Kapitel 87

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Ich lief nervös die Straße zum Haus meiner Gruppe entlang. Doch Mum hatte Recht. Ich hatte schon längst vergessen weshalb wir uns stritten. Es gab keinen Grund um voneinander getrennt zu sein. Aber die Angst er würde mich nicht mehr wollen, stieg mit jedem Schritt weiter ins unermessliche. Doch als ich an der Veranda ankam sah ich wie Daryl im Garten hinter dem Haus umher lief. Ich atmete tief durch bevor ich auf ihn zulief. Doch ich spürte wie alle Gefühle, alle Emotionen und alle Gedanken der vergangenen Monate auf einmal hochkamen. Tränen liefen meine Wangen hinab als ich einige Meter von Daryl entfernt stehen blieb. Die Sonne glitzerte auf seiner Haut während ihm seine langen, dunklen Haare ins Gesicht hingen.

"Daryl..."

Ruckartig drehte er sich zu mir um. Unsere Blicke trafen sich und ich sah wie seine Gesichtszüge sanfter wurden als er die Tränen auf meiner Wange sah. Ich wippte von meinen Zehnspitzen auf meine Ferse und wieder zurück während ich meine Finger ineinander verkrampfte.

"Ich-"

Doch noch bevor ich den Satz beenden konnte rannte er auf mich zu, packte in Sekundenschnelle meine Wangen und riss mich an seine Lippen. Ich spürte wie meine gesamte Welt mit Farben gesprengt wurde. Als würden mich seine Küsse zurück in mein Leben rufen. Mein Leben das ich an seiner Seite geniesen möchte und bei niemand anderem. Während alle gingen, so blieb er. Ich schmunzelte in den Kuss hinein und spürte wie Daryl vorsichtig seine Hände an meine Hüften legte. Ich spürte das sein Griff unsicherer war als früher. Ich spürte das er Angst hatte etwas falsch zu machen. Doch das würde er nicht. Ich legte meine Hände um seinen Nacken und riss ihn enger an mich. Das Eis brach. Er packte meine Hüfte fester und sofort spürte ich das Lächeln auf seinen Lippen. Wir waren wie ausgehungert. Als würden wir nach Monaten der Dürre endlich das Wasser auf unserer Haut spüren. Als würde die Welt endlich wieder einen Sinn ergeben. Nur zögerlich lösten wir uns voneinander als er mir sofort einen liebevollen Kuss auf die Stirn drückte. Ich spürte wie Tränen meine Wangen hinab liefen während ich mich fest in sein Shirt krallte. Im Gegensatz zu mir war Daryl noch immer dreckig. Er trug noch immer seine Klamotten. Die Weste, das dreckige Shirt und die zerissene, blutige Hose. Ich lachte während ich über den Stoff seiner Weste strich.

"Du solltest duschen."

Lachend nahm er mein Gesicht wieder in meine Hände und zog mich in einen liebevollen, flüchtigen Kuss.

"Es tut mir alles so schrecklich leid."

Daryl löste sich langsam von mir und verschränkte seine Finger mit meinen.

"Sprich nicht weiter."

Ich schaute mit großen Augen zu ihm auf.

"Du musst dich für nichts entschuldigen. Sondern ich."

Ich schüttelte meinen Kopf.

"Ich bin-"
"Die sturst Kuh die du kennst?"

Lachend nickte ich.

"Genau das."
"Es ist alles vergessen, Anna. Als wäre nie etwas geschehen."

Ich sprang überglücklich in seine Arme und schling mich um seinen Hals. Seine Arme umklammerten mich während er sein Gesicht in meinen Haaren vergrub.

"Du riechst gut. Nach Rosen..."
"Mal nicht nach Dreck und Tod."

Er setzte mich langsam am Boden ab.

"Egal nach was du riechst. Es ist immer perfekt. Aber Rosen sind nicht schlecht..."
"Du könntest auch ein wenig besser riechen."

Ich packte seine Hand und zog ihn in das Haus. Glenn, Rick und der Rest der Gruppe schaute uns mit fragenden Blick an als wir die Treppe hinauf rannten, in eines der Schlafzimmer sprangen und die Tür hinter uns verschlossen. Daryl packte meine Hüfte und knallte mich an die Tür bevor er seine Lippen wieder auf meine drückte. Erneut spürte ich das Feuer zwischen uns. All die Monate der Trennung. Doch ich löste mich von ihm und durchsuchte schmunzelnd den Kleiderschrank nach frischen Klamotten. Ich drücke sie ihm in die Hand und schob ihn auf das Badezimmer zu.

"Ich werde hier auf dich warten."

Er drehte sich zu mir um und schaute mich mit großen Augen an als er seine Hand an meine Wange legte.

"Und ich werde immer auf dich warten."

Lächelnd drückte er seine Lippen auf meine bevor er im Badezimmer verschwand und ich hörte wie er das Wasser anmachte. Ich setzte mich auf das Bett und schaute hinab auf meine Hände. Hinab auf den leeren Ringfinger. Ob Daryl und ich jemals wieder verlobt sein würden war bis jetzt noch unklar. Alles was zählte war das wir all die vergangenen Monate hinter uns ließen. Vielleicht brauchten mir noch einige Monate um all das hinter uns zu lassen. Wenn wir uns an die Siedlung gewöhnt hatten und an all das was um uns herum geschah. Vielleicht würden wir es dann erneut versuchen. Nila war das perfekte Beispiel dafür, das ein kleines Baby aufwachsen kann ohne einen Schaden davon zu tragen, selbst in einer solchen Welt. Doch während ich dem Wasser lauschte dachte ich über all das nach was in den vergangenen Monaten geschehen war. Wie ein Film der vor meinen Augen ablief. Daryl und ich fanden zusammen. Immer und immer wieder. Vielleicht hatte ich unrecht. Vielleicht waren wir doch füreinander bestimmt.

Still alive || Daryl Dixon FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt