6-Erste Bekanntschaften und die Vereinbarung

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Heute ist Donnerstag und ich bin froh, dass ich die Hälfte der Woche schon herum habe. Jetzt muss ich nur noch heute und Freitag überstehen und dann ist erst einmal Wochenende. Ich laufe langsam die Treppen herunter in die Küche, wo Sam am Tisch sitzt und Müsli ist. Ein Ritual meiner Brüder, jeden Morgen schokoladenmüsli zu essen, wie ich beobachtet habe. Ich setze mich zu ihm und nuschle ein leises guten Morgen. Er nickt kalt und steht auf, als ich mir gerade ein Glas mit Milch nehme. Mein Appetit hält sich im Moment in Grenzen, weshalb ich mich ausschließlich von Milch und Obst ernähre. Nicht sehr gesund ich weiß, aber ist mir jetzt auch egal. Als meine Milch leer ist, stehe ich auf und ziehe mir schnell eine helle enge Jeans und ein einfaches schwarzes Top an. Ich schnappe mir meine graue Lederjacke und meine Tasche und schlendere langsam, da ich noch Zeit habe, zur Bushaltestelle. Der Bus hat wie das letzte Mal auch Verspätung und als er endlich kommt, muss ich mich zwischen Hunderte von Ranzen und nervend lauten Kleinkinder quetschen. Ich bin heilfroh, als ich an der Schule endlich aussteigen kann. Schnell Laufe ich zu Sofia, die am Eingang auf mich wartet. Auch wenn ich sie noch nicht lange kenne. Kommt sie mir so vertraut vor, als ob wir uns seit einer Ewigkeit schon kennen würden. Sie hat mir erzählt, dass sie hier an der Schule keinen Anschluss gefunden hat, als sie vor zwei Jahren hergezogen ist. Ich hätte ohne sie auch keinen Anschluss und es fühlt sich an, als ob wir uns als Freundinnen gesucht und gefunden hätten. Ich vertraue ihr blind und sie mir auch. Man kann mit ihr Ernst reden, aber auch eine Menge Spaß haben und sie macht jeden Unsinn mit. Ich begrüße Sie mit einer Umarmung und danach laufen wir zusammen ins Schulgebäude. Von Bryan habe ich gestern nichts gehört und nichts gesehen und ich versuche mir einzureden, dass es mir egal ist. Ich meine eigentlich kenne ich ihn ja gar nicht, zudem ist er so etwas wie die männliche schulschlampe, jedenfalls hat das Sofia gesagt. Im Biologie Saal setzen wir uns auf unsere Plätze und ich folge mehr oder weniger aufmerksam dem Unterricht. Danach haben wir Deutsch und unsere Lehrerin hat wohl das Bedürfnis, uns am vierten Schultag zu quälen, sonst würde sie keinen Vokabeltest schreiben. Für mich ja eigentlich keine Schwierigkeit, wenn mich Sofia nicht alle fünf Sekunden anstupsen würde, ich soll mein Blatt näher zu ihr schieben. Meine Konzentration lässt mit der Zeit nach und eigentlich ist mir dieser blöde Test auch recht egal. Als es zur Mittagspause klingelt, laufe ich mit Sofia in die Cantine, wo wir uns an unseren Tisch in der Ecke setzen. Die nächsten beiden Stunden verlaufen eher ruhig und langweilig. Nach Englisch, ist wieder eine Pause, diesmal aber eine wirklich große, das heißt eine Stunde irgendwo rum sitzen und warten, bis der Unterricht wieder anfängt. Sofia und ich setzen uns auf eine Bank, die etwas abseits im Schatten liegt. Plötzlich spricht und jemand von hinten unfreundlich an. ,,Weg da, hier ist unser Platz." Ich merke wie die Wut über diese Unfreundlichkeit in mir hoch kommt. Entrüstet drehe ich mich um und schaue einem blonden Jungen in seine grauen Augen. ,,Geht das auch einen Tick freundlicher? Schließlich waren wir zuerst hier!", Schnauze ich ihn an. Sofia neben mir zieht scharf die Luft ein und stößt mir warnend ihren Ellenbogen in die Rippen. Wahrscheinlich ist das wieder so ein Badboy, mit dem ich gerade Streit anfange, das ist mir aber egal, da ich mich nicht so anschnauzen lasse. ,,Junges Fräulein Pass auf, wie du mit uns redest.", ein zweiter Muskel bepackter junge tritt zu uns. Er hat braunes Haar und brauen Augen, recht langweilig, sieht er aus, finde ich jedenfalls. ,,ich schaff das auch ohne deine Hilfe!" Schnauzt jetzt der blonde seinen Kumpel an. ,,Ich rede bloß so mit euch, wie ihr mit mir.", ich verschränke die Arme vor der Brust und schaue die beiden trotzig an. ,,Steh auf jetzt und Spiel dich nicht so auf, sonst knallst!" Der Braun haarige hat wohl ein agressionsproblem, da er wütend auf den Backenknochen kaut und die Hände zu Fäusten ballt. Seine Stimme ist ein leises zischen, das mir wohl Angst einjagen soll. Sofia erhebt sich hastig und zieht an meinem Shirt. Doch ich schüttle sie ab und sie stellst sich ängstlich hinter mich. ,,Philli komm lass uns gehen, es ist es nicht wert jetzt Streit anzufangen." Sagt sie leise. ,,Höre besser auf deine kleine Freundin, sie scheint wenigstens vernünftig." Der blonde lacht kurz auf und funkelt mich dann weiter an. Doch ich schaue ihm nur entgegen, ohne Anstalten aufzustehen. ,,Leute wo seit ihr denn?", ruft jemand in unser Richtung. ,,Rick wir sind hier." Antwortet der blonde und ein dritter Junge, der wohl Rick heißt, tritt hinter die beiden. ,,was wird das, wieso sitzt die kleine da auf unserem Platz?", fragt Rick seine Freunde. Er hat wie der zweite braunes Haar und braune Augen. ,,Wir versuchen ihr zu erklären, dass sie sich verpissen soll, sonst knallst, aber sie will es nicht kapieren!" Der blonde kommt einen Schritt auf mich zu und baut sich wütend vor mir auf. Ich stehe auf und habe Glück, dass ich so groß bin und ihm so in seine Augen schauen kann. Ich stemme meine Hände in die Hüfte und schaue ihm ruhig aber bestimmt entgegen. ,,Jetzt Hör mal zu kleine, verschwinde jetzt, oder es knallt wirklich." Ich lache heiser aus. ,,Nur zu kleiner, schlag mich.", antworte ich frech. Er holt aus, doch ich fange seine Hand auf und stoße ihn zurück. Wie oft einem das Boxen nicht hilft, ohne Training, hätte ich ihn wohl keinen Millimeter bewegt bekommen. Als er wieder ausholen möchte, hält jemand seine Hand fest. Und dieser jemand ist niemand geringeres als Levy, mein so geliebter Bruder. Ich habe meine Brüder in der Schule noch nicht wirklich gesehen und wenn, dann nur kurz bei den Schließfächer, als ich vorbei gelaufen bin. ,,Beruhige dich Ian, ich Regel das mit der nervigen kleinen.", er schaut mich wütend an. Der blonde heißt also Ian. ,,Aber Levy..", fängt der zweite Braun haarige an. ,,Sei still Riley, ich habe gesagt ich Regel das!" Riley, der Braun haarige schaut meinem Bruder noch kurz in die Augen, bis er sich umdreht und zu Rick dem anderen Braun haarigen läuft. ,,Du nervst, weißt du das, mit jedem fängst du Streit an, kannst du uns nicht einfach in Ruhe lassen, es reicht schon, dass wir uns zu Hause immer um dich kümmern müssen. Ich habe keine Lust, jetzt auch noch aufpassen zu müssen, damit du nicht verprügelt wirst!", wendet Levy sich jetzt an mich. Ich schaue ihn fassungslos an. Meint er das gerade ernst, sie müssen nie auf mich aufpassen. ,,Ich habe nicht von dir verlangt dazwischen zu gehen, du hast es freiwillig gemacht, ich wäre auch gut ohne dich zu Recht gekommen!", Schnauze ich ihn wütend an. Mittlerweile sind auch meine anderen beiden Brüder aufgetaucht und haben sich hinter Levy gestellt. ,,Pass auf wie du mit mir redest, du hast es anscheinend immer noch nicht verstanden, dass du respektvoll mit mir umzugehen hast! Ich sage dir wo es lang geht und da brauchst du dann nichts mehr zu erwidern!" Jetzt schreit Levy mich fast an und mir steigen vor Wut und Verzweiflung die Tränen in die Augen. Ich drehe mich um und laufe davon. Sofia folgt mir schweigend bis zu den Toiletten. ,,Wieso hast du nicht einfach auf Ian am Anfang gehört, dann hättest du jetzt keinen Streit mit der zweiten Gruppe Badboys und sogar noch mit deren Anführer." Moment was hat sie gerade gesagt ich schaue sie ungläubig an. ,,Anführer? Zweite Gruppe Badboys?" Frage ich sie. ,,Ja Levy ist der Anführer der zweiten Gruppe Badboys. Sam und Conner sind seine Brüder und stehen immer hinter ihm. Wahrscheinlich müssen sie das. Und Rick und Riley, die beiden Braun haarigen, auch Brüder, gehören sowie Ian, das ist der blonde und jaydan zu der Gruppe. Jaydan war nicht dabei, aber er ist schwarz haarig und hat braune Augen, außerdem ist er erst siebzehn und somit der jüngste der Gruppe." ,,ich weiß, dass Sam und Conner die Brüder von Levy sind, sie sind schließlich auch meine Brüder,....leider", füge ich hinzu. Sofia fallen fast die Augen aus dem Kopf. ,,Levy, Sam und Conner sind deine Brüder?", jetzt kreischt sie fast. ,,Oh hast du ein Glück, sie sind mit die beliebtesten Jungen der Schule und sehen alle drei Mega gut aus." ,,Wir können ja gerne tauschen, weil Glück habe ich mit denen auf keinen Fall. Sie behandeln mich wie Dreck und kommandieren mich nur rum, wenn sie dann mal mit mir reden." ,,Naja sie sind es eben gewöhnt das jeder auf sie hört.", wendet Sofia ein. ,,Ja und, ich bin ihre Schwester, sie brauchen nicht so mit mir umzugehen, ich haben ihnen nichts gemacht." ,,Ich denke du wirst dich daran gewöhnen, sie sind bestimmt nicht so schlimm, wenn man länger bei Ihnen ist." ,,ist das gerade dein Ernst?" Frage ich sie entrüstet und sie nickt. Ich schüttle verständnislos den Kopf und verlasse laut schnaubend die Mädchentoilette.
Nach dem Unterricht fahre ich sofort mit dem Bus nach Hause, mit Sofia habe ich nicht mehr geredet und meinen Brüdern bin ich auch nicht mehr begegnet. Ich habe gewusst, dass Badboys von jedem in Schutz genommen werden, egal was sie machen und dass sie jeder anhimmelt, aber doch nicht Sofia meine neue beste Freundin, von ihr hätte ich es am aller wenigsten erwartet. Zuhause mache ich schnell meine Hausaufgaben, bevor ich beschließe noch eine Runde joggen zu gehen. Ich ziehe mir schnell eine kurze Sporthose und ein enges Top an. Unten an der Haustür schlüpfe ich ihn meine Rosanen Nike Free und schnappe mir meinen Hausschlüssel. Ich laufe langsam zum Park, bevor ich anfange mich zu dehnen. ,,Hi Süße, ich habe heute mitbekommen, wie du mit deinem Bruder aneinander geraten bist, mich hat es bloß gewundert, dass dir deine anderen Brüder nicht geholfen haben.", die Stimme kenne ich nur zu gut und ich drehe mich etwas genervt um. ,,was willst du Bryan?" ,,Ich wollte mit dir reden." ,,Wenn du gekommen bist um mit mir über meine Brüder zu reden, dann kannst du gleich wieder gehen.", Schnauze ich ihn an. ,,Ändere deinen Ton mir gegenüber." ,,jetzt fängst du auch schon so an wie meine Brüder, ich kann euer Getue nicht mehr haben. Er nervt, sei normal zu mir und ich bin normal zu dir, aber ich werde dich nicht wie sonst alle in den rosa roten Himmel heben und dir die Füße küssen, da bist du bei mir an der falschen Adresse." Ich schaue ihn genervt an, bevor ich mich umdrehe und davon jogge. Doch nach zehn Metern hat er mich eingeholt und hält mich an meiner Schulter zurück. ,,Ich mag es, wie du dir von niemandem etwas sagen lässt, egal was für eine Position sie haben, aber ich muss vor meinen Leuten dieses Bild, des unbezwingbaren Badboys bewahren, sonst nehmen Sie mich nicht mehr ernst. Ich fange lauthals an zu lachen. ,,Unbezwing...Haha...unbezwingbarer....Haha Bad...Haha badboy...Haha, das ist...Haha zu ...Haha..zu witzig." Ich kugle mich vor Lachen auf dem Boden und Bryan beobachtet mich beleidigt. ,,ich meine das ernst.", schnauzt er mich an. ,,Entschuldigung." Ich versuche mein Lachen zu unterdrücken, aber es platzt wieder aus mir heraus. Als ich mich beruhig habe, richte ich mich wieder auf und schaue ihm in die Augen. ,,hast du dich jetzt wieder einbekommen?", fragt er mich genervt und ich nicke lächelnd. ,,Also jetzt nochmal, kannst du normal mit mir umgehen, ansonsten brauchst du mich nicht mehr anzusprechen." ,,Wenn uns niemand sieht, aber ansonsten muss ich wie gesagt meinen ruf halten, da kann ich dich nun mal nicht auf Watte tragen, kleine Prinzessin." Ich schaue ihn durchdringend an. ,,also gut, in der Schule gehen wir uns aus dem Weg und privat, bist du aber normal zu mir und behandelst mich, wie du von mir behandelt werden möchtest." Er nickt. Und zieht mich ohne Vorwarnung in eine Umarmung. Ich klopfe ihm auf die Brust, wobei ich bezweifle, dass er es merkt, da sie vor Muskeln ganz hart ist. ,,Ich brauche noch Luft." Bresse ich unter zusammen gebissenen Zähnen hervor und er lässt mich lachend los. Ich schnappe nach Luft um schaue ihn dann fragend an. ,,Was war das?" ,,Keine Ahnung hatte einfach so einen Drang dich zu umarmen." Ich schaue zu ihm hoch und fange an zu lachen. Ja ich muss zu ihm hoch schauen, ich bin zwar recht groß, aber Bryan ist wirklich enorm groß, selbst für einen Jungen. ,,So ich jogge dann mal weiter oder besser gesagt ich fange jetzt mal an zu joggen." ,,Ich komm mit dir, wo geht's hin?" Ich schaue ihn fragend an und erst jetzt fällt mir auf, dass er auch Sportsachen trägt. ,,Ähm also eigentlich wollte ich hier ein paar Runden joggen, wenn ich es mir aber jetzt so überlege habe ich nicht mehr so viel Lust darauf." Er fängt an zu lachen. ,,Und was hast du jetzt vor?" ,,ich denke ich gehe heim.", antworte ich ihm. ,,Ok ich begleite dich noch ein Stück." Ich nicke zögernd und wir laufen gemeinsam los. An einer Kreuzung verabschiedet er sich und ich laufe die letzten Meter alleine nach Hause.

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