35-Lange Nacht

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Ruckartig schrecke ich auf. Ich blicke mich um, doch Bryan ist nirgendwo zu sehen. Müde schaue ich auf meinen Wecker. 3:27 na toll, die Nacht ist jetzt wohl gelaufen. Ich schalte meine Lampe neben dem Bett an und auf meinem Nachtisch liegt ein kleiner Zettel.
-ich bin Heim gefahren, nicht dass dein Vater mich irgendwann doch noch killt. Morgenfrüh hole ich dich wieder ab. Ich hoffe du liest das erst morgen früh weil ansonsten bist du ja aufgewacht. Also schlaf schön meine süße.
,,Philine.", murmelnd verbessere ich ihn automatisch, auch wenn er es  nicht mitbekommt. Ich stehe auf, da ich weis, dass ich jetzt sowieso nicht mehr schlafen kann. Ich tapse ins Bad und putze mir erst einmal die Zähne. Danach stelle ich mich unter die Dusche und wasche meine Haare. Ich steige aus der Dusche trockne mich ab, ziehe mir eine Jogginghose und den Pullover von Bryan an. Meine Haare flechte ich, damit sie morgen früh, oder besser gesagt in ein paar Stunden, nicht ganz so unordentlich sind. Danach schminke ich mich dezent und schlüpfe in meine weißen Nike. Ich schaue auf die Uhr 4:01. Super, noch locker Dreieinhalb Stunden, bis Bryan mich abholt. Ich seufze und setze mich auf mein Bett. Ich beschließe ein bisschen in der Stadt rum zu fahren. Schnell schnappe ich mir meine Schulsachen und meinen Autoschlüssel, sowie eine Jacke und tapse leise die Treppen runter. ,,Philine?", langsam drehe ich mich auf den Zehenspitzen herum. Vor mir steht Ethan in einem flauschigen Dinosauriershirt und blickt mich verschlafen an. ,,Was ist kleiner Mann?" ,,Ich kann nicht schlafen." Er kommt auf mich zu und ich hebe ihn seufzend hoch. ,,Ja ich auch nicht. Komm ich bring dich in dein Zimmer und dann schauen wir was wir machen können ok?" Mein kleiner Bruder nickt und ich laufe mit ihm auf dem Arm hoch in sein Zimmer. Und da es Ethan ist und er wirklich noch klein ist, lehnt er sich an meine Schulter und ist zwei Sekunden später schon eingeschlafen. Lächelnd lege ich ihn ins Bett und decke ihn sanft zu. Als ich gehen möchte schlägt er nochmaldie Augen auf. ,,Schscht schlaf' weiter." Lächelnd gebe ich ihm einen Kuss auf die Stirn und tatsächlich schläft er wieder ein. Leise laufe ich nach unten öffne die Tür zur Garage. Dann steige ich in mein Auto, es springt leise an und ich brause los. Wohin, das weis ich selbst nicht so genau. Ich öffne das Fenster ein Stück und genieße die frische Nachtluft. Mein Lieblingslied läuft im Radio und ich drehe die Musik etwas auf. Grölend singe ich zusammen mit Kygo 'Stole the Show'. Es ist einfach unglaublich, wie befahren die Straßen selbst um halb fünf sind. In Deutschland findet man kein Auto und hier wird die Nacht zum Tag. Ich düse ein bisschen durch die Straßen New Yorks und bewundere die Schönheit der Stadt. 4:41 ich beschließe zu Bryan zu fahren. Egal ob ich ihn aufwecke. Er muss früher oder später sowieso aufstehen. Ich wende auf einem kleinen Parkplatz und fahre gemütlich zu meinem Freund. 4:55 ich stehe vor Bryans Tür und klingle schon zum vierten Mal. Plötzlich wird die Tür aufgerissen und ein verschlafener Ceno steht vor mir. ,,Sag mal hast du noch alle Latten am Zaun?! Es ist mitten in der Nacht, verpiss dich.", fährt er mich an. Da ist wohl jemand kein Morgen Mensch, ,,Stell dich nicht so an, ich will zu Bryan." ,,Und deshalb musst du uns alle aufwachen?", fragt mich Matt brummend, der hinter Ceno auftaucht. Ich nicke lachend. ,,Ihr habt ja nur eine Klingel." ,,Du bist so unmöglich." ,,Ich weiß, darf ich jetzt rein, mir wird kalt." Murrend tritt Ceno von der Tür weg und die beiden verschwinden wieder in ihren Betten nehme ich an. Ich tapse hoch und Bryans Zimmer und was macht der?... richtig friedlich schlafen. Nicht mehr lange. Ich reibe mir lachend die Hände und werfe mich quiekend auf ihn. Bryan brummt auf und reist die Augen auf. ,,Was machst du denn hier?", fragt er mich entsetzt. ,,Bin ich wirklich so unerwünscht?", frage ich gespielt schockiert. Er seufzt. ,,Um..", er schaut auf die, ,,5:02 schon ja." Ich verschränke die Arme. ,,Aber ich wollte zu dir und konnte eben nicht mehr schlafen, schließlich bist du gestern Abend abgehauen, wärst du geblieben, wäre dir das hier erspart geblieben.", trotzig schiebe ich meine Unterlippe nach vorne. Er lacht. ,,Komm her.", er strecke die Arme aus und nimmt mich in den Arm. Ich kuschle mich an ihn und atme seinen Geruch ein. Bryan scheint schon wieder eingeschlafen zu sein. Ich lächle und versinke in Gedanken. Um halb sieben beschließe ich Brötchen holen zu gehen. Vorsichtig hebe ich Bryans Arm, mit dem er mich fest umschlungen hält, hoch und schlüpfe leise aus dem Zimmer. Ich steige in mein Auto und fahre zur nächsten Bäckerei. Ich bestelle auch Brötchen für die anderen und hole außerdem Kaffee bei Starbucks und frische Donuts. Mit meiner Beute auf dem Beifahrersitz fahre ich zurück zu Bryan und klingle. Ceno macht mir wieder die Tür auf. ,,Schon wieder du, du warst doch heute Nacht schon mal da, biste wieder gefahren?", fragt er immer noch etwas sauer. Ich halte das Essen hoch, was er mir sofort aus der Hand reist. ,,Ich hol schnell die anderen Jungs sage ich und verschwinde. ,,Lass mal, ich ess das schon alleine.", schreit mir Ceno hinter her. Ich schüttle schmunzelnd den Kopf und sage den anderen Bescheid. Bryan schläft immer noch und ich rüttle ihn sanft. ,,Lass mich, ich bleibe heute Zuhause.", brummt er. ,,Ich habe aber Donuts und Kaffee geholt." Und wach ist er. Er springt auf und zieht sich schnell etwas über seinen freien Oberkörper, bevor er mich an der Hand hinter sich her die Treppen runter zieht. Die anderen sitzen schon lachend am Tisch und verputzen munter mein Essen. ,,Guten Morgen, du hast mit deiner aufmerksamen Geste, des Essens, die Tat von heute Nacht gut gemacht.", schmatzt Matt. ,,Mund zu.", fährt Gayle ihn an, Matt lacht bloß. Bryan und ich setzten uns dazu und Essen mit. Um halb acht sind wir auf dem Weg zur Schule. ,,Wie lange hast du heute Schule?", fragt mich Bryan wieder, als wir auf dem Schulparkplatz halten. ,,Vier Stunden.", kreische ich überglücklich. ,,Die letzten beiden Stunden fallen aus." ,,Tia dann musst du wohl heim laufen, weil ich habe nur drei.", er grinst frech und mir klappt die Kinnlade nach unten. ,,Waaaaas?", quieke ich. Er nickt. ,,Bei mir fallen die letzten drei Stunden aus." Ich ziehe einen Schmollmund. ,,Aber weil ich der beste Freund auf dieser Welt bin, hole ich dich nach der Schule ab." ,,Das ist aber gnädig von dir, ich muss sowieso zu dir, mein Auto steht da noch.", stelle ich neutral fest. ,,Gute Ausrede Babe, sag einfach, wenn du zu mir willst, da musst du nicht dein Auto als Vorwand nehmen.", mit diesen Worten küsst er mich. Ich blicke ihn entsetzt an. ,,Erstens heiße ich immernoch Philine zweitens, wieso sollte ich zu dir wollen und drittens nicht hier Bryan." Lachend steige ich aus und laufe zu Sofia. Ich habe Glück, dass Bryans Auto verdunkelte Scheiben hat, sonst wäre ich jetzt Gesprächsthema Numero 1. ,,Und wie geht's?", Sofia schließt mich in eine kurze Umarmung. ,,Sehr gut.", ich grinse breit und wir machen uns gemeinsam auf den Weg zum Unterricht. Langweilig, wie immer eigentlich, als es zur Mittagspause läutet, renne ich förmlich aus dem Gebäude...weil ich habe ja jetzt aus. Ich laufe auf Bryans Auto zu und steige grinsend ein. ,,Und meine Süße." ,,Philine." Er lacht blöd und fährt los. ,,Zu dir?", fragt er ich zucke stumm mit den Schultern. ,,Ich habe heute Abend Training."er nickt. ,,Soll ich dich wieder fahren?" Ich nicke wieder stumm. ,,Alles ok?", mein Freund schaut mich verwundert an. ,,Die Straße Bryan.", er nickt. ,,Ja alles bestens, fährst du mich heim?" ,,Ja." Er biegt ab und irgendwann halten wir dann bei uns in der Einfahrt. ,,Philine?", fragt er, als ich die Autotür öffnen möchte. ,,Huh?" ,,Es wird bald auffallen, dass wir zusammen sind, ich weis nicht, wieso du es nicht sagen willst. Deine Brüder werden dich schon nicht umbringen. Ich möchte es einfach mit der ganzen Welt teilen, dass du jetzt zu mir gehörst.", er blickt mich, auf eine Antwort wartend, an. Und ich meine eine Spur Traurigkeit in seinen Augen zu bemerken. ,,Ok.", ist das einzige was ich über die Lippen bekomme. ,,Sicher?"ich nicke und er küsst mich. Lange....schön....einfach unbeschreiblich. Mit einem Lächeln öffne ich die Tür. Ich steige aus, aber nicht, bevor ich mich nochmal zu ihm beuge und ihn kurz Küsse. Er hat recht. Sollen die anderen doch reden und meine Brüder sollen sich um ihre Sachen kümmern. Außerdem wird Sam mir helfen..hoffe ich doch. ,,Aber nach dem Training müssen wir noch mein Auto bei dir holen.", stelle ich fest Bryan nickt und ich laufe immer noch über das ganz Gesicht grinsend zur Haustür und schließe auf. ,,Was ist dir denn passiert? Hast du im Lotto gewonnen?", begrüßt mich Conner schroff, der wohl nicht so gut gelaunt ist. Ich schüttle mit dem Kopf. ,,Ich brauche nicht im Lotto zu gewinnen. Reichtum ermöglicht vielleicht viel, aber ich brauche ihn nicht um fröhlich oder glücklich zu sein.", antworte ich besserwisserisch. Er rümpft bloß die Nase. ,,Die Jungs wollen mit dir reden, kommst du bitte mit." Sein Ton lässt keine wieder Rede zu und ich stöhne genervt auf. Eigentlich habe ich nicht wirklich Lust auf die. Trotzdem nicke ich. ,,Aber ich habe um fünf Training und muss dem entsprechen früh wieder hier sein, Bryan holt mich ab." ,,Aha, was läuft da zwischen dir und Bryan?", Conner öffnet die Autotür und startet den Motor, nachdem ich auch eingestiegen bin. ,,Wir sind zusammen." Er ist so geschockt, dass er wohl ausversehen auf die Bremse kommt und den Wagen gleichzeitig sehr unsanft abwürgt. ,,So geht das Auto kaputt.", bemerke ich lachend. ,,Du bist was..?", fragt er nach. ,,Du hast schon richtig verstanden, ich bin mit Bryan zusammen." Er reist die Augen auf und sein Blick wird wütend. ,,Du bist mit dem Feind zusammen?" Ich nicke. ,,Ich muss dich aber verbessern. Er ist vielleicht euer Feind, deshalb aber noch lang nicht meiner, ihr kennt ihn nicht und mir ist es egal, ob ihr mir den Segen gebt oder nicht....Sam hat es jedenfalls getan.", diesen Zusatz kann ich mir einfach nicht verkneifen. Conners Augen werden zu Schlitzen. ,,Sam wusste das?", ungläubig schaut er mir in die Augen. Ich nicke. ,,Ich dachte du wärst sein Zwillingsbruder und würdest alles aus seinem Gesichtsausdruck lesen können, wieso überrascht dich diese Neuigkeit?", frage ich spitz. Er funkelt mich immer wütender an. ,,Sam ist zu gutmütig, er sollte dir die kalte Schulter zeigen, du bist nicht besser als sie, als Mum!" Hat er gerade wirklich unsere Mutter beleidigt. Mir steigen Tränen in die Augen. Er seufzt. ,,Phili." ,,Nenn mich nicht so!", fahr ich ihn an. Er nimmt meine Hand, doch ich entreiße sie ihm. Schnell reiße ich die Tür auf und laufe die wenigen Meter, die wir gefahren sind, zum Haus zurück. ,,So war das nicht gemeint. Heut ist nicht mein Tag Philine bitte.", ruft mir Conner hinter her. Ich zeige ihm meinen Mittelfinger, bevor ich in mein Zimmer renne und mich schluchzend auf mein Bett werfe. Ich weis nicht wie lange ich hier liege, aber irgendwann klopft es leise an meiner Zimmer Tür. Ich antworte nicht, worauf sie leise geöffnet wird. Ich merke an den Schritten, dass es Bryan ist, ich blicke aber nicht auf. Mein gerade so frisches Paradis wandelt sich wieder in die Hölle um. ,,Hey Prinzessin. Was ist passiert.", ich schüttle stumm mit dem Kopf, als Zeichen dass ich nicht darüber reden möchte. ,,Auf, du hast Training in den ersten Stunden zu spät zukommen ist wohl nicht sehr empfehlenswert.", Bryan lacht leise und streicht mir zart über die von Tränen überströmte Wange. ,,Du solltest mit jemandem über alles reden. Dieser jemand muss nicht ich sein, niemand Bekanntest. Vielleicht solltest du in eine Therapie gehen." Er meint es ernst und ich weis, dass er sich bloß Sorgen macht, ich möchte aber mit niemand Fremden darüber reden, wenn ich mit jemandem reden möchte, dann mit Bryan, aber nicht jetzt. Ich raffe mich auf und schmeiße mich ihm dann in die Arme. Er zieht mich auf seinen Schoß, ganz nahe an sich. Leicht wiegt er mich hin und her und streicht mir besänftigend über den Rücken. Immer wieder schluchze ich, bis keine Träne mehr aus meinem Auge entweicht. ,,Komm, pack deine Sachen, sonst kommst du zu spät.", er drückt mir einen weichen Kuss auf die Stirn und ich stehe langsam auf. Bryan fährt mich und im Tanzstudio ziehe ich mich schnell um, bevor ich mich neben Lexy stelle und die Angaben der Tanzlehrerin nach tanze. ,,Philine, strecke deine Zehenspitzen und habe etwas mehr Spannung.  Wieso bist du so unkonzentriert?!", motzt mich Madame Rosie, die zweite Tanzlehrerin an. ,,Entschuldigung.", murmle ich und gehorche ihr. Eine halbe Stunde tanzen wir so, bevor jeder einen Tanzpartner zugeteilt bekommt und wir ein paar Hebefiguren tanzen müssen. ,,Philine, du tanz zusammen mit Will." Ein dunkelhaariger großer Junge kommt auf mich zu und lächelt mich an. Ich erwidere sein lächeln, bevor er mich an der Hüfte packt und wir zusammen vortanzen. Er wirbelt mich durch die Luft und ich muss sagen, ich glaub wir passen echt gut zusammen. Also als Tanzpartner versteht sich. Madame Rosie ist genauso begeistert.
Nach der Stunde ruft sie mich und Will nach vorne. ,,Also ihr beiden wart wundervoll. Und Will du weißt, dass bald eine Aufführung bevor steht. Wenn ihr beiden fleißig seid, kann ich mir durchaus vorstellen euch eine große Rolle zusammen zugeben. Philine du hast ein sehr großes Talent. Nach den Schulferien würde ich euch gerne alle zwei Wochen zusammen mit Lexy und ihrem Bruder Jef einzel Unterricht geben. Zum fördern." Sie lächelt. Will nickt und ich mache große Augen bevor auch ich begeistert nicke. Madame Rosie klatscht in die Hände. ,,Sehr gut ich sage euch dann nochmal Bescheid." Wir verabschieden uns mit einem Knicks, bevor ich mich schnell umziehe und zu Bryan ans Auto laufe. Er begrüßt mich mit einem Kuss, bevor er mich Heim fährt. ,,Ich habe dir zusammen mit Matt dein Auto geholt. Es steht vor der Tür hier sind die Schlüssel und lass dich ja nicht unterbringen meine Hübsche." Ich nicke und er drückt mir einen sanften Kuss auf die Lippen, den ich erwidere. Ja und danach passiert nichts spannendes mehr. Ich gehe duschen und falle müde ins Bett. Meine Brüder sehe ich nicht mehr und meinem Dad, Faya und Ethan wünsche ich flüchtig eine gute Nacht.

Ein neues Kapitel ich hoffe es hat euch gefallen

Lg fluffyunicorn:)

From hell to paradise Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt