51-Wie in Watte

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,,Schnell, machen sie doch etwas.", diese Stimme kommt mir vertraut vor und doch ist sie so fern. Alles ist gedämpft und mein Kopf brummt. Langsam drehe ich den Kopf zur Seite, bereue es jedoch sofort. Mir entwischt ein schmerzvoller Seufzer und die Stimmen hören abrupt auf zu murmeln. ,,Bitte.", die Stimme klingt flehend, doch die Antwort kann ich nicht verstehen. Mich auf dieses Gespräch zu konzentrieren ist anstrengend, weswegen ich mir eine andere Beschäftigung suche. Neben mir tropft irgendetwas vor sich hin, was mich ganz kirre macht, je länger ich hin höre. ,,Machen sie das weg.", meine Stimme halt in meinem Kopf, doch die Töne kommen mir nicht über die Lippen. Schlafen wäre wohl das Einfachste. Ein Holpern ist zu spüren, ob ich in einem Auto bin? Mein Körper schmerzt, bei dieser ruckartigen Bewegung und ich knirsche mit den Zähnen. ,,Lass das, da gehen deine Zähne kaputt." Ich blicke in die Augen meiner Mum. Mein zehn Jahre jüngeres ich lacht bloß und wiederholt das Zähneknirschen, nur um sie zu ärgern. Die Erinnerung schmerzt. Nicht nur mein Körper scheint ausgelastet, auch mein Geist ist es. Alles tut weh, jede Faser meines Körpers. Ich möchte einfach nichts mehr spüren. Und mit diesem Gedanken wird wieder alles schwarz. 

Jemand weint. Das ist das Erste, was ich höre, als ich meine Augen wieder aufschlage. ,,Philine.", die Worte erreichen mich nur gedämpft und ich schaffe es nicht zu antworten. Vorsichtig versuche ich meinen Kopf zu drehen, doch es schmerzt genauso, wie das erste Mal. Also lasse ich es sein und schließe flackernd wieder meine Augen. ,,Bitte, sie mich an.", langsam nehme ich die Bedeutung dieser Worte war und versuche meine schweren Lider wieder aufzuschlagen. Vergeblich. Alles kommt zeitversetzt in meinem Gehirn an. Und egal was ich versuche, es gelingt mir nicht. Selbst meine Atmung ist nur ein flaches Röcheln und meine Lunge scheint wie eingefroren, als hätte sie keine Lust mehr, neue Luft aufzunehmen. ,,Ich kann nicht.", wieder ist dieser Satz in meinem Kopf klar und deutlichen, doch es kommt mir nur ein Krächzen über die Lippen. Wieder ein schluchzen. ,,Ich liebe dich." Irgendwo habe ich diesen Satz schonmal gehört. ,,Du hast mir versprochen immer bei mir zu bleiben, erinnerst du dich noch an das Gespräch? Es ist nicht so lange her." Ich versuche mich zu erinnern und tatsächlich kommen mir ein paar Gesprächsfetzen in den Sinn, ich kann sie jedoch keiner Person zu ordnen.
....Aber ich würde alles dafür tuen, alles, dass du für immer bei mir bleibst, auch wenn du wahrscheinlich irgendwann die Flucht ergreifen wirst......das ich mich ändern werde, dass ich es bereits getan habe und ich verspreche dir, für immer bei dir zu bleiben. Ich werde dich nie verlassen.... Ich wünschte, ich könnte ein kleines bisschen so sein wie du du bist so ein starkes Mädchen, das so wunderschön und liebevoll ist......kann wirklich nicht mehr ohne dich....Ich werde dich nicht enttäuschen und wenn du das genauso möchtest, werde ich immer bei dir bleiben, das verspreche ich....
Mir erscheinen leuchtend grüne Kreise vor meinem inneren Auge. Wie Gift, denke ich. Wieder kommen mir Fetzen des Gespräches und diesmal erkenne ich meine eigene Stimme.
.....du hast mich verdient....ich werde niemals die Flucht ergreifen, das verspreche ich dir....egal was für Makel und Fehler du hast.....für den ich alles aufgeben würde.
Dieses Nachdenken strengt mich einfach zu sehr an. Ich höre auf mich zu konzentrieren und nehme wieder Geschluchze war. ,,Ich wünschte ich könnte mein Versprechen halten, denn im Moment hast du keine Chance dein Versprechen zu halten, wie willst du immer bei mir bleiben, wenn ich entscheide zu gehen. Es ist besser. Ich habe dir nie von meinen Fehlern so richtig erzählt, ich hatte Angst du würdest mich verlassen. Und jetzt bin ich die Person, die das Weite sucht. Zu deinem Schutz hörst du. Zu deinem Schutz."
Es klingt, als wolle die Person sich selbst Mut zu sprechen. Und dann ist es still, das letzte was ich höre ist ein leiser Knall, der wohl der Tür zuzuordnen ist.

,,Hey." Ich stöhne auf. Nicht schon wieder dieses anstrengende Gemurmel. Ich versuche weiter zu schlafen, doch es geht nicht. Also öffne ich die Augen. Meine Sicht ist diesmal klarer, aber immer noch leicht verschwommen. Ich wende ganz langsam meinen Kopf und blicke in zwei moosgrüne Augen. Es sind die gleichen Augen, die ich auch habe. Die kurzen blonden Haare fallen der Frau wellig ins Gesicht. Sie lehnt sich über mich und streicht mir eine Haarsträhne hinters Ohr. ,,Meine Line." Line?! So nennt mich nur meine Mutter...und selten mein Dad, wobei ich eigentlich nur noch mit Philine angesprochen werde. ,,Mum?", diesmal ist meine Stimme ein ganz leises heisere flüstern. Die Frau nickt lächelnd. ,,Er hat es nicht so gewollt, er musste weg." Von was redet sie? Von der Stimme, die vorhin in meinem Kopf herum gespenstert ist, oder war sie doch real. Nein Moment, das muss alles ein Traum sein, meine Mum ist tot. Mir schießen Tränen in die Augen. Die Frau streckt die Hand nach mir aus und wischt die nassen Tropfen von meinen Wangen. ,,Nicht weinen, alles wird gut. Du bist so stark. Es ist viel zu lange her, dass ich dich gesehen habe, du hast dich verändert. Positiv. Du bist viel erwachsener geworden." Sie hat recht. Es ist schon über ein Jahr her, dass ich meine Mutter das letzte Mal gesehen habe. Und durch die Ereignisse musste ich erwachsen werden. Ihr zu liebe, sie hätte gewollt, dass ich weiter lebe, so unbeschwert wie davor, auch wenn es nicht geht. Ich möchte aufwachen....doch irgendwie geht es nicht. Vielleicht sollte ich einfach meine Augen wieder schließen...kann man in einem Traum schlafen? ,,Wirst du die Jungs von mir grüßen?" Wen meint sie? ,,Wenn du wieder aufwachst wirst du sie grüßen ok, und jetzt schlafe ein bisschen, du schaust müde aus. Erhole dich meine kleine Prinzessin." Ich gehorche und schließe meine schwer gewordenen Augen.

Ich nehme mal wieder Stimmen um mich herum war. Irgendetwas piept leise vor sich hin und an meinem Kopf tropft etwas. Seufzend möchte ich mich auf die andere Seite drehen, doch ich kann mich nicht bewegen. Verwundert öffne ich die Augen und sofort wird es still im Raum. Ich blicke mich verwundert um. ,,Ihr könnt ruhig weiter reden, ich kann auch mit Geräuschen schlafen.", richte ich das Wort an meine Familie, die vor mir sitzt und mich mit großen Augen anblickt. ,,Alles ok? Du bist verwirrt...", Sam kommt auf mich zu. ,,Klar, was sollte denn nicht stimmen?", verunsichert blicke ich in die blassen und müden Gesichter meiner Brüder. Mein Dad hat große schwarze Schatten unter den Augen und Ethan schluchzt leise. Als er mich mit seinem großen blauen Augen anblickt, habe ich das Bedürfnis ihn zu umarmen. ,,Hey, wieso weinst du? Komm her mein Kleiner." Ethan schüttelt den Kopf. ,,Dad hat gesagt, wenn wir dich zu feste anfassen, hast du Schmerzen." ,,Nein, komm her." Mühsam breite ich die Arme aus. Mein kleiner Bruder blickt fragend in Dads Richtung. Dieser nickt zögernd. Langsam kommt Ethan auf mich zu und ich nehme ihn in den Arm. Mein Kopf pocht und durch den leichten Druck fängt mein Brustkorb an zu brennen. ,,Uff." Ich kneife vor Schmerzen die Augen zusammen. Ethan bricht in Tränen aus. ,,Hey, alles gut." ich versuche meine Schmerzen zu unterdrücken, was mir nicht wirklich gelingt. ,,Komm, wir gehen uns mal einen Tee holen." Faya und Dad verlassen mit dem weinenden Ethan das Zimmer.
,,Oh mein Gott. Du hast uns so einen Schrecken eingejagt." Sam seufzt und ich sehe, dass auch meine drei großen Brüder geweint haben. ,,Hey, könnt ihr mir vielleicht mal erklären was los ist?" Ich blicke mich verwundert um und erst jetzt erkenne ich die vergilbten Wände und das weise Bett. Ein beißender Geruch nach Krankheit und Desinfektionsmittel steigt mir in die Nase. Überall sind Kabel, und Geräte, denen das piepsen zuzuordnen ist. Mir wird schlagartig bewusst, dass ich mich in einem Krankenhaus befinde. In mir kommen Erinnerungen hoch. Ich höre einen lauten Knall und sehe ein rotes Auto. Immer wieder blitzen diese Bilder vor meinem geistigen Auge auf. ,,Was ist passiert, und wo ist Bryan?" Levy blickt mich müde an. ,,Er ist nicht mehr hier, aber er hat dir diesen Brief hier gelassen."

So mal wieder ein neues Kapitel. Nicht mehr lange und dieses Buch ist zu Ende. Mir fällt es schwer, es zu beenden. Es ist mein erstes Buch und liegt mir sehr am Herzen. Ich freue mich wie immer natürlich über Votes und Kommentare.

Ihr seid die besten Leser/innen fühlt euch ganz dolle gedrückt.🤗🙆🏼

Lg Fluffyunicorn 🦄✌🏻 🦄✌

From hell to paradise Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt