Kapitel 64

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Schreiend riss ich meine Augen auf. Tränen strömten über meine Wangen. Ruckartig richtete sich Daryl auf. Er griff nach seiner Armbrust und schaute sich verwirrt um. Doch als er mich erblickte ließ er sie schnell wieder fallen.

"Anna... Anna, hey!"

Er zog mich in seine Arme. Meine Atmung war schnappartig, mein Herz raste und ich schluchzte unaufhörlich. Daryl streichelte beruhigend über meinen Hinterkopf.

"Ganz ruhig. Ich bin hier. Ich bin hier..."

Ich kuschelte mich fester an seine Brust als die Tür der Kabine ruckartig aufsprang. Ich schaute in das grelle Licht einer Taschenlampe. Rick schaute sich panisch um.

"Was ist passiert?"
"Ein Alptraum."

Daryls Stimme klang sanft während er seine Arme weiter schützend um mich legte. Da Rick nichts sagte konnte ich nur erahnen das er nickte. Er streichelte behutsam über meinen Kopf und verschwand wortlos. Ich weinte noch immer als ich zu Daryl aufschaute.

"Wir dürfen dieses Kind nicht bekommen."

Er streichelte mir die Tränen von der Wange und schaute mich fragend an.

"Wieso nicht?"
"Mein Traum. Du hielst ihren toten Körper in deinen Armen, sie-"
"Es war ein Traum, Anna."

Er küsste liebevoll meine Stirn.

"Es war ein Traum. Niemals, wirklich niemals würde ich zulassen das unserem Baby was passieren würde. Ich würde unsere Familie beschützen, bis zum letzten Atemzug."
"Du kannst es nicht wissen. Diese Welt ist nicht geeignet für Kinder."

Daryl legte sich mit dem Rücken auf das Bett und zog mich in seine Arme.

"Diese Welt ist lebenswert. Das Baby würde ein wundervolles Leben haben. Sieh dir Carl an oder Judith."
"Wo werden sie spielen? Zwischen Müll und Leichenteilen anstatt auf Spielplätzen."

Tränen liefen meine Wangen hinab.

"Ich wollte meinen Kindern in einem gemütlichen Wohnzimmer das Laufen, das Sprechen beibringen. Wollte ihnen die Musik zeigen. Ich wollte das Lächeln sehen wenn ich sie vom Kindergarten abhole. Das Lächeln am Weihnachtsmorgen. Ich wollte sehen wie sie in die Schule gehen. Die leuchtenden Augen wenn sie ihre erste Liebe mit nachhause bringen, wenn sie den Abschluss schaffen und auf den Abschlussball gehen. Ich wollte sehen wie ihr Vater mit ihnen das Autofahren lernt. Ich wollte sie heiraten sehen."

Tränen liefen meine Wangen hinab.

"Das alles werde ich nicht tun können."

Daryl schaute mich traurig an.

"Ich verspreche dir nun etwas."

Er rutschte auf dem Bett hinab und küsste meinen Bauch.

"Sollte dieser Test positiv sein, dann werden wir noch am selben Tag aufbrechen und eine Siedlung suchen. Wir werden ein wunderschönes kleines Häuschen finden und ich werde es renovieren. Du wirst dich ausruhen und kannst das Haus so dekorieren wie du es möchtest. Ich werde Baby-Sachen suchen und Spielzeug mitbringen. Wir werden ein wunderschönes Leben haben und weißt du auch warum?"

Er nahm meine Hand in seine.

"Weil wir zusammen sind. Die Welt könnte untergehen und doch, solange du neben mir bist wäre auch das perfekt."
"Daryl, ich... ich kann das nicht."
"Du musst das nicht alleine durchstehen."

Daryl streichelte über meine Wange.

"Ich bin immer an deiner Seite."
"Was wenn sich das ändern sollte?"

Er schaute mich fragend an.

"Du bist ein Dixon, du bist stur. Du kannst deine Meinung ändern. Mich verlassen, zu jeder Zeit."

Mit aufgerissenen Augen setzte sich Daryl auf und zog mich auf seinen Schoß.

"Nie wieder. Wirklich nie wieder darfst du an so etwas denken."
"Ich denke an nichts anderes. Was wenn dir etwas geschieht? Was wenn ich dir eines Tages auf die Nerven gehe."

Daryl schüttelte seinen Kopf. Er sprang vom Bett und griff nach seiner Weste. Hastig kramte er in den Taschen. Ich konnte nicht erkennen was er herausholte doch er setzte sich wieder vor mich.

"Eigentlich wollte ich es dir geben, wenn wir an einem schöneren Ort sind. Ich wollte dich auf eine romantischere Art fragen aber, nur so kann ich dir beweisen das ich dich nie wieder gehen lasse."

Er öffnete seine Hand und ich sah einen wunderschönen silbernen Ring mit einem funkelnden Stein in seiner Handfläche liegen. Mit großen Augen schaute ich zu ihm auf.

"Anna Edwards. Möchtest du mir die Ehre erweisen und meine Frau werden?"

Er lächelte.

"Willst du mich heiraten?"

Ich hielt mir eine Hand vor den Mund und spürte Tränen meine Wangen hinablaufen.

"Ja, ich will."

Ein breites Lächeln zierte seine Lippen als er den Ring an meinen Finger streifte. Nur wenige Augenblicke später zog er mich an seine Lippen. Ich spürte wie er mir die Angst nahm. Daryl schaffte es immer wieder meine Welt zum Leuchten zu bringen. Ich schmunzelte als er sich zögerlich von mir löste.

"Ich bin noch nicht volljährig, ich brauche die Einverständnis meiner Eltern."

Daryl grinste und streichelte über meine Wange.

"Ich glaube die haben wir."
"Vielleicht schauen sie in diesem Moment auf uns herab."
"Ein schöner Gedanke."

Daryl schaute mich verlegen an.

"Ich hatte es mir romantischer vorgestellt. Ich wollte dir den perfekten Antrag machen, mit Kerzen und Rosenblättern."
"Es ist perfekt."

Mit meinen Fingerspitzen fuhr ich über die Konturen seiner Lippen und betrachtete dabei den glitzernden Ring an meinem Finger.

"Ich liebe dich, Anna."

Ich schaute in seine Augen.

"Und ich liebe dich."

Daryl legte seine Hand auf meinen Bauch bevor er mich an seine Lippen zog. Ein berauschendes Kribbeln durchzog meinen Körper. Ich spürte Daryls Lächeln auf seinen Lippen. In diesem Moment freute ich mich zum ersten Mal auf die Zukunft. Zwar lagen noch immer die Schatten über mir, die Angst ein einzelner Moment könnte mir alles nehmen. So wie Ron und Noah. Doch Daryl gab mir diese unglaubliche Sicherheit. Er gab mir das Gefühl noch immer zu leben.

Still alive || Daryl Dixon FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt