,,Ich möchte dir alles von Anfang an erklären. Ich hoffe, dass du mich danach nicht komplett hassen wirst, wobei die Hoffnung recht klein ist. Ich kenne dich, seid du auf der Welt bist. Als deine Mutter damals mit dir nach Deutschland gezogen ist, hat sie sich direkt mit meiner Mutter angefreundet. Als wir dann älter waren, haben wir auch immer mehr miteinander gespielt und unternommen. Ich habe die Zeit mit dir geliebt. Deine Mutter hat mich gebeten, immer gut auf dich aufzupassen, dich nie aus den Augen zu lassen. Am Anfang habe ich das ganze nicht hinterfragt, aber ihre Fürsorge, war so groß, dass es mir irgendwann komisch vorkam. Ich habe sie drauf angesprochen. Damals war ich fünfzehn und du bist gerade zwölf geworden. Deine Mutter hat am Anfang etwas herum gedruckst. Sie hat ein wirklich großes Geheimnis. Als ihr noch bei deinem Vater gelebt habt, war sie Detektivin. Sie hatte einen großen Fall aufgedeckt. Doch die Polizei, konnte oder wollte ihr nicht helfen. Sie hat Morddrohungen von den Tätern bekommen und hat beschlossen unterzutauchen. Also ist sie mit dir abgehauen......Philine ich komme mir blöd vor.....", unterbricht John sein lesen ,,Brauchst du nicht, mache weiter." John seufzt und nimmt den Brief wieder auf. ,,Wie gesagt hier hat sie sich dann mit meiner Mutter angefreundet und mich beauftragt dich zu beschützen, dass dir nichts passiert. Und du bist mir ans Herz gewachsen, ohne dich fehlt irgendwie etwas, du bist die kleine Schwester, die ich mir immer gewünscht habe und zugleich meine beste Freundin, der ich alles erzählen kann. Ich habe wirklich mein Bestes gegeben, auf dich aufzupassen, doch dann hat deine Mutter entschlossen, dich wieder zurück zu deinem Vater zu schicken. Ich war entsetzt, sie wollte dich mir einfach weg nehmen, nach so langer Zeit. Ich habe versucht sie zu überreden, sie umzustimmen, doch sie meinte, sie möchte die Täter endlich fassen und wieder in Ruhe leben. Und da sie dich dabei nicht in Gefahr fürchten wollte, hat sie diese Entscheidung getroffen. Sie hat mich versucht zu beruhigen, mir gesagt, dass du dort gut aufgehoben bist. Sie hat mir erzählt, dass es jemanden wie mich gibt, der dort auf dich aufpassen wird. Bryan sollte meine Rolle übernehmen und ich muss ungern zugeben, dass er es wirklich gut gemacht hat. Auch wenn ich finde, dass er deine Gefühle etwas ausgenutzt hat. Jedenfalls war ich extrem wütend, ich wollte dich nicht gehen lassen. Ich bin an dem Abend, als sie mir ihre Entscheidung erzählt hat, durch Bars gezogen. Ich war nicht der Vernünftigste ich weiß....es hätte alles viel schmerzloser ablaufen können. Ich bin in der Nacht betrunken ins Auto gestiegen...Gott ich war so hirnlos. Bin ich vielleicht immer noch. Kurz bevor ich bei dir Zuhause ankam, bin ich in ein Auto gerast. Ich wollte dich gerade anrufen, dass du raus kommst. Ein letztes Mal wollte ich noch mal richtig viel Zeit mit dir verbringen. Ich war eben dicht, keinen klaren Gedanken konnte ich mehr fassen, es war und ist alles meine Schuld. In dem Auto saß deine Mum ich habe sie angefahren. Ihr blaues Auto, ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, ihr Gesichtsausdruck. Sofort bin ich zu ihr gerannt, sie hatte eine Kopfverletzung. Irgendwie war ich plötzlich wieder Geistes gegenwärtig, das hätte ich davor mal gebraucht. Der Krankenwagen kam sofort, die Polizei auch, aber deine Mutter hat mich verteidigt, gesagt, dass mich keine Schuld trifft, dass ich nicht am Steuer saß, sondern jemand anders, den sie nicht erkennen konnte. Sie hat mich vor jedem verteidigt. Aber sie hat mich darum gebeten gehabt, dir nichts zu erzählen. Sie lag in einem Krankenhaus, abseits von eurem Dorf, gute zwei Stunden weg, sie wollte das so. Sie hat keinen Besuch außer mich zu ihr gelassen und niemanden informiert. Den Ärzten hat sie allen Widerstand geleistet, dass sie nicht ihre Identität raus bekommen. Als ich dann das fünfte Mal zu ihr wollte, war sie weg. Ich bin zu dir gefahren...das war zwei Tage nach dem Unfall. Dir wurde erzählt, dass deine Mütter auf Geschäftsreise ist...und dass sie auf der Rückfahrt angefahren und gestorben ist. Aber sie hat gelebt....ich weis nicht, ob sie wirklich gestorben ist oder wo sie jetzt ist...ich weis nur, dass ich sie zwar angefahren, aber nicht getötet habe. Ich habe sie gesehen, nach dem Unfall. Das Datum des Unfalls wurde gefälscht. Philine es tut mir so leid. Als du dann zu deinem Vater musstest, habe ich versucht, deine Mutter zu finden, sie ist aber wie vom Erdboden verschluckt. Als ich hier zu dir gekommen bin, war ich schon zwei Wochen lang in New York. Ich habe hier nach ihr gesucht, aber auch hier habe ich sie nicht gefunden. Als ich dann das erste Mal Bryan begegnet bin, hat der mich alles andere als willkommen geheißen. Er hat mich angeschrien, mir Vorwürfe gemacht...auch wenn sie berechtigt sind, weil ich betrunken gefahren und deine Mutter angefahren habe, habe ich sie nicht getötet und ich bin mir fast sicher, dass sie noch lebt...Bryan hat so einen Hass gegen mich, dass ich beschlossen hatte, zu gehen, um dir das Leben nicht unnötig schwerer zu machen. Außerdem hat er damit gedroht dir die Wahrheit zu sagen und ich denke, er hätte sicherlich nicht die ganze Wahrheit gesagt. Er weis nicht alles, er weis nur die Dinge, die sich unmittelbar vor dem Unfall und danach abgespielt haben. Ich jedoch weis alles, ich war fast überall dabei und ich wurde von deiner Mutter persönlich immer auf dem Laufenden gehalten. Sie hat mir blind vertraut und war auch nach dem Unfall nicht böse auf mich. Sie konnte mich verstehen, wobei ich selbst mich nicht verstehen konnte und immer noch nicht kann. Die Schuldgefühle die ich habe, zu recht, lassen sich nicht ausschalten. Aber so gesehen, habe ich auch nichts Anderes verdient. Ich hätte sofort mit dir reden sollen, sowohl vor dem Unfall, als auch danach, aber ich war zu feige. Ich hatte einfach Angst dich zu verlieren, wobei ich mit diesem ganzen Getue genau das erreicht habe. Wer weis, wie wir jetzt zueinander stehen würden, wenn ich von Anfang an mit offenen Karten gespielt hätte? Diese Frage bleibt offen aber ich hoffe, dass du mich nicht gänzlich hasst. Ich kann das nicht oft genug sagen, denn ich rede mir damit selbst Mut zu, dass du meine kleine Philine bleibst. Verdammt ich habe dich so lieb....", John schaut mich an und ihm stehen die Tränen in den Augen. Schnell wischt er sich über die Augen. Auch ich weine, obwohl die Informationen keine wirklich neuen sind. Vieles überschneidet sich, aber es ist ein ganz anderes Gefühl es nochmal von John zu hören. Seine Perspektive ist eine komplett andere und doch gibt sie genau das wieder, was mir Bryan schon geschrieben hat. John sieht mich an und ihm laufen jetzt doch die Tränen über die Wangen. ,,Gott ich könnte dich nicht hassen.." Ich lehne mich zu ihm und nehme ihn in den Arm. ,,Kein bisschen.", fragt er und schnieft. Er sieht aus wie ein kleiner fünfjähriger Junge, der die Sandburg zertrampelt hat. Ich schüttle den Kopf und mir entwischt ein kleines Lachen. ,,Aber auf eine Sache bin ich schon sauer." John schaut mich mit großen Augen an und ich wische ihm erst mal über seine nassen Augen. ,,Du hättest mich warnen müssen, dass ich Bryan nicht mein Herz schenke." Mir laufen wieder die Tränen. ,,Oh Philine es tut mir so leid. Ich konnte es dir nicht sagen, ich konnte Bryan nicht verraten, erstens weil es zu deinem Besten war und dann konnte ich nicht derjenige sein, der dir deine kleines gut gläubiges Herz bricht. Ich hätte es tuen sollen ich weis, aber ich konnte nicht." Er putzt sich die Nase. Und ich tue es ihm gleich. ,,Ich kann es alles immer noch nicht glauben....das klingt so unrealistisch." John nickt und nimmt mich wieder in den Arm. Wir bleiben einige Zeit schweigend aneinander gelehnt, und ich frage mich, wieso ich nicht sauer auf ihn bin. Aber ich kann es einfach nicht. ,,Ich muss dir etwas sagen.", nuschle ich in sein nass geweintes Shirt. Er schiebt mich leicht von sich weg, sodass er mich mit seinen grau blauen Augen aufmerksam mustert. ,,Ich glaube sie war hier..." Verwirrt blickt mich John an und ich muss an die blonde Frau denken, die hier an meinem Bett saß. Je genauer ich darüber nachdenke, desto realistischer erscheint es mir, dass sie meine Mutter war. Nach allem was mir John und Bryan beschrieben haben, wäre es schon möglich. ,,Meine Mutter...sie hat hier an meinem Bett gesessen. Vor etwa...ähm vielleicht...eineinhalb Wochen....ich weis nicht, danach muss ich wohl noch etwas länger geschlafen haben...sie war nach Bryan hier." Jetzt ist Johns Gesichtsausdruck besorgt. ,,Ich möchte dir deine Hoffnungen nicht nehmen, aber es ist unwahrscheinlich, dass sie hier ist. Hier ist die Gefahr zu groß und dann noch in einem öffentlichem Krankenhaus...ich weis nicht. Ich kann ja nicht mal sagen, ob sie noch lebt. Ich glaube es, aber es ist eben nur ein Gefühl und kein Fakt. Also bitte mache dir nicht zu großen Hoffnungen, sonst tut es um so mehr weh, wenn es nicht der Wahrheit entspricht." Er nimmt mich wieder in den Arm. Und mir kommen wieder die Tränen. Er möchte mich nur schütze. Alles nur zu meinem Besten. Diesen Satz habe ich in letzter Zeit so oft gehört und irgendwie kommt es mir so vor, als würde mich jeder nur mögen, weil sie von meiner Mutter beauftragt wurden...weil sie den Auftrag haben mich zu beschützen. ,,Danke dass du mir die Wahrheit gesagt hast, aber bitte geh jetzt." Ich wende mich von John und drehe mich auf die andere Seite. John seufzt, gibt mir einen Kuss auf den Haaransatz und verschwindet dann aus der Tür.
Das zweite Kapitel:)
Ist Philines Reaktion komisch? Oder könnt ihr sie verstehen?Lg fluffyunicorn
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From hell to paradise
ChickLit....Aber ich würde alles dafür tuen, alles, dass du für immer bei mir bleibst, auch wenn du wahrscheinlich irgendwann die Flucht ergreifen wirst......das ich mich ändern werde, dass ich es bereits getan habe und ich verspreche dir, für immer bei dir...