Kapitel 55

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"Noah!"

Ich legte ihn auf meinen Schoss, hielt ihn in meinen Armen und drückte mit meiner Hand auf seine Wunde.

"Warum hast du das getan?"
"Du darfst nicht sterben. Deine Freunde, Daryl sie warten dort draußen auf dich."
"Auf dich auch."

Er schüttelte langsam den Kopf.

"Ich bin ein Lügner, Anna."

Ich schaute ihn fragend an.

"Ich fand keinen Schlüssel und war auch nicht eingesperrt. Der Governor zwang mich dazu. Ich hätte dich rauslassen können, jeder Zeit."

Mit gequältem Gesicht kramte er in seiner Hosentasche und hielt mir einen Schlüssel entgegen.

"Jetzt mache ich es wieder gut."
"Jeder macht Fehlern, Noah."
"Es tut mir leid."

Ich streichelte über seinen Kopf.

"Es muss dir nichts leid tun. Du hast nur das getan wozu man dich gezwungen hat."
"Du musst jetzt gehen. Der Governor wird in etwa einer halben Stunde kommen und schauen ob ich dich schon zerfleischt habe. Du musst durch den Wald, Richtung Norden. Dann gelangst du auf eine große Straße. Wenn du ihr Richtung Osten folgst kommst du irgendwann wieder nach Woodbury von dort kennst du den Weg."
"Wir gehen zusammen."

Ich wollte ihm gerade aufhelfen als er mich davon abhielt.

"Nein, vielleicht haben wir Glück und ich zerfleische den Governor."
"Noah, du-"
"Lass mich hier."

Ich schaute ihn flehend an. Er hustete und ich sah Blut das seine Lippen hinab lief.

"Ich bleibe noch solange bei dir. Keiner sollte alleine sterben."
"Du bist ein wundervoller Mensch, Anna. Daryl kann sich glücklich schätzen."
"Du wirst Alisson wiedersehen. Wohin dich dein Weg auch führt."

Er lächelte.

"Sie wartet auf mich."

Ich nickte und spürte eine Träne meine Wange hinab laufen als sein Blick erstarrte. Vosichtig legte ich ihn auf meine Matratze.

"Es tut mir leid."

Ich streichelte über seine Wange bevor ich auf die Tür zueilte. Der Schlüssel passte und ich öffnete die Tür. Nun stand ich in diesem schmalen Gang der an Noahs Zimmer angrenzte. Eine einzelne Tür befand sich noch im Gang. Ich betete das der Schlüssel passte. Das tat er. Ich riss die Tür auf und schaute auf eine Treppe. Ich nahm zwei Stufen auf einmal und kam an einer Art Lucke an. Als ich sie öffnete wurde ich von Dunkelheit eingehüllt. Es war tiefe Nacht. Mein Vorteil und Nachteil. Der Governor konnte mich nicht so leicht sehen, dafür musste ich unbewaffnet den Beißern entgegen treten. Ich schloss leise die Lucke und rannte Richtung Norden los. Wir waren in einem unterirdischen Bunker gewesen, den ganzen Monat lang. Deswegen konnte ich die Sonne nicht sehen. Unter der Erde gab es keine Sonne. Ich dachte an Noah. Er war kein schlechter Mensch. Er tat nur zu was er gezwungen wurde. Eine andere Wahl hatte er nicht gehabt. Doch er half mir bei der Flucht, opferte sein Leben für mich. Plötzlich hallte ein lauter Schuss durch den Wald. Noah.

"Danke, Noah."

Ich wusste das er mich nicht hören konnte, trotzdem fühlte ich mich nun ein wenig besser. Hastig zog ich mein Tempo an, der Governor würde nun anfangen mich zu suchen. Viel Zeit hatte ich nicht mehr. Ich eilte durch Büsche und über herumliegende Äste. Ich rannte vorbei an Bäumen, Felsen und Beißern. Im Moment waren diese Monster mein geringstes Problem. Lieber wollte ich von einem Beißer zerfleischt werden als zurück in diese Hölle. Ich bemerkte das mein Körper nicht mehr so stark war wie früher. Nach einem Monat Gefangenschaft war das wohl selbstverständlich. Ich war abgemagert und mein Gesicht eingefallen. Ich war nicht mehr so schnell und flink wie vorher. Ich war aus der Übung. Ich lehnte mich gegen einen Baum und verschnaufte einige Sekunden. Doch dann hörte ich bereits erneut das Gurgeln der Beißer. Hastig rannte ich weiter. Einige Meter entfernt sah ich das der Wald langsam abklang. Die Straße. Ich sauste auf sie zu. Nur wenige Augenblicke später stand ich auf dem Asphalt. Ich spürte den Wind in meinen Haaren. Doch sicher war ich noch lange nicht. Ich musste nach Osten weitergehen. Als ich mich umdrehte blieb mein Herz für eine Sekunde stehen. Grelle Scheinwerfer rasten auf mich zu. Das Auto machte eine Vollbremsung und berührte meinen Oberkörper als es stehen blieb. Ich wurde von dem grellen Licht geblendet, konnte nicht sehen wer am Steuer saß. Der Autofahrer machte das Auto aus. Nun erkannte ich mein Gegenüber. Rick und Glenn. Sie sprangen aus dem Auto. Glenn nahm mich fest in seine Arme und hob mich vom Boden ab.

"Wir sind so froh dich endlich gefunden zu haben."

Seine Stimme verlor sich in meinen Haaren. Er ließ langsam von mir ab und hielt mir die hintere Autotür auf. Doch plötzlich hörte ich Geräusche im Wald. Nur wenige Augenblicke später kam der Governor heraus. Glenn stieß mich ins Auto und schloss die Tür. Er schmiss sich auf den Beifahrersitz.

"Fahr los! Rick-"

Rick saß nicht am Steuer. Der Governor stand bereits an meiner Tür und wollte gerade sie gerade öffnen als ein Schuss erklang. Der Kopf des Governors knallte gegen meine Scheibe. Eine große Wunde an seiner Stirn. Blut lief am Fenster hinab. Der starre Blick des Governors traf mich. Er rutschte langsam zu Boden. Dahinter stand Rick, der langsam seine Waffe senkte. Er lief um das Auto herum und stieg ein.

"Der sollte uns keine Probleme mehr machen."

Rick schaute in den Rückspiegel und suchte meinen Blick.

"Geht es dir gut?"
"Ja, es geht mir gut."

Still alive || Daryl Dixon FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt