss gefasst. Ich wollte es beenden. Ich wollte alles beenden. Hier und jetzt. Ich öffnete die Badezimmertür und knallte sie direkt vor Daryls Nase zu. Sofort verriegelte ich sie, machte die Dusche an und setzt mich unter das laufende Wasser. Die warme Flüssigkeit prasselte auf mich herab und tränkte mich innerhalb von Sekunden. Ich umklammerte meine Waffe und musterte sie. Ich hatte nichts mehr das mich hier hielt. Ich hatte nichts mehr für das es sich zu leben lohnte. Auch wenn ich für einen kurzen Moment gedacht hatte, Daryl wäre ein Grund um zu bleiben. Für einen Augenblick fand ich etwas in ihm, das nicht auf das Arschloch hindeutete das er war. Für wenige Sekunden fühlte ich mich wohl an seiner Seite. Als läge dort meine Bestimmung. Doch nun würde alles ein Ende finden. Das einzig Positive an der ganzen Sache war, das ich Ron und Noah wiedersehen würde. Egal wohin ich nun kommen würde, Noah und Ron warteten dort auf mich. Meine Hand zitterte als ich mir den Lauf der Pistole an die Stirn hielt, doch jemand hämmerte an die Tür.

"Anna! Mach auf."

Daryl. Ich schloss meine Augen und antwortete nicht, wieso sollte ich auch.

"Anna, bitte."

Ich riss erstaunt meine Augen auf als ich auch Ricks Stimme hörte. Sie schienen alle vor der Tür versammelt zu sein, doch ich würde meinen Entschluss nicht ändern. Ich legte meinen Finger an den Abzug, atmete tief durch und kniff meine Augen zusammen.

"Es tut mir leid."

Ich hörte wie Daryl meinen Namen schrie, als ich in der selben Sekunde den Abzug betätigte. Doch als ich diese Panik und Verzweiflung in Daryls Stimme hörte legte sich ein Schalter in mir um und ich zog ruckartig meinen Kopf zur Seite. Die Kugel schoss in die Wand hinter mir ein. Genau dort, wo vor wenigen Augenblicken noch mein Kopf gewesen war. Tränen rannen meine Wangen hinab als ich meine Knie anzog und meinen Kopf darauf ablegte. Ich hörte wie jemand gegen die Tür schlug und trat und sie nur wenige Augenblicke später scheppernd zu Boden fiel. Daryls Augen waren geweitet als er sich hastig umschaute. Als er mich am Boden erblickte, stürzte er sich sofort zu mir unter die laufende Dusche. Mit tränennassen Augen sah ich zu ihm auf.

"Ich konnte es nicht..."

Die Pistole in meiner Hand zitterte als er sie mir langsam ab nahm und sie den Anderen über den Boden entgegen schlitterte. Rick hob sie auf und nahm sie an sich. Daryl war mittlerweile ebenso durchnässt wie ich und seine Haare klebten ihm im Gesicht. Doch ich sah etwas in seinen Augen, das ich nicht deuten konnte. Etwas das sich verändert hatte. Er legte seine Hand an meine Wange und auch wenn etwas in meinen Zellen kribbelte. So stieß ich ihn von mir.

"Lass mich in Ruhe."

Er lehnte sich an die mir gegenüber liegende Wand und starrte an das Einschussloch neben meinem Kopf. Doch ich sah ihn direkt an.

"Weist du was dein Problem ist? Du hast Angst jemanden an dich heranzulassen. Jemanden in dein Herz zu schließen."

Ich stand auf und unsere Blicke trafen sich.

"Ich hätte nicht zurück ziehen sollen."

Noch bevor er etwas sagen konnte verschwand ich wieder in mein Zimmer. Ich stützte mich an der Kommode ab als mir die Tränen die Sicht raubten. Ron und Noah wären enttäuscht von mir, wüssten sie das ich mich hatte umbringen wollen. Ich wusste, dass sie enttäuscht gewesen wären.

"Es tut mir leid, Jungs."

Meine Stimme verlor sich als ich daran dachte, dass sie mich nicht hören konnten. Sie waren tot. Sie waren fort und ich war vollkommen alleine. Alleine in einer Gruppe. Ich schluchzte und striff mir die nassen Klamotten vom Körper. Meine Haare klebten an mir als ich mich zu Boden sinken ließ. Kein Kind sollte in einer solchen Welt aufwachsen müssen. Kein Jugendlicher sollte anstatt auf Partys zu gehen, ums Überleben kämpfen und töten müssen. Niemand sollte diese Verluste, diesen Tod und dieses Leid ertragen müssen. Ich begann mich zu fragen ob es Noah und Ron nun nicht besser hatten als wir hier. Sie waren erlöst von dieser Welt. Der Welt in der ich noch immer gefangen war.


Still alive || Daryl Dixon FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt