Zwar war es schon Nachmittag doch in der Stadt war natürlich noch viel los, schließlich war Edinburgh die Hauptstadt von Schottland und daher ein beliebtes Urlaubsziel.
Louis führte Harrys die Princess Street hinauf, die ansteigend von der Stadt bis auf die Burg führte, die sich auf der Spitze des Hügels befand.
"Die Häuser hier wurden vor 3 Jahrhunderten schon als Hochhäuser bezeichnet, weil sie für ihre Zeit schon echt hoch waren. Teilweise über 12 Etagen, siehst du?" Louis deutete auf die Häuser, die rechts und links an der Straße standen. Er schob sich die Sonnenbrille etwas höher auf die Nase und blieb vor einer schmalen Gasse stehen, die zwischen zwei Häusern lag. "Hier müssen wir rein, wenn du den Untergrund sehen willst", sagte er und sah Harry an, der sich mit einem Mal nicht mehr ganz sich sicher war, ob er mit dem Jungen, den er eigentlich gar nicht kannte und der auch noch von seinen Freunden verdächtigt wurde, krumme Dinger zu drehen, in ein Gewirr aus unterirdischen Gängen gehen wollte.
Er biss sich auf die Lippe und musterte Louis, der ihn erwartungsvoll ansah und mit der Stiefelspitze ungeduldig gegen einen kleinen Steinsockel stupste. "Na komm schon. Wenn du es zu unheimlich findest, können wir ja schnell wieder an die Oberfläche." Louis Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, er drehte sich um und ging entspannt in die dunkle Gasse hinein. Hin- und hergerissen stand Harry da, sah Louis nach und kämpfte mit dem inneren Schweinehund, der ihn zur Vorsicht mahnte, doch schließlich setzte Harry sich durch und ging Louis mit schnellen Schritten nach.
"Na, hast du dich doch getraut?", fragte Louis, sah zu ihm hinunter, während sie nebeinander die Gasse entlanggingen. Der Punk blieb plötzlich an einem niedrigen Holztor stehen, sah sich rasch um und stemmte dann einen Torflügel auf, bevor er hindurchschlüpfte. "Komm schnell und zieh die Tür hinter dir zu", wies er Harry an, der es ihm gleichtat und sich durch den schmalen Spalt quetschte. "Wo sind wir?", fragte er und versuchte etwas zu erkennen, doch in dem Keller war es so dunkel, dass er rein gar nichts sehen konnte.
In der Ferne war ein Plätschern zu hören und das Geräusch, das er beim Atmen verursachte, hallte von den Wänden wieder. "Warte, ich mach uns ein wenig Licht...", murmelte Louis und eine Sekunde später leuchtete ein Handydisplay auf. Im bläulichen Licht erkannte Harry nun, dass Louis ihn in den Keller eines Hauses gebracht hatte, der scheinbar unbenutzt war.
Die Wand bestand aus Backsteinen und eine schmale Treppe führte sie noch tiefer hinunter. Wenn er sich nicht verzählt hatte, waren es 39 Stufen. Harry wagte es nicht den Blick zu heben, denn er wollte auf keinen Fall ins Stolpern geraten und Louis umwerfen, der vor ihm herging."So, willkommen im Edinburg des vergangenen Jahrhunderts", sagte Louis gut gelaunt und hielt das Handy so, dass er möglichst viel ausleuchten konnte. Harry stockte der Atem: so etwas hatte er noch nie gesehen. Sie befanden sich zwischen einigen Häusern in einer schmalen Gasse, die mit Kopfsteinpflaster gepflastert war. Rechts und links des Straße befanden sich die Haustüren, sowie die schmalen Fenster der Erdgeschosswohnungen und als er den Kopf hob, sah Harry, dass sich unter der Erde wirklich komplette Häuser samt Straße befanden. Dort wo der Himmel hätte sein sollen, befanden sich allerdings Steinplatten.
"Die Steine an der Decke gehören zu den Fußböden der Häuser, die heutzutage an der Oberfläche stehen", erklärte Louis und ging andächtig die Gasse entlang. Es war ganz still, nur seine Schritte waren zu hören. "Willst du mal in eines der Häuser hineinschauen?" Seine Stimme hallte laut zwischen den Mauern und Harry bekam eine Gänsehaut. Aber er war zugleich auch so neugierig, dass er dem Angebot natürlich nicht widerstehen konnte und nickte. Louis grinste und betrat eines der Häuser.
Kaum war er mit dem Handy verschwunden, wurde es auf der Gasse unheimlich dunkel und Harry folgte ihm rasch in das Gebäude hinein. "Wow....ist das..."
"...eine Tapete. Von 1850 etwa. Ziemlich gut erhalten hier unten. Das muss ich zugeben", sagte Louis und trat einen Schritt an die Tapete heran, die noch an der Wand klebte, um sie genauer in Augenschein zu nehmen. Es war eine sehr schöne Tapete: vergilbtes Grün mit schwarzen Schnörkeln, die ein schönes Blumenmuster ergaben.
Ein Knacken war zu hören und in der absoluten Stille um sie herum klag es laut wie ein Kanonenschlag. Harry zuckte zusammen vor Schreck und griff ängstlich nach Louis Hand. "Hast du das gehört?" Louis Finger waren kalt, genau wie die Harrys, doch er erwiderte seinen Händedruck leicht und ließ ihn nicht los, während er zu ihm hinuntersah und ihm beruhigend zuzwinkerte: "Man sagt, es gäbe hier Gespenster. Ich habe hier allerdings noch keine gesehen."
Harrys Herz schlug bei diesen Worten bis zum Hals - eigentlich glaubte er nicht an Geister, aber in diesem Umfeld, schien ihm der Gedanke von durchsichtigen Spukgestalten gar nicht mehr so abwegig zu sein."Vielleicht gehen wir lieber wieder an die Oberfläche?", piepste er und verfluchte sich selbst in dem Moment für seine Angst. Was dachte der Ältere nun bloß von ihm? Louis jedoch nickte, festigte seinen Griff um Harrys Hand noch einmal und zog ihn dann hinter sich her, die schmale Gasse entlang, die Treppe hinauf und hinaus auf die Straße.
Kaum hatten sie wieder ein wenig Tageslicht, ließ Harry Louis Hand sofort los, obwohl es sich wirklich gut angefühlt hatte, doch er wusste schließlich nicht, was Louis davon hielt. Als Harry seine Hand rasch zurück in seine Jackentasche schob, hatte er kurz den Eindruck auf Louis Gesicht ein wenig Bedauern lesen zu können, doch vielleicht hatte er es sich auch nur eingebildet.
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Umzug mit Folgen
FanfikceHarry ist 16 Jahre alt und gerade mit seiner Familie nach Schottland gezogen, wo er sich gleich in einer neuen Schule einfinden muss. Er findet schnell Freunde in Liam und Niall, wird jedoch auch rasch vor den beiden komischen Typen aus der Oberstuf...