37. Wer Hunger hat, mit dem ist nicht zu spaßen

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Die Nachricht von Sams Entlassung, schien Louis ziemlich schwer getroffen zu haben und Harry verstand es durchaus, denn wie sollte Louis nun seinen Blutnachschub bekommen? "...es hat ewig gedauert, bis wir Jemanden im Krankenhaus gefunden haben, der uns geglaubt hat und bereit war, das Risiko auf sich zu nehmen....mir wird das Material ausgehen, bevor ich jemand Neues finden kann." Nervös spielte Louis an seinem Lippenpierching herum und Harry sah ihm an, dass er fieberhaft nachdachte, wärend sie zurück zur WG gingen. Zu gerne würde er ihm helfen, aber er hatte ja noch weniger Ahnung als Louis, wie man an Blutvorräte herankam, deswegen sah er Louis einfach nur dabei zu, wie er sich den Kopf zerbrach und versuchte ihm das Gefühl zu geben, bei ihm zu sein. Als sie in die Straße einbogen, in der Louis lebte trat er voller Wut gegen ein kleines Mäuerchen und fluchte: "Man, wieso lässt dieser Vollpfosten sich dabei erwischen? Wie blöd kann man sein?" Frustriert lies er sich auf die Mauer sinken und vergrub die Hände in seinen Haaren. "Wie lange reicht denn das, was du noch im Kühlschrank hast?" erkundigte sich Harry vorsichtig und strich ihm über den Kopf. Louis seufzte und hob den Kopf: "Naja, wenn Zayn nicht mittrinkt, dann vielleicht noch zwei Tage. Wenn er – wie er es in der letzten Zeit dann doch getan hat – sich ebenfalls bedient, dann ist spätestens morgen Mittag alles weg." Mit einem ängstlichen Ausdruck in den Augen, sah Louis Harry an, der den Arm um ihn legte: "Wir finden schon eine Lösung...."
Doch irgendwie glaubte er selbst nicht so richtig daran.

Louis hatte Recht. Die Vorräte waren am nächsten Tag gegen Mittag beinahe aufgebraucht. Zu dritt standen Zayn, Louis und Harry vor dem Kühlschrank, in dem noch ein kleiner Blutbeutel lag und Zayn meinte: "Naja, ich brauch nicht mehr lange, dann bin ich weg. Du kannst den letzten Beutel nehmen, Louis." Louis Kopf fuhr herum und er sah Zayn fragend an: "Was meinst du damit?" Der Dunkelhaarige zuckte mit den Schultern und murmelte: "Ich hab eine Lösung gefunden. Eine Patrone aus dem härtesten Holz der Welt. Mit einer Pistole kann man sich selbst töten und es geht schnell...das Holz hab ich im Internet bestellt und momentan arbeitet ein Schreiner daraus eine 9mm Patrone heraus." In Louis Gesicht war Entsetzen zu lesen, als er seinen Freund und jahrelangen Begleiter musterte: "Du willst es also wirklich tun?" Ein stummes Nicken war die Antwort. Betrübt senkte Louis den Kopf und Harry nahm rasch seine Hand. Natürlich hatte Louis mal gesagt, dass ihm Zayns Launen auf die Nerven gingen, aber er war sich sicher, dass Louis trozdem traurig sein würde, wenn Zayn nicht mehr da wäre. "Du ziehst es also wirklich durch...." -"Ja, das hab ich vor. Deswegen kannst du den Rest ruhig trinken. Der Schreiner meinte in einigen Tagen müsste er fertig sein und bis dahin komme ich auch ohne Nahrung aus." er griff nach dem Blutbeutel und drückte ihn Louis in die Hand, der ihn eine Weile musterte und dann damit zum Herd hinüber ging. Zayn verließ die Küche und Harry sah ihm nach: wie schlecht musste es einem Menschen gehen, wenn er ernsthaft darüber nachdachte, sein Leben zu beenden? Zayn tat ihm Leid, doch auf der anderen Seite konnte man, troz seiner erst 18 Jahre, nicht unbedingt behaupten, dass er ein kurzes Leben gehabt hatte und etwas verpassen würde, wenn er sich das Leben nahm.

Die nächsten Tage waren still. Harry verbrachte fast die ganze Zeit in der WG, denn er sorgte sich um Louis, der bereits nach zwei Tagen ohne Nahrung sehr gereizt und schwach wurde. Zayn schien das nichts auszumachen, denn er hatte immerhin schoneinmal eine "Diät" gemacht und war es gewohnt, hungrig zu sein. Doch Louis wurde immer grummeliger und sprach kaum noch. Einmal schickte er Harry ziemlich unwirsch nach Hause, weil er Angst hatte, ihn anzufallen. Den Weg zurück zu seinen Eltern hatte Harry allein hinter sich gebracht, denn Louis hatte sich geweigert, ihn zu begleiten: "Wenn ich mit dir auf der Straße alleine bin, dann kann ich momentan leider für gar nichts garantieren." hatte er gegrummelt und frustriert ein Kissen gegen die Wand geworfen. Der Weg von Louis zu Harry führte den Lockenkopf an einem Park vorbei und als er das Rascheln der Eichörnchen in den niedrigen Sträuchern an der Straße hörte, kam ihm eine Idee. Wieso trank Louis kein Tierblut, solange er nicht an Menschliches herankam? Er zog das Handy aus der Tasche und schrieb seine Idee an Louis, doch dieser schien gerade für gar nichts empfänglich zu sein, denn er antwortete nur kurz und knapp:
'Tiere schmecken scheußlich....' Seufzend schob Harry das Handy zurück in die Tasche und zuckte mit den Schultern – Louis war aber auch manchmal wirklich ein Dickkopf. Das Tierblut wäre ja nur vorübergehend gewesen.

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Sein Handy klingelte Harry am nächsten Morgen bereits um 6 Uhr aus dem Bett. Grummelnd zog er sich die Decke über den Kopf und verfluchte denjenigen, der ihn gerade anrief, als er den Klingelton erkannte -es war "Total Eclipse of the heart" und er hatte das Lied Louis zugeordnet. Schnell fuhr er hoch, wühlte zwischen den Falten seiner Decke nach dem Handy und hob ab: "Lou? Alles okay?" fragte er beunruhigt, doch es war nicht Louis der ihm antwortete. "Hey, ich bins Zayn. Harry, du musst vorbeikommen. Louis geht es gar nicht gut. Er braucht dringend Nahrung und ich habe mir gedacht, vielleicht könntest du ja...also ich meine, wenn ich dabei bin, dann können wir das kontrollieren...Louis braucht nur einige Milliliter...." stammelte Zayn und Harry spürte, dass es ihm äußerst unangenehm war, Harry darum zu bitten für Louis Blut zu spenden. "Ähm...ja...ich zieh mich an und bin in 10 Minuten bei euch." sagte Harry, sprang aus dem Bett, zog sich das Erstbeste an, das er finden konnte und machte sich leise davon. Zayn hatte wirklich besorgt geklungen und Harrys Herz raste vor Nervosität, als er den ganzen Weg zu Louis Wohnung rennend hinter sich brachte. In den Straßen lag noch ein leichter Nebel und der Himmel kündigte anhand einiger rosafarbenen Streifen bereits den Sonnenaufgang an.

Harry rannte zwischen den parkenden Autos vor dem Haus hindurch und klingelte an der Haustür Sturm, die sofort aufging. Im Treppenhaus war es noch still und so machte er einiges an Lärm, als er die steinernen Stufen hinaufsprang und schwer atmend vor der Wohnungstür stehenblieb. "Hey, da bist du ja." sagte Zayn erleichtert, nachdem er Harry dir Tür geöffnet und ihn hereingelassen hatte. "Komm mit, Louis ist in seinem Zimmer." Er ging ihm voran durch den Flur und gemeinsam betraten sie den kleinen Raum. Eine einsame Kerze brannte auf dem Nachtschränkchen und warf zitternde Schatten an die Wand. Louis lag ausgestreckt auf seinem Bett, eine Hand locker auf dem Brustkorb abgelegt und starrte abwesend zur Decke. Als Harry das Zimmer betrat hob er den Kopf und selbst im Halbdunkeln sah Harry, dass Louis Augen fast komplett schwarz waren – vermutlich machte das der Durst. "Harry..." krächzte er und streckte eine Hand nach ihm aus. Louis war schon immer dünn gewesen, aber als Harry die kalte Hand ergriff wirkte er noch ausgezehrter als sonst. "Hey....Zayn hat mich angerufen....du brauchst Blut und ich habe mich bereiterklärt...." augenblicklich lies Louis Harry los, rappelte sich auf und zog sich in die am weitesten entfernte Ecke des Zimmers zurück: "Nein! Vergiss es. Ich werde dir nichts antun...das Risiko gehe ich nicht nocheinmal ein." fauchte er und klang dabei wie eine wütende Katze. "Louis, ich bin doch bei dir. Ich kann dich abhalten, wenn es für Harry zu heftig wird und du brauchst dringend...." - "Achwas, ich brauche gar nichts. Wir können nicht durch Blutmangel sterben, das hast du mir gut genug bewiesen Zayn!" schnappte Louis in seine Richtung, schlang sich die Arme um den Körper und drückte sich die Fingernägel in die Haut. Er schien sich unglaublich beherrschen zu müssen, nicht vollkommen auszuflippen. Seine Augen huschten über Harry, blieben an seinem Hals hängen und er kniff die Lippen fest zusammen. Einen Moment blieben sie so stehen, dann fasste Zayn Harry an den Schultern und zog ihn in Richtung Tür: "Lass mich mit ihm sprechen...warte in der Küche auf uns bitte...er ist gerade nicht so ganz bei sich." In diesem Moment schien die Kraft Louis verlassen zu haben und er sank an der Wand hinunter. "Lou!" keuchte Harry, riss sich von Zayn los und kniete rasch neben ihn. "Lou, es wird alles wieder. Zayn wird aufpassen und ich bin wirklich bereit dazu....bitte..."flüsterte er und strich ihm über die Haare. Er sah so schwach aus. Dann passierte es: Louis schlug die Augen wieder auf, blähte die Nasenflügel und ein tiefes Knurren entwich seiner Kehle. Er wollte Harry gerade packen, als Zayn ihn zurückriss und auf den Flur hinausbeförderte. Das Ganze geschah so schnell, dass Harry gar nicht genau sagen konnte, wie es von statten gegangen war und so blieb er auf dem Flur stehen und hoffte, dass Louis sich von Zayn beruhigen lies.

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