6.Verabredung

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Mit verbundener Hand verließ Harry wenig später das Krankenzimmer, gerade als die Glocke zum Schulschluss läutete.

Er beeilte sich, in den Werkraum zu kommen, um seine Tasche zu holen, die noch immer dort lag und machte sich dann auf den Weg nach Hause. Er war einer der Letzten, die das Gebäude verließen. Liam und Niall waren vermutlich schon gegangen, denn sie hatten gar nicht mitbekommen, dass Harry sich verletzt hatte. Wie auch, schließlich hatten sie getrennten Unterricht gehabt.
Der Lockenkopf bog vom Schulgelände nach rechts ab, da rief jemand nach ihm: "Hey, Harry!" Er wandte sich um und sah Louis an einer Mauer lehnen. Er war allein, sein Kumpel Zayn war nicht zu sehen.

Harry drehte sich um und blieb mit misstrausichem Blick stehen: "Ja?"
"Ich hab mich gefragt, ob du gerne ein wenig mehr von Edinburgh sehen würdest. Ich habe jetzt nichts vor und wenn du magst, zeige ich dir gerne die Burg, damit du dich ein bisschen mehr Zuhause fühlen kannst." Mit zusammengekniffenen Augen musterte Harry Louis und fragte sich, wieso er ihm plötzlich die Stadt zeigen wollte.
Sie hatten bisher nicht mehr, als ein paar Worte miteinander gewechselt und waren nicht einmal in derselben Klassenstufe.

Woher also das Interesse?
"Wieso?", fragte er gerade heraus und blieb einige Meter von Louis entfernt stehen, der ihn unverwandt ansah und mit den Schultern zuckte: "Keine Ahnung. Vielleicht will ich einfach nur nett sein, hast du darüber schonmal nachgedacht?"
"Aber wieso bist du gerade nett zu mir? Liam und Niall haben gesagt..."
"...die haben keine Ahnung wovon sie reden. Die kennen mich nicht", unterbrach Louis ihn und verschränkte die Arme vor der Brust.

Einen Moment taxierten sie einander und keiner von beiden sagte ein Wort, es war als versuchte jeder, die Gedanken des anderen zu lesen. Irgendwann senkte Louis den Blick und murmelte: "Na gut, dann eben nicht. Ich hätte gedacht du bist vielleicht ein wenig offener, als die verkorksten Leute hier auf der Schule." Er wandte sich ab und wirkte tatsächlich etwas enttäuscht.
"Nein, so war das nicht gemeint, tut mir leid", sagte Harry schnell und machte einige Schritte auf ihn zu, bevor er meinte: "Ich bin einfach verwirrt. Wir haben nichts miteinander zu tun und du fragst mich, ob du mir die Stadt zeigen sollst....das ist unüblich." Louis zuckte mit den schmalen Schultern. "Na und? Ich finde du bist ein interessanter Mensch und ich würde dich gerne näher kennenlernen, wenn du es genau wissen willst", sagte Louis und senkte verlegen den Blick.
"Na gut, dann zeige mir die Stadt", sagte Harry und Louis lächelte zufrieden: "Prima, dann komm mit."

Zusammen spazierten sie durch die Straßen der Altstadt. Louis schien sich hier sehr gut auszukennen, denn er musste kein einziges Mal nach dem Weg fragen oder einen Straßennamen kontrollieren.
Auch geschichtlich hatte er einiges auf dem Kasten. So erzählte er Harry zum Beispiel, dass es unterhalb der Stadt ein Gewirr aus Gassen der Altstadt gab, die vor mehreren hundert Jahren von neuen Häusern überbaut worden waren.

"Man sagt, in den alten Gassen soll es spuken. Und die Menschen habe bis vor 120 Jahren auch noch dort unten gelebt." Fasziniert hing Harry an Louis Lippen, es war unglaublich, was er alles über die Stadt wusste. "Wie kommt es, dass du dich so gut auskennst?" fragte er, während sie eine belebte Straße entlanggingen, die von kleinen Läden gesäumt war.

"Ich bin hier aufgewachsen und habe mich schon immer sehr für Geschichte interessiert, naja dann kam das eben so", antwortete Louis und lächelte Harry kurz schüchtern an, während er sich den Kragen seiner Jacke hochschlug, als ihnen ein kalter Wind entgegenwehte."Wenn du magst, kann ich dir diese unterirdischen Gänge zeigen. Man kann sie besichtigen und ich kenne da einige Eingänge, die wir nutzen können, ohne dafür bezahlen zu müssen." Er grinste diebisch und Harry fragte sich, wieso er das wohl wusste.

Ob er vielleicht wirklich mit Drogenhandel zu tun hatte, wie Liam vermutete und diese Gänge als Verstecke nutzte?

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Ohje ich hab gerade gesehen, dass es wirklich ein kurzes Kapitel geworden ist, ich hoffe ihr verzeiht mir.
LG

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