Kapitel 27

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Nach einigen Stunden Fahrzeit erreichten wir endlich das Zentrum von dem Rick gesprochen hatte. Ein großes Gebäude, mitten in der Stadt, deren Name ich nicht kannte. Wir hielten auf dem Parkplatz an und stiegen hastig aus. Ich hielt mir die Hand vor den Mund als mich der Geruch der Verwesung überwältigte. Im Wald war der Geruch ein wenig abgeschwächt, doch in großen Städten wie dieser war er immens. Ich konnte den Brechreiz gerade noch unterdrücken und lehnte mich an den Wohnwagen während sich die Anderen versammelten.

"Macht dir der Gestank zu schaffen?"

Daryl grinste mich belustigt an.

"Dass mir übel ist liegt nicht am Gestank, wohl eher an deiner Anwesenheit."

Ich zog meine Waffe, lief an Daryl vorbei und folgte Rick zum Eingang des Gebäudes. Wohin man auch sah, die Straßen waren geplastert mit Leichen. Ich schluckte und stieg über die zerfallenen und zerfleischten Körper. Rick hämmerte auf eine verriegelte Sicherheitstür ein als ich hinter ihm stehen blieb und mich umschaute. Einige Minuten schien er sich an der Metalltür die Knöchel blutig zu klopfen. Doch nichts geschah. Mir fiel eine über uns hängende Kamera auf, die sich immer wieder bewegte. Jemand sah uns zu.

"Machen Sie uns auf!"

Ricks Wut stieg immer weiter als es langsam dunkel wurde. Ich legte vorsichtig meine Hand auf seinen Arm.

"Darf ich es probieren?"

Er nickte.

"Bitte, viel Erfolg wirst du nicht haben."

Ich atmete tief durch und stellte mich vor die Kamera.

"Mein Name ist Anna."

Ich wippte nervös auf meinen Füßen und sah wie mich die Gruppe fragend musterte.

"Ich würde Fremden wahrscheinlich auch nicht die Tür aufmachen."

Daryl schlug sich die flache Hand gegen die Stirn, doch ich rollte mit den Augen und ignorierte ihn.

"Aber wir brauchen Ihre Hilfe. Sie sind unsere letzte Hoffnung."

Ich starrte direkt in die Kamera und konnte das fast spüren das mich jemand ansah.

"Ich bin gerade einmal siebzehn Jahre alt. Normalerweiße sollte ich nun lernen, mit Freunden um die Häuser ziehen und mich verlieben. Stattdessen bin ich eine Killerin. Ich töte, klaue und bin wohl dass was man früher als missraten bezeichnet hätte."
"Sie soll aufhören zu reden! Sie versaut uns gerade jegliche Chance."

Daryl beschwerte sich laut und wurde von Shane hastig zum Schweigen gebracht. Das Brummen ließ mich erahnen, dass er ihm eine Hand vor den Mund drückte.

"Ich stehe nun hier und kann Sie nicht dazu zwingen diese Tür aufzumachen. Aber ich kann Sie bitten es zu tun. Ich habe zu viel erlebt um noch Gutes im Menschen zu erwarten. Meine Familie und meine beiden besten Freunde, ich habe sie alle verloren. Gestern. Meinen besten Freund verlor ich gestern..."

Ich schluckte die ankommenden Tränen hinab.

"Ich habe niemanden mehr für den es sich zu leben lohnt. Niemanden und es wäre mir egal, ich wäre sogar froh darüber, wenn ich heute Nacht von diesen Monstern zerfetzt werden würde. Einfach weil ich niemanden mehr habe der um mich trauen würde. Jemanden der mich in seinem Herzen trägt. Aber ich bitte Sie, diese Menschen haben einander. Sie sind eine Familie. Sie haben noch etwas, das ich schon lange nicht mehr habe. Sie haben... Hoffnung."

Die Türen waren noch immer zu.

"Bitte, geben Sie uns die Chance. Geben Sie mir die Chance, die Hoffnung wiederzufinden."

Still alive || Daryl Dixon FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt